„Carlo Giuliani“ – Versionsunterschied

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== Geschehen ==
== Geschehen ==


Im Verlauf von Ausschreitungen, die sich an eine Demonstration von Globalisierungskritikern gegen den G8-Gipfel in Genua anschlossen, wurde auf der Piazza [[Gaetano Alimonda]] ein Polizeiwagen von [[Demonstrant]]en mit Holzbalken, Feuerlöschern und anderen Gegenständen attackiert. Während einige Angreifer sich abwandten, hob Carlo Giuliani, der ebenfalls zu einer Gruppe von gewaltbereiten Demonstranten gehörte, einen [[Feuerlöscher]] auf. Als er sich den Feuerlöscher hoch haltend – dem Wagen zuwandte, wurde er von einer Kugel in den Kopf getroffen und stürzte zu Boden. Das Fahrzeug überrollte den am Boden liegenden Carlo Giuliani dann sowohl beim Zurücksetzen als auch beim Wegfahren. Später konnte nur noch der Tod Giulianis festgestellt werden.
Im Verlauf von Ausschreitungen, die sich an eine Demonstration von Globalisierungskritikern gegen den G8-Gipfel in Genua anschlossen, wurde auf der Piazza [[Gaetano Alimonda]] ein Polizeiwagen von [[Demonstrant]]en mit Holzbalken, Feuerlöschern und anderen Gegenständen attackiert. Drei der vier Carabinieri im Jeep wurden dabei schwer verletzt.<ref>http://www.bmi.gv.at/oeffentlsicherheit/2001/09_10/artikel_8.asp Sturm auf die rote Zone<ref> Als einer der verletzten Polizisten mit seiner Pistole aus dem von Demonstranten eingeschlagenen Rückfenster zielte, flüchteten mehrere der Angreifer. Carlo Giuliani, der ebenfalls zu einer Gruppe von gewaltbereiten Demonstranten gehörte, bewegte sich in diesem Augenblick mit einem Feuerlöscher, welchen er mit beiden Händen über seinen Kopf haltend in Richtung des kaputten Jeepfensters zu schleudern gedachte, auf das Polizeifahrzeug zu.<ref>http://www.taz.de/nc/1/archiv/archiv-start/?ressort=sw&dig=2001%2F07%2F23%2Fa0090&cHash=6092e849a6&type=98 "Es war Rache"</ref><ref>http://www.kurier.at/nachrichten/113985.php "Ein Tag wie im Krieg"</ref><ref>http://www.welt.de/print-wams/article614696/Toedliche_Begegnung_zweier_Idealisten.html Tödliche Begegnung zweier Idealisten
Der eine Carabiniere, der andere Demonstrant: Sie waren</ref> Der Polizist schoss aus Notwehr zweimal<ref>http://www.n-tv.de/809647.html Todesschüsse bei G8 in Genua</ref> und eine Kugel traf Giuliani in den Kopf, der sofort tot war. Er stürzte knapp hinter dem Fahrzeug zu Boden, welches ihn dann sowohl beim Zurücksetzen als auch beim Wegfahren überrollte.


Die Geschehnisse wurden in der Presse vor allem durch die Verwendung von Fotos transportiert, die ein Fotograf mit einem Teleobjektiv aufgenommen hatte. Diese Fotos erwecken den Eindruck, Giuliani stände weniger als einen halben Meter von dem Polizeigeländewagen entfernt. Auf einem Bild, das in der selben Sekunde von einer anderen Position aufgenommen wurde, ist allerdings deutlich zu sehen, dass der Geländewagen nicht eingekeilt gewesen ist und Carlo Guiliani etwa vier Meter von dem Fahrzeug entfernt steht. Entscheidend für die Bewertung der Situation wird schließlich aber die Wahrnehmung der bedrohten Polizisten sein.
Die Geschehnisse wurden in der Presse vor allem durch die Verwendung von Fotos transportiert, die ein Fotograf mit einem Teleobjektiv aufgenommen hatte. Diese Fotos erwecken den Eindruck, Giuliani stände unbewegt weniger als einen halben Meter von dem Polizeigeländewagen entfernt und halte den Feuerlöscher auf Brusthöhe. Auf einem Bild, das in der selben Sekunde von einer anderen Position aufgenommen wurde, ist deutlich zu erkennen, dass der Geländewagen zwischen Giuliani und einer Mülltonne eingekeilt war und Guiliani etwa vier Meter von dem Fahrzeug entfernt mit dem hoch gehaltenen Feuerlöscher sich auf das Fahrzeug zubewegt.<ref>http://www.angelotripodi.it/blog/uploaded_images/g8-778485.jpg Besagtes Bild I</ref>
<ref>http://www.tatavasco.it/archivio/docs/genova/foto2.jpg Besagtes Bild II</ref>


