„John Cage“ – Versionsunterschied

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* Revill, David: ''Tosende Stille. Eine John Cage-Biographie'', List-Verlag, München, 1995. ISBN 3-471-78553-1
* Revill, David: ''Tosende Stille. Eine John Cage-Biographie'', List-Verlag, München, 1995. ISBN 3-471-78553-1
* Bischoff, Ulrich (Hg.): Kunst als Grenzbeschreitung: ''John Cage und die Moderne''. Kat. Ausst. Staatsgalerie moderner Kunst, München 1991
* Bischoff, Ulrich (Hg.): Kunst als Grenzbeschreitung: ''John Cage und die Moderne''. Kat. Ausst. Staatsgalerie moderner Kunst, München 1991
* [[Michael Eldred|Eldred, Michael]] [http://www.arte-fact.org/qvrpropn.html''The Quivering of Propriation: A Parallel Way to Music''], [http://www.arte-fact.org/qvrpropn.html#II.3 Section II.3 New Music is the Other Music (Cage)] www.arte-fact.org 2010
*Gresser, Clemens: ''"...a music made by everyone". Eine analytische Annäherung an John Cages Number Pieces'', in: MusikTexte 76/77 (1998), S. 41-47
*Gresser, Clemens: ''"...a music made by everyone". Eine analytische Annäherung an John Cages Number Pieces'', in: MusikTexte 76/77 (1998), S. 41-47
* [[René Block]], Gabriele Knapstein (Konzept): ''Eine lange Geschichte mit vielen Knoten. Fluxus in deutschland. 1962–1994.'' [[Institut für Auslandsbeziehungen]], Stuttgart 1995
* [[René Block]], Gabriele Knapstein (Konzept): ''Eine lange Geschichte mit vielen Knoten. Fluxus in deutschland. 1962–1994.'' [[Institut für Auslandsbeziehungen]], Stuttgart 1995

Version vom 3. Juli 2011, 13:07 Uhr

John Milton Cage Jr. (* 5. September 1912 in Los Angeles; † 12. August 1992 in New York City) war ein US-amerikanischer Komponist und Künstler. Mit seinen mehr als 250 Kompositionen,[1] die häufig als Schlüsselwerke der Neuen Musik angesehen werden, gilt er als einer der weltweit einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.[2] Hinzu kommen musik- und kompositionstheoretische Arbeiten von grundsätzlicher Bedeutung. Außerdem gilt Cage als Schlüsselfigur für die Ende der 1950er Jahre entstehende Happeningkunst und als wichtiger Anreger für die Fluxusbewegung und die Neue Improvisationsmusik. Neben seinem kompositorischen Schaffen betätigte er sich auch als Maler.

Leben

Datei:TudorCageShiraz1971.jpg
John Cage (rechts) mit David Tudor beim Shiraz Arts Festival 1971

Cage studierte zunächst zwei Jahre Literatur am „Pomona College“ in Claremont, beschloss Schriftsteller zu werden, ging 1930 nach Europa, studierte Architektur, sowie Klavier bei Lazare Lévy, der ihn mit der Musik Johann Sebastian Bachs vertraut machte, schrieb erste Gedichte und unternahm erste Versuche im Malen und Komponieren. Während dieser Zeit entstanden die ersten musikalischen Kompositionen. Zurückgekehrt nach Amerika begann er ein Kompositionsstudium, zunächst von 1932 bis 1934 Komposition bei Richard Buhlig, Harmonielehre und Kontrapunkt bei Adolph Weiss sowie Kurse in moderner Harmonie an der „New School of Social Research“, New York, bei Henry Cowell, bevor er in den folgenden zwei Jahren Unterricht bei Arnold Schönberg erhielt. 1937 heiratete er Xenia Andreyevna Kashevaroff[3]. 1938 zog er nach Seattle wo er am Cornish College of the Arts als Pianist und Korrepetitor für die Tanzabteilung engagiert war. Er baute sein erstes Schlagzeugensemble auf. Kurze Zeit später entstand als Begleitung für eine Choreografie seine erste Komposition für das von ihm erfundene Präparierte Klavier, auf dessen Saiten und Hämmern er Radiergummis, Nägel und andere kleine Teile montierte, die dem Klavier eine besondere Klangfarbe verleihen.

Auf Einladung László Moholy-Nagys unterrichtete er 1941 an der „Chicago School of Design“ eine Klasse in experimenteller Musik. In Seattle begegnete Cage erstmals dem Tänzer Merce Cunningham, seinem späteren Arbeits- und Lebenspartner. In New York City baute sich Cage ab 1942 eine Existenz als Komponist auf und trennte sich von seiner Frau. Er reiste weiterhin quer durch die USA, Europa und Asien, um Kurse und Vorträge zu halten und Aufführungen seiner Werke zu begleiten. Mit einem Konzert, das er 1943 im Museum of Modern Art aufführte, wurde Cage in New Yorker Avantgarde-Kreisen bekannt und knüpfte Kontakte sowohl zu bildenden Künstlern wie zu Tänzern und Musikern. Unter anderem traf er häufig mit Marcel Duchamp zusammen. 1948 und 1952 begegnete er, während seiner Lehrtätigkeit am Black Mountain College in North Carolina, Buckminster Fuller. Mit Merce Cunningham und dem Maler, Grafiker und Happening-Künstler Robert Rauschenberg begann Cage zusammenzuarbeiten und zusammenzuleben. Dieses Trio wohnte im gleichen Haus in einer Art Dreier-Beziehung.

