Alexander Seiler I.

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Alexander Seiler I.

Alexander Seiler der Ältere (* 21. Februar 1819 in Blitzingen im Goms, Kanton Wallis; † 10. Juli 1891 in Zermatt) war ein Schweizer Hotelpionier und Walliser Grossrat. Er gehörte zu den Pionieren des Tourismus in Zermatt.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexander Seiler der Ältere war Sohn des Bergbauern Christian Seiler (1788–1877)[1] und der Maria Josepha, geb. Bürcher. Er absolvierte im württembergischen Munderkingen eine Lehre als Seifensieder und Kerzenzieher und eröffnete 1845 in Sitten (frz. Sion) eine wenig erfolgreiche Fabrik. Seine Schwestern Rosina und Katharina führten in Blitzingen ein Gasthaus.[2] Dieses Seilerhaus wurde 1932 Opfer eines Dorfbrandes.

Sein Bruder Joseph (1817–1863) war seit 1847 Kaplan in Zermatt, wo der Wundarzt Joseph Lauber (1787–1868) 1838 ein bescheidenes Holzchalet mit drei Doppelzimmern eröffnete.[3] 1839 untersagte die Walliser Regierung der Dorfgeistlichkeit die Beherbergung von Fremden.[4] Im Februar 1848 berichtete er Alexander, dass viele Besucher von Zermatt den Wunsch nach einem Gasthaus auf dem Riffelberg geäussert hätten.

Alexander folgte 1850 seinem Bruder nach Zermatt und arbeitete dort zunächst im Gastgewerbe. Da der Wundarzt des „Gastierens und Komplementierens überdrüssig“ war,[5] konnte Seiler 1853 die Herberge des Dorfs pachten. Mit Hilfe seines Bruders, des Juristen Franz (1827–1863), konnte er das Haus im folgenden Jahr kaufen und bald darauf zum Hotel Monte Rosa ausbauen.

1857 heiratete er Catharina Cathrein (1834–1895)[6] aus Brig. Die 16fache Mutter[7] führte die Buchhaltung und die Korrespondenz des wachsenden Hotelunternehmens und gründete um 1861 in Brig den Elisabethenverein.[8] Seilers Schwager Emil Cathrein stieg danach auch ins Hotelgewerbe ein.

Alexander Seiler kaufte und pachtete in Zermatt weitere Herbergen, wie 1857 das von Joseph Anton Clemenz eröffnete Mont Cervin und das Des Alpes. 1856 erwarb er auf dem 600 m höher gelegenen Weiler Riffelalp die ersten Parzellen und liess dort 1878–1884 ein Grandhotel erbauen.[9] Engländer hatten 1857 den Alpine Club gegründet und Thomas Cook bot sechs Jahre später die ersten Pauschalreisen in die Schweiz an. Die Erstbesteigung des Matterhorns durch seinen Gast Edward Whymper, wobei der Rückmarsch tragisch endete, brachte dem Ort grosse Bekanntheit.[10]

Da der Ski-Tourismus noch nicht erfunden war, betrieb Seiler seine Hotels nur in den Sommermonaten und wohnte winters in Brig. Für sein Gewerbe war er auf Holz und Weide angewiesen, über die er als Nichtbürger nicht verfügte. Die Einheimischen standen ihm vielfach misstrauisch gegenüber und fürchteten allzu grosse Veränderung der Traditionen und der Landschaft. Als er 1871 die Einburgerung in Zermatt beantragte, wurde dieses vom Burgerrat abgelehnt, unter anderem begründet mit seinem Wohnsitz in Brig.[11] 1882 erwarb er die Rechte der Alpgeteilen von Hans Anton Roten. Erst kurz vor seinem Tod, nach 18-jährigem Rechtsstreit, gelang ihm die Einburgerung seiner Familie.

Als Walliser Grossrat für den Bezirk Goms setzte er sich 1869–1891 für den Ausbau von Verkehrswegen, wie die Gornergratbahn und die Riffelalptram zur Riffelalp, ein.

Seine Witwe führte das Unternehmen, unterstützt von den Söhnen Alexander dem Jüngern (1864–1920[12]) und Joseph (1858–1929),[13] fort. Zur Einführung der elektrischen Beleuchtung in Zermatt beteiligte sie sich am 25. Juli 1892 mit der Burgergemeinde Zermatt und der Visp-Zermatt Bahn an einem Syndikat zum Bau des Kraftwerkes Triftbach, das zwei Jahre später in Betrieb ging.[14] Die Brüder, inklusive Hermann, zahlten nach der Jahrhundertwende die zahlreichen Schwestern aus und brachten die Hotelbetriebe samt zugehörigen Immobilien in die Gesellschaft Alexandre Seiler & Frères ein.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alois Grichting: Das Oberwallis, 1840 bis 1990. S. 303.
  • Roland Flückiger-Seiler: Hotelträume zwischen Gletschern und Palmen: Schweizer Tourismus und Hotelbau 1830–1920. S. 47, 83.
  • Mark Andreas Seiler: Ein Gletscher – ein Hotel – eine Familie. Horizonte einer Walliser Hoteliersdynastie, Rotten Verlag, Visp 2012, ISBN 978-3-905756-67-8, S. 195 ff. (Mit zahlreichen Literaturhinweisen.)
  • Karl In-Albon: Stammbaum der Familie Seiler von Blitzingen und Mühlebach.
  • Joseph Jung: Das Laboratorium des Fortschritts. Die Schweiz im 19. Jahrhundert, NZZ Libro, Basel 2019, ISBN 978-3-03810-435-3, S. 49; 86; 101 f.; 179; 186; 396; 508; 516 f.; 519 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.obergommer.ch/genealogie/14695.htm
  2. Beilagen zum Jahrbuch des Schweizer Alpenclub. Band 38; S. 30.
  3. Christian Imboden, Berge: Beruf, Berufung, Schicksal, Rotten Verlag, Visp, 2013, Seite 37 sowie Stanislaus Kronig, Familienstatistik und Geschichtliches über Zermatt, 1927, Seite 286
  4. Bernard Truffer: Lauber, Joseph. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  5. Kulturgeschichte der Deutschen Gaststätte. S. 435
  6. Bernard Truffer: Seiler (-Cathrein), Catharina. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  7. https://www.obergommer.ch/genealogie/14696.htm
  8. Festschrift zur 50. Elisabethenverein (Brig); 1911.
  9. Das Resort und seine Geschichte. In: Riffelalp Resort 2222m. Abgerufen am 20. März 2020.
  10. https://www.eda.admin.ch/aboutswitzerland/en/home.html/de/bevoelkerung/die_ersten_bergsteiger/alexander_seiler
  11. https://www.amtsdruckschriften.bar.admin.ch/viewOrigDoc.do?id=10008509
  12. Bernard Truffer: Seiler, Alexander. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  13. Bernard Truffer: Seiler, Joseph. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  14. Geschichte des Elektrizitätswerks Zermatt (Memento vom 4. März 2013 im Internet Archive)
  15. Gründerzeit und Belle Epoque (Memento vom 27. Oktober 2013 im Internet Archive)