Krankenhausbett
Das Krankenhausbett oder Klinikbett ist ein den Anforderungen der klinischen Gegebenheiten angepasstes und in seinen Funktionen erweitertes Krankenbett. Moderne Krankenhausbetten werden elektrisch bedient und verfügen über einen eingebauten Akku, damit die Verstellungsfunktionen auch bei Transporten zur Verfügung stehen. Krankenhausbetten werden in Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken und Altenheimen verwendet. In der häuslichen Pflege dominiert das Pflegebett.
Der Begriff kann sich auch auf die in einer solchen Einrichtung maximal mögliche Anzahl von Patienten beziehen, ohne dabei den konkreten Gegenstand oder dessen Anzahl zu meinen. Es handelt sich hier vielmehr um eine Größe in der Krankenhausplanung. (vgl. Planbett).
Normen und Gesetze
Krankenhausbetten sind Medizinprodukte; als solche unterliegen sie zum einen den deutschen bzw. österreichischen Medizinproduktegesetzen und den zugehörigen Betreiberverordnungen, die als Umsetzung der EWG-Richtlinie 93/42 eine Vereinheitlichung innerhalb der EU gewährleisten, und zum anderen der Norm EN 60601-2-52, die die Betriebssicherheit für Patienten und Bedienungspersonal gewährleistet. Für Deutschland einschlägig ist auch die DIN VDE 0751-1 („Wiederholungsprüfungen und Prüfungen vor der Inbetriebnahme von medizinischen elektrischen Geräten oder Systemen“).[1] Krankenhausbetten als aktive, also energetisch betriebene Medizinprodukte dürfen nur von Personen angewendet werden, die hierfür qualifiziert und in die Handhabung des jeweiligen Gerätetyps eingewiesen sind.[2] Sie bestehen aus Metall (meist Stahl) und aus Kunststoff. Damit werden Unempfindlichkeit und einfache Reinigung gewährleistet. Sie müssen auf Rollen fahrfähig und durch Einrasten eines Rollenpaares auch steuerbar sein, sowie auch auf einem abschüssigen Untergrund sicher festgestellt werden können. Die Möglichkeit der maschinellen Reinigung in der Bettenzentrale eines Krankenhauses, in der Betten gereinigt und aufbereitet werden, erleichtert die Abläufe innerhalb des Betriebes und verbessert die Hygiene, indem Kreuzinfektionen verhindert werden.
Anforderungen und Eigenschaften
Die Anforderungen an ein heutiges Klinikbett sind vielfältig. Von Pflegekräften werden die folgenden Anforderungen angegeben:
- Gute Bedienbarkeit: Komponenten wie Seitensicherung, Notfallhebel oder Bettverlängerungen sollten leicht und einfach zu bedienen sein, damit die Arbeitseffizienz nicht gestört wird.
- Hohe Anwenderzufriedenheit: Die Pflegekräfte sollten mit dem Bett zufrieden sein, die technischen Möglichkeiten kennen und diese auch nutzen
- Unterstützung bei der Mobilisation: Beim Mobilisieren von Patientinnen und Patienten können hohe körperliche Belastungen auftreten. Deshalb ist es essenziell, Personenlifter und kleine Hilfsmittel, wie Rutschbretter und Bettzügel, einzusetzen, um Belastungen für das Pflegepersonal zu verringern. Geeignete Betten unterstützen die Pflegekräfte und erleichtern den Einsatz von Hilfsmitteln.
- Geringe körperliche Belastung beim Manövrieren: Jede zweite Pflegekraft leidet laut Statistik der Berufsgenossenschaft an Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems. Da auch beim Ziehen oder Schieben von Betten hohe Kräfte auftreten können, ist es wichtig, dass sich ein Pflegebett möglichst leicht bewegen lässt.[3]
Um diese Anforderungen zu erfüllen, werden aktuelle Klinikbetten aus den Hauptkomponenten Stahl und Kunststoff gefertigt. Die 4-geteilte Liegefläche hat die 3-geteilte Liegefläche aus dem letzten Jahrhundert ersetzt. Eine elektromotorische Verstellung inklusive Akku-Betrieb ist im Jahr 2023 Standard in deutschsprachigem Raum.