Der Polizist berief sich auf [[Notwehr]], da er sich vor dem mit einem Feuerlöscher angreifenden Carlo Giuliani habe schützen müssen. Das Verfahren gegen ihn wurde im Mai 2003 eingestellt. Die Richterin berief sich auf ein umstrittenes ballistisches Gutachten, demzufolge der Schuss, der Giuliani getötet hat, in die Luft abgegeben wurde, von einem Stein abprallte und erst deshalb Giuliani tödlich getroffen habe. Teile der globalisierungskritischen Bewegung und Giulianis Eltern bezweifeln diese Darstellung.<ref>Die Tageszeitung: ''[http://www.taz.de/pt/2006/12/06/a0148.1/text Carlos Familie klagt an]'' (6. Dezember 2006)</ref>
Der Polizist berief sich auf [[Notwehr]], da er sich vor dem mit dem Feuerlöscher angreifenden Carlo Giuliani habe schützen müssen. Das Verfahren gegen ihn wurde im Mai 2003 eingestellt. Die Richterin berief sich auf ein umstrittenes ballistisches Gutachten, demzufolge der Schuss, der Giuliani getötet hat, in die Luft abgegeben wurde, von einem Stein abprallte und erst deshalb Giuliani tödlich getroffen habe. Da auf den Videoaufzeichnungen deutlich zu erkennen ist, dass der Schütze unmittelbar vor den Schüssen waagrecht direkt auf die Angreifer zielte, bezweifeln Teile der globalisierungskritischen Bewegung und Giulianis Eltern diese Darstellung.<ref>Die Tageszeitung: ''[http://www.taz.de/pt/2006/12/06/a0148.1/text Carlos Familie klagt an]'' (6. Dezember 2006)</ref>


An den offiziellen Ermittlungen wurden einige Ungereimtheiten bemängelt. Auf den Videoaufzeichnungen ist deutlich zu erkennen, dass der Schütze unmittelbar vor den Schüssen waagrecht direkt auf die Angreifer zielt. Außerdem hat ein unabhängiges Gutachten das Resultat geliefert, dass die zwei abgegebenen Schüsse aus zwei verschiedenen Waffen gestammt haben und auf einigen Bildern ist nicht klar zu erkennen, welcher der Polizisten aus dem Wagen heraus geschossen hat. Auch an dem [[Autopsie]]befund und an dem Datum, das die Polizei offiziell für die Spurensicherung angibt, wurden erhebliche Zweifel angemeldet. Auch wurde das Projektil nicht untersucht, sondern lediglich festgestellt, dass es sich dabei um Spezialmunition gehandelt hat.
Ein unabhängiges Gutachten lieferte zudem das Resultat, dass die zwei abgegebenen Schüsse aus zwei verschiedenen Waffen stammten. Jedoch ist auf den Bildern nicht klar zu erkennen, welcher der Polizisten aus dem Wagen geschossen hat.


Der Vater von Carlo Giuliani sagte über die Ermittlungen: „''Mein Sohn ist ermordet worden und das war nicht eine Einzelperson, sondern der Staat. Aber wahrscheinlich werden die Ermittlungen zu dem Ergebnis kommen, dass Carlo Selbstmord verübt hat, während die Polizei gleichzeitig ein Tontaubenschießen auf dem Platz veranstaltete.''“<ref name="TP">Dario Azzellini: ''[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12919/1.html Wer erschoss Carlo Giuliani?]'' Telepolis, 20. Juli 2002</ref> Derzeit klagen die Eltern und eine Schwester Giulianis vor dem [[EGMR|Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte]].
Der Vater von Carlo Giuliani sagte über die Ermittlungen: „''Mein Sohn ist ermordet worden und das war nicht eine Einzelperson, sondern der Staat. Aber wahrscheinlich werden die Ermittlungen zu dem Ergebnis kommen, dass Carlo Selbstmord verübt hat, während die Polizei gleichzeitig ein Tontaubenschießen auf dem Platz veranstaltete.''“<ref name="TP">Dario Azzellini: ''[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12919/1.html Wer erschoss Carlo Giuliani?]'' Telepolis, 20. Juli 2002</ref> Derzeit klagen die Eltern und eine Schwester Giulianis vor dem [[EGMR|Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte]].


Zu dieser Thematik ist ein Film erschienen, mit dem Titel „Was geschah auf dem Piazza Alimonda?“<ref>[http://www.piazzacarlogiuliani.org/carlo/index_de.php Film „Was geschah auf dem Piazza Alimonda?“]</ref> Er stellt die Minuten beziehungsweise Sekunden der Geschehnisse aus der Sicht des Vaters des Erschossenen dar und ist eine der umfassendsten Auswertungen des Bild- und Videomaterials.
Zu dieser Thematik ist ein Film erschienen, mit dem Titel „Was geschah auf dem Piazza Alimonda?“<ref>[http://www.piazzacarlogiuliani.org/carlo/index_de.php Film „Was geschah auf dem Piazza Alimonda?“]</ref> Er stellt die Minuten beziehungsweise Sekunden der Geschehnisse aus der Sicht des Vaters des Erschossenen dar und ist eine einseitige Auswertungen des Bild- und Videomaterials.


== Musik ==
== Musik ==

Version vom 19. Dezember 2007, 18:50 Uhr

Carlo Giuliani (* 14. März 1978 in Rom; † 20. Juli 2001 in Genua) war ein italienischer Demonstrant, der während einer Straßenschlacht im Rahmen von Protesten gegen den G8-Gipfel in Genua 2001 bei einem Angriff auf einen Carabiniere von diesem unter ungeklärten Umständen erschossen wurde.

Geschehen

Im Verlauf von Ausschreitungen, die sich an eine Demonstration von Globalisierungskritikern gegen den G8-Gipfel in Genua anschlossen, wurde auf der Piazza Gaetano Alimonda ein Polizeiwagen von Demonstranten mit Holzbalken, Feuerlöschern und anderen Gegenständen attackiert. Drei der vier Carabinieri im Jeep wurden dabei schwer verletzt.Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>.[1][2] Der Polizist schoss aus Notwehr zweimal[3] und eine Kugel traf Giuliani in den Kopf, der sofort tot war. Er stürzte knapp hinter dem Fahrzeug zu Boden, welches ihn dann sowohl beim Zurücksetzen als auch beim Wegfahren überrollte.

Die Geschehnisse wurden in der Presse vor allem durch die Verwendung von Fotos transportiert, die ein Fotograf mit einem Teleobjektiv aufgenommen hatte. Diese Fotos erwecken den Eindruck, Giuliani stände unbewegt weniger als einen halben Meter von dem Polizeigeländewagen entfernt und halte den Feuerlöscher auf Brusthöhe. Auf einem Bild, das in der selben Sekunde von einer anderen Position aufgenommen wurde, ist deutlich zu erkennen, dass der Geländewagen zwischen Giuliani und einer Mülltonne eingekeilt war und Guiliani etwa vier Meter von dem Fahrzeug entfernt mit dem hoch gehaltenen Feuerlöscher sich auf das Fahrzeug zubewegt.[4] [5]

Der Polizist berief sich auf Notwehr, da er sich vor dem mit dem Feuerlöscher angreifenden Carlo Giuliani habe schützen müssen. Das Verfahren gegen ihn wurde im Mai 2003 eingestellt. Die Richterin berief sich auf ein umstrittenes ballistisches Gutachten, demzufolge der Schuss, der Giuliani getötet hat, in die Luft abgegeben wurde, von einem Stein abprallte und erst deshalb Giuliani tödlich getroffen habe. Da auf den Videoaufzeichnungen deutlich zu erkennen ist, dass der Schütze unmittelbar vor den Schüssen waagrecht direkt auf die Angreifer zielte, bezweifeln Teile der globalisierungskritischen Bewegung und Giulianis Eltern diese Darstellung.[6]

Ein unabhängiges Gutachten lieferte zudem das Resultat, dass die zwei abgegebenen Schüsse aus zwei verschiedenen Waffen stammten. Jedoch ist auf den Bildern nicht klar zu erkennen, welcher der Polizisten aus dem Wagen geschossen hat.

