Nacht der langen Messer

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Nacht der langen Messer ist die Bezeichnung für unterschiedliche, insbesondere politische Ereignisse.

Historische Ereignisse

  • Das Massaker an den britischen (keltischen) Adeligen durch die angelsächsischen Einwanderer im Jahre 450 in Salisbury, das unter anderem von dem mittelalterlichen britischen Historiker Geoffrey of Monmouth geschildert wurde. Die Aufforderung zum Mord erfolgte demnach durch den Ruf: „Nemet oure Saxas“. Auf Walisisch wurde dieses Ereignis als Brad y Cyllyll Hirion („Der Verrat der langen Messer“) bezeichnet.
  • Die Mordserie 1934 im Auftrag Hitlers, in welcher alle potentiellen Konkurrenten Hitlers ermordet (von Schleicher, Röhm, Gregor Strasser) oder kaltgestellt (von Papen) wurden, wurde von Goebbels propagandistisch als Röhm-Putsch dargestellt. Insbesondere wurde auf Befehl Adolf Hitlers die gesamte Führung der SA ermordet.[1] In Deutschland ist mit „Nacht der langen Messer“ meist dieses Ereignis gemeint, der Ausdruck ist jedoch bereits in der Weimarer Republik belegt (zum Beispiel Wilhelm Frick, MdR der NSDAP, im Mai 1932: „Die Nacht nach dem Siege gehört Euch S.A.-Leuten, sie wird die Nacht der langen Messer sein!“). Die Entsprechung Night of the Long Knives ist die im Englischen am meisten verbreitete Bezeichnung.
  • Innerhalb der SA und SS und gegenüber Juden wurden die Novemberpogrome 1938 gelegentlich mit dem Ausdruck angekündigt.
  • Zeitgenössischer Propagandaausdruck für die Geleitzugschlachten im Nordatlantik zwischen dem 18. und 20. Oktober 1940. Dabei wurden die Geleitzüge SC 7 und HX 79 angegriffen und 22 Frachtschiffe mit 154.709 BRT versenkt.[2]
  • Die Kabinettsumformungen des britischen Premierministers Harold Macmillan im Jahre 1962, bei denen er sieben Kabinettsmitglieder entließ.[3]
  • In Nordirland die Ausschaltung der irisch-republikanischen Splittergruppe IPLO (einer Abspaltung der INLA) durch die IRA im Herbst 1992. Der IPLO wurde eine Verwicklung in den Drogenhandel vorgeworfen.
  • In der Slowakei (slowakisch Noc dlhých nožov) die am 3. und 4. November 1994 erfolgte erste Sitzung des Parlaments nach den Parlamentswahlen 1994, bei der eine Parteienkoalition unter Führung des neuen Ministerpräsidenten Vladimír Mečiar alle staatlichen Spitzenpositionen im parlamentarischen, öffentlich-rechtlichen und wirtschaftspolitischen Bereich mit eigenen Kandidaten besetzte und die Opposition sämtliche Kontrollfunktionen verlor.

Wiederkehrende Ereignisse

  • In der Schweiz wird der Ausdruck seit der in letzter Minute durch Felix Auer „orchestrierten“ Wahl Otto Stichs 1983 auch für die Nacht vor einer Bundesratswahl verwendet,[4] weil bei umstrittenen Fällen oft bis kurz vor der Wahl Absprachen zwischen verschiedenen Parteien stattfinden und um einzelne Parlamentarierstimmen geworben wird. Vor allem in der Zeit vor der Mobiltelefonie sollen diese Aktivitäten teilweise bis spät in die Nacht in den Stammlokalen der verschiedenen Parlamentariergruppen über die Bühne gegangen sein. Diese Verwendung des Begriffs ist in der Schweiz am häufigsten.
  • Die Nacht der langen Messer ist der Spitzname einer Etappe der Rallye Monte Carlo über den Col de Turini.

Einzelnachweise

  1. Der Machtkampf: „Nacht der langen Messer“. In: zdf.de. 11. November 2002, archiviert vom Original am 4. Juli 2009; abgerufen am 13. September 2019.
  2. Clay Blair: Der U-Boot-Krieg, Die Jäger 1939–1942. Wilhelm Heine Verlag, München 1998, ISBN 3-453-12345-X, S. 249.
  3. Harold Macmillan (1894 – 1986). In: BBC History. 1. November 2006, abgerufen am 13. September 2019 (englisch).
  4. Francesco Benini: Die Nacht vor der Wahl. In: nzz.ch. 20. September 2009, abgerufen am 14. Oktober 2018.