Benutzer:Doc Taxon/Baustelle VI

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Ottavio Ragni (* 21. April 1852 in Romagnano Sesia; † 21. Mai 1919 ebenda)[1] war General des Italienischen Heeres und Gouverneur Tripolitaniens.

Militärische Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ragni kommandierte das 3. Infanterie-Regiment während der Schlacht von Adua am 1. März 1896 im Ersten Italienisch-Äthiopischen Krieg (1895/96).[2][3]

In einem Bericht vom 20. Juni 1909 übermittelte Generalmajor Ragni (derzeit Inspekteur der Gebirgstruppe und Befehlshaber des Generalstabskorps) Befürchtungen über eine Wiederholung der Niederlage von Adua.[4]

Generalmajor Carlo Caneva (1845–1922) wurde nach Beschluss des Gesetzesdekrets vom 31. August 1912 vom Ministerrat aus Tripolis abberufen. Nach dem königlichen Dekret vom 2. September wurde er als Oberbefehlshaber entlassen und zum General der Streitkräfte, dem damals höchsten Rang des Italienischen Heeres befördert. Offiziell am 5. September übernahmen zwei voneinander unabhängige Befehlshaber seine Position: Generalleutnant Ottavio Ragni mit Befehlsgewalt über Tripolitanien und Generalmajor Ottavio Briccola (1853–1924) über Kyrenaika.[5]

In der Schlacht bei Sidi Bilal waren nur wenige Verluste bei Ragnis Truppen zu beklagen, darunter auch ein Kommandant.[5]

Wie es Generalmajor Carlo Caneva (1845–1922) bereits begonnen hatte, vertrat Ragni ebenfalls die Absicht, den Fessan auf diplomatischen Wege nach und nach zu kolonialisieren. Im Gegensatz dazu forderte Kolonialminister Pietro Bertolini (1859–1920) eine schnelle militärische Invasion.[2]

In der Tat wurde die Teilung der Regierung beider Provinzen war mit dem 5. September des Jahres bewerkstelligt und sogleich darauf folgte die Abberufung General Canevas in Form einer Teilung des Oberkommandos in zwei getrennte Kommandos, eines für Tripolis und eines für Bengasi, die beide direkt dem Kriegsministrium verantwortlich waren. Für die Spitze der beiden Kommandos war einmal Generalleutnant Ottavio Ragni bestimmt, [1852-1919, ein Piemontese, 1894 Oberst des 16. (Regiments), Teilnehmer des Krieges in Afrika, Generalmajor seit 1900 Kommandeur der Brigade "Toscana",Generalleutnant seit 1907 comandante il V C. d'A. (? militärisch hierarchisch, vielleicht ein Generalstabskommando? d.Ü.) Gouverneur von Tripolitanien.] Die zweite Aufgabe (Bengasi) übernahm Generalleutnant Ottavio Briccola, 1853 -1924,Piemonteser,1900 Oberkommandierender des 4. Bersaglieriregiments, 1906 Generalmajor und Kommandeur der Brigade "Pavia", Gouverneur der Cyrenaica, Kommandeur des C.d.A (?)im Verlauf des europäischen Konflikts] der am 14 Januar die Funktion des Gouverneurs (parallel zu O. Ragni in Tripolitanien d.Ü.)übernahm.

Oberst Ragnis Kommando in der Schlacht von Adua[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

General Vittorio Emanuele Dabormida (1842–1896) hat am 1. März 1896 das 3. afrikanische Infanterie-Regiment unter Kommando Oberst Ragnis zur Unterstützung der Vorhutbataillone zum abessinischen Lager bei Adua marschbefohlen. Das 6. Infanterie-Regiment unter Cesare Airaghi (1840–1896) und weitere Batterien am Eingang der Talebene sollten in Reserve bleiben.

Zur Absicherung seiner Kompanien erstieg Oberst Ragni mit seinem 6. Bataillon und der 1. und 4. Kompanie des 10. Bataillons die Höhen der westlichen Seite des Tals. Dort angekommen sah er auf der anderen Talseite das sich zurückziehende Bataillon Major De Vitos, das sich in einem Gemetzel mit den Feinden befand. An der Spitze seiner Kompanien befahl Ragni sofort zwei Bajonett-Angriffe, die den Feind auch aufhielten, und zwang ihn mit Gewehrfeuer bis in die Talmulde Aduas.

