Adolf Behne
Adolf Bruno Behne[1] (* 13. Juli 1885 in Magdeburg; † 22. August 1948 in Berlin) war ein deutscher Architekt, Architekturpublizist und Kunsthistoriker[2][3]. Er gehörte in der Weimarer Republik zu den Wortführern der Avantgarde.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Behne war der Sohn des Architekten Carl Behne (* 14. Mai 1851 in Burgstall) und dessen Ehefrau Therese geb. Lucklum (* 11. Januar 1857 in Buckau)[4]. Er studierte in Berlin zunächst Kunstgeschichte, später Architektur. Er gehörte zu den Mitgliedern des Choriner Freundeskreises und des Deutschen Werkbundes. Er setzte sich für die Maler des Blauen Reiter ein und führte 1913 die Besucher des Ersten Deutschen Herbstsalons durch die Ausstellung.[5] Im selben Jahr heiratete er die Ingenieustochter Elfriede Schäfer in Charlottenburg.[3]
1918 war er Mitgründer des Arbeitsrates für Kunst in Berlin, 1919 wurde er auf der Vollversammlung des Arbeitsrats gemeinsam mit dem Maler César Klein und dem Architekten Walter Gropius in die dreiköpfige Leitung des Rats gewählt.[6] Der Arbeitsrat für Kunst ging von einem „Primat der Architektur“ aus, die alle anderen Künste zusammenführen sollte. Behne selbst begrüßte die Architektur des Expressionismus und setzte sich für das Neue Bauen ein. Er stand den Mitgliedern der Magdeburger Künstlervereinigung Die Kugel nahe und forderte die Schaffung einer neuen volksnahen Kunst und Architektur. Adolf Behne war ständiger Mitarbeiter der "Weltbühne", in welcher er sich für eine fortschrittliche Architektur und Stadtplanung einsetzte.
Bis zu seiner Entlassung 1933 lehrte er an der Universität Berlin. Ab 1933 war er noch als Autor in Deutschland tätig. Sein Name und der seiner Frau findet sich im Gästebuch der Hanna Bekker vom Rath, die in ihrer Schöneberger Wohnung heimliche Ausstellungen "entarteter" Künstler veranstaltete, um diesen eine Einnahmequelle zu sichern[7]. Im Zeitraum von 1945 bis 1948 war er Professor an der staatlichen Hochschule für Bildende Kunst Berlin und gehörte der Architektenvereinigung Der Ring an. Mit seinem Vortrag Entartete Kunst, eine Hitler-Lüge eröffnete er im Juni 1945 die Volkshochschule Berlin-Wilmersdorf.[8] 1948 starb er in seiner langjährigen Charlottenburger Wohnung in der Schillerstraße 103 an einem Herzschlag.[2]
Als Architekt trat er nur selten in Erscheinung.
Seine Heimatstadt Magdeburg benannte eine Straße (Behneweg) nach ihm.
Werk (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Wiederkehr der Kunst. Leipzig, Kurt Wolff, 1919 (geschrieben 1918).
- Alte und neue Plakate. In: Das politische Plakat. Verlag „Das Plakat“. Charlottenburg 1919, S. 5–23.
- Von Kunst zur Gestaltung. Arbeiterjugendverlag, Berlin 1925.
- Der moderne Zweckbau. Drei Masken Verlag, Berlin 1926. Nachdruck: Ullstein Bauwelt Fundamente, Berlin 1964; Gebrüder Mann, Berlin 1998, ISBN 3-7861-2250-4.
- Neues Wohnen – Neues Bauen. Hesse & Becker, Leipzig 1927.[9]
- Berlin in Bildern, Aufnahmen von Sasha Stone, herausgegeben von Adolf Behne. Verlag Dr. H. Epstein, Wien und Leipzig 1929. Auszüge online
- Entartete Kunst. Carl Habel Verlagsbuchhandlung, Berlin 1947. online
- Eine Stunde Architektur. Stuttgart 1928; Neuausgabe Archibook, Berlin 1984, ISBN 3-88531-781-8.
- Architekturkritik in der Zeit und über die Zeit hinaus: Texte 1913–1946. (Herausgegeben von Haila Ochs.) Birkhäuser, Basel / Boston / Berlin 1994, ISBN 3-7643-5032-6.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft – Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, ISBN 3-598-30664-4
- Marcel Bois: Kunst und Architektur für eine neue Gesellschaft. Russische Avantgarde, Arbeitsrat für Kunst und Wiener Siedlerbewegung in der Zwischenkriegszeit. In: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft III/2017, S. 12–34.
- Renate Hagedorn: Behne, Adolf. In: Guido Heinrich, Gunter Schandera (Hrsg.): Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert. Biographisches Lexikon für die Landeshauptstadt Magdeburg und die Landkreise Bördekreis, Jerichower Land, Ohrekreis und Schönebeck. Scriptum, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1.
- Haila Ochs (Hg.), Adolf Behne – Architekturkritik in der Zeit und über die Zeit hinaus 1913–1946, Reihe: Birkhäuser Architektur Bibliothek hg. von Martina Düttmann, Birkhäuser, Basel, Berlin, Boston 1994.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur von und über Adolf Behne im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Adolf Behne. In: archINFORM.
- Adolf-Behne-Archiv im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
- Adolf Bruno Behne bei arthistoricum.net – Wissenschaftshistorischer Kontext und digitalisierte Werke im Themenportal "Geschichte der Kunstgeschichte"
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Ancestry.com. Magdeburg, Deutschland, Geburtsregister 1874–1903 [Datenbank online], Standesamt Magdeburg Altstadt, Registernummer 2136/1885
- ↑ a b Sterbeurkunde Nr. 2921/1948 StA Charlottenburg von Berlin
- ↑ a b Heiratsurkunde Nr. 381/1913 StA Charlottenburg II
- ↑ Ancestry.com. Magdeburg, Deutschland, Heiratsregister 1874–1923 [Datenbank online], Standesamt Buckau, Registernummer 76/1878
- ↑ Andreas Hüneke (Hrsg.): Der blaue Reiter. Dokumente einer geistigen Bewegung. Reclam, Leipzig 1986, Anm. 307 und S. 480.
- ↑ Marcel Bois: Kunst und Architektur für eine neue Gesellschaft. Russische Avantgarde, Arbeitsrat für Kunst und Wiener Siedlerbewegung in der Zwischenkriegszeit. In: Arbeit - Bewegung - Geschichte, Heft III/2017, S. 12–34, hier S. 23.
- ↑ Marian Stein-Steinfeld: Hanna Bekker vom Rath – Handelnde für Kunst und Künstler. Biografie der Malerin, Mäzenin, Sammlerin und Vermittlerin. Frankfurt 2018, ISBN 978-3-934123-27-4.
- ↑ Adolf Behne: Entartete Kunst. Berlin 1947.
- ↑ Helen Barr: Abbilder, Vorbilder und Gegenbilder in Adolf Behnes Neues Wohnen – Neues Bauen (1927/1930). In: Burcu Dogramaci / Simone Förster (Hrsg.): Architektur im Buch, Dresden: Thelem 2010, ISBN 978-3-942411-02-8, S. 41–53.
Personendaten | |
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NAME | Behne, Adolf |
ALTERNATIVNAMEN | Behne, Adolf Bruno |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt, Kunstpolitiker und Wissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 13. Juli 1885 |
GEBURTSORT | Magdeburg |
STERBEDATUM | 22. August 1948 |
STERBEORT | Berlin |