Die Liegefläche ist von der Gesamtbreite der Betten und der Breite der verwendeten Matratzen zu unterscheiden. Während die Gesamtbreite zwischen 100 cm und ca. 110 cm (je nach Modell und Hersteller) beträgt die Liegeflächenbreite ca. 86–100 cm. Matratzenbreiten wiederum können davon abweichen, als Standard gelten Breiten von ca. 87–90 cm. (Angabe Gebrauchsanleitung, Homepage „manuslib“)
Das Eigengewicht eines modernen Klinikbettes beträgt etwa 140–170 kg.
Je nach Modell ist es möglich, das Fußteil auszuziehen und das Bett so zu verlängern, um es auch für Patienten mit überdurchschnittlicher Körpergröße anzupassen.
Die Hersteller geben auch ein maximales Patientengewicht an, bis zu dem sie die Sicherheit garantieren. Oberhalb von etwa 175 kg Körpergewicht braucht man ein spezielles Bett.[4][5] Kopf- und Fußteile an den Enden des Bettes werden so gestaltet, dass sie schnell und leicht entfernt werden können, beispielsweise, um bei einer endotrachealen Intubation besseren Zugang zum Patienten zu haben.
Da Krankenhausbetten fahrbar sind, verfügen sie zumeist über Wandabstandshalter aus Gummi, die harte, für den Patienten unangenehme Stöße und Beschädigungen des Bettes oder seiner Umgebung verhindern, wenn das Bett beim Transport an die Wand anstößt. Die Betten sind manuell oder elektrisch verstellbar, was mindestens die Arbeitshöhe und den Anstellwinkel des Rückenteiles betrifft. Mit weiteren Verstellmöglichkeiten steigen die Möglichkeiten, den Patienten seinen Wünschen und seiner Erkrankung entsprechend zu lagern, bis hin zu Speziallagerungen wie der Trendelenburg-Lagerung. Elektrisch verstellbare Betten haben ein Bedienteil, das per Kabel mit dem Bett verbunden ist. Je nach Hersteller und Einsatzzweck kann sich am Fußende, unerreichbar für den Patienten, ein weiteres Bedienteil für das Krankenhauspersonal befinden, das die Möglichkeit bietet, dem Patienten einzelne, ihm nicht zuträgliche Verstellmöglichkeiten zu sperren. Seitengitter, die dem Patienten Halt und Orientierung geben und ein Herausfallen verhindern sollen, sind heutzutage (2023) so integriert, dass sie im Bedarfsfall eingesetzt werden können. Hierbei schreibt die DIN EN 60601-2-52 genau vor, welche Abstände erlaubt sind, um Verletzungen wie Quetschungen und Einklemmungen von Gliedmaßen und Körperteilen zu verhindern.
Zubehöre
Klinikbetten können, je nach Einsatzzweck, vielseitig mit Zubehören erweitert werden. Verbreitet ist das Anbringen eines Aurichters, umgangssprachlich als „Bettgalgen“ bezeichnet, der es dem Patienten in Verbindung mit einem Haltergriff erlaubt, sich aufzurichten oder hochzuziehen. Andere Erweiterungsmöglichkeiten sind beispielsweise Halterungen für Gehstöcke, Infusionen, Drainagen, Extensionen, Sauerstoffflaschen oder andere medizintechnische Geräte. Die Verwendung von durchgehenden Seitensicherungen, die nachträglich an Kopf- und Fußende angebracht werden müssen, hat in den vergangenen Jahren stark nachgelassen. Ihre durchgehende, beidseitige Verwendung verhindert, dass der Patient das Bett ohne Hilfe verlassen kann und stellt damit bereits eine freiheitsentziehende Maßnahme der Fixierung eines Patienten dar.[6] Dies führte dazu, dass die Bettenhersteller andere Lösungen mit fest integrierten Seitengittern entwickelt haben. Am Fußende findet sich häufig eine herausziehbare Ablage, die für Bettwäsche und Positionierungsmaterial verwendet werden kann.[7]
Spezialbetten
Spezielle Ausführungen sind vor allem für Intensivstationen erhältlich. Im Normalfall werden dort moderne, elektrisch verstellbare und wie beschrieben erweiterbare Betten verwendet. Im Einzelfall und je nach Indikation können Luftkissenbetten, auch für sehr übergewichtige und immobile Patienten, Rotationsbetten zur kinetischen Therapie bei schweren Lungenerkrankungen oder selten auch Glaskugelbetten Verwendung finden. Bei Luftkissenbetten werden dann auch Möglichkeiten zur Temperaturregelung und zum Wiegen des Patienten mit eingebaut.
