Benutzer:Cromarelli/Seeschlacht von Casablanca

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Seeschlacht vor Casablanca
Teil von: Operation Torch
Das französische Schlachtschiff Jean Bart im Hafen von Casablanca
Das französische Schlachtschiff Jean Bart im Hafen von Casablanca
Datum 8. November 1942 bis 16. November 1942
Ort Casablanca, Marokko
Ausgang Sieg der United States Navy
Konfliktparteien

United States Navy, United States Army

NS-Staat, Vichy-Frankreich

Befehlshaber

Henry Kent Hewitt

Kapitän z.S. Ernst Kals, Vizeadmiral Frix Michelier

Truppenstärke

1 Flugzeugträger, 1 Geleitträger, 1 Schlachtschiff, 3Schwere Kreuzer, 1 Leichter Kreuzer, 14 Zerstörer, 15 Truppentransporter. 347 Landungsboote, 108 Flugzeuge

1 Schlachtschiff, 1 Leichter Kreuzer,2 Flottillenführungsboote, 7 Zerstörer, 8 Korvetten, 11 Minenleger, 13 U-Boote, 7 Flugzeuge

Verluste

174 Tote
4 Truppentransporter gesunken
150 Landungsboote gesunken
5 Flugzeuge zerstört
1 Schlachtschiff beschädigt
1 Schwerer Kreuzer beschädigt
2 Zerstörer beschädigt
1 Tanker beschädigt

462 Tote
200 Verwundete
1 Schlachtschiff beschädigt
1 Leichter Kreuzer zerstört
4 Zerstörer gesunken
7 U-Boote gesunken
1 U-Boot selbstversenkt
2 U-Boote beschädigt
1 destroyer échoué
2 Flottillenführungsboote gesunken
1 U-Boot auf Strand gesetzt
7 Flugzeuge zerstört

Die Seeschlacht von Casablanca war ein Teilereignis der Operation Torch; sie dauerte vom 8. bis zum 16. November. Es kämpften Schiffe der US-Navy , die die amerikanischen Truppenlandungen abdeckten, und Vichy-französische Schiffe, die die Neutralität Französisch-Marokkos gemäß dem Zweiten Waffenstillstand in Compiegne während des Weltkriegs verteidigten. In letzten Phasen der Schlacht operierten deutsche U-Boote, die das Gebiet am 8. November erreicht hatten.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der US-Generalkonsul H. Earle Russell wurde von einem seiner Mitarbeiter darüber informiert, dass Landungen in Algerien vorgenommen würden und am 8. November um 05:00 Uhr Ortszeit (04:00 Uhr Greenwich-Zeit) an der westmarokkanischen Küste beginnen würden. Präsident Roosevelts Notizen an den Sultan von Marokko und an den Generalresidenten, die im mehr als fünfzig Meilen entfernten Rabat abgeliefert werden sollten, wurden zwei Vizekonsuln anvertraut mit der Anweisung, sie vorzulegen, sobald die Landungen im Gange seien.

Murphy-Weygand Accord vom 26. Februar 1941[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 5. September 1940 war General Maxime Weygand als Generaldelegierter (délégué général) für Nordafrika mit Sitz in Algier eingesetzt[1]. Er sollte "die politischen und wirtschaftlichen Aufgaben der Generalgouverneure und Generalresidenten sowie Militärbefehlshaber des Gebietes koordinieren[2]. In Washington hatte man dies so verstanden, dass Weygand die Kontrolle Vichys über die nordafrikanischen Gebiete sichern und die Achsenmächte wie auch de Gaulle fernhalten sollte. Roosevelt wünschte nun, mit Weygand ins Gespräch zu kommen. Für den Vertreter des französischen Staatschef benötigte man eine Persönlichkeit dazu passender Funktion. Der erfahrene Diplomat Robert Murphy war Konsul in Paris und Geschäftsträger der USA bei der Vichyregierung gewesen. Roosevelt ernannte ihn zu seinem persönlichen Emissär und beauftragte ihn mit einer Inspektionsreise durch Nordafrika. Murphys nachfolgender Bericht ließ die Ambivalenzen der Vichyregierung erkennen: Weygands Intention, welche "ausdrücklich die Billigung des Marschalls (Pétain) habe, (zielte) darauf, für den Fall einer Totalbesetzung Frankreichs und einer Gefangennahme der französischen Regierung Afrika zu einem Sprungbrett für einen militärischen Gegenschlag zu machen"[3]. Weygand besaß somit gegen die Achsenmächte gerichteten Freiraum.

Den Amerikanern war bekannt, dass Französisch-Nordafrika wegen der britischen Blockade der nordafrikanischen Küsten sich in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand. Zwar war es zu einem Abkommen mit den Briten über die Lieferung von Tee und Zucker gegen Phosphate gekommen, zu mehr war London aber nicht bereit. Murphy verhandelte deswegen um ein Abkommen, das Lieferung großer Mengen an Benzin, Öl und Kohle vorsah. Zur Kontrolle, dass die Produkte auch in Nordafrika blieben, durften die USA zwölf Vizekonsuln in nordafrikanischen Hafenstädten installieren. Das Abkommen wurde am 10. März 1941 in Vichy unterzeichnet.

