Äußeres Burgtor (Wien)

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Äußeres Burgtor, Ringstraßenseite
Heldenplatzseite, 2005

Das Äußere Burgtor in Wien, früher auch Äusseres Burgthor geschrieben, liegt zwischen dem Heldenplatz und der Wiener Ringstraße (Burgring) und wird auch Heldentor genannt.

Geschichte

Äußeres Burgtor um 1898

1660 war das alte Burgtor als Teil der Festungsanlagen Wiens errichtet worden und während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 heiß umkämpft. Während des Fünften Koalitionskrieges, im Jahr 1809, wurde es – wie andere Teile der Stadtbefestigungen auch – von den Soldaten Napoleons gesprengt, wodurch offensichtlich wurde, dass die Stadtbefestigungen ihren militärischen Wert endgültig verloren hatten.

Das Äußere Burgtor wurde von Peter Nobile nach Plänen von Luigi Cagnola durch Soldaten der kaiserlich-österreichischen Armee errichtet. Für die Toranlage mit fünf Rundbogentoren in Quadertechnik verwendete man harten Wöllersdorfer- und Kaisersteinbrucher Stein, für weniger belastete Teile St. Margarethener Stein.[1] Die feierliche Grundsteinlegung fand am 22. September 1821 unter Anwesenheit von Kaiser Franz I. statt. Am 16. Oktober 1824 – dem elften Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig – wurde es feierlich eröffnet. Laut einer Kundmachung war ab 18. Oktober 1824 die freie Durchfahrt durch das neue Tor möglich.

In vergoldeter Schrift findet sich an der Ringstraßenseite die Aufschrift „FRANCISCUS I. IMPERATOR AUSTRIAE MDCCCXXIV“ (Franz I., Kaiser von Österreich 1824) und an der dem Heldenplatz zugewandten Front „IUSTITIA REGNORUM FUNDAMENTUM“ (Die Gerechtigkeit ist das Fundament der Herrschaft.), der Wahlspruch von Kaiser Franz I. von Österreich.

Ende des 19. Jahrhunderts plante Otto Wagner, das Tor abzutragen und in Grinzing wieder aufzubauen. An seiner Stelle wollte er ein monumentales Denkmal Kaiser Franz Josephs errichten. Ludwig Baumann wiederum, ein Bauleiter der Hofburg, war für die Schleifung des Bauwerks, um so den Heldenplatz (bis 1878 „Äußerer Burgplatz“) zur Ringstraße hin zu öffnen.

Zur Zeit der NS-Herrschaft in Österreich gab es Überlegungen, den Heldenplatz architektonisch aufzuwerten. Zu diesem Zweck sollte die Hauptachse des Platzes um 90 Grad gedreht werden, so dass jener Balkon der Hofburg, von dem aus Adolf Hitler den Anschluss Österreichs verkündet hatte, Hauptblickpunkt bei großen Aufmärschen geworden wäre. Zu diesem Zweck wollte man die Reiterdenkmäler von Erzherzog Carl und Prinz Eugen von Savoyen ebenso versetzen wie das Burgtor selbst, welches man in die Mitte des Heldenplatzes rücken wollte.

„Heldentor“

Schon die Errichtung dieses Bauwerks durch Soldaten und die Eröffnung am elften Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig sollte auf den heldenhaften Kampf der österreichischen Armee gegen die Truppen Napoleons verweisen. Im Laufe seiner weiteren Geschichte wurden hier immer mehr Gedenkstätten eingerichtet.

Lorbeerkranz und Wappen
Lorbeerzweige der obersten Kriegsherrn

„Lorbeer für unsere Helden 1914–1916“

Zu Pfingsten 1915 regte die Gattin eines Kaiserlichen Rats, Flora Berl, die Aktion „Lorbeer für unsere Helden 1914–1916“ an. Erzherzog Carl Stephan, der Protektor der Hilfsaktion des Kriegsfürsorgeamts – vormals „Kälteschutz“ – nahm sich auch der Tochteraktion „Lorbeer für unsere Helden 1914–1918“ an und hatte auch die Idee mit dem Äußeren Burgtor als zentralen Ort dieser Aktion.

Bei dieser Spendenaktion sollten „aus einer Legierung, die für todbringende Geschosse nicht geeignet ist“, Lorbeerkränze („Siegeskränze“, keine Grabkränze) gefertigt werden. Jeder Spender konnte entweder seinen eigenen Namen in eines der Lorbeerblätter eingravieren lassen oder dieses Blatt einem Soldaten an der Front widmen. Der Spender konnte sich in ein Ehrenbuch eintragen und erhielt ein Erinnerungsdokument – eine Spendenaktion, welche dem Prinzip des „Wehrmann in Eisen“ gleicht. Eröffnet wurde diese Spendenaktion am 1. Juni 1915 in der Kärntner Straße 35 in Wien, wo die Räume der Hamburg-Amerika-Linie als Propagandalokal dienten. Der Ertrag dieser Spendenaktion ging an den k.k. Österreichischer Militär-Witwen- und Waisenfonds und das Kriegsfürsorgeamt vormals „Kälteschutz“.

Prominenteste Spender waren:

An ihre Spende erinnern die vier vergoldeten Lorbeerzweige in der Mitte der Ringstraßenfront zwischen den Lorbeerkränzen und Wappen der Länder und Städte Österreichs („der im Reichsrat vertretenen Länder“). Zusätzlich wurde auch der Spruch „LAURUM MILITIBUS LAURO DIGNIS MDCCCCXVI (Lorbeer den des Lorbeer würdigen Soldaten 1916)“ angebracht.

