Prominentenblockade
Vom 1. bis 3. September 1983 fanden im Rahmen des Friedencamps der Friedensbewegung Sitzblockaden (auch Raketenblockade genannt) vor dem US-Militärstützpunkt in der Mutlanger Heide statt. Da sich an der Aktion etwa 150 bekannte Persönlichkeiten beteiligten, ist sie auch unter dem Namen Prominentenblockade bekannt.
Zur Sitzdemonstration vor dem US-Airfield in Mutlangen protestierten rund 1000 Menschen gegen die geplante Stationierung von nuklearen Pershing II-Raketen. Unter ihnen waren Schriftsteller, Künstler, Frauen und Männer der Kirche, Politiker, Ärzte, Richter und Staatsanwälte, Hochschullehrer[1][2], u. a.
- die Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll und Günter Grass,
- die SPD-Politiker Erhard Eppler und Oskar Lafontaine (damals Oberbürgermeister von Saarbrücken),[3]
- die Grünen-Politiker Petra Kelly (Mitbegründerin der Partei) und Gert Bastian,
- die Theologen Helmut Gollwitzer und Norbert Greinacher,
- die Schauspieler Barbara Rütting und Dietmar Schönherr und
- der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Walter Jens[4],
- der Zukunftsforscher Robert Jungk[5].
Organisiert wurde die Prominentenblockade von gewaltfreien Aktionsgruppen und dem Sekretär des Komitees für Grundrechte und Demokratie Klaus Vack. Die dreitägige Blockade wurde geduldet. Es kam zu keinen Räumungen. Erst nach der Stationierung der Pershing II, nach Beschluss des Bundestages vom 22. November 1983, wurden bei dann regelmäßig stattfindenden Blockaden des US-Militärgeländes Blockierer festgenommen und erhielten Anzeigen wegen Nötigung nach § 240 StGB.
Roman Herzog, damals Innenminister von Baden-Württemberg, wird mit der Aussage zitiert: „Ich werde der Weltpresse doch nicht das Schauspiel bieten, den Nobelpreisträger Böll von deutschen Polizisten von der Straße tragen zu lassen.“[1]
Zum Abschluss, dem sogenannten Volkssitzen beteiligten sich etwa 5.000 Menschen und bildeten dann eine 5 km lange Menschenkette bis Schwäbisch Gmünd, wo die Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz stattfand. Einzelne prominente Teilnehmer waren zu dem Zeitpunkt bereits zur Blockade des Bitburger US-Luftwaffenstützpunktes gereist nachdem es dort zur gewaltsamen Auflösung durch die Polizei kam.[2]
Dokumentation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- SWR: Das Jahr 1983 - So war's im Südwesten, Minute 47–53
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Vor 25 Jahren: "Prominentenblockade" am Pershing-Depot in Mutlangen | Lebenshaus Schwäbische Alb. Abgerufen am 19. Mai 2020.
- ↑ a b Tagesschau vom 3. September 1983
- ↑ Thorsten Vaas: SWR: Prominentenblockade 1983 in Mutlangen. In: remszeitung.de. 7. Januar 2022, abgerufen am 14. Dezember 2022.
- ↑ NDR: Walter Jens - ein Vordenker mischt sich ein. In: ndr.de. 9. Oktober 2015, abgerufen am 14. Dezember 2022.
- ↑ Das Jahr 1983 - So war's im Südwesten, ab Minute 47.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Prominenten-Blockade gegen Aufrüstung, Deutschlandfunk, 1. September 2013, abgerufen am 15. Mai 2020
- Wolfgang Schlupp-Hauck im Zeitzeugen-Portal zu den Prominenten-Proteste
- SWR.de: 1. bis 12.9.1983 - Friedenscamp protestiert in Mutlangen gegen Pershing-Raketen
- vox.de: Foto-Galerie „30 Jahre Sitzblockade in Mutlangen: Als Deutschland für den Frieden kämpfte“
- SWR.de: Foto-Galerie Friedensdemonstration in Mutlangen 1983