Geschlechtsmerkmal

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Weibliche (links) und männliche (rechts) Fasane, die den dramatischen Unterschied in Farbe und Größe zwischen den Geschlechtern veranschaulichen

Geschlechtsmerkmale sind körperliche Kennzeichen, die bei den Geschlechtern einer Tierart unterschiedlich ausgeprägt sind. Es gibt primäre, sekundäre und tertiäre Geschlechtsmerkmale.

Primäre Geschlechtsmerkmale

Primäre Geschlechtsmerkmale des Menschen sind die Genitalien

Primäre Geschlechtsmerkmale sind die Geschlechtsorgane, die vornehmlich der direkten Fortpflanzung dienen, bei Säugetieren beispielsweise Vulva, Vagina, die Ovarien, Uterus, Hoden, Nebenhoden, Samenwege und der Penis.[1] Sie sind im Normalfall bereits bei Schlupf oder Geburt vorhanden und legen bei gesunder normaler Genetik (beispielsweise bei Menschen der Chromosomensatz 46, XY oder 46, XX)[2] den Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht eindeutig fest.

Sekundäre Geschlechtsmerkmale

Sekundäre Geschlechtsmerkmale sind nicht unmittelbar für die geschlechtliche Fortpflanzung notwendig, steigern aber in aller Regel den Fortpflanzungserfolg. Sie entwickeln sich während der Ontogenese durch die Einwirkung von Sexualhormonen, führen zur Geschlechtsreife, zeigen diese an und vervollständigen damit das geschlechtliche Erscheinungsbild als männlich beziehungsweise weiblich.[3][4] Beim Menschen geschieht diese Entwicklung im Wesentlichen während der Pubertät.

Sekundäre Geschlechtsmerkmale können sich im Laufe der Evolution durch sexuelle Selektion wandeln.[5] Sie steigern beispielsweise oft die Attraktivität gegenüber dem anderen Geschlecht oder das Durchsetzungsvermögen gegenüber Konkurrenten[6] oder dienen der Aufzucht der Jungtiere.[2] Beim Menschen handelt es sich beispielsweise um die weibliche Brust, den männlichen Bartwuchs, die Ausbildung des weiblichen Geburtskanals mit der Anatomie des Beckens und bei beiden Geschlechtern die Achselbehaarung. Da letztere sich meist am Ende der Pubertät bei weiblichen und männlichen Jugendlichen ausbildet, zeigt dieses Merkmal nicht den Geschlechtsunterschied auf, sondern das Erreichen der Geschlechtsreife.

Der Hahnenkamm ist ein sekundäres Geschlechtsmerkmal.

Bei Tieren betrifft es häufig Feder- und Haarkleid, Gebiss- und Skelettmerkmale, aber auch Horn- und Geweihbildung, Milchdrüsen oder den Beutel bei Beuteltieren.[7] Bei vielen Lebewesen sind die mit der Geschlechtsreife sich herausbildenden sekundären Geschlechtsmerkmale dauerhaft (beispielsweise der Hahnenkamm), andere Arten zeigen nur zur Paarungszeit einen Sexualdimorphismus (beispielsweise das Hirschgeweih).[8]

Tertiäre Geschlechtsmerkmale

Tertiäre Geschlechtsmerkmale sind sonstige Geschlechtsmerkmale. Sie bilden sich teilweise mit der Geschlechtsreife heraus, wie etwa die dunklere Färbung der Männchen der Welsartigen[9] oder der Knochenbau in Form eines weiblichen oder männlichen Beckens oder die Körpergröße.[2] Die Abgrenzung bei den physischen Merkmalen zwischen sekundären und tertiären Geschlechtsmerkmalen ist nicht immer eindeutig,[10] da neben der Genetik auch die Umwelt eine maßgebliche Rolle spielt.[11] Insbesondere geschlechtsspezifische Verhaltensweisen, beim Menschen auch psychische und soziale Merkmale, gehören zu den tertiären Geschlechtsmerkmalen[1] und sind oft nicht erblich, sondern erlernt.[12]

Wiktionary: Geschlechtsmerkmal – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Wolfgang Clauss, Cornelia Clauss: Humanbiologie kompakt. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-1899-9, S. 348.
  2. a b c Willibald Pschyrembel: Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 256, neu bearbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin 1990, ISBN 3-11-010881-X.
  3. Erwin J. Haeberle: Die Sexualität des Menschen. Handbuch und Atlas. Deutsche Ausgabe, de Gruyter, Berlin/ New York 1983, ISBN 3-11-008753-7, 1.1.2 Die sekundären Geschlechtsmerkmale. S. 13 f.
  4. Marie Habben, Frank Antwerpes u. a.: Geschlechtsmerkmal. − 3. Sekundäre Geschlechtsmerkmale. Auf: flexikon.doccheck.com vom 10. Mai 2021; zuletzt abgerufen am 25. Juni 2023.
  5. Krista West: Animal Courtship. (= Animal behavior (Chelsea House)). Chelsea House, New York 2009, ISBN 978-1-4381-2754-5, S. 26.
  6. The American heritage science dictionary. Houghton Mifflin, Boston 2005, ISBN 0-618-45504-3, S. 558.
  7. Rüdiger Wehner, Walter Gehring: Zoologie. 23., neu bearbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart 1995, ISBN 3-13-367423-4.
  8. John R. Henderson: Sexing Chicks After a Few Weeks. (Memento vom 21. Januar 2013 im Internet Archive)
  9. Robert G. Piper: Fish Hatchery Management. Forgotten Books, Lexington (K.Y.) 2010, ISBN 1-4400-4770-7, S. 138.
  10. Lexikon der Biologie: Geschlechtsmerkmale. Auf: spektrum.de von 1999; zuletzt abgerufen am 17. Juni 2023.
  11. Stefan Leitner: Gene und Umwelt: Wie beeinflussen sie Verhalten und Physiologie bei Singvögeln? Forschungsbericht 2014 - Max-Planck-Institut für Ornithologie.
  12. Bernhard Rensch: Die stammesgeschichtliche Sonderstellung des Menschen. (= Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Heft 64). Westdeutscher Verlag, Köln 1957, S. 33.