Feststiege zur dachlosen Ehrenhalle
Krypta

Heldendenkmal, Krypta

Zwischen den Jahren 1933 und 1934 wurde das Äußere Burgtor nach einem Architekturwettbewerb durch Rudolf Wondracek, einem Schüler von Otto Wagner, zu einem den Gefallenen des Ersten Weltkrieges gewidmeten Heldendenkmal umgebaut, wobei die äußere Form des Bauwerks nicht verändert werden durfte. An den beiden Schmalseiten führen Feststiegen zur dachlosen Ehrenhalle, welche der Architekt damit begründete: „Die Helden des Weltkrieges sind unter freiem Himmel gefallen, sie sollen unter freiem Himmel geehrt werden.“ Im Inneren wurde nördlich von der Fahrbahn eine Krypta für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Darin befinden sich ein von Wilhelm Frass aus rotem Marmor geschaffenes Epitaph eines toten Soldaten, ein schlichter Altar sowie zehn Ehrenbücher mit den Namen der im Krieg gefallenen Österreicher, deren Seiten täglich umgeblättert werden.

Für die Finanzierung der Errichtung des Heldendenkmals hatte man den schon im Ersten Weltkrieg verwendeten „Wehrmann in Eisen“ erneut in Dienst gestellt. Die zehn Ehrenbücher wurden aus diesen Spenden finanziert. Obwohl das Epitaph noch nicht fertig war, wurde das Heldendenkmal am 9. und 10. September 1934 im Rahmen einer patriotischen Feier eröffnet. Am 15. März 1938 legte hier auch Adolf Hitler einen Kranz nieder und Hermann Göring besuchte am 27. März die Ehrenstätte. In dieser Krypta wird jeden Sonntag eine Heilige Messe gelesen.

SA-Denkmal

Während der Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie war die mittlere Tordurchfahrt meist geschlossen, da diese für den Kaiser reserviert war. Hier bekam später die SA ihr eigenes Ehrenmal, welches nach Kriegsende 1945 wieder entfernt wurde.

Weiheraum

Weiheraum

1965 wurde auf Beschluss der Bundesregierung südlich der Durchfahrt ein Weiheraum für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes eingerichtet. Er enthält einen schwarzen Marmorblock, dessen Oberseite das Bundeswappen und auf seiner Vorderseite die Inschrift „IM GEDENKEN AN DIE OPFER IM KAMPFE FÜR ÖSTERREICHS FREIHEIT“ trägt. In einer Vitrine in der Vorhalle werden Dokumente über die Wiedererrichtung der Republik Österreich aufbewahrt. Am 27. Mai 1965 wurde der Weiheraum seiner Bestimmung übergeben.

Umgebung

Nur wenige Meter vom Äußeren Burgtor entfernt befinden sich noch zwei weitere Gedenkstätten der jüngeren Vergangenheit.

Papstkreuz

Südlich neben dem Heldentor befindet sich das stählerne Papstkreuz, welches an den Besuch von Papst Johannes Paul II. am 10. September 1983 erinnert und vom Architekten Gustav Peichl entworfen wurde.

Denkmal der Exekutive

Nördlich neben dem Heldentor befindet sich ein Denkmal, welches an im Dienst verunglückte Polizisten und Gendarmen erinnern soll. Gesegnet wurde das aus zwei rechtwinkeligen Stahlkörpern bestehende Denkmal am 3. Juni 2002 in Anwesenheit von Bundespräsident Thomas Klestil.

Nachkriegszeit und Neuordnung der Krypta im Heldentor

Nachdem der Nationalratsabgeordnete Harald Walser von den Grünen im Jahr 2012 bekannt gemacht hatte, dass der Name von Josef Vallaster auch in den Totenbüchern in der Krypta des Heldentors aufgeführt wurde, veranlasste Verteidigungsminister Norbert Darabos die Streichung Vallasters aus den Totenbüchern. Außerdem folgt dem eine angeordnete Untersuchung durch Experten, die feststellen sollen, ob weitere Kriegsverbrecher unter den in den Totenbüchern aufgeführten gefallenen Soldaten sind. Weiters wurde untersucht, ob wie von Wilhelm Frass 1938 behauptet, er 1935 heimlich eine Huldigung des Nationalsozialismus im liegenden Soldaten deponiert hat,[2] was im Juli 2012 bestätigt wurde.[3] Zugleich wurde auch eine pazifistische Nachricht von Frass' bis dahin weitgehend unbekannten Assistenten Alfons Riedel entdeckt.

Literatur

  • Margaret Gottfried: Das Wiener Kaiserforum. Utopien zwischen Hofburg und Museumsquartier. Böhlau Verlag, Wien (2001). ISBN 3205991966
  • Lorbeer für unsere Helden 1914–1916. Denkschrift zur Enthüllung der Kränze am äusseren Burgtor in Wien. Militär-Witwen- und Waisenfond. Wien 1916.
  • Peter Stachel: Mythos Heldenplatz. Pichler Verlag GmbH & Co KG, Wien, ISBN 3-85431-286-5.
Commons: Äußeres Burgtor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alphons Lhotsky: Die Baugeschichte der Museen und der Neuen Burg. Das Kaiserforum, S 148, Anmerkung 348, Verlag Ferdinand Berger, Wien 1941.
  2. Krypta: Darabos strich SS-Kriegsverbrecher. ORF (wien.orf.at), 17. Juni 2012, abgerufen am 17. Juni 2012.
  3. Nazi-Parolen im Wiener Burgtor versteckt. ORF (www.orf.at), 19. Juli 2012, abgerufen am 19. Juli 2012.

Koordinaten: 48° 12′ 20,2″ N, 16° 21′ 45,9″ O