Krankentransporte
Die Betten werden zugleich für interne Krankentransporte auf dem Krankenhausgelände genutzt. Zu diesem Zweck haben die meisten Betten eine Funktion, bei der die Räder am Kopfende festgestellt werden können und das Bett nun von einer Person am Kopfende geschoben werden kann, ohne dass es an den Seiten ausbricht. Die Arretierung ist zumeist über das Pedal am Kopf- oder Fußende einzustellen.
Einige Betten besitzen zudem einen integrierten Motor, welcher beim Schieben des Bettes unterstützt. Normalerweise werden bei weiten Strecken, Steigungen oder schweren Patienten bzw. Betten sogenannte „Bed Mover“ verwendet, welche beim Schieben unterstützen. Der Vorteil der „Bed Mover“ ist, dass diese nur beim Gebrauch eingehakt werden und so erhebliche Kosten beim Bettenkauf eingespart werden.[8][9]
Krankenhausbetten einiger Krankenhäuser sind zudem mit RFID-Etiketten ausgestattet um eine Bettenbevorzugung bei Aufzügen auszulösen.[10]
Reanimation
Moderne Betten haben häufig ein Bedienelement, das für den Fall einer Herz-Lungen-Wiederbelebung ermöglicht, das Bett sehr schnell in flache Grundstellung zu bringen. Zudem muss ein harter Untergrund für die Herzdruckmassage geschaffen werden, die Matratze würde zu sehr nachgeben. Bei älteren Betten wird hierzu meist das Brett am Kopf- oder Fußende (Kopfteil oder Fußteil) benutzt. Bei neueren Betten kann man das Fußbrett nicht mehr herausziehen, stattdessen wird unter den Patienten dann ein sogenanntes Reanimationsbrett gelegt.[11] Bei Betten mit einer luftgefüllten Matratze gibt es zu diesem Zweck einen entfernbaren Verschluss oder eine Notfalltaste, welche binnen weniger Sekunden die Luft aus der Matratze komplett entweichen lässt.
Risiken
Die Anwendung von verstellbaren, technisierten und elektrisch betriebenen Betten ist nicht ohne Risiken. Allein in den vier Jahren von 1998 bis 2002 kam es in Deutschland zu mindestens 20 Todesfällen im Zusammenhang mit Fehlfunktionen. Zugrunde liegen Probleme bei der elektrischen Sicherheit und der Abmessung von Seitengittern mit Einklemmungs- und Strangulationsgefahr.[6] Nicht nur herstellungstechnische Mängel, sondern auch mangelnde Wartung und Fehler bei Betreibern und Anwendern sind die Ursachen. In der Praxis wird gelegentlich übersehen, dass der Betrieb von Klinikbetten als Alltagsgegenständen einer Vielzahl juristischer Einschränkungen unterliegt.[1][12]
Geschichte
Bereits im 18. Jahrhundert wurden Betten erfunden, die an die speziellen Bedürfnisse der Versorgung von Kranken angepasst waren.[13][14] Zwischen 1815 und 1825 kamen in England bereits Betten mit verstellbaren Seitenteilen zur Anwendung. Die Entwicklung des Krankenhausbettes mit dreigeteilter, verstellbarer Liegefläche wird dem amerikanischen Arzt Willis D. Gatch um 1908 zugeschrieben.[15][16] Auf die manuelle Verstellbarkeit folgte die Hydraulik und die Anwendung von Elektromotoren. Elektrisch gesteuerte Betten mit Bedienteil existieren seit 1945.[17] Mit der Industrialisierung und der Zunahme elektrisch gesteuerter Gegenstände im Alltag konnte der derzeitige technische Stand erreicht werden, der auch in entwickelten Ländern aus Kostengründen nicht überall den Standard darstellen muss.