Die Beschäftigung mit der Musik von Erik Satie und den Schriften von Henry David Thoreau und James Joyce führten John Cage zur Entwicklung einer eigenen Form von Musik über Musik und von Text über Text, einer in dieser Weise neuen Tätigkeit.

Die letzte Phase seines Schaffens, die 1987 begann, umfasst ca. 50 Stücke für diverse kammermusikalische Besetzungen, Orchester, Soloinstrumente, Chor, Performer, die so genannten „Nummernstücke“ (number pieces). Hier gibt Cage seinen Musikstücken keinen Titel mehr, sondern benennt sie nach der Zahl der Aufführenden und nummeriert sie in der Reihenfolge ihrer Entstehung durch. So z. B. das für vier Stimmen geschriebene FOUR² von 1990, welches für den Madrigal-Chor der Hood River Valley High School komponiert wurde. Die Nummernstücke sind in so genannten Time brackets notiert. Es handelt sich weder um die traditionelle Form der Musiknotation noch um eine grafische Notationsform. Vielmehr hat der Interpret die Möglichkeit, das Klangereignis während eines definierten Zeitraums einzuführen und während eines Zeitraumes wieder herauszunehmen.

Cage starb 1992 in New York City kurz vor seinem 80. Geburtstag an den Folgen eines Schlaganfalls.

Werke

Berühmt wurde sein Stück 4'33", zu dem er von Robert Rauschenbergs „White Paintings” angeregt wurde[4]. Dieses Stück besteht aus drei Sätzen mit der Anweisung Tacet, d.h. sie bestehen aus völliger Stille. In der Uraufführung am 29. August 1952, in Maverick Concert Hall in Woodstock, New York, zeigte der Pianist David Tudor die drei Sätze durch Schließen und Öffnen des Klavierdeckels an[5]. Laut Partitur ist die Dauer des Stückes frei wählbar und der Titel soll diesen Wert in Minuten und Sekunden genau angeben. Obwohl also streng genommen der Titel je nach gewählter Dauer variieren kann, hat sich die Bezeichnung 4'33" durchgesetzt, der Wert der Uraufführung. Ebenso frei wählbar ist die Zahl der Ausführenden und die Art der (nicht) benutzten Instrumente.

In Imaginary Landscape No. 1 für vier Spieler sind neben präpariertem Klavier und chinesischem Becken zwei Plattenspieler mit variabler Umdrehungszahl zu hören. Die Schallplatten waren die damals in Studios üblichen Messplatten zum Überprüfen von Plattenspielern mit Testtönen. Die elektronischen Komponenten waren also vorgefunden und nicht speziell komponiert. Das Stück ist für die Wiedergabe nicht im Konzertsaal, sondern über Radio gedacht[6]. Dieses Werk ist kaum der Musique Concrète noch der frühen Elektronischen Musik zuzurechnen, auch weil mechanische Musikinstrumente mit deren Spielern vorkommen, siehe auch Elektroakustische Musik. Eine Gemeinsamkeit mit diesen Richtungen besteht nur in der radiophonen Verbreitung. Vielmehr kann man eine Realisierungsform erkennen, in der zu den herkömmlichen mechanischen Musikinstrumenten nebst deren Spielern weitere - damals ungewöhnliche - Klangquellen hinzugezogen werden, wie z. B. auch die Sirenen in vielen Werken Varèses, siehe auch Bruitismus.

Seine Klang-Licht-Installation Essay (Writings through the Essay ‚On the Duty of Civil Disobedience‘, 1985/91) ist permanent in der Sammlung der Kunsthalle Bremen ausgestellt.

Eine Realisation des Orgelwerkes »ORGAN²/ASLSP« (As Slow(ly) and Soft(ly) as Possible) wird seit 2001 in Halberstadt in der St.-Burchadi-Kirche aufgeführt. Diese Aufführung soll bis zum 4. September 2640 dauern.

Nummernstücke

Opern

Die ersten zwei Opern sind Europera 1 & 2, deren Kompositionsauftrag Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn initiierten, von Gary Bertini 1987 mit der Chefdramaturgie der Oper Frankfurt am Main betraut. Es folgten als Einzelwerke noch die Europera 3 bis 5. Die erste Gesamtaufführung aller 5 Europeras fand 2001 an der Staatsoper Hannover statt.

Film

Kurz vor seinem Tod vollendete Cage seinen einzigen Film One 11 and 103 - Ein Film ohne Thema (auch unter dem Titel one high 11 and 103 geführt). Der 90minütige, komplett in schwarz-weiss gehaltene Film hat filmisch-erzählerisch wie auch musikalisch kein Thema. Ein minimal besetztes Orchester baut eine verhaltene Atmosphäre auf, die Bildsprache beschränkt sich auf Scheinwerferprojektionen. Musikalische Komposition von 103 wie auch Scheinwerfer-Projektionen und Kamerafahrten des Filmes One 11 basieren auf Cages Methodik der Zufallsoperationen, welche den Komponisten komplett emotional vom Entstehungsprozess des Werkes entkoppeln.

Literarische Werke

Zitate

„If you celebrate it, it's art, if you don't, it isn't“

John Cage[7]

„Knowing how to play instruments is fine, but knowing how to make music only belongs to the truly great.“

John Cage[8]

Siehe auch

Weiterführende Literatur

  • John Cage: Pour les oiseaux (1976), Editions Pierre Belfond, Paris, deutsch als: John Cage: Für die Vögel, Merve Verlag, Berlin
  • Kostelanetz, Richard: John Cage im Gespräch (1989), DuMont Verlag, Köln
  • John Cage I (Musik-Konzepte Sonderband), hrsg. von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, 2., veränderte Auflage, München 1990 (ISBN 3-88377-296-8)
  • John Cage II (Musik-Konzepte Sonderband), hrsg. von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, 2. Auflage, München 2000 (ISBN 3-88377-315-8)
  • Nachtcagetag (1987), Programmheft/Festschrift des WDR
  • Revill, David: Tosende Stille. Eine John Cage-Biographie, List-Verlag, München, 1995. ISBN 3-471-78553-1
  • Bischoff, Ulrich (Hg.): Kunst als Grenzbeschreitung: John Cage und die Moderne. Kat. Ausst. Staatsgalerie moderner Kunst, München 1991
  • Eldred, Michael The Quivering of Propriation: A Parallel Way to Music, Section II.3 New Music is the Other Music (Cage) www.arte-fact.org 2010
  • Gresser, Clemens: "...a music made by everyone". Eine analytische Annäherung an John Cages Number Pieces, in: MusikTexte 76/77 (1998), S. 41-47
  • René Block, Gabriele Knapstein (Konzept): Eine lange Geschichte mit vielen Knoten. Fluxus in deutschland. 1962–1994. Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart 1995
  • Klänge des Inneren Auges. Mark Tobey • Morris Graves • John Cage, hrsg. v. Wulf Herzogenrath/Andreas Kreul, Kunsthalle Bremen, München: Schirmer/Mosel Verlag 2002
  • The Cambridge Companion to John Cage, hrsg. v. David Nicholls, Cambridge: Cambridge University Press 2002 (ISBN 0-521-78968-0)
  • CageTalk. Dialogues with and about John Cage, hrsg. v. Peter Dickinson, Woodbridge: Boydell & Brewer 2006 (ISBN 978-1-58046-237-2)
  • Nicholls, David: John Cage, Champaign, IL: University of Illinois Press 2007 (ISBN 978-0-252-03215-8)
  • Philipp Schäffler: Die Idee der Bildung im Schaffen von John Cage , Mainz [u.a.] : Schott, 2009, ISBN 978-3-7957-0647-0

Einzelnachweise

  1. Siehe http://www.johncage.info/index2.html , abgerufen am 15. April 2011.
  2. Frank N. Magill, Chronology of twentieth-century history: arts and culture, Fitzroy Dearborn 1998, S. 1090.
  3. John Cage, Ulrich Bischoff, John Cage: Kunst als Grenzbeschreitung, John Cage und die Moderne bayerische Staatsgemäldesammlungen, neue Pinakothek, S. 224, Neue Pinakothek, München, 1991
  4. Hans Emons: Komplizenschaften: Zur Beziehung zwischen Musik und Kunst in der amerikanischen Moderne, S.70, Frank & Timme GmbH, 2006, ISBN 978-3-86596-106-8
  5. Joseph Tate, The Music and Art of Radiohead, Ashgate Publishing, 2005, ISBN 978-0-7546-3980-0
  6. Rudolf Frisius: Die musikalische Emanzipation der Klänge und Geräusche
  7. Ullrich Schwarz: Rettende Kritik und antizipierte Utopie: Zum geschichtlichen Gehalt ästhetischer Erfahrung in den Theorien von Jan Mukařovský, Walter Benjamin und Theodor w. Adorno, S. 34, W. Fink, 1981
  8. Moderation in der Video-Dokumentation The Eyes Scream - A History Of The Residents, TORSO VID7001, 1991

Sounds

  • FontanaMixer: Computerprogramm von Karlheinz Essl, das in Echtzeit Zufallsvariationen von John Cage's "Fontana Mix" (1958) generiert