Sand-Radmelde

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Sand-Radmelde

Sand-Radmelde (Bassia laniflora)

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Camphorosmoideae
Tribus: Camphorosmeae
Gattung: Radmelden (Bassia)
Art: Sand-Radmelde
Wissenschaftlicher Name
Bassia laniflora
(S.G.Gmel.) A.J.Scott

Die Sand-Radmelde (Bassia laniflora), auch Sand-Kochie genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Sie ist in Eurasien weit verbreitet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sand-Radmelde wächst als einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 20 bis 50 cm (selten 80 cm) erreicht. Sie ist meist am Grunde locker verzweigt mit niederliegenden oder aufsteigenden zarten Ästen. Die oft rötlich überlaufenen Stängel sind ungestreift und leicht gerippt. Sie weisen zunächst eine dichte flaumige Behaarung auf, später verkahlen sie. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind abstehend oder leicht nach oben gebogen und sitzend. Die einfache Blattspreite besitzt einen halbstielrunden Querschnitt und ist bei einer Länge von bis 2,5 cm linealisch, etwas zugespitzt sowie ganzrandig.

Blütenstand und Blüte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blüten und junge Früchte

Die Gesamtblütenstände bestehen aus unterbrochenen ährigen Teilblütenständen. Die Blüten sitzen einzeln oder zu zweit bis dritt geknäuelt in den Achseln der Tragblätter. Am Grunde weisen die Blüten einen Kranz langer weißer oder hellbrauner Haare auf. Auf dieses kennzeichnende Merkmal bezieht sich der wissenschaftliche Artname (Bassia laniflora = Wollblütige Bassia). Die Blütenhüllblätter sind grün und im oberen Teil leicht fleischig. Es sind fünf Staubblätter vorhanden, die Staubbeutel besitzen eine Länge von etwa 1 mm. Der zusammengedrückt-kugelige Fruchtknoten trägt zwei oder drei kurze Narben. Die Blütezeit reicht von August bis Oktober[1]. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind[1] (Anemophilie).

Frucht und Samen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früchte der Sand-Radmelde

Zur Fruchtzeit tragen die Blütenhüllblätter auf dem Rücken trockenhäutige, rautenförmig-eiförmige Anhängsel, welche deutlich voneinander getrennt sind. Die häutige, weißliche Fruchtwand umgibt den Samen. Der schwarz-braune oder schwarze Samen ist bei einem Durchmesser von 1,5 bis 2 mm breit-eiförmig.

Chromosomenzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18[1].

Photosyntheseweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sand-Radmelde ist eine C4-Pflanze[2].

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet der Sand-Radmelde umfasst Europa und Nordafrika, Vorder- und Zentralasien bis zum nördlichen Teil des chinesischen Xinjiang. Diese Art ist auch in Deutschland einheimisch.

Die Sand-Radmelde besiedelt subkontinentale bis kontinentale Gebiete und kommt in trockenen Steppen- und Halbwüstengebieten vor. Die Pflanze benötigt volle Besonnung und hohe bis extrem hohe Temperaturen. Sie wächst in semiaridem Klima auf stickstoffärmsten Standorten und besonders auf lockeren Sandböden. In Deutschland wächst sie in Äckern und kurzlebigen Unkrautfluren, sowie in Trocken- und Halbtrockenrasen (Sand-Magerrasen)[3]. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Jurinea-Koelerietum aus dem Verband Koelerion glaucae, kommt aber auch im Bromo-Corispermetum aus dem Verband Salsolion vor.[4]

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sand-Radmelde in Darmstadt-Eberstadt

Die Sand-Radmelde gilt europaweit als stark gefährdet, da ihre Bestände besonders in Mitteleuropa drastisch zurückgegangen sind[3].

In Deutschland war die Sand-Radmelde schon immer selten und auf das nördliche Oberrheingebiet beschränkt. Hier war sie früher von Schwetzingen, Mannheim und Worms bis Mainz und Ingelheim am Rhein an sandigen Orten zu finden. Das Verschwinden vieler Sandgebiete durch Bebauung, Sandabbau oder Aufforstung hat ihren Lebensraum sehr eingeschränkt. Auch das Betreten und Befahren von Sanddünen, sowie Fraß durch Kaninchen trugen zum Rückgang der Sand-Radmelde bei. Heute ist diese Art in Deutschland vom Aussterben bedroht (Rote Liste gefährdeter Arten 1)[3].

Im Jahr 2007 wurden in Deutschland alle noch verbliebenen Wuchsorte untersucht. Insgesamt konnte die Sand-Radmelde nur noch an zehn Lokalitäten mit zusammen knapp 1 ha Fläche nachgewiesen werden. Mehr als 99 % aller Individuen fanden sich in nur zwei Schutzgebieten in Darmstadt-Eberstadt, denen somit eine herausragende Bedeutung für den Erhalt der Sand-Radmelde in Deutschland zukommt[5]. In Hessen gilt die Sand-Radmelde als stark gefährdet (Rote Liste 2)[3].

In Rheinland-Pfalz gilt die Sand-Radmelde als vom Aussterben bedroht[3]. Hier wächst sie auf dem Großen Sand bei Mainz. Um dort die letzten Exemplare gegen Kaninchen und Trittschäden zu schützen, wurde der Wuchsort eingezäunt. Seitdem konnte sich der Bestand etwas erholen[6].

In Baden-Württemberg kommt die Sand-Radmelde nur noch im besonders niederschlagsarmen Gebiet zwischen Mannheim und Sandhausen, den Sandhausener Dünen vor. Daher gilt sie auch in Baden-Württemberg als vom Aussterben bedroht[3].

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration

Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1774 durch Samuel Gottlieb Gmelin unter dem Namen Salsola laniflora in Reise durch Russland, 1, S. 160, Tafel 37. Andrew John Scott stellte diese Art 1978 unter dem Namen Bassia laniflora in die Gattung Bassia (In: Feddes Repertorium, Band 89, S. 108). Phylogenetische Untersuchungen von Kadereit & Freitag bestätigten 2011 diese Zuordnung[2].

Weitere Synonyme von Bassia laniflora (S.G.Gmel.) A.J.Scott sind Kochia laniflora (S.G.Gmel.) Borbás, Salsola arenaria Maerkl., Chenopodium arenarium (Maerkl.) P.Gaertn., B.Mey. & Scherb. (nom. illeg.), Kochia arenaria (P.Gaertn., B.Mey. & Scherb.) Roth, Salsola laniflora S.G.Gmelin und Salsola dasyphylla Pall.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In China gilt die Sand-Radmelde als gute Futterpflanze und wird von Kamelen und Schafen gefressen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Eintrag bei BiolFlor.
  2. a b Gudrun Kadereit & Helmut Freitag: Molecular phylogeny of Camphorosmeae (Camphorosmoideae, Chenopodiaceae): Implications for biogeography, evolution of C4-photosynthesis and taxonomy, In: Taxon, Volume 60 (1), 2011, S. 51–78.
  3. a b c d e f Sand-Radmelde. auf FloraWeb.de
  4. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 350.
  5. S. Hodvina & R. Cezanne: Die Sand-Radmelde (Bassia laniflora) in Hessen. In: Botanik und Naturschutz in Hessen, Heft 21, 2008, S. 89–113 (online)
  6. Schutzmaßnahme für die Sand-Radmelde, Mainzer Sand (Memento des Originals vom 30. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.akumwelt.de

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sand-Radmelde (Bassia laniflora) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien