Stefan Selke

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Stefan Selke 2015

Stefan Selke (* 6. Oktober 1967 in Rheinfelden/Baden als Stefan Guschker) ist ein deutscher Soziologe und Professor an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft der Hochschule Furtwangen.[1]

Leben

Selke studierte zunächst Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen.[1] Er lebte 1991 und 1992 in Bauru/São Paulo (Brasilien). Danach folgten von 1993 bis 1998 Studien der Soziologie, Philosophie, Anthropo-Geografie sowie der portugiesischen Literatur- und Sprachwissenschaften an der Universität Bonn.[1] Von 1998 bis 2002 war er als Projektleiter beim Institut für Sozialwissenschaften infas tätig.[1] 2002 wurde er im Fach Soziologie an der Universität Bonn promoviert mit der Fallstudie Bilderwelt und Lebenswirklichkeit. Eine soziologische Studie über die Rolle privater Fotos für die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens.[1]

Von 2004 bis 2006 vertrat Selke den Lehrstuhl für Soziologie an der Fachhochschule Villingen-Schwenningen (Hochschule der Polizei). Anschließend war er zwischen 2006 und 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe sowie am Institut für Regionalwissenschaften der Universität Karlsruhe.[1]

2008 wurde Selke Professor für „Mediensoziologie“ an der Hochschule Furtwangen, seit 2011 für das Lehrgebiet „Gesellschaftlicher Wandel“.[1] Seit 2015 ist er zudem Forschungsprofessor für „Transformative und Öffentliche Wissenschaft“[1] und beschäftigt sich mit neuen Modellen der Ko-Produktion von Wissen und Öffentlicher Soziologie. Zusätzlich lehrte er von 2008 bis 2014 am Karlsruher Institut für Technologie und war 2015 Gastdozent am Institut für Soziologie der Universität Salzburg.[1]

Selke ist Autor von Büchern und Artikeln in nationalen und internationalen Zeitschriften sowie Herausgeber wissenschaftlicher Sammelbände. Er hält zudem Vorträge und ist als öffentlich wirksamer Soziologe häufig zu Gast in zahlreichen Fernseh- und Radiosendungen.[1]

2021 wurde Stefan Selke für sein Zukunftsprojekt „NeoUniversity“ der Wolfgang-Heilmann-Preis verliehen. Den Preis vergibt die Integrata-Stiftung für „herausragende Beiträge zur Umsetzung der modernen Informationstechnologie im Sinne ihrer humanen Nutzung“. Ausgezeichnet werden laut Stiftung „Visionäre und Vordenker, die ambitionierte grundsätzlich aber auch realisierbare Zukunftsentwürfe für eine digitalisierte Gesellschaft entwickeln.“ Mit der Vergabe wurde auch explizit Selkes Engagement im Bereich öffentlicher Wissenschaft als Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gewürdigt. Der Wolfgang-Heilmann-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Wissenschaftliche Schwerpunkte

Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Forschung sind u. a. die Themenbereiche Armutsökonomie und soziale Nachhaltigkeit, (insbesondere das Thema „Tafeln in Deutschland“), Transformative und Öffentliche Wissenschaft (insbesondere Public Sociology), Gesellschaftlicher Wandel, gesellschaftliche Transformationen, Gesellschafts- und Zeitdiagnosen, historische und aktuelle Utopien, soziale Innovationen sowie Digitalisierung im Gesundheitswesen (insbesondere Lifelogging und Self-Tracking).[1]

Im Forschungsfeld Armutsökonomie beschäftigte sich Selke intensiv mit Lebensmitteltafeln in Deutschland. Einem breiteren öffentlichen Publikum wurde er insbesondere zwischen 2008 und 2013 als Kritiker der sogenannten „Tafelbewegung“ bekannt.[2][3] Hierzu fand eine Demonstration gemeinsam mit Armutsbetroffenen vor dem Brandenburger Tor in Berlin statt.[4] Diese Aktion wurde 2018 im Haus der Geschichte als Beispiel für organische öffentliche Soziologie ausgestellt.[4]

Im Kern kritisiert Selke die mangelnde soziale Nachhaltigkeit der bei Tafeln geleisteten Hilfe, die Arme lediglich versorgt.[2] Er fordert, dass sich die Tafeln selbst in Frage stellen müssen, um dabei eine irreversible Verstetigung einer Armutsversorgung ohne strukturelle Armutsbekämpfung zu verhindern. Mit dem Buch Schamland. Die Armut mitten unter uns (2013) legte Selke eine umfangreiche Sozialstudie zu Tafeln, Suppenküchen, Sozialkaufhäusern und ähnlichen armutslindernden Einrichtungen vor.

Mitgliedschaften (Auswahl)

Veröffentlichungen (Auswahl)

Als Autor

  • Bilderwelt und Lebenswirklichkeit. Eine soziologische Studie über die Rolle privater Fotos für die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens. Lang, Frankfurt am Main, 2002

Als Herausgeber

  • Kritik der Tafeln in Deutschland: Standortbestimmungen zu einem ambivalenten sozialen Phänomen. VS Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17354-2
  • mit Ulrich Dittler: Postmediale Wirklichkeiten aus interdisziplinärer Perspektive. Neue Beiträge zur Zukunft der Medien. Heise, Hannover 2010, ISBN 978-3-93693-168-6
  • mit Katja Maar: Transformation der Tafeln: Aktuelle Diskussionsbeiträge aus Theorie und Praxis der Tafeln. Wiesbaden 2011, ISBN 3531180126
  • Lifelogging. Digitale Selbstvermessung und Lebensprotokollierung zwischen disruptiver Technologie und kulturellem Wandel. Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-10415-3
  • mit Annette Treibel: Öffentliche Gesellschaftswissenschaften. Grundlagen, Anwendungsfelder und neue Perspektiven. Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-16709-7

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n Hochschule Furtwangen: Stefan Selke. Abgerufen am 23. März 2020.
  2. a b c Tafeln spalten Gesellschaft. In: Caritas NRW. 5. Februar 2019, abgerufen am 23. März 2020.
  3. Stefan Selke: Es ist angerichtet: Tafeln in Deutschland! Abgerufen am 23. März 2020.
  4. a b Furtwangen: Furtwanger Hochschul-Professor spricht zum Thema Armut. In: Südkurier.de. 7. Oktober 2019, abgerufen am 23. März 2020.
  5. Stefan Selke – SozBlog. Abgerufen am 23. März 2020 (deutsch).
  6. Aktionsbündnis 20 - START. Abgerufen am 23. März 2020.
  7. Stefan Selke. In: Schader-Stiftung. Abgerufen am 23. März 2020.
  8. Wissenschaft trifft Science fiction: Die Strategien der Menschheit für ein besseres Leben.“ weiterer Untertitel im Katalog der der Deutschen Nationalbibliothek; Rezension@spektrum.de, abgerufen am 26. Mai 2022