Auf den Höhen der östlichen Seite des Tals vereinigten sich die Überlebenden des Bataillons De Vitos mit den Resten der Chitet-Kompanie Hauptmann Sermasis. Nachdem sich die Scioani, die Kämpfer des Kaisers von Äthiopien Menelik II., dem Regiment immer weiter näherten, gab Dabormida den Befehl, das 14. Bataillon des Regiments unter Airaghi auf die Position Ragnis vorzuziehen, um ihm im Gefecht zu unterstützen. Das 3. und 13. Bataillon sollten in Reserve bleiben. Jedoch kam es dazu nicht mehr, da die Feinde gegen 11 Uhr aus dem Hinterhalt angriffen, insbesondere die Artillerie. Die italienischen Truppen stellten sich dagegen, und Ragnis Truppen auf den Anhöhen feuerten mit Gewehren. Sie konnten so die Angreifer stark dezimieren und in die Flucht schlagen.

Airaghis Truppen im Tal und Ragnis Truppen auf den Anhöhen, unter Führung General Dabormidas, der stets an der Front dabei war, griffen mit dem Bajonett an, gefolgt von der Artillerie, die die Feinde mit ihren Salven nicht zurückzwingen konnten. Gegen 13 Uhr befahl Dabormida einen zweiten Generalangriff, der die Gegner ins Tal zurückdrängte, wo sie niedergemetzelt und niedergebrannt wurden.

Nach diesem Gemetzel kamen ganz überraschend die siegreichen Massen des Raio und Rebbe Arienni von Süden ins Tal, die sofort den Kampf gegen Dabormidas Regimenter aufnahmen. Oberst Ragni musste erst den linken Flügel zurückziehen, um sich dem Feind entgegenstellen zu können. Es entwickelte sich binnen weniger Minuten ein entsetzliches Gemetzel zwischen allen Truppen, auch die in Reserve gestellten Batterien wurden eingesetzt. Der Feind verdichtete sich aus allen Richtungen immer mehr und begann, die Italiener immer weiter zu umzingeln. Nachdem jeder Rückzugsweg für die Italiener abgeschnitten war, verstärkte sich das Gemetzel ungemein. Nichts schien Dabormida, Ragni und Airaghi zu gelingen, um dem Feind zu entkommen. Verzweifelt versuchten sie einheitlich, einen Weg in Richtung Adua freizukämpfen, was jedoch nicht gelang.

Ein plötzlich aufkommender, starker Platzregen verhalf den italienischen Truppen unter Befehl Ragnis zur Flucht in Richtung Zalà. Beide Seiten erlitten große Verluste, es gab nur wenige Überlebende. General Dabormida starb während der Schlacht, Airaghi erlag deren Folgen, Ragni jedoch überlebte.[6]

Schlachten bei Sidi Bilal 1912[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Generalmajor Carlo Caneva hatte seit Dezember 1911 die Besetzung der Oase Dschansur immer wieder verschoben. Nach der Abberufung Canevas entschied sich Generalleutnant Ragni dazu, am 20. September 1912 die Oase zu kolonialisieren. Er stellte 20.000 Soldaten in vier Brigaden unter das Kommando der Generale Michele Salazar (1859–1923), Massimo Tommasoni (1854–1913), Marchiotto und Carpenetto.

Dazu übte er eine Vortäuschung der Truppenlandung der drei Schlachtschiffe Etna, Partenope und Solunto. Das Geschützfeuer der Schiffe sollte die Besetzung unterstützen.

Gegen 6 Uhr drangen die Italiener von Garfaresco und Sidi Abdul Gelil aus in die Oase Dschansur ein, sie wurde durchsucht und abgesichert. Kurz darauf meldete der Fesselballon di Novellis, dass die Mehalle, ein Stamm der Suani beni Aden, unter dem türkischen Kommandeur Nesciat Bey aus dem Hauptquartier hinausströmten. Etwa 15.000 Araber schlugen die italienischen Stellungen von Süd nach West zurück, selbst Schiffsartillerie und Feldgeschütze konnten sie nicht aufhalten. In kürzester Zeit waren die Offiziere verloren. Am Ende zogen sich die Mehalle bei Sonnenuntergang gen Süden zurück.

Genau wie Caneva es befürchtet hatte, gab es am 20. September eine sehr hohe Zahl an Verlusten.[7]

Ragni berichtete über die Schlacht klar und einfach abgefasst, dass es ihm rätselhaft erschien, warum in der Schlacht die 82. Kompanie die 34. mit dem rechten Flügel der Brigade Tommasoni verband, mit wem diese zwei Bataillone eigentlich kämpften und warum sie oben kehrt machten. Des Weiteren suchte er dringend nach einem neuen Kommandanten des Korps, da der neue Interimskommandant Oberstleutnant Bartoli vollkommen unfähig sei. Weil viel im Dickicht der Oase gekämpft wurde, konnte Ragni keine Zahlen über Verluste mitteilen.

Bis Mitte der folgenden Woche folgten heftige Gegenangriff der Mehalle, die aber in kurzer Zeit von den zwei Regimentern Marchiotto nahezu verlustlos zurückgeschlagen wurden. Die 6., 40. und 11. Kompanie Bersaglieri und weitere verzeichneten keine Verluste.

Aufgrund der besonders schlechten Fähigkeiten der höhergradigen Offiziere in der ersten Schlacht bei Zanzur am 20. September wies König Viktor Emanuel III. an, diese vom Schlachtfeld entfernen zu lassen. Darunter zählten Oberstleutnant Bartoli, Hauptmann Menada, Oberst Caserta und die Generale Salazar und Tommasoni. Ebenso desaströs zeigte sich die 82. Infanterie unter dem Kommando von Oberst Borghi, in den weiteren Schlachten jedoch war das Verhalten der Truppe vorzüglich.

Ebenso hob der König auch den geringen Nutzen der Untersuchungskommission des Generals Felice De Chaurand de Saint Eustache (1857–1944) hervor, der am 20. September nicht das Notwendige angemessener Kommandoführung gezeigt habe, den von der überdehnten Front ausgegangenen Fehlern, der geringwertigen Initiative und der Unerfahrenheit der nachgeordneten Befehlsgeber entgegenzuwirken.[5]

Friedliche Inbesitznahme des Altopiano 1912/1913[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedliche Inbesitznahme des Altopiano (Hochebene d.Ü.) zwischen November 1912 und März 1913)

Die Gouvernementsleitung unter General De Chaurand, Befehlshaber der 3. Division, entschloss sich nach Unterzeichnung des Friedensvertrags, das Territorium auf noch nicht besetzte Gebiete unter ottomanischer Verwaltung mittels Propaganda und Entwaffnung auszudehnen. Die Stammesführer sollten möglichst dafür gewonnen werden, die Truppen entweder zu entwaffnen oder in die Dienste der italienischen Streitkräfte zu stellen.[8]

Bereits seit den ersten Septembertagen war der größte Teil der Bevölkerung des Küstenstreifens der Sahelzone wieder zurückgekehrt. Bis zum 8. November 1912 stellten sich etwa 10.400 Araber, gaben 3106 Waffen aller Art ab und kehrten in die Oasen zurück.[9]

In Kooperation mit den Scheichs und Stammesführern wurden ab Mitte November weitere Gebiete eingenommen: zunächst Suani beni Aden, gefolgt von al-ʿAzīzīya am 16. November bis Fondugh Bin Gashir am nächsten Tag. Des Weiteren sollten Qasr Garian und weitere Gebiete des Gebirges besetzt werden. Da auch entlang der Küste Gebiete zwischen Tripolis und Zuwara eingenommen wurden, konnte eine Eisenbahnzweigstrecke gebaut werden, die im Bahnhof von Bivio el-Ghiran die Strecke Tripolis – Dschansur mit der Strecke nach Suani beni Aden und al-ʿAzīzīya verband.[10]

