Benutzer:3mnaPashkan/Rodolfo Graziani

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Rodolfo Graziani 1940.

Rodolfo Graziani, Markgraf von Neghelli (* 11. August 1882 in Filettino, Provinz Frosinone; † 11. Januar 1955 in Rom) war ein italienischer General und Politiker in der Zeit der faschistischen Diktatur, seit 1936 Träger des Titels „Marschall Italiens“. Bekannt wurde Graziani vor allem für seine Feldzüge in Afrika vor und während des Zweiten Weltkrieges und für seine Kollaboration mit dem Dritten Reich als Verteidigungsminister der faschistischen Republik von Salò.

Während der 1920er und 1930er Jahre spielte Graziani eine Schlüsselrolle bei den italienischen Expansionskriegen auf dem afrikanischen Kontinent, zuerst während der Wiedereroberung Libyens und dann im Abessinienkrieg. In der Zwischenkriegszeit sowie der Anfangszeit des Zweiten Weltkriegs hatte er verschiedene Kommandos und Gouverneursposten in Italienisch-Ostafrika sowie später Italienisch-Libyen inne. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges leitete Graziani 1940/41 die erfolglose Italienische Invasion Ägyptens. Von September 1943 bis Ende April 1945 war er Verteidigungsminister der faschistischen Republik von Salò und Oberbefehlshaber der weiter an deutscher Seite kämpfenden republikanisch-italienischen Streitkräfte.


Herkunft und Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graziani wurde am 11. August 1882 in Filettino geboren, einem winzigen Ort in der ärmsten Region Mittelitaliens. Er entstammte einem kleinbürgerlichen Elternhaus. Sein Vater verdiente als Arzt gerade genug, um die Ausbildung seiner Söhne zu finanzieren. Nachdem er das Gymnasium absolviert hatte, schlug Graziani die Offizierslaufbahn ein, wobei er aufgrund der schwierigen ökonomischen Situation seiner Familie einiger Umwege in Kauf nehmen musste. 1904 wurde Graziani zum Leutnant befördert und versah seinen Dienst schließlich beim 1. Grenadierregiment in Rom, bevor er 1908 aus Abenteuerlust um eine Versetzung in die afrikanischen Kolonien bat, wo er mit Unterbrechnungen bis zum Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg blieb. Die Schlachtfelder Norditaliens boten einem ambitionierten Offizier wie Graziani die ideale Bühne, um sich hervorzutun, und als der Krieg zu Ende ging, hatte er sich zum jüngsten Oberst des italienischen Heeres hochgedient. Zwischen 1915 und 1918 waren jedoch nicht nur seine unbestreitbaren Fähigkeiten als Truppenführer zum Vorschein gekommen, sondern auch sein hemmungsloser Ehrgeiz und sein schier grenzenloser Hunger nach Auszeichnungen.[1]

Faschistische Eroberungskriege und Kriegsverbrechen in Afrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Libyen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst 1921 kehrte Graziani in den aktiven Dienst zurück und fand auf eigene Bitte Verwendung in Libyen. Die Lage in dieser Kolonie war außerordentlich schwierig, da die Italiener während des Ersten Weltkrieges die Kontrolle über das Land verloren hatten, von einem schmalen Küstenstreifen abgesehen. Während die liberalen Regierungen der Nachkriegszeit einen modus vivendi mit den arabischen Völkerschaften gesucht hatten, verfügte Mussolini 1923 die militärische Wiedereroberung Libyens. Nach offizieller Lesart erwies sich Graziani dabei als „brillianter“ Kolonialoffizier; tatsächlich zeichneten sich seine Operationen gegen die Aufständischen in Tripolitanien und der Cyrenaika durch eine große Brutalität aus. Er propagierte den Überraschungsmoment, Schnelligkeit, die Nutzung moderner Transport- und Kommunikationsmittel sowie den rücksichtslosen Einsatz der neuesten Waffen. Zudem bediente er sich koptischer Hilfstruppen aus Eritrea, die sich als besonders effektiv erwiesen.[2]

Mit seinen motorisierten Kampftruppen gelang es Graziani, den ernormen technologischen Vorsprung der italienischen Streitkräfte zu kapitalisieren. Bei der Niederwerfung der Aufständischen in Tripolitanien erwies sich zudem der Einsatz der Luftwaffe zur Aufklärung und Nachrichtenübermittlung als schlachtentscheidend. Die Unterwerfung der Cyrenaika gestaltete sich dagegen schwieriger. Hier machte der Rebellenführer Umar al-Muchtar mit seinen Kämpfern den Italienern das Leben schwer, die sich tagsüber unter die Zivilbevölkerung mischten oder über die Grenze nach Ägypten auswichen, um in der Nacht ohne Vorwarnung zuzuschlagen. Graziani entschied sich im Einvernehmen mit dem libyischen Gouverneur Pietro Badoglio dafür, das Übel samt seiner Wurzel auszurotten. Sie internierten einen großen Teil der arabischen Bevölkerung in Konzentrationslager und raubten den Nomaden ihre wichtigste Lebensgrundlage: das Vieh. 1931 ließ Graziani überdies einen mehr als 270 km langen Grenzzaun bauen, um den Guerillas den Fluchtweg nach Ägypten abzuschneiden. Noch im selben Jahr konnte man ganz Libyen als „pazifiziert“ bezeichnen; Umar al-Muchtar wurde gefangengenommen und hingerichtet. Die Folgen dieser Strategie für die Bewohner der Cyrenaika waren verheerend. Angesichts der außerordentlich harten Lebensbedigungen in den Konzentrationslagern kam es unter den Insassen zu einem Massensterben. Die Bevölkerung der Cyrenaika (nach einer Volkszählung 1911 rund 200.000 Menschen) ging in diesen Jahren um mehr als ein Viertel zurück. Diese Politik wird von Historikern als Genozid bezeichnet.[3]

1932 wurde Graziani wegen seiner „Verdienste“ in Libyen zum General befördert, doch es gelang ihm nicht, zum Generalgouverneur aufzusteigen. Dieses Amt ging an Italo Balbo, einen Faschisten der ersten Stunde, der Graziani baldmöglichst fallen ließ, weil er dessen Grausamkeit missbilligte. 1934 entschädigte Mussolini Graziani dafür mit dem Kommando über ein Armeekorps und mit der Beförderung zum Generale designato di armata, dem höchsten Rang, der in Friedenszeiten zu erreichen war.[4]

Abessinien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als 1935 der italienische Angriff auf Abessinien begann, führte Graziani das Kommando über die „Südfront“. Obwohl der Hauptstoß von Norden geführt wurde, ging Graziani auch diesmal energisch zu Werke.[5]

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachkriegszeit und Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heldenverehrung im heutigen Italien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

<references>

  1. Guerrazzi: Rodolfo Graziani. S. 21f.
  2. Guerrazzi: Rodolfo Graziani. S. 22f.
  3. Guerrazzi: Rodolfo Graziani. S. 23f.
  4. Guerrazzi: Rodolfo Graziani. S. 24.
  5. Guerrazzi: Rodolfo Graziani. S. 24.