Allan Praskin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Allan Praskin, 2010

Allan Conrad Praskin (* 17. Dezember 1948 in Los Angeles) ist ein amerikanischer Musiker des Modern Jazz (Altsaxophonist, Komponist und Bandleader). Er lebt seit mehr als 50 Jahren in Europa.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Praskin erhielt bereits in jungen Jahren Unterricht auf der Klarinette, machte aber ebenso frühzeitig durch die umfangreiche Schallplattensammlung seines Vaters Bekanntschaft mit dem Jazz, was ihn schließlich zum Wechsel auf sein späteres Hauptinstrument, das Altsaxophon, bewog.

Erste praktische Erfahrungen mit der improvisierten Musik machte er bereits als Jugendlicher in der seinerzeit noch sehr lebendigen Jazzszene seiner Heimatstadt Los Angeles, wo er unter der Ägide von George Morrow (des Bassisten im Clifford Brown/Max Roach-Quintett) mit dem Modern Jazz vertraut gemacht wurde. Durch den Unterricht bei Morrow wurde der junge Saxophonist mit anderen prominenten, in Kalifornien ansässigen Musikern bekannt, darunter unter anderen Bobby Hutcherson, J. R. Monterose und Harold Land, mit denen er auch zusammenarbeitete.

Ende der 1960er Jahre, also in der Hochphase des Vietnamkrieges, wurde Praskin zum Militärdienst eingezogen, jedoch nicht zum Kampfeinsatz in Indochina geschickt, sondern in Korea stationiert. Während eines Kurzaufenthalts in Tokio entstand 1971 seine erste LP unter eigenem Namen, Encounter.

In der Folge kam der Saxophonist mit der zu dieser Zeit blühenden Free-Jazz-Szene New Yorks in Kontakt; er machte sich innerhalb der Avantgarde in der Metropole durch Sessions und Aufnahmen mit führenden Musikern wie Sunny Murray, Beaver Harris und Sam Rivers binnen kurzer Zeit einen Namen. Die in dieser Schaffensphase unter der Leitung des Schlagzeugers James Zitro für das seinerzeit stilbildende Plattenlabel ESP-Disk aufgenommene LP Zitro galt lange als rares Sammlerstück (was sich durch die Wiederveröffentlichung des ESP-Katalogs im CD-Format änderte).

Gunter Hampel engagierte Praskin im Jahre 1972 für seine Galaxie Dream Band, der der Saxophonist bis 1975 angehören sollte und mit der er im Rahmen einer umfangreichen Tourneetätigkeit 1973 nach Europa kam, wohin er schließlich übersiedelte. Im Lauf der folgenden Jahre wandte Praskin sein musikalisches Interesse wieder verstärkt den älteren Spielarten des Jazz zu, ohne seine vorhergehenden Erfahrungen aus dem freien Spiel deswegen grundsätzlich zu verwerfen. Dies führte zur Zusammenarbeit mit stilistisch so verschiedenartigen Künstlern wie der Organistin Barbara Dennerlein, der Sängerin Özay, dem Pianisten Fritz Pauer, dem serbischen Schlagzeuger Lala Kovačev oder den Saxophon-Kollegen Warne Marsh und Hans Koller.

Ende der 1970er bis Anfang der 1990er Jahre zählte Praskin unter den amerikanischen Expatriates in Europa „zu den Meistbeschäftigten seines Instruments“[1], der durch seinen eigenwilligen Instrumentalklang und eine charakteristische Phrasierungsweise seine umfassende Kenntnis der gesamten Jazztradition in sehr persönlicher Weise reflektiert.

Langjährige musikalische Partnerschaften verbinden Praskin mit den Pianisten Wolfgang Köhler und Larry Porter. Mit Porter gemeinsam leitete er von 1984 bis 1993 das Porter/Praskin-Quartet, das in verschiedenen Besetzungen mehrere vielbeachtete Aufnahmen einspielte. Die Zusammenarbeit mit Köhler begann bereits in den 70er Jahren in der Gruppe Just Friends und dauert bis in die Gegenwart an.

Von 1983 bis 2014 hatte Allan Praskin einen Lehrauftrag für Jazz-Saxophon an der Anton Bruckner Privatuniversität im oberösterreichischen Linz inne. Seine musikalischen Aktivitäten, die zu Beginn seines Europa-Aufenthalts auf den norddeutschen Raum konzentriert waren, verlagerte er später auf den bayerisch-österreichischen Raum, wo er auf den Jazzszenen von München, Salzburg und Wien zeitweise eine bedeutende Rolle spielte. Nach 1990 und verstärkt seit Beginn des neuen Jahrtausends war der Saxophonist, obwohl noch immer im bayerischen Passau ansässig, vor allem mit der Musikszene Berlins eng verbunden. Seit 2015 lebt er dort.

2022 wurde ein Liveauftritt des Allan Praskin Quintet (mit den beiden langjährigen Kollaborateuren Ulli Bartel und Wolfgang Köhler) in der Brotfabrik Berlin aufgenommen, von dem ein Jahr später ein Mitschnitt als CD und digitales Album unter dem Titel „Spontanuity“ erschien.[2]

Diskografie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Kunzler, S. 1038
  2. Reinhard Köchl: Allan Praskin Quintet Spontanuity (Unit Records). 17. August 2023, abgerufen am 17. August 2023.
Commons: Allan Praskin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien