Benutzer:Arcitorius10/Franz Kolb

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Franz Kolb (* TT. Monat 18XX in München; † TT. Monat 1910 in München) war Apotheker, Erfinder des Plastilins und Gründer des nach ihm benannten Unternehmens Franz Kolb.

Produktaufkleber für Münchner Künstler-Plastilin

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgang des 19. Jahrhunderts war München eine Stadt der Künste und der Künstler und Schwabing ein beliebter Treffpunkt der künstlerischen Bohème. Franz Kolb, zu dieser Zeit Besitzer einer Apotheke am Kapuzinerplatz in München, mischte und komponierte neben Salben und Tinkturen auch besondere Produkte: Geheim- und Copiertinte, Uhrmacheröl, Essencen oder eine neuartige Abformmasse für Zahntechniker. Zu seinem Freundeskreis gehörten auch angesehene Bildhauer wie Ferdinand Freiherr von Miller. 1893 arbeitet Franz Kolb, wohnhaft Kapuzinerplatz 1, als „Agent in Buchdruckereiartikeln“.[1]

Erfindung des Plastilin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gesprächen mit seinen Bildhauerfreunden erfuhr Kolb von deren großen und kleinen Sorgen: Was tut man, wenn der nasse Modellierton im Winter in den eiskalten, großen Dachateliers ständig hoffnungslos einfriert und dann nicht zu verarbeiten ist? Franz Kolb griff das Problem seiner Freunde auf, analysierte, experimentierte und präsentierte die Lösung: Ein neuer „Kunstthon“, der nicht nur gegen Kälte unempfindlich, sondern auch ideal zu verarbeiten war. Ein Material, das es bis dahin nicht gegeben hatte. Als Apotheker wählte er einen medizinisch klingenden Namen und nannte das Produkt Plastilin. Zu seiner Herstellung gründete er 1890 die Firma Franz Kolb.

Akademieprofessoren, Kunstschuldirektoren und vor allem die Bildhauer waren von dem neuen Künstlerton Plastilin begeistert. Endlich hatten sie das Modelliermaterial, nach dem sie schon so lange gesucht hatten. Überschwängliche Dankschreiben bezeugten die Akzeptanz der Kolb’schen Plastiline. Der Name des Kolb-Produkts „Plastilin“ wurde schließlich zum Gattungsbegriff.

Friedensengel, München-Bogenhausen
Löwenstatue an der Feldherrnhalle, München

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Skulpturen, die mit Hilfe von Plastilinmodellen vollendet wurden, zählen z. B. der Friedensengel von Heinrich Düll, Georg Pezold und Max Heilmaier, Wilhelm von Rümanns Löwen vor der Feldherrnhalle oder Stucks Amazone.

Firmengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Kolb gründete spätestens 1900 in München eine Firma auf seinen Namen zur Produktion und Vertrieb seiner Erfindung Plastilin. Die Herstellung erfolgte zunächst im Haus Kapuzinerplatz 2 im dritten Stock. Für den Verkauf unter der Bezeichnung „Kunstmodellirthon“ richtete Kolb ein Geschäft im Erdgeschoss des Rückgebäudes Haus Häberlstraße 21 ein.[2] Nach Kolbs Tod führt seine Witwe Margarethe Kolb die Firma weiter.[3]

Franz Kolb Nachf., München[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Kunstmodelliertonfabrikantin“ Margarethe Kolb verkauft 1915 das Unternehmen an den Kaufmann Georg Muhr, der sie unter der Bezeichnung „Franz Kolb Nachfolger“ weiter in der Häberlstraße 21, nun jedoch im 2. Stock des Rückgebäudes, fortführt.[4] Die Firma konzentrierte sich an ihrem Standort in München-Schwabing bis 1996 weiter auf die Fabrikation von „Kunstmodellierton“ einschließlich der zu seiner Bearbeitung notwendigen Werkzeuge vorwiegend für den Kunstbedarf. Wegen des rückläufigen Bedarfs an Modelliermassen für die plastische Kunst und aufgrund starker Konkurrenz im Hobbykunstbereich durch farbige, thermisch aushärtbare Modelliermassen geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten.

Franz Kolb Nachf., Inhaber Karl Köck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kaufmann Karl Köck übernahm am 11.12.1995 die offenbar überschuldete „Franz Kolb Nachf. GmbH“.[5] Köck verlegt 1996 den Firmensitz von München nach Hengersberg und erweiterte das zu schnale Produktportfolio um die Herstellung von clay (Industrieplastilin).[6] Die „Franz Kolb Nachf. GmbH, Inh. Karl Köck" etablierte sich innerhalb weniger Jahre als einer der weltweit drei Hersteller von clay (Industrieplastilin). Durch Einführung von TecClay, eines gewichtsreduzierten light-clays für die Fertigung dreidimensionaler plastischer Modelle von Fahrzeugen im Automobildesign, vervierfachte das Unternehmen bis 1998 seine jährliche clay-Produktion auf 300 Tonnen.[7] Für die maschinelle Bearbeitung von clays gründete Karl Köck 2001 in Hengersberg die „Kolb Technology GmbH“, die Fräsmaschinen speziell für die Designstudios der Automobilindustrie herstellte.[8]

Verkauf und Auflösung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Köck verkaufte 2009 die Herstellung von Industrieplastilin an den weltweit größten clay-Hersteller Staedtler Industrial Products.[9] Die „Franz Kolb Nachf. GmbH“ erlosch am 15. Januar 2010.[10] Das Material-, Werkzeug- und Zubehör-Sortiment der „Franz Kolb Nachf. GmbH“ führte ab 2011 das Schwesterunternehmen „Kolb Technology GmbH“ weiter. 2015 gliederte die Streicher Unternehmensgruppe das Unternehmen unter der Firmierung „Kolb Design Technology GmbH & Co. KG“ in ihren Bereich Maschinenbau als Hersteller von Designstudio-Equipment und Modellbau-Fräsen für das Clay Styling ein.[11]