Am 2. November trafen sich in Qasr Garian eine italienische Delegation, geführt von Oberstleutnant Caviglia, Major Tarditi und Hauptmann Gastaldi, und eine Vertretung des arabischen Scheichs der westlichen Region, angeführt von Farhad Bei, ehemaliger Abgeordneter im ottomanischen Parlament, in Begleitung vom Kaymakam von Qasr Garian, Hadschi Bei Coobar. Farhad Bei wollte einen Ferman des Großherrn aushandeln, womit der libyschen Bevölkerung Autonomie zugesagt werden könne.[11] Im Namen der Regierung von Tripolis antwortete Giolitti am 5. November, dass „die vollständige und absolute Souveränität Italiens über Tripolitanien und die Kyrenaika [...] bereits von allen Staaten rund um die Welt anerkannt“ sei und die Gesetze ohne Unterschied für alle Bewohner der Region, ob Araber, Italiener oder sonstige, gelten würden. Giolitti forderte stattdessen selbst, dass die Kooperation der bedeutendsten Anführer mittels Beauftragter zwischen Italiener und Einheimische anzustreben sei. Es war Gouverneur Ragnis erste Amtshandlung, Farhad Bei und Ahmed el-Muntasser zu Mitgliedern der Kommission für die bürgerliche und verwaltungsmäßige Ordnung Tripolitaniens zu berufen.

Ende des Jahres 1912 wurden weitere friedliche Besetzungsoperationen durchgeführt. Am 29. November wurde die aus dem 50. und 23. Regiment zusammengestellte Kolonne und eine Gebirgsbatterie zur Besetzung Zlitens von der Bevölkerung friedlich empfangen. Eine Kolonne aus vier Infanteriebataillonen, einem halben Regiment der Kavallerie und zwei Batterien besetzte el-Agelat. Die 1. Division unter Generalmajor Lequio nahm Zavia ein. Am 8. Dezember wurde unter Hauptmann Sirolli in Qasr Garian ein Stützpunkt eingerichtet. Ebenso wurde am 15. Dezember ein Stützpunkt unter Hauptmann Streva errichtet. Weitere freidliche Besetzungen folgten am 18. Dezember von Qasr Tarhuna, am 26. Dezember von Sidi Ben Hur und von Sirte am 31. Dezember durch Hauptmann Hercolani.

Die Truppe der 1. Division teilte sich zwischen Qasr Garian und Tebedut auf und machte Qasr Garian zu ihrem Standort. Damit war der Nordrand des Altipiano besetzt und es konnte ins Innere vorgedrungen werden. Am 5. Januar 1913 benachrichtigte Ragni das italienische Kolonialministerium, dass die politische Situation für Italien günstig sei, weiterhin würden Waffen eingenommen, die Zustände der Bevölkerung seien erbärmlich und eine Revolte gegen Nuri Bei sollte erfolgreich verlaufen.[12]



