Bahnhof Gera-Liebschwitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. März 2023 um 02:51 Uhr durch InternetArchiveBot (Diskussion | Beiträge) (InternetArchiveBot hat 1 Archivlink(s) ergänzt und 0 Link(s) als defekt/tot markiert.) #IABot (v2.0.9.3). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gera-Liebschwitz
bereits stillgelegter Bahnhof (2018)
bereits stillgelegter Bahnhof (2018)
bereits stillgelegter Bahnhof (2018)
Daten
Lage im Netz Zwischenbahnhof
Bauform Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise 2
Abkürzung UGLW[1]
IBNR 8011620[2]
Eröffnung 1. Dezember 1892
Auflassung Oktober 2016
Lage
Stadt/Gemeinde Gera
Ort/Ortsteil Taubenpreskeln
Land Thüringen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 50′ 20″ N, 12° 4′ 53″ OKoordinaten: 50° 50′ 20″ N, 12° 4′ 53″ O
Höhe (SO) 205 m
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Gera-Liebschwitz
Bahnhöfe in Thüringen
i16i18

Der Bahnhof Gera-Liebschwitz war eine Eisenbahn-Betriebsstelle in Gera. Sie war benannt nach dem Stadtteil Liebschwitz, liegt allerdings im Ortsteil Taubenpreskeln. Die Station ging 1892 in Betrieb und wurde 2016 stillgelegt.

Lage

Der Bahnhof Gera-Liebschwitz befindet sich am Streckenkilometer 4,084 der Bahnstrecke Gera Süd–Weischlitz.

Er liegt auf dem Gebiet des Ortsteils Taubenpreskeln. Der Ortskern vom namensgebenden Stadtteil Liebschwitz befindet sich etwa eineinhalb Kilometer weiter südöstlich. Etwa 500 Meter weiter südlich kreuzt die Strecke die Weiße Elster.

In nördlicher Richtung ist die nächstgelegene Station der auch stillgelegte Haltepunkt Gera Ost in etwa eineinhalb Kilometer Entfernung. Der Haltepunkt Wünschendorf (Elster) Nord in zwei Kilometern Entfernung ist in Richtung Süden die nächste Station.

Geschichte

Am 10. Oktober 1889 traten die Gemeinderäte von Liebschwitz, Taubenpreskeln, Lietzsch, Lengefeld, Niebra, Pösneck, Otticha, Untitz und Meilitz mit einer Bitte um die Errichtung einer Bahnstrecke in der Nähe von Liebschwitz an die Hohe Ständeversammlung des Königreichs Sachsen heran. Sie sahen die unbedingte Notwendigkeit eines Bahnhofs in Liebschwitz. Die Anzahl der Wagenladungen per Bahnversand vom damals mit genutzten Bahnhof Wolfsgefärth von 1888 ist wie folgt beziffert: Zoitzspinnerei (230), Zoitzmühle (170), Getreide- und Futterartikelhandlung (20), Dampfbrauerei (16) und die Zigarrenfabrik Taubenpreskeln (12). Insgesamt sind es somit 608 Wagenladungen a 200 Zentner.[3]

Am 1. Dezember 1892 ging in Liebschwitz an dem neu eröffneten Streckenabschnitt eine Betriebsstelle als Haltestelle für den Personen- und Güterverkehr in Betrieb. Ab dem 1. Mai 1905 handelte es sich bei Liebschwitz um einen Bahnhof. Mit dem zweigleisigen Ausbau der Strecke im Zeitraum von 1908 bis 1911 wurde der Bahnhof erweitert.[3]

Das Empfangsgebäude mit Güterboden entstand im Jahre 1892.

Am 22. August 1912 besuchte der sächsische König Friedrich August von Sachsen die Enklave Liebschwitz. Er erreichte den Bahnhof mit einem Sonderzug um 9:44 Uhr.[3]

Bahnhof zu Betriebszeiten (2013)

1918 gab es Pläne, einen 180 Meter langen Mittelbahnsteig mit Zugang über Personentunnel zu den Bahnsteigen und eine Überführung der Gleise am Nordende des Bahnsteigs zu errichten. Diese Vorhaben wurden allerdings nicht verwirklicht.[3]

Gleise in Richtung Süden (2018)

1919 folgte der Anbau eines Warteraums. 1930 kam ein Stellwerksanbau hinzu. Es handelte sich um einen eingeschossigen Anbau mit einer Grundfläche von 63 m² mit zwei Wartezimmern. Auf der Straßenseite befand sich der Raum für die erste und zweite Klasse. Die einfacheren Zimmer hatten eine Größe von 29 m² und befanden sich auf der Gleisseite. Im seit 1892 bestehenden Gebäudeteil befanden sich Diensträume, Fahrkartenausgabe, Vorsteherzimmer, Flur und Arbeiterstube. Ein Versuch des Gemeinderats von Taubenpreskeln, den Bahnhof nach seinem Ort umzubenennen, scheiterte. Ein im Ruhestand sich befindlicher Lokführer stellte im Jahre 1925 einen Antrag zum Betrieb einer Schankwirtschaft in den Räumlichkeiten der dritten und vierten Wagenklasse. Er zahlte 30 Reichsmark Pacht und erhielt dafür die Erlaubnis.[3]

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Ladestraße besonders stark genutzt. Besonders viele Güter wurden per Schiene transportiert. Es kam auch zum waggonweisen Transport von Kartoffelkraut. Am 18. August 1940 kam es um 00:30 und 01:00 Uhr zu einem Fliegerangriff auf den Bahnhof. Trotz einer Zeitzünderbombe, die sechs Stunden nach dem Angriff explodierte, entstand nur ein geringer Schaden. Am 6. April 1945 kam es wieder zu einem Luftangriff auf Taubenpreskeln. Dadurch wurde am Liebschwitzer Bahnhof eine Ausfahrweiche so stark beschädigt, dass sie von der Bahnmeisterei Wünschendorf ausgewechselt werden musste. Aufgrund mehrerer Angriffe zog sich dies zwei Tage hin. Bis 1946 standen auf dem Gleis in Richtung Gera mehrere beschädigte Dampfloks, bis das zweite Gleis demontiert werden musste.[3]

Aufgrund des sanierungsbedürftigen Zustandes des Liebschwitzer Viadukts (Langsamfahrstelle mit 10 km/h) prüfte die DB verschiedene Varianten für den zukünftigen Verkehr in Richtung Weischlitz. Im Jahr 2016 stellte die DB Netz AG die bis 1892 bestandene Verbindung im ehemaligen Bahnhof Wolfsgefärth (seit 1953 Gera-Röppisch) zur parallel verlaufenden Strecke Leipzig–Probstzella wieder her und legte den Streckenabschnitt zwischen Gera-Debschwitz und Wünschendorf mit dem Bahnhof Gera-Liebschwitz still.

Bis zur Einstellung am 21. Oktober 2016 bedienten die Linien RE 3 (Erfurt HbfGreiz ( – Elsterberg)) und VL 4 (Gera HbfWeischlitz) den Bahnhof.[4] Die Stilllegung des Streckenabschnitts und damit auch des Bahnhofs wurde am 24. Oktober 2016 vollzogen.[5]

Letztmals wurde Gera-Liebschwitz im Jahre 2016 als Bahnhof der Kategorie 6 geführt.[6]

Statistiken

1928[3] 1929[3]
Fahrkarten 68.290 Stück 60.093 Stück
Personen 115.787 120.966
Eilgutstück Versand keine Angabe 64 t auf 577 Frachtbriefen
Eilgütstück Empfang keine Angabe 42 t auf 501 Frachtbriefen
Frachtgutstück Versand 880 t 1.013 t auf 4.108 Frachtbriefen
Frachtgutstück Empfang 730 t 794 t auf 4.062 Frachtbriefen
Wagenladungen Versand 1.478 t auf 4.360 Frachtbriefen 2.598 t auf 242 Frachtbriefen
Wagenladungen Empfang 20.016 t auf 5.556 Frachtbriefen 14.137 t auf 962 Frachtbriefen
lebende Tiere Versand 102 Stück 16 Stück auf 9 Frachtbriefen
lebende Tiere Empfang 8 Stück 1 Stück auf 1 Frachtbrief
Empfangsgebäude, Straßenseite (2013)

Bezeichnungen

  • Liebschwitz (bis 6. September 1918)
  • Liebschwitz (Elster) (7. September 1918 – 16. Mai 1953)
  • Gera-Liebschwitz (ab 17. Mai 1953)

Anlagen

Bahnsteige und Gleise

Gleis Nutzlänge Anmerkungen
1 308 m November/Dezember 1998 abgebaut.[3]
2 595 m
3 560 m

Gleisanschlüsse

  • Anschluss VEB Maschinen-Dampfkesselbau (Nutzlänge 545 m; seit 1928/29 in Betrieb[7])
  • Anschluss VEB Getreidewirtschaft Greiz (Nutzlänge 600 m)
Commons: Bahnhof Gera-Liebschwitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abkürzungsverzeichnis. In: michaeldittrich.de. Abgerufen am 9. April 2018.
  2. IBNR-Verzeichnis. In: michaeldittrich.de. Abgerufen am 9. April 2018.
  3. a b c d e f g h i Stefan Bauch: Zur Geschichte des Bahnanschlusses und des Königsbesuchs in Liebschwitz. In: Ostthüringer Zeitung. 21. August 2012, abgerufen am 14. April 2018.
  4. Nahverkehrsgesellschaft Thüringen mbH: Planungen zum Jahresfahrplan 2017. (PDF) S. 9, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. März 2016; abgerufen am 16. April 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nvsthueringen.de
  5. Stillgelegte Bahnstrecken in Thüringen. (XLS) Abgerufen am 16. April 2018.
  6. Stationspreisliste 2016. (PDF) In: deutschebahn.com. S. 30, archiviert vom Original am 18. September 2016; abgerufen am 14. April 2018.
  7. Stadtteil Gera-Liebschwitz. In: untermhaus.de. Abgerufen am 12. April 2018.