Ähnliche Materialien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im englischsprachigen Raum ist ein dem Plastilin vergleichbares Material, allerdings mit anderer Rezeptur unter dem Namen „Plasticine“ bekannt. Als Erfinder gilt hier der Engländer William Harbutt, der es 1897 zum Patent anmeldete.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adreßbuch für München, Bd.: 1893, München, 1893, S. 222: https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00096547/images/index.html?id=00096547&groesser=&fip=yztsewqeayaensdaseayaeneayaxdsydenxdsyd&no=11&seite=240; abgerufen 10. Dezember 2019.
  2. Adreßbuch für München, Bd.: 1900, München, 1900, S. 295: https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00092424/images/index.html?id=00092424&groesser=&fip=yztsewqeayaensdaseayaeneayaxdsydenxdsyd&no=10&seite=315; abgerufen 10. Dezember 2019.
  3. Adreßbuch für München und Umgebung, Bd.: 1911, München, 1911, S. 307: https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00092434/images/index.html?id=00092434&groesser=&fip=yztsewqeayaensdaseayaeneayaxdsydenxdsyd&no=27&seite=335; abgerufen 10. Dezember 2019.
  4. Adreßbuch für München, Bd.: 1918, München, 1918, S. 373: https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00092439/images/index.html?id=00092439&groesser=&fip=yztsewqeayaensdaseayaeneayaxdsydenxdsyd&no=24&seite=517; abgerufen 10. Dezember 2019
  5. https://www.companyhouse.de/Franz-Kolb-Nachf-Inhaber-Karl-Koeck-Hengersberg?__cf_chl_captcha_tk__=732378caba85b11fb4e16ad6acbfdda1dfca6436-1575870079-0-AVme0HghoffMRCFYTCm2MTOwczwaMeNX7Yl5fXsdMMt-ERRIZO4L_-1-9R7ZjcJUJ_RCRQ7jy-wttIIsVGHLDPOQk470G4vGu8AgRbVTVA4WsP93WitMcgUDxqm-xQCLTHzjUsGR75qiVMhAwF73meTpelaZtLMFn6bvTi5kHPrr8hfGHVNtEvugJYXpT22pxmgrS09oqL2408s10YmFIOKqGbmgmayD4CnHyHuPo75TtLlrVw0qj9Uq-EU1J8jC7qE88uqA0LGmgPA2PQeg33hjrt-5voTUAlzVUp7WqEoQd8xy67obt4YSnwXTofAqAzopFKhCcR2abxnG8kprandZ_-tiECiahRBbeogJFTm1; abgerufen 10. Dezember 2019.
  6. https://www.companyhouse.de/Franz-Kolb-Nachf-Inhaber-Karl-Koeck-Hengersberg?__cf_chl_captcha_tk__=732378caba85b11fb4e16ad6acbfdda1dfca6436-1575870079-0-AVme0HghoffMRCFYTCm2MTOwczwaMeNX7Yl5fXsdMMt-ERRIZO4L_-1-9R7ZjcJUJ_RCRQ7jy-wttIIsVGHLDPOQk470G4vGu8AgRbVTVA4WsP93WitMcgUDxqm-xQCLTHzjUsGR75qiVMhAwF73meTpelaZtLMFn6bvTi5kHPrr8hfGHVNtEvugJYXpT22pxmgrS09oqL2408s10YmFIOKqGbmgmayD4CnHyHuPo75TtLlrVw0qj9Uq-EU1J8jC7qE88uqA0LGmgPA2PQeg33hjrt-5voTUAlzVUp7WqEoQd8xy67obt4YSnwXTofAqAzopFKhCcR2abxnG8kprandZ_-tiECiahRBbeogJFTm1; abgerufen 10. Dezember 2019.
  7. http://www.all-electronics.de/ai/resources/c90a95a9697.pdf; abgerufen 10. Dezember 2019.
  8. https://www.kolb-technology.com/unternehmen/geschichte.html; abgerufen 10. Dezember 2019.
  9. https://www.pnp.de/lokales/landkreis_deggendorf/deggendorf/58022_Staedtler-uebernimmt-Plastilin-Hersteller-Kolb.html; abgerufen 10. Dezember 2019.
  10. https://www.companyhouse.de/Franz-Kolb-Nachf-Inhaber-Karl-Koeck-Hengersberg?__cf_chl_captcha_tk__=732378caba85b11fb4e16ad6acbfdda1dfca6436-1575870079-0-AVme0HghoffMRCFYTCm2MTOwczwaMeNX7Yl5fXsdMMt-ERRIZO4L_-1-9R7ZjcJUJ_RCRQ7jy-wttIIsVGHLDPOQk470G4vGu8AgRbVTVA4WsP93WitMcgUDxqm-xQCLTHzjUsGR75qiVMhAwF73meTpelaZtLMFn6bvTi5kHPrr8hfGHVNtEvugJYXpT22pxmgrS09oqL2408s10YmFIOKqGbmgmayD4CnHyHuPo75TtLlrVw0qj9Uq-EU1J8jC7qE88uqA0LGmgPA2PQeg33hjrt-5voTUAlzVUp7WqEoQd8xy67obt4YSnwXTofAqAzopFKhCcR2abxnG8kprandZ_-tiECiahRBbeogJFTm1; abgerufen 10. Dezember 2019.
  11. https://www.kolb-technology.com/unternehmen/geschichte.html; abgerufen 10. Dezember 2019.