Arnold Schultze (Geograph, 1875)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. April 2011 um 08:21 Uhr durch Letdemsay (Diskussion | Beiträge) (PND). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Arnold Schultze (* 24. März 1875 in Köln; † 22. August 1948[1] auf Madeira) war ein deutscher Offizier, Geograph und Entomologe.

Militärdienst

Schultze schlug als Sohn eines preußischen Offiziers nach dem Besuch des Gymnasiums in Mainz, Koblenz und Detmold 1895 ebenfalls die militärische Laufbahn ein, wurde Fahnenjunker in Feldartillerie-Regiment General-Feldzeugmeister (1. Brandenburgisches) Nr. 3 in Brandenburg an der Havel und 1896 Leutnant. 1902 wurde er à la suite gestellt und zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt kommandiert. 1903/04 nahm er an der Vermarkung des Grenzverlaufs zwischen Kamerun und Nord-Nigeria (Yola-Tschadsee-Grenzexpedition) teil. Zum 1. Oktober 1904 wurde er von diesem Kommando entbunden und dem Eisenbahn-Regiment zugeteilt. Im April 1905 schied er aus dem Heer aus und trat in die kaiserliche Schutztruppe für Kamerun ein. Unter dem 13. September 1906 wurde er zum Oberleutnant befördert und im November des Jahres schied er aus gesundheitlichen Gründen ganz aus dem aktiven Militärdienst aus.

Wissenschaftliche Arbeiten

Noch während seiner Tätigkeit als Hilfsarbeiter in der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes (1902/03) hörte Schultze Vorlesungen in Astronomie und Botanik an der Georg-August-Universität Göttingen. Vor und nach seiner Verwendung bei der Grenzexpedition in Kamerun studierte er am Seminar für Orientalische Sprachen der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Nach seinem Abschied aus der Armee nahm er das Studium der Geographie, Natur- und Staatswissenschaften in Bonn auf. 1910 promovierte er mit einer Arbeit über das Reich Bornu am Tschadsee zum Dr. phil. 1910/11 nahm er als Geograph an der Zentralafrika-Expedition von Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg teil und veröffentlichte den geographischen Teil der wissenschaftlichen Ergebnisse der Expedition.

Nach dem Ersten Weltkrieg forschte er auf Reisen nach Zentralafrika und Südamerika weiter über Schmetterlinge. Seine letzte Reise führte ihn für viereinhalb Jahre nach Ecuador. Auf der Rückfahrt wurde sein Schiff am 5. September 1939 infolge des gerade eingetretenen Zweiten Weltkrieges südwestlich der Kanaren von dem britischen Kreuzer Neptune aufgebracht und versenkt. Dabei gingen Schultzes Sammlungen aus Ecuador verloren. Lediglich ein Koffer mit ca. 18.000 Schmetterlingen, den er in Kolumbien per Post aufgegeben hatte, gelangte an das Naturkundemuseum in Berlin, wurde dort aber erst 2006 wiederentdeckt und erstmals ausgewertet.

Schultze und seine Frau Herta wurden in Dakar an die französischen Behörden übergeben und einige Wochen lang in Sebikotane interniert. Aufgrund seines Gesundheitszustandes und fortgeschrittenen Alters von 64 Jahren wurde das Ehepaar Schultze am 21. September 1939 entlassen und gelangte mit einem portugiesischen Schiff nach Madeira, wo er 1948 verstarb.[2]

Werke

  • Das Sultanat Bornu mit besonderer Berücksichtigung Deutsch-Bornus, Diss., Essen 1910
    • Reprint in englischer Sprache: The Sultanate of Bornu, Frank Cass, London 1968
  • Die afrikanischen Seidenspinner und ihre wirtschaftliche Bedeutung, in Zeitschrift für Angewandte Entomologie, Volume 1, Issue 1, pages 223–231, April 1914 (online http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1439-0418.1914.tb01124.x/abstract, Aufruf 25. September 2010)
  • Die Charaxiden und Apaturiden der Kolonie Kamerun. Eine zoogeographische und biologische Studie / von Arnold Schultze Mit Tafel IX-XIV, 1 Karte und 2 Textfiguren. Berlin, Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin, 1916? p. 99.
  • 1920 Lepidoptera. 11. Teil. Ergebnisse. der Zweiten Deutschen Zentral Afrika Expedition. 2910-11. Vol. 1, Part 14, pp. 639-837
  • Die wichtigsten Seidenspinner Afrikas, unter besonderer Berücksichtigungder Gesellschaftsspinner nach dem heutigen Stand der Wissenschaft, Radetzki, Berlin um 1920
  • 1929 Die ersten Stände von drei kolumbianischen hochandinen Satyriden. Deutsche Entomologische Zeitschrift Iris, 43: 157-165, tfl. 3
  • 1931 Die ersten Stände von zwei Heteroceren aus Aequatorial Afrika. Dt. ent. Z. Iris., 45: 140.143.

Trivia

In einem Artikel von Urs Willmann in der Zeit wird Arnold Schultze das Zitat „Der Tango macht den Gaucho heiß, wie jedes Rind der Pampa weiß“ zugesagt[3]. Das Zitat ist eine Zeitungsente und entstammt dem jährlichen Wettbewerb des Wahrheitklubs der Berliner Zeitung die tageszeitung[4].

Literatur

  • Schultze, Arnold in: Deutsches Kolonial-Lexikon, Band 3, Leipzig 1920, S. 310 (kurzer, inzwischen historischer Enzyklopädie-Eintrag)
  • Hanna Zeckau und Hanns Zischler: Der Schmetterlingskoffer. Die tropischen Expeditionen von Arnold Schultze Berlin 2010, Galiani, ISBN 978-3-86971024-2 (Erzählung über das Leben von Arnold Schultze mit einer Anzahl von Zeichnungen der Schmetterlinge von Hanna Zeckau)[3][1][5][6]

Einzelnachweise

  1. a b Tilman Spreckelsen: Ein Koffer voller Schmetterlinge. FAZ online vom 28. September 2010; das Sterbedatum findet sich im Bild-Untertitel der Abbildung Schultzes
  2. Die Versenkung der „Inn“; Zusammenstellung zum Ende der Inn sowie Wiedergabe von Briefen Schultzes aus Quelle: „Dinklage/Witthöft, Die Deutsche Handelsflotte“ im Forum » Kriegsmarine 47' „Von Engländern aufgebracht...“
  3. a b Urs Willmann: Zeitkapsel voller Schmetterlinge. In: Die Zeit Nr. 39, 23. September 2010, S. 42 (ZEIT online 24. September 2010)
  4. Corinna Stegemann: Das herzergreifende Weinen um Evito. taz online vom 11. Oktober 2010
  5. Thomas Wolf: Ein Verlangen nach der Vagina. In: Frankfurter Rundschau vom 30. September 2010, Seiten 22 und 23 (Frankfurter Rundschau online, 29. September 2010)
  6. Der Spiegel 49/2010 Seite 162: Romantisches Trockenmaterial