Bedeutung für den Kranken
Im Repetitorium zu einem Lehrbuch der Krankenpflege wird die zentrale Bedeutung des Bettes für den in seiner Mobilität eingeschränkten Patienten betont:
„Das Krankenbett ist für den Patienten Ruhe- und Schlafstätte, Ess- und Wohnzimmer und in manchen Fällen auch Badezimmer und Toilette sowie für Kinder mitunter Spielzimmer. Von hier nimmt der Patient an seiner Umgebung teil und begegnet Angehörigen, Besuchern, Pflegenden und Ärzten.“
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Khartum, 2009
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Schkeuditz, 1990
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Krankenhausbetten ohne Matratzen, 2008
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Krankenbetten für Gefangene im Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base, 2007
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Intensivpflegebett, Intensivstation in Kalifornien, 2007
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Unterbau eines modernen elektrisch gesteuerten Klinikbetts
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Vereinfachte Ausführung eines Bedienteils für den Patienten
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Gelbe Notschalter für Trendelenburg-Lagerung und Reanimation, Möglichkeit, einzelne Funktionen zu sperren
Siehe auch
- Liste der Länder nach Anzahl an Krankenhausbetten
- Bettformen
- Aufstehhilfe
- Dekubitusmatratze
- Psychiatrisches Intensivbett
- Krankentrage
Literatur
- S1-Leitlinie Hygienische Aufbereitung von Patientenbetten der Arbeitsgruppe „Krankenhaus- & Praxishygiene“ der AWMF. In: AWMF online (Stand 2010)
Weblinks
- Das sichere Pflege-/Krankenbett; Eine Übersicht von Regeln der Technik für Pflege-/Krankenbetten. (PDF; 226 kB) VDE Medizintechnik
Einzelnachweise
- ↑ a b Arbeitsschutz Sachsen, 2002: Sicherheitsrisiken von Pflegebetten. (PDF) Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 9. Mai 2009; abgerufen am 23. Februar 2011.
- ↑ Dietmar Kirchberg: Das Medizinproduktegesetz: was Pflegende wissen müssen; Bestimmungen, Beispiele, Konsequenzen, S58 ff. Schlütersche Verlagsanstalt, 2003, ISBN 3-87706-878-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW): Krankenhausbetten auf dem Prüfstand Vergleichender Produkttest für Gesundheitseinrichtungen. In: https://www.bgw-online.de/bgw-online-de. Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Januar 2023, abgerufen am 27. Juli 2023.
- ↑ Wenn das normale Krankenbett nicht ausreicht. In: Mitteldeutsche Zeitung. 30. April 2010, abgerufen am 16. August 2021.
- ↑ Der Westen am 6. August 2009: Mehr als 180 kg verträgt kein Krankenbett. In: Der Westen. 6. August 2009, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 19. Dezember 2009 .
- ↑ a b Friedhelm Henke: Pflege- & Gerontopsychiatrierecht 2006. Abgerufen am 23. Februar 2011.
- ↑ Gerhard Münch, Fernande Assa-Schaeffer, Jacques Reitz: Lehrbuch für Krankenpflege: ein prinzip- und praxisorientiertes Arbeitsbuch, S. 120 ff. Walter de Gruyter, 1994, ISBN 3-11-013615-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
- ↑ Herstellerbeispiel: Bed Mover an Krankenhausbetten. Abgerufen am 24. Februar 2011.
- ↑ Video eines Bed Movers im Einsatz. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2011; abgerufen am 24. Februar 2011. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Workshop der FH Münster 2007: Unterstützung von Logistikprozessen im Krankenhaus durch RFID-unterstützte Aufzugssteuerung (Programmhinweis). Abgerufen am 10. Februar 2013. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2018. Suche in Webarchiven)
- ↑ Online-Schulungen für Pflegekräfte, ohne Datum: Probleme bei der Herzmassage; Verwendung von Fußplatte und Reanimationsbrett zur Reanimation von Patienten im Bett. Abgerufen am 24. Februar 2011.
- ↑ Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz: Sicherheitsrisiken von Kranken- und Pflegebetten, 2008. (PDF; 103 kB) Abgerufen am 23. Februar 2011.
- ↑ Gabriel Christoph Benjamin Busch: Handbuch der Erfindungen, Band 7. J. G. Ernst Wittekindt, Gent 1814 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
- ↑ Françoise Boinet: Le lit d'hôpital en France: Étude historique. (Medizinische Dissertation) Paris 1945.
- ↑ David J. Bodenhamer, Robert Graham Barrows: The Encyclopedia of Indianapolis. Indiana University Press, Indiana 1994, ISBN 0-253-11249-4, S. 609 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
- ↑ Who Invented The Hospital Bed? Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. April 2020; abgerufen am 24. Februar 2011 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Life Magazin, 12. November 1945, S. 92 ff. (englisch) eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche