Bahnhof Gutenfürst

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Gutenfürst
Bahnhof Gutenfürst 2010
Bahnhof Gutenfürst 2010
Bahnhof Gutenfürst 2010
Daten
Abkürzung DGF
IBNR 8011790
Preisklasse 7
Eröffnung 1848
Lage
Stadt/Gemeinde Weischlitz
Ort/Ortsteil Gutenfürst
Land Sachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 25′ 11″ N, 11° 57′ 39″ OKoordinaten: 50° 25′ 11″ N, 11° 57′ 39″ O
Höhe (SO) 571 m
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Gutenfürst
Bahnhöfe und Haltepunkte in Sachsen
i16i18

Der Bahnhof Gutenfürst ist der Bahnhof des Weischlitzer Ortsteils Gutenfürst in Sachsen. Die Station an der Bahnstrecke Leipzig–Hof wurde zwar schon 1848 eröffnet, eine größere Bedeutung erlangte sie erst nach dem Zweiten Weltkrieg. So war Gutenfürst von 1945 bis 1990 Grenzbahnhof zwischen der amerikanischen und sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise zwischen der BRD und der DDR. Heute halten hier nur noch Nahverkehrszüge.

Geschichte

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

Die Sächsisch-Bayerische Eisenbahn-Compagnie erhielt Anfang der 1840er Jahre die Konzession für den Bau einer Bahnstrecke von Leipzig nach Hof. Die ersten Abschnitte aus Richtung Leipzig wurden noch in der ersten Hälfte der 1840er Jahre eröffnet. Da man sich mit den weiteren Baukosten auf dem Teilstück Crimmitschau–Plauen verschätzt hatte, geriet die Gesellschaft in Zahlungsschwierigkeiten und wurde 1847 an den sächsischen Staat verkauft. Zu dieser Zeit wurde bereits am Teilstück Plauen–Hof gearbeitet, um möglichst bald weitere Einnahmen für die teuren Brückenbauten zu erzielen. Am 20. November 1848 wurde der Abschnitt Plauen–Hof zusammen mit dem Haltepunkt Gutenfürst eröffnet. Die Gesamtstrecke war erst ab 1851 befahrbar.[1]

Die Station war zunächst unbedeutend, zwei Bahnsteige und eine Wartehalle genügten dem bescheidenen Reiseverkehr. Immerhin wurde 1877 der Haltepunkt zur Haltestelle hochgestuft, zugleich wurde ein massives Bahnhofsgebäude errichtet. Für den jetzt zugelassenen Güterverkehr wurden etwa 700 m Gleis sowie vier Weichen verlegt, zudem entstand eine Holzverladerampe. Die Anlagen wurden 1878 noch um einen Güterschuppen ergänzt. Eine Kopf- und Seitenladerampe wurde um 1900 gebaut.[2]

Die Haltestelle wurde 1905 zum Bahnhof erhoben, mittlerweile umfassten die Anlagen fünf Gleise, davon ein Überholgleis für beide Richtungen, das Empfangsgebäude mit Hausbahnsteig, einen über einen Personentunnel erreichbaren Außenbahnsteig, den Güterschuppen sowie ein Beamtenwohnhaus.[2] Im Laufe der Zeit entwickelte sich insbesondere der Abschnitt Werdau−Hof der Bahnstrecke Leipzig–Hof zu einem der am dichtesten befahrenen Streckenabschnitte in Deutschland, der Verkehr im Bahnhof Gutenfürst blieb stets bescheiden. Die Station lag sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr im Vergleich mit den anderen sächsischen Bahnhöfen immer auf den hinteren Plätzen. So wurden 1899 nur 4300 t umgeschlagen, 1913 waren es immerhin rund 8700 t. In denselben Jahren wurde etwa 25.000 beziehungsweise 29.000 Personen abgefertigt.[3]

Der Bahnhof überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschädigt, durch Zerstörungen an der Bahnstrecke Leipzig–Hof konnte der Zugverkehr maximal bis April 1945 aufrechterhalten werden.[4]

Grenzbahnhof

Thüringen und Teile Sachsens wurden im April und Mai 1945 noch von den Amerikanern besetzt, die sich Anfang Juli 1945 auf die im Frühjahr 1945 festgelegte Demarkationslinie zurückzogen. Die Rote Armee besetzte daraufhin die freigewordenen, ihr zugewiesenen Gebiete. Gutenfürst als letzte Station vor der Demarkationslinie war somit Grenzbahnhof geworden. In der Anfangszeit verkehrten nur unregelmäßig Züge, neben Heimkehrern und Flüchtlingen wurden vor allem Kohlen transportiert.[5]

Ab dem 20. Dezember 1945 fuhren wieder regelmäßig Güterzüge mit Kohle aus dem Mitteldeutschen Braunkohlerevier über die Zonengrenze. Zunächst war der Bahnhof Mehltheuer als Übergabebahnhof bestimmt worden, da dazu in Gutenfürst die Möglichkeiten fehlten. Erst nach Einbau eines weiteren Gleises wurden die Züge in Gutenfürst umgespannt.[5]

Begrenzter Reiseverkehr war ab der ersten Hälfte des Jahres 1947 möglich, als Personen einen Postzug mitbenutzen durften. Allerdings wurde die zonenüberschreitende Verbindung immer wieder gesperrt, so zwischen 20. Oktober und 1. November 1947, während der Berlin-Blockade (Juni 1948 bis Mai 1949) sowie im Mai 1952. Unbeschränkter Interzonenverkehr über den Grenzbahnhof Gutenfürst wurde erst 1954 aufgenommen.[6] Ab September 1964 verstärkte sich das Verkehrsaufkommen nochmals, ab da wurden Güterzüge nach West-Berlin auch über Gutenfürst geleitet.[7] Bis 1952 unterstand der Bahnhof der Sowjetischen Militäradministration, später der Deutsche Grenzpolizei und zuletzt waren die Grenztruppen der DDR zuständig.[8]

In den ersten Jahrzehnten war der Grenzübergang nicht übermäßig gesichert, zwischen 1975 und 1980 wurde der Bahnhof Gutenfürst festungsähnlich ausgebaut. Größere Vorhaben waren der Bau einer Schaubrücke über alle Gleise, eine weiträumige Flutlichtanlage mit acht Masten sowie ein Stumpfgleis für den lokalen Reisezugverkehr innerhalb der DDR Richtung Plauen, das sich außerhalb der streng gesicherten Kontrollzone befand. Insgesamt kosteten die Umbaumaßnahmen 16 Millionen Mark, diverse Restarbeiten zogen sich noch bis 1982 hin.[9]

Entwicklung ab 1989/90

Mit der Wende 1989/90 sank die Bedeutung des Bahnhofs rapide. In der Anfangszeit nach der Grenzöffnung am 9. November 1989 war der Zugverkehr chronisch überlastet, normalisierte sich jedoch bald wieder. Seit dem 1. Juli 1990 wurden keine Grenzkontrollen mehr durchgeführt.[10]

Ab 1990/91 wurde in den Bahnhofsgebäuden durch die Deutsche Reichsbahn eine Lehrlingswerkstatt eingerichtet. Ausgebildet wurde hier im Bereich Kommunikationselektronik, einem Lehrberuf, der erst seit kurzer Zeit neu entstanden war und den Facharbeiter für BMSR-Technik teilweise ersetzte. Die Deutsche Bahn investierte hier mehrere Millionen Mark. Später wurde noch ein Wohnheim integriert. Die Ausbildungen wurden Ende der 1990er Jahre eingestellt. So gab es im Grunde nur eine Abschlussklasse, die von 1991 bis 1995 hier als Kommunikationselektroniker im Fachbereich Informationstechnik ausgebildet wurde.

Die Gebäude blieben im Wesentlichen bis heute unverändert.[11] Durch die Streckenelektrifizierung Reichenbach−Hof wurde Anfang 2013 die Schaubrücke entfernt.[12]

Heute halten am Bahnhof nur noch die Nahverkehrszüge der Erfurter Bahn und der Vogtlandbahn.

Literatur

  • Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, EK-Verlag, Freiburg 2009, ISBN 978-3-88255-728-2

Einzelnachweise

  1. Wilfried Rettig: Die Eisenbahnen im Vogtland – Band 1: Entwicklung, Hauptstrecken, Fahrzeuge, Bahnbetriebswerke und Hochbauten, EK-Verlag, Freiburg 2001, ISBN 3-88255-686-2, S. 10 ff.
  2. a b Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, S. 57
  3. Wilfried Rettig: Die Eisenbahnen im Vogtland – Band 2: Neben- und Schmalspurstrecken, Unfälle und Anekdoten, EK-Verlag, Freiburg 2002, ISBN 3-88255-687-0, S. 214
  4. Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, S. 75
  5. a b Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, S. 82
  6. Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, S. 82 ff.
  7. Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, S. 91
  8. Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, S. 116
  9. Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, S. 116 f.
  10. Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, S. 142 f.
  11. Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze − Eine sächsisch-bayerische Nachkriegsgeschichte, S. 58
  12. www.vogtland-anzeiger.de Zollbrücke schwebt an Kranhaken über Bahnhof Gutenfürst (abgerufen am 21. Juni 2013)