Es war noch der 8. Januar, die Anwesenheit von ca. 2.500 Bewaffneten am Dschebel Nefusa war gerade bestätigt worden. teilte man mit, dass sich zahlreiche Stämme mit der Versicherung des Gehorsams gegenüber der Regierung präsentierten. Telegrafeneinrichtungen seien in Nury beschlagnahmt worden. Arbeiten an der Telegrafenlinie des Fezzan, von Nufilia nach Sirte hätten begonnen. Im Zuge der im Gang befindlichen Initiative, die der Unterwerfung unter italienischen Sache noch feindlich gesinnten Stammeshäupter zu überzeugen, teilte General Ragni mit,dass "die intensive Arbeit an der Isolierung von El Barouni andauere" und gab folgende Nachricht zu seinen Lasten aus (Ib. b. 125/5): "Seit den ersten Novembertagen hat El Barouni gegen unsere Besetzung feindliche Gefühle gezeigt. In einer Versammlung arabischer Notabeln, in der beschlossen wurde, in Verhandlungen mit italienischen Kommandobehörden einzutreten und dieserhalb einen Brief an diese zu richten, verweigerten El Barouno und ein anderer Häuptling namens Sassi Chiani die Unterschrift, man müsse gegenüber Italien nichts anerkennen, ausser wo schon Plätze besetzt seien und Italien müsse (dafür) die Unabhängigkeit der übrigen Gebiete garantieren. Unterdessen schritt mit immer besseren Resultaten die Durchdringungsarbeit fort, aber es intensivierten sich auch die Initiativen El Barounis, Italien und das Ausland wissen zu lassen, dass "es bleibt bei meinem festen Vorschlag, den Gesichtspunkt der Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten, so wie sie den Völkern Tripolitaniens mit dem Ferman (Schutzbrief) des Großherrn (in Stambul)zugesagt wurde und diese auch mit bewaffneter Hand zu verteidigen.
Es folgt nun eine Literaturangabe zum vorgehenden Abschnitt, von "Cfr. F. Coro "Suleiman el Barouni, der Traum von einem Berberreich und die Schlacht bei Assaba- 1913" Extrakt aus "Annalen zum italienischen Afrika, Jahrgang 1, Band 2-6, Dezember 1938- L.A.. Besagter Offizier/Militärbeamter, mit politischen Angelegenheiten befasst, konnte Informationen einsammeln, die über das in Dokumenten aus der Epoche gesagte hinausgingen, nachdem er 1920/21 direkte Kontakte zu El Barouni hatte.
Über die Aktivitäten organisierten Widerstandes seitens des Berberhäuptlngs nach dem Friedensschluss von Lausanne erstattete Gouverneur Ragni am 19. Januar detaillierten Bericht zum Gegenstand "die Frage des Dschebel. Politische Situation" (doc 6), dabei evident werden lassend, dass die Errichung einer Art autonomer Regierung in diesem Gebiet einer Sendung gleichkomme mit ausländische Staaten entsprechende Verbindungen aufzunehmen.
Es wurde auch signalisiert, dass die Berberhäuptlinge, die in Tripolis zur Unterwerfung zusammengeströmt waren, bei ihrer Rückkehr in den Dschebel von den Dissidenten feindselig empfangen und unter strenger Beobachtung gehalten wurden.
Abgesehen von diesem kleinen Brennpunkt der Dissidenz zeigte die Lage in anderen Regionen neue günstige Entwicklungen der im Gang bedindlichen Bemühungen zur Befriedung, das so sehr, dass das zentrale Governement Tripolis informierte " es gibt begründete Hoffnung,dass die im Gang befindlichen Verhandlungen mit einflussreichen arabischen Stammeshäuptern in relativ kurzer Zeit zu einem glücklichen Ende kommen können". AUSSME – L8 – b. 148/2. Die zeitgenössische Presse räumte den bewirkten Reisen tripolitanischer Oberhäupter und vornehmer Personen nach Italien, um dort die eigene Zuneigung zum neuen Regime zu bezeigen einen Fortschritt ein. (Der Corriere Meridionale Nr 9 vom 27, Februar 1913 vermeldewte die Ankunft in Rom, des hochwerten Herrn El Muzafer, der von Giolitti (Premierminister?) und Bertolini empfangen wurde. Zu der Deputation gehörten auch der Ex-Deputierte des Dschebel. M. Nagy Bei - ein Kollege von El Barouni (Doc. 10)) Am 14 Januar teilte Hauptmann Hercolani, Resident in Sirte, mit, dass die an die Grenzen zur Cyrenaica gesandten Boten von Abdallah Idris Senoussi gut empfangen worden seien und dass man sich in Sirte auf die Ankunft zahlreicher Häuptlinge und Vornehmer warte, die alle aus eigenem Willen die Bereitschaft zum Akt der Ergebung erklärt hatten.(Doc 5) Auch andere der italienischen Sache zugeneigte Häupter hätten sich zu den Regionen im Landesinneren begeben, um die bedeutenderen Exponenten der lokalen Stämme (Abdallah Ben Fhaed, Mohammed Ben Abdallah,Mahdi es Sunni) zu überzeugen, sich den italienischen Kommandos zu stellen.
