Analogisierung (Gesellschaft)

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Der Begriff Analogisierung bezeichnet im gesellschaftlichen Kontext einen Gegentrend zur Digitalisierung der Gesellschaft bzw. der digitalen Transformation, der die Auswirkungen und Folgen der massenhaften Verbreitung digitaler Systeme und deren Eindringen in alle Lebensbereiche des Menschen kritisch betrachtet und Alternativen vorschlägt.

Der Begriff ist dabei nicht im eigentlichen Wortsinn (siehe Analog) zu verstehen, sondern gründet sich vielmehr auf den Sachverhalt, dass von vielen Menschen das Wort Analog mit veraltet, althergebracht aber auch konventionell assoziiert und damit als Gegenteil von digital gesehen wird, das mit fortschrittlich und modern verknüpft ist.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie viele Trends, so hat auch die Digitalisierung einen Gegentrend erfahren. Manche Autoren gehen davon aus, dass wer sich von ständiger Erreichbarkeit und Ablenkbarkeit durch mobile digitale Geräte gestört fühlt, wer Nachhaltigkeit über die nächste digitale Gerätegeneration hinaus erwartet oder wer zum Lesen eines Artikels kein Computersystem bei sich tragen will, der werde sich nach Alternativen umsehen und könne dabei unter Umständen zu der Feststellung gelangen, dass Digitalisierung nicht hinreichend kritisch betrachtet wird.[1] Wer sich infolgedessen nicht-digitalen Systemen zuwende und sich dazu mit Gleichgesinnten austausche, der werde zu einem Partizipierenden des zugehörigen Gegentrends, nämlich der sogenannten Analogisierung.[2][3][4][5][6]

Abwägung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Digitale Systeme bringen eine enorme Leistungsfähigkeit und Flexibilität mit sich, was bei niedrigen Preisen ihre Anwendung in vielen Bereichen rechtfertigt. Bezieht man jedoch weitere Aspekte mit ein, wie z. B. zur Herstellung kurzlebiger Geräte erforderliche und knapper werdende Rohstoffe, den Energieverbrauch oder die Nachhaltigkeit über viele Jahre hinweg (Archivierung), so kann die Entscheidung durchaus anders ausfallen (z. B. für ein Buch aus Papier, das man auch nach 100 Jahren noch ohne weitere Hilfsmittel lesen können wird). Solche Abwägungen, die in der gegenwärtigen Digitalisierungseuphorie selten betrachtet werden, fördern den Trend der Analogisierung.[7]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im HiFi-Bereich wurden Musiksignale lange Zeit rein analog verarbeitet, bis in den 1980er Jahren die CD als digitales Medium ihren Siegeszug begann und insbesondere die Schallplatte verdrängte. Aber es blieben Liebhaber[8] und inzwischen (2020) hat die Schallplatte („Vinyl“) wieder einen festen Platz im Musikgeschäft.
  • Seit (2020) verwenden Hobbyfotografen, die sich bewusst mit dem Prozess des Fotografierens auseinandersetzen wollen, Analogkameras als künstlerische Inspiration.[9]
  • Informationen als direkt lesbare, analoge Hardcopy auf einem haltbaren Medium (z. B. säurefreies Papier oder Mikrofilm). Diese dienen der Vermeidung von Computersystemen, welche ggf. stets zu digitalen Inhalten passen müssen.[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Dohmen: Wie digital wollen wir leben? Die wichtigste Entscheidung für unsere Zukunft. Patmos Verlag, Ostfildern 2019, ISBN 978-3-8436-1151-0.
  • André Wilkens: Analog ist das neue Bio: eine Navigationshilfe durch unsere digitale Welt. Überarbeitete Ausgabe. (Fischer Taschenbuch) S. Fischer, Frankfurt a. M. [2017], ISBN 978-3-596-29901-0

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eduard Kaeser: Trojanische Pferde unserer Zeit. Kritische Essays zur Digitalisierung. Schwabe Verlag, Basel 2018, ISBN 978-3-7965-3881-0.
  2. Gegentrend Entdigitalisierung und Reanalogisierung ... In: Persoblogger.de - das Portal für HR-Praktiker von Stefan Scheller. 24. April 2017, abgerufen am 4. April 2020 (deutsch).
  3. Schöne alte Welt - von der Digitalisierung zurück zum Analogen. In: PERSPEKTIVE. 21. September 2017, abgerufen am 4. April 2020 (deutsch).
  4. Wer nicht analogisiert, ist weg vom Fenster! | Workshop Digitalisierung vs. Analogisierung. In: Wohlstandsgenossenschaft. 9. Januar 2020, abgerufen am 4. April 2020 (deutsch).
  5. Julia Culen: The analogization of digital. juliaculen.com-Internetportal, Rubrik "Digital transformation, thoughts & ideas", 15. Juli 2019 (englisch).
  6. Dare to be analog. Abgerufen am 4. April 2020.
  7. Reiner Göldner: Archiving by Analogization !? | CHNT | Vienna. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. September 2020; abgerufen am 4. April 2020 (amerikanisches Englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.chnt.at
  8. Vinyl-Fans. Abgerufen am 4. April 2020.
  9. The Analog Photographer. In: The Analog Photographer. 23. Dezember 2016, abgerufen am 4. April 2020.
  10. National Archives: Microfilm. 15. August 2016, abgerufen am 4. April 2020 (englisch).