Der Vater von Carlo Giuliani sagte über die Ermittlungen: „Mein Sohn ist ermordet worden und das war nicht eine Einzelperson, sondern der Staat. Aber wahrscheinlich werden die Ermittlungen zu dem Ergebnis kommen, dass Carlo Selbstmord verübt hat, während die Polizei gleichzeitig ein Tontaubenschießen auf dem Platz veranstaltete.[7] Derzeit klagen die Eltern und eine Schwester Giulianis vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Zu dieser Thematik ist ein Film erschienen, mit dem Titel „Was geschah auf dem Piazza Alimonda?“[8] Er stellt die Minuten beziehungsweise Sekunden der Geschehnisse aus der Sicht des Vaters des Erschossenen dar und ist eine einseitige Auswertungen des Bild- und Videomaterials.

Musik

Die spanische Ska-Band Ska-P verarbeitet in ihrem Anti-Globalisierungslied „Solamente Por Pensar“ den Tod Carlo Giulianis und fordert auch regelmäßig auf ihren Konzerten beim Spielen dieses Liedes (bei Konzerten in Italien wird die italienische Version "Solamente per pensare" gesungen) „Justicia para Carlo Giuliani!“ („Gerechtigkeit für Carlo Giuliani!“). Ebenfalls ist das Lied „Rabbia dentro il cuore“ der Los Fastidios Carlo Giuliani gewidmet, die Heidelberger Band Irie Révoltés widmet Carlo Giuliani eine Strophe ihres Liedes „Resistencia“. Auch die englische Pop-Band Chumbawamba hat ihm ein Lied in der Version des volkstümlichen Liedes Bella Ciao geschrieben. Die Band Petrograd schrieb das Lied "July 20th" und produzierte dazu ein Musikvideo.[9] Auch die englische Punkband Conflict produzierte zu ihrem Song "Carlo Giuliani" ein Video.[10] Ebenfalls schrieb die italienische Punkband Klasse Kriminale einen Song für ihn. Die deutsche Truppe Rotes Haus widmete ihm den Song "Limo", in dem sie unter anderem auch mit der Polizei und den G8 abrechnete. Im Mai 2007 nahm die Gruppe Projekt Gegengift den Song "Genua" auf, der die Ereignisse von 2001 verarbeitet und gleichzeitig Kritik an G8 und Kapitalismus übt. Der Song ist im Internet frei verfügbar. Die italienische Band Modena City Ramblers befasst sich im Lied "la legge giusta" über die Ereignisse, die zum Tode von Carlo Giuliani geführt haben. Das Lied beginnt mit dem der Originalaufnahme eines Carabiniere, der gleich nach dem Vorfall einen Globalisierungsgegner wütend anbrüllt und unterstellt Carlo Giuliani ermordet zu haben, er sagt: "l'hai ucciso tu, bastardo" (du hast ihn getötet, Bastard). Auch die amerikanische Hardcore-Punk-Band From Ashes Rise widmete Giuliani mit "Murder at the G8 Summit" ein Lied.

Quellen

  1. http://www.kurier.at/nachrichten/113985.php "Ein Tag wie im Krieg"
  2. http://www.welt.de/print-wams/article614696/Toedliche_Begegnung_zweier_Idealisten.html Tödliche Begegnung zweier Idealisten Der eine Carabiniere, der andere Demonstrant: Sie waren
  3. http://www.n-tv.de/809647.html Todesschüsse bei G8 in Genua
  4. http://www.angelotripodi.it/blog/uploaded_images/g8-778485.jpg Besagtes Bild I
  5. http://www.tatavasco.it/archivio/docs/genova/foto2.jpg Besagtes Bild II
  6. Die Tageszeitung: Carlos Familie klagt an (6. Dezember 2006)
  7. Dario Azzellini: Wer erschoss Carlo Giuliani? Telepolis, 20. Juli 2002
  8. Film „Was geschah auf dem Piazza Alimonda?“
  9. Musikvideo "July 20th"
  10. Video "Carlo Giuliani"