Überschwemmungskatastrophe in Pakistan 2010

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Lage der betroffenen Provinz Khyber Pakhtunkhwa
Der Indus in Pakistan, Lage der Städte

Im Juli/August 2010 kam es vom 27. Juli an im nordwestlichen Pakistan als Folge eines außergewöhnlich starken Monsunregens zu katastrophalen Überschwemmungen, bei denen bis zum 7. August mindestens 1600 Bewohner der betroffenen Region ums Leben kamen.[1] Betroffen ist zunächst die Provinz Khyber Pakhtunkhwa, die an der Grenze zu Afghanistan liegt.[2] Die Wassermengen zerstörten zunächst vor allem im Einzugsgebiet des Swat und am Oberlauf des Indus zahlreiche neu errichtete Brücken und Straßen. Inzwischen ist aber der gesamte Flusslauf bis nach Sindh am Indischen Ozean betroffen. Laut dem UN-Nothilfekoordinator sind mehr als 14 Millionen Menschen betroffen, von denen mindestens 6 bis 7 Mio. unmittelbar humanitäre Hilfe benötigen.[3] Unter anderen haben die Vereinigten Staaten und die Volksrepublik China ihre Bereitschaft zur Unterstützung der Opfer erklärt. Auch die deutsche Bundesregierung sendet mindestens 1 Mio. Euro Soforthilfegelder.

Überschwemmungen

Satellitenbilder des Oberlaufes des Indus vom 1. August 2009 (oben) und vom 31. Juli 2010 (unten)

Hervorgerufen wurden die Überschwemmungen durch starke Monsunregenfälle in der Region, die als die stärksten seit mehr als achtzig Jahren gelten.[4] Nach den Angaben von OCHA sind 36 pakistanische Distrikte zumindest teilweise überflutet[5] und mehr als eine Million Bewohner direkt von den Auswirkungen betroffen.[6] Mian Iftikhar Hussain, der Informationsminister der Regierung der Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Nordwesten Pakistans bezeichnete die Überschwemmmungen als „schlimmste Katastrophe in unserer Geschichte“[7] und beklagte, dass „die Infrastruktur dieses Provinz bereits durch den Terrorismus zerstört war. Was davon übrig war, wurde von den Fluten beseitigt“.[8] In manchen Gebieten stand das Wasser über fünf Meter hoch, sodass viele Bewohner auf den Dächern ihrer Häuser ausharrten, bis Hilfe eintraf.[7] Am 31. Juli veröffentlichte die Tageszeitung Dawn vorläufige Berichte, nach denen mindestens 45 Brücken und 3700 Häuser durch das Hochwasser zerstört wurden. Der Karakorum Highway, der Pakistan mit China verbindet, wurde gesperrt, nachdem eine Brücke der Fernstraße zerstört wurde.[9]. Anfang August bewegte sich der Schwerpunkt der Überschwemmungen von der nordwestlichen Grenzregion zu Afghanistan hin entlang des Indus nach Süden in den Westen der Provinz Punjab und den Süden der Provinz Sindh.[1]

Nach Aussage des Internationalen Komittees vom Roten Kreuz hat die Überschwemmung eine starke Auswirkung auf die Lebensumstände der dem bewaffneten Konflikt in der Grenzregion zu Afghanistan ausgesetzten Zivilbevölkerung. Abgesehen von den Zerstörungen an Häusern und Infrastruktur wurde auch die Wasserversorgung beeinträchtigt, sodass die Bewohner der Gegend anfällig gegenüber Krankheiten sind, die durch verschmutztes Wasser hervorgerufen werden.[10]

Besondere Meldungen aus einzelnen Regionen

  • Die Wassermassen bedrohten am Freitag die Stadt Jacobabad im Süden. Die Behörden riefen am Freitag, 13. August, eine Flutwarnung aus und forderten die 400.000 Einwohner der Stadt an der Nordgrenze der Provinz Sindh, nördlich von Sukkur, zur Flucht auf.[11]

Finanzhilfe

UN-Nothilfekoordinator John Holmes stellte am 11.August 2010 eine UN-Soforthilfe von 352 Mio. Euro bereit. Darüber hinaus will die Europäische Union eine Soforthilfe von 40 Mio. Euro bereit stellen. [13] Die Zahlen der Angebote sind wahrscheinlich nicht mehr aktuell sondern wurden durchweg erhöht. Die pakistanische Taliban-Organisation Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) sprach sich gegen eine Hilfe insbesondere aus den USA aus und bot 20 Millionen Dollar an.[14]

Angesichts der Katastrophe hat Indien seinem Erzrivalen Hilfsgüter im Wert von fünf Millionen Dollar angeboten. In einem Telefongespräch mit seinem pakistanischen Amtskollegen S. Mahmood Qureshi drückte Indiens Außenminister S. M. Krishna seine Solidarität und sein Mitgefühl aus für die Leiden der pakistanischen Bevölkerung. – Indien und Pakistan führten seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 drei Mal Krieg gegen einander.[15]

Globale Wetterlage als Ursache

Omegalage über Russland und Pakistan

Die Wald- und Torfbrände in Russland, die Überschwemmungskatastrophe in Pakistan sowie die Überschwemmungen im Dreiländereck Deutschland, Polen, Tschechien sind über eine Omegalage genannte Wetterlage ursächlich miteinander verbunden. Ein seit Wochen stabiles Hochdruckgebiet über Russland zieht warme Luft aus dem Süden an. In den westlich und östlich davon liegenden Tiefdruckgebieten, sind stabile Schlechtwetterlagen mit ungewöhnlich hohen Niederschlägen angesiedelt.[16]

Frühere schwere Überschwemmungen

  • Vergleiche 2007: Bis zu einer Million Menschen waren in der Region Baluchistan im Südwesten Pakistans von den damaligen schweren Unwettern betroffen.[17]

Weblinks

Commons: Überschwemmungskatastrophe in Pakistan 2010 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. a b Orla Guerin: Pakistan issues flooding 'red alert' for Sindh province In: British Broadcasting Corporation, 8. August 2010. Abgerufen am 7. August 2010 (englisch). 
  2. Webseite der GOVERNMENT OF KHYBER PAKHTUNKHWA, Provincial Disaster Management Authority (PDMA) Updated (aktualisiert): 1400 Hrs, 9. August 2010 (Tote: 956 — Displaced: 880.624 von 25 Mio. Einw.; dort weitere Übersichten)
  3. http://www.nytimes.com/aponline/2010/08/11/world/asia/AP-UN-UN-Pakistan-Appeal.html?_r=1&ref=world engl. über das U.N. Office for the Coordination of Humanitarian Affairs], 11. August 2010, NY Times
  4. Flooding kills hundreds in Pakistan and Afghanistan, BBC, 30. Juli 2010. Abgerufen am 8. August 2010 (englisch). 
  5. UN starts relief works in flood hit provinces, Dawn (Tageszeitung), 30. Juli 2010. Abgerufen am 8. August 2010 (englisch). 
  6. UN voices Pakistan flood fears as death toll soars, British Broadcasting Corporation, Juli 2010. Abgerufen am 8. August 2010 (englisch). 
  7. a b Ismail Khan: 400 Killed in Flooding in Pakistan, Officials Say, The New York Times, 30. Juli 2010. Abgerufen am 8. August 2010 (englisch). 
  8. Griff Witte, Khan, Haq Nawaz: Government ramps up relief efforts in flooded northwest Pakistan. The Washington Post, 30. Juli 2010, abgerufen am 8. August 2010 (englisch).
  9. Over 800 dead due to flooding: Mian Iftikhar, Dawn, 31. Juli 2010. Abgerufen am 8. August 2010 (englisch). 
  10. Pakistan: preventive health measures in flood-affected. In: ICRC News Release. Internationales Komitee vom Roten Kreuz, 4. August 2010, abgerufen am 8. August 2010.
  11. Hunderttausende in Pakistan zur Flucht aufgefordert. Immer mehr Städte von Flut bedroht – Seuchen grassieren. NZZ Online vom 13. August 2010, 15:19, (nach sda/dpa/Reuters)
  12. Cholera confirmed. AP, 14. August 2010, 11.56am IST (via ToI)
  13. Spendenappell für Flutopfer - UNO: Pakistan braucht sofort 352 Millionen Euro, tagesschau.de, 11. August 2010 (german). 
  14. Bei zeit.de
  15. Indien bietet Hilfe an (sda/afp) NZZ vom 15. August
  16. SF Tagesschau 8. August 2010: Brände und Überschwemmungen: Wetter-Extreme hängen zusammen
  17. Überschwemmungen im Süden Pakistan. Abgerufen am 10. August 2010.