Alexander Pagenstecher (Mediziner, 1828)

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Alexander Pagenstecher

Friedrich Hermann Alexander Pagenstecher (* 21. April 1828 in Wallau (Taunus); † 31. Dezember 1879 in Wiesbaden) war ein deutscher Augenarzt. Er gründete die Augenheilanstalt in Wiesbaden.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war Sohn von Oberforstrat Friedrich Pagenstecher (1793–1865) aus Dillenburg und Charlotte, geborene Schenk (1808–1870). 1853 heiratete Pagenstecher Johanna Heller, Tochter eines Botanikprofessors aus Würzburg. Das Paar hatte vier Kinder (zwei Töchter und zwei Söhne).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem er Realschule und Gymnasium absolviert hatte, studierte Pagenstecher ab 1846 Medizin in Gießen, Heidelberg und Würzburg (unter anderem bei Rudolf Virchow), wo er 1849 promoviert (Dr. med.) wurde. Seit 1847 war er Mitglied der Corps Teutonia Gießen und Nassovia Heidelberg.[1] Nach dem medizinischen Staatsexamen 1850 in Wiesbaden ging er im folgenden Jahr nach Paris, um dort Augenheilkunde zu studieren.

Ab 1852 arbeitete Pagenstecher in Wiesbaden als Assistent am dortigen Bürgerhospital, eröffnete 1853 eine Privatpraxis für Augenheilkunde und traf im Laufe von Studienreisen (Zürich, London und Berlin) mit bekannten deutschen Augenärzten wie Albrecht von Graefe und Johann Friedrich Horner zusammen. 1856 gründete er die Augenheilanstalt Wiesbaden, der er bis zu seinem Lebensende als Direktor vorstand. Als Fachkrankenhaus, das insbesondere auch mittellose Augenpatienten unentgeltlich behandelte, war die Einrichtung bahnbrechend und international anerkannt. Die Finanzierung erfolgte überwiegend durch Spenden.

Pagenstecher starb infolge von Verletzungen, die er sich bei einem Jagdunfall mit dem eigenen Gewehr nahe dem Jagdschloss Platte in Wiesbaden zugezogen hatte. Er wurde auf dem Alten Friedhof in Wiesbaden beigesetzt.

Leistung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pagenstecher war Operateur von Weltruf, vor allem auf dem Gebiet des Grauen Stars (Katarakt) und des Grünen Stars (Glaukom) – er führte etwa 2000 Staroperationen selbst durch. Pagenstecher gilt als Erfinder der intrakapsulär-operativen Entfernung der Augenlinse mit einem speziellen Löffelinstrument (1866). Er beschrieb auch die operative Korrektur der Oberlidsenkung (Ptosis) durch zweifache Subkutannaht in Brauenhöhe. Die von ihm entwickelte Gelbe Präcipitatsalbe, kurz Gelbe Salbe[2] genannt, fand weltweit Verwendung.

1861 bis 1866 fungierte er als Herausgeber der Klinischen Beobachtungen aus der Augenheilanstalt zu Wiesbaden.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit T. Sämisch und Arnold Pagenstecher: Klinische Beobachtungen aus der Augenheilanstalt in Wiesbaden. 1861/1862.
  • Ueber die Extraction des grauen Stares bei uneröffneter Kapsel durch den Skleralschnitt. Wiesbaden 1866.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Pagenstecher: Pagenstecher, Friedrich Hermann Alexander. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 67.
  • Julius Pagel: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte des 19. Jahrhunderts. Berlin 1901, S. 1247
  • A. Herrmann: Gräber berühmter und im öffentlichen Leben bekanntgewordener Personen auf den Wiesbadener Friedhöfen. Wiesbaden 1928, S. 56
  • August Hirsch (Hrsg.): Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. 1929–1935, Bd. 4, S. 473
  • Nassauische Lebensbilder 2 (1943) 237–243
  • A. Hildebrand: Das Porträt: Alexander Pagenstecher. In: Wiesbaden International 2 (1978)
  • Das Erbe der Mattiaca. Persönlichkeiten der Stadtgeschichte Wiesbadens. 1992, S. 173–175
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie. Bd. 7, S. 548
  • Eberhard J. WormerPagenstecher, Alexander. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 2 f. (Digitalisat).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 58/107, 117/152.
  2. Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildungen und einer Geschichtstabelle (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 52.