Pétain-Roosevelt Accord vom 12. Dezember 1941[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Admiral Francois Darlan, seit 10. Februar 1941 Chef du Gouvernement (Regierungschef), war ebenso wie der Chef de l’État Francais (Staatschef) Marschall Pétain darauf bedacht, dass das Verhältnis zu Amerika nicht gefährdet würde. Mit dem Kriegseintritt der USA am 8. Dezember 1941 schien es ihnen notwendig zu sein, das amerikanisch-französische Verhältnis auf eine festere Grundlage zu stellen. Diesem Zweck diente der vor der deutschen Regierung geheimgehaltene Pétain-Roosevelt accord vom 12. Dezember 1941, der Vichy zugleich Sicherheit vor einem Bündnis Washingtons mit de Gaulle bot. Darlan hatte erkannt, daß Nordafrika das vorrangige Interesse des amerikanischen Präsidenten genoss, lange bevor dieser auf Drängen Churchills sein Wort zugunsten der TORCH-Entscheidung in die Waagschale geworfen hatte[4]. Die französische Regierung sichert darin den Vereinigen Staaten zu, dass die französische Flotte nicht gegen die britische Flotte eingesetzt würde außer im Falle einer feindlichen Aktion auf deren Seite, und dass französisches Territorium nicht für Operationen deutscher bewaffneter Kräfte benutzt würde[5]. Franklin D. Roosevelt antwortete am 21. Dezember 1941: Ich wiederhole nochmals: Solange die französische Souveränität in Wirklichkeit rein französisch bleibt und nur den Einschränkungen des Waffenstillstandsabkommens unterliegt, wünscht die Regierung der Vereinigten Staaten nicht, daß die bestehende französische Souveränität über Französisch-Nordafrika oder über eine der französischen Kolonien in die Kontrolle irgendeiner Nation übergeht[6].

Konferenz von Cherchelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Vorfeld der Operation Torch bildete sich in Marokko und Algerien eine Widerstandsgruppe, die nach ihren fünf Akteuren "Les Cinque" genant wurden: An ihrer Spitze stand der Begründer der antikommunistischen "Cagoule" (Comité secret d'action révolutionnaire (CSAR)[7] Besitzer der royalistischen Tageszeitung Le Jour Echo de Paris und u. A. der Ölmühlen Lesieur Jaques Lemaigre-Dubreuil (1894-1955). Lemaigre-Dubreuli galt als Haupt der „branche américaine de la revolution nationale". Der Direktor und Herausgeber von Le Jour Echo de Paris Jean Rigault war ebenso ein Cagoulard wie Oberst Alphonse S. Van Hecke (1890-1981). Van Hecke war der Stellvertretende Kommandeur der vichytreuen, paramilitärischen Chantiers de la jeunesse française (CJF)[8], die sich aber unter seiner Leitung in Nord Afrika für die Zusammenarbeit mit den Alliierten entschied. Ein weiterer Cagoulard und der wohl fanatischste Royalist der Gruppe war der Leutnant Henri d'Astier de la Vigerie (1897-1952), ein Kriegsheld des Ersten Weltkriegs und Ausbilder der CJF in Nord Afrika. Der Fünfte Verschwörer war der Berufsdiplomat Jacques Tarbé de Saint-Hardouin (1899-1956), der dem Stab des Generaldelegierten für Nordafrika angehörte. Die antigaullistische Gruppe [9] arbeitete seit dem Frühjahr 1942 eng mit José Aboulker (1920-2009), dem Führer der jüdischen Resistance Algeriens zusammen[10], der bereits 1940 gemeinsam mit seinem Cousin Roger Carcassone (1911-1991)[11] ein Widerstandnetzwerk zwischen Algier und Oran gegründet hatte; beide erhielten später die hohe Ehre als Compagnon de la Libération ausgezeichnet zu werden.

Am 21. Januar 1942 sandte Roosevelt über den amerikanischen Botschaftssekretär Douglas Mac Arthur II (1909-1997) eine Anfrage an General Weygand, ob er bereit wäre, im Falle einer alliierten landung als Befehlhaber der französischen Streitkräfte in Nordafrika zu agieren. Weygand lehnte aber ab. Am 29. Mai 1942 traf Lemaigre-Dubreil General Henri Giraud in Lyon, der im April aus deutscher Gefangenschaft geflohen war. Bei der Vichyregierung stand er wegen befürchteter deutscher Reaktionen in Kritik und war in den Ruhestand versetzt worden. Lemaigre informierte Giraud über das Vorhaben einer allierten Landung in Nordafrika. Dieser sah seine Aufgabe aber in der Befreiung des Mutterlandes selbst mit Hilfe einer alliierten Landung. Er empfahl aber General Charles Mast (1889-1977), der seit Ende April 1942 Stabschef des XIX. Corps in Algerien war. Im August schließlich willigte Giraud ein, der auch von Murphy und Roosevelt unterstützt wurde, im Falle der alliierten Landung den Oberbefehl über die französischen Truppen in Nordafrika zu übernehmen[12].

Der wichtigste Akteur auf amerikanischer Seite war Robert Murphy, der am 26. Februar 1941, noch vor dem Kriegseintritt der USA, mit dem Generaldelegierten Weygand ein Wirtschaftsabkommen geschlossen hatte. Dies hatte Murphy in die Lage versetzt, in Nordafrika Vizeconsuln einzusetzen und ein Informationsnetzwerk aufzubauen. Beides konnte nach dem Kriegseintritt genutzt werden. Murphy war demnach für die Fünf der gegebene Ansprechpartner. Am 4. September 1942 informierte Roosevelt Murphy über die nunmehr im Plan befindliche Landung in Marokko und Algerien. Dies machte politische und militärische Abstimmungen notwendig, wie sich in Konferenzen Murphys mit den Fünf und mit Emissären General Masts in der ersten Oktoberhälfte offenbarte. Mast verlangte eine Konferenz mit hochrangigen Delegierten der USA und Großbrittaniens, in welcher die Souveränität Frankreichs in diesem Geschehen festgeschrieben werden sollte. Dies war insbesondere auf die englische Teilnahme bezogen, denn englische Streitkräfte hatten 1940 die französische Flotte vor Mers el Kebir und Dakar angegriffen und dabei 1.400 französische Seeleute getötet.


Cherchelle: http://algeroisementvotre.free.fr/site0301/guer3945/debafn00/afn42008.html

  1. Patrice Herreyre: Le jour où la carrière de Weygand a failli s'achever à Limoges. In: Le Populaire du Centre. Groupe Centre-France, 25. Oktober 2020, abgerufen am 26. April 2023 (französisch).
  2. Elmar Krautkrämer: General Giraud und Admiral Darlan in der Vorgeschichte der alliierten Landung in Nordafrika. Der Murphy-Weygand accord. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 30, 1982, Heft 2. Institut für Zeitgeschichte, abgerufen am 22. April 2023.
  3. Elmar Krautkrämer: General Giraud und Admiral Darlan in der Vorgeschichte der alliierten Landung in Nordafrika. Der Murphy-Weygand accord. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 30, 1982, Heft 2. Institut für Zeitgeschichte, abgerufen am 22. April 2023.
  4. Elmar Krautkrämer: Das Ringen um die Erhaltung der französischen Souveränität in Nordafrika im Zusammenhang mit TORCH. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Verlag Walter De Gruyter. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 8. Januar 2014, S. 80, abgerufen am 22. April 2023.
  5. Elmar Krautkrämer: Das Ringen um die Erhaltung der französischen Souveränität in Nordafrika im Zusammenhang mit TORCH. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Verlag Walter De Gruyter. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 8. Januar 2014, abgerufen am 22. April 2023 (im Wortlaut abgedruckt S. 99, Dokument 1).
  6. Elmar Krautkrämer: Das Ringen um die Erhaltung der französischen Souveränität in Nordafrika im Zusammenhang mit TORCH. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Verlag Walter De Gruyter. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 8. Januar 2014, abgerufen am 22. April 2023 (im Wortlaut abgedruckt S. 99, Dokument 2).
  7. Elmar Krautkrämer: Admiral Darlan, De Gaulle und das Royalistische Komplott in Algier 1942. Politische Implikationen der Kriegswende in Französisch Nordafrika. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte32, 1984, Heft 4. Institut für Zeitgeschichte, S. 531 f., abgerufen am 24. April 2023 (hier ausführlich zu den Cagoulards).
  8. Les chantiers de la jeunesse. In: Chemins de Mémoire. Ministère des Armées. Liberté, Ègalité, Fraternité, abgerufen am 24. April 2023 (französisch).
  9. Christine Levisse-Touzé: Les Ambitions Francaises du Commandement Supérieure en Afrique du Nord, Lors du Débarquement Anglo-Américaine en 1942. In: Presses Universitaires de France (Hrsg.): Guerres Mondiales et Conflits Contemporains. Band 168. puf, 1992, S. 72 (oclc.org [PDF] "Ils appartiennent tous non gaulliste").
  10. Forgotten Torch: The Untold Story of the Jewish Resistance in Algeria. In: ANU-Museum. ANU - Museum of the Jewish People, 11. Januar 2018, abgerufen am 24. April 2023 (englisch).
  11. Roger Carcassonne - Leduc (Alias Leduc). In: Musée de l` Ordre de la Liberation. Ordre de la Liberation. Hotel des Invalides, abgerufen am 24. April 2023 (französisch).
  12. Christine Levisse-Touzé: Les Ambitions Francaises du Commandement Supérieure en Afrique du Nord, Lors du Débarquement Anglo-Américaine en 1942. In: Presses Universitaires de France (Hrsg.): Guerres Mondiales et Conflits Contemporains. Band 168. puf, 1992, S. 72 (oclc.org [PDF]).