am 2 Februar informierte die Regierung in Triopis den (Kolonial-)Minister, dass (doc 7-8)"Leutnant Negrivormals Resident in Orfella, heute nach Tarhna abgegangen..... bei den Beni Ulid befinden sich ca. 80 Dissidenten.... Ich habe dem Residenten 400 Bewaffnete und eine Artillerieabteilung mit Kamelen zur Verfügung gestellt." Indessen fand die herbeigeführte Besetzung der Beni Ulid " ohne vorausgehende Information des Kolonalministers vielmehr ihm nicht bekannt" harten Widerspruch des Herrn Bertolini, der in seinem Titular des Krieges ( doc 5-9-10-15) Folgendes dazu schrieb: "General Ragni, der diese Besetzung ohne Autotisierung veranlasste, hat dem Geist und dem Buchstaben nach nicht nur gegen die Bestimmung seitens des Kolonialministers Artikel 4 R.D (?) gehandelt, sondern auch gegen Artikel 2 R.G für die Ordnung Tripolitaniens und der Cyrenaika. Ich habe absichtlich verzichtet gegen eine Maßnahme der Regierung aufzureizen, allein aus Gründen des öffentlichen Interesses. Ich habe es auch nicht daran fehlen lassen General Ragni das irreguläre seines Verhaltens vorzuhalten, gegenüber der vertraulichen Mission mit der er Oberstleutnant Grazioli betraut hatte"
Dazu bemerkte Minister Paolo Spingardi, nur um die Voreingenommenheit des besagten Titulars der Kolonien aufzuteilen, "dass General Ragni die Mssnahme als sicheren Ausweg und eine interne militärische Angelegenheit gesehen habe.(doc 11-12)
In der Tat wurde die Intervention der Kolonie durch die politische Instabilität des Berbergebirges (Berberatlas) beschleunigt, wo sich El Barounis Initiativen vervielfältigten, um eine Autonomie oder Halbfreiheit zu erlangen. So gab auch am 25 Februar El Barouni eine Nachricht nach Tripolis, dass er eine Delegation via Tunis, um sich dort mit dem italienischen Botschafter zu treffenn, nach Paris geschickt habe und mit seiner Hilfe der Regierung in Rom die Forderungen der betroffenen Bevölkerung vorzubringen. Nach Ankunft in Marseille reiste die Delegation zu der auch die Notabeln Mussa Grada und Ali Sciante zählten, auf Rat von Ingenieur Dessi nach Rom weiter, wo sie von Minister Bertolini empfangen wurde und einen Waffenstillstand für zwei Wochen vereinbarte. Der Minister informierte hiervon die Regierung in Tripolis und entschied, dass alle militärischen Operationen auszusetzen wären.
Noch während dieser Maßnahmen überstürzten sich die Vorfälle im Dschebel mit erneuerten Angriffen auf die sich bereits ergeben habenden und auf unsere Stationen (doc 13-14). In einer dem Minister zugeleiteten Notiz schlug die Regierung in Tripolis vor, den Weg für einen Kreis militärischer Operationen freizugeben, um ein Phänomen zu bekämpfen, "das den Auszug der Bevölkerung bewirkt, unser Prestige erschüttert und uns nötigt, dem Fortgang dieser Dinge entgegenzutreten". Es wurde im Besonderen hingewiesen "die Frage des westlichen Dschebel zu lösen und genauer noch auch die gewaltsame Besetzung der "Festung" Jefren" und das nicht später als in den ersten beiden Märzwochen. Der Minister indessen gab keine Erlaubnis und antwortete, dass diese Operation noch nicht in Betracht gezogen werden könne, da die Zeit noch nicht reif sei"(doc 10). Unterdessen führten am 15 Februar starke Kräfte, vom Dschebel ausgehend, einen schweren Angrif auf uns ergebene Stämme. Unverzüglich, am 18. telegrafierte Minister Bertolini nach Tripolis;(doc 16) "Im Einverständnis mit dem Kriegsminister und nachdem wir politisch militärische Betrachtungen seitens V.R. (der Konig) aufmerksam mit dem Ziel einer Operation geprüft haben, die langsam beginnend, in die projektierte Besetzung von Jefren übergehen sollte, aber erst dann autorisiert, wenn ich/er/man eine solche als opportun beurteilen werde.
Mit der Zustimmung zu einer solchen Möglichkeit, wünscht sich die Regierung aber auch ansehens aller Umstände, dass die Operationen über Jefren hinaus bis zur vollständigen Befriedung des westlichen Dschebel fortgeführt werden sollten..."
Und in einer anderen Botschaft richtet man die Aufmerksamkeit des Gouverneurs "auf die unnabtrennbare politische Notwendigkeit, dass die uns ergebene Bevölkerung den wirksamen Schutz unserer Waffen gegen die Rebellen geniesse." (Doc. 17-18). Von Garian weiterhin ausgehened wurden die Attacken feindseliger Gruppen immer zahlreicher (28. Februar Angriff auf das Präsidium in Bugilàt, 2. März auf das in Agilat, dabei 2 Askari getötet, ein Offizier verletzt).
Ragni entschied, eine Einheit in Vorausicht eines Beginns der (Gegen- d.Ü.)-Operationen in Garian zu stationieren. Wegen der dazwischen gekommenen Visite der von Marseille in Rom angereisten Berberhäuptlinge, ordnete der Minister nun an, jegliche militärische Operation bis auf neuen Befehl einzustellen. (Doc.19)
Nichtsdestoweniger, noch während des von beiden Seiten akzeptierten Waffenstillstandes gingen die Ein- und Überfälle bei Garian weiter(10. März auf Taglisasat, 12 März auf das Dörfchen Aghib, mit seinem Präsidium/Wache aus eingeborenen Gendarmen, am 12. März Angriff auf das befestigte Reduit "Tolmezzo" mit schweren Verlusten für die uns ergebene Bevölkerung, so stark, dass einige Stämme durch ihren ehrenwerten Kaimakam hadi bey coobar mehrfach um unseren Schutz ersuchten.[AUSSME – L8 – b. 148/3: Notizen über die Familie Coobar, die grosses Ansehen in Garian genoss] Der Gouverneur beschloss nun die Bewaffnung einer Mehalla-Einheit in Garian, unter Befehl des Bruders des Kaimakam, Rassem Coobar und meldete auch dem Minister, dass er den Kommandeur der 1. Division, General Lequio angewiesen habe, bereits auf ein erstes Zeichen handlungsbereit zu sein.")
Im Verlauf dieser Ereignisse berichteten Informanten aus Jefren, dass Al Barouni ein Telegramm von Mussa Bei erhalten habe. mit dem dieserankündigte, er habe bals gute Nachricheten zu übermitteln {Ib. b. 148/2 – Si veda anche "Gli Italiani in Libia ...", cit., p. 211–216 di A. Del Boca]und dass diese Botschaft dahingehend gedeutet wurde, dass die "Anerkennung der Unabhängigkeit des Dschebel nahe bevorstehe" und natürlich grosse Begeisterung unter der Bevölkerung hervorbrachte. In einer Notiz dazu an den Minister verlangte Ragni über den Fortdvhtitt der Verhandlungen auf dem Laufenden gehalten zu werden. besonders sofern deren Ergebnis eine "Wiederaufnahme der militärischen Operationen erfordere." Er liess auch wissen, gezwungen zu sein, in Anpassung an die örtliche Entwicklung der Lage, Truppen von der logistischen Basis in Aziziaind Gebier Garian zu verlegen.
Ganz unterschiedlich präsentierte sich dagegen die Lage im Gebiet der Orfella. Auch wenn Minister Bertolini fortfuhr ernste Besorgnisse zu hegen, bleibt es Tatsache, dass am 12. März der Resident der Beni Ulid telegrafierte: "Die Rückkehr der wenigen Dissidenten unter den Orfella in ihre Häuse schreitet fort".. Sef en Nasser arbeitet auf völlige Unterwerfung der Dissidenten hin. Einige Scheichs des Fezzan werden morgen kommen und sich dem Residenten vorstellen". Auh von Sirte kamen immer günstiger lautende Signale, so viele. dass Hauptmann Hercolani mitteilte; "Eine vor einiger Zeit nach Socna geschickte Gruppe von Gendarmen kehrte an der Spitze von 200 Mann zurück, Kapos und Eingeborene aus Socna und der Region. Unter ihnen die Capos der wichtigsten Stämme aus der Oase Giofra (Kufra?, d.Ü.). Die Einwohner von Sirte gingen zu einer Begegnung und Fraternisierung. Weitere Capos werden nächster Tage in Sirte erwartet (doc. 29-21-24). Verschlechtert hatten sich untersessen die Sicherheitsbedingungen in der Region Garian, wo am 20. März Anhänger von El Barouni (ca. 300 Bewaffnete)einen Überfall auf die Dörfer Aghib und Dunnum verübten, aber durch eine rasche Intervention des Alpinibatailons "Susa" aus Tebedút zurückgewiesen wurden - und in der Nacht zwischen 20. und 21. März kehrte der Gegner mit Macht zurück und wendete sich gegen das Reduit "Tolmezzo" wobei er versuchte in die Verteidigungswerke einzudringen- Über die Entwicklungen der Lage informiert, genehmigte der Minister den Beginn militärischer Operationen. Das war Grund für den Gouverneur, nun der 1. Divisoin unter General Lequio Befehl zu geben, gegen die Aufständischen vorzugehen. Es folgte unmittelbar die Verlegung operativer Einheiten in das Gebiet von Tebedút, wo General Lequio sein Hauptquartier nahm.
Verfügbare Streitkräfte:
  • 1 Brigade Mazzoli Domenico mit 2 Bataillons des 23 Rgt. und zwei des 82. Infanterieregiments.
  • Gemischte Brigade Montuori Luca mit dem 8. Alpini Rgt (4 Bataillone) und drei Btl des 111 Bersaglieri Rgt
  • Einheit zu direkter Verwendung: 1 Btl des 52. Rgt, die Schwadron "Guide", das III erithreische, drei Batterien, Pioniere und Dienstleister.
Insgesamt 259 Offiziere und 8014 Mannschaften. Aktion wird unterstütztvon einer zweiten Kolonne der 1. Division unter Befehl von Obesrtleutnant Fabbri. Sie besteht aus zwei Gruppen (Pavoni und aus dem Sahel), zwei Schwadronen"Lodi", einer Kompani erithreischer Askari, einer libyschen Schwadron und eine Batterien mit Kamelen, alle dazu bestimmt den langen Weg zum vermutlichen Gefechtsfeld abzusichern. Das Konzept der Aktion sah vor, die gesamten Höhen zwischen em Wadi Gianduba- Tal von Arbaá- Tal von Sertzu erobern, mit Hilfe zweier Brigaden, ausgerichtet darauf, sich beritten in Richtung Tebedút-Assaàba- Monte Russ Bianco zu bewegen.Aktion unter Mitwirkungser Kolonne Fabbri entlang der Richtung Rabta-Monte Russ Nero(Skizze nr. 5).Ziele des Angriffs: Assaábà und Rabta, wo sich in der Folge die Mehallarebellen konzentrierten, die man insgesamt auf 3.000 Bewaffnete schätzte (Doc. 224).
Die Aktion nahm ihren Anfang bei Tagesbeginn am 23. März. Gegen 15 Uhr setzten sich Bersglieri und Alpini mit Unterstützung des 23.Inf. Rgt. in den ersten Abhängen der Hochebene fest. Gegen 19 Uhr telegrafierte General Lequio nach Tripolis: Die Eroberung der Höhen von Assaaba erfolgte in hartem Kampf gegen eine erbitterte Verteidigung. Feind hatte 220 Tote und viele Verletzte, Assaaba in Flammen.(Bericht über die Schlacht von Assaaba in L8 b 148/2, 24 Karten)
Zäher der Begegnungswiderstand bei der Kolonne Fabbri, auch weil sie ziemlich außerhalb des direkten Weges der Hauptkolonne keine Möglichkeit hatte einen wirksamen Beitrag zu leisten. Nach gut fünf Stunden heftiger Scharmützel, zudem wegen Dertion libyscher Fruppen nun unterlegen [die Desertion resultierte daher, saaa am Abend des 22. zahlreiche aus besgter Hilfsruppe erklärten, man werde, "koste es was es wolle" nicht gegen andere Moslems kämpfen". Sie wurde daraufhin kurzer Hand entwaffnet und unter Bewachung nach Azizia gebracht. Die verbliebenen wurden mit der Gruppe Pavoni vereint. L 8 - b. 148/4,]. Die Kolonne Fabbri war gezwungen anzuhalten, nacdem sie über schwre Verluste berichtet hatte. Als begrenzt erwiesen sich dagegen die Verluste der 1. Division. die 24 Tote, darunter einen Offizier meldete und zehlreiche Verwundete (Doc. 23-23bis.
Der Sieg von Assaaba öffnte das Tor zur Hochebene Alripiano und ermöglichte die vorprogrammierten Besetzungen. El Barouni setzte sich nach Tunesien ab. Der größte Teil seiner Unterstützer stellte sich den italienischen Kommandos in einem Akt der Unterwerfung. Die grösseren bewaffneten Gruppen der Masciascia, die Aulad, Busegf, Gebeli, die sich El Barouni angeschlossen hatten zerstreuten sich und zogen sich in aufgelöszer Ordnung in den Süden des Dschebel zurück.Die Zintan weigerten sich. den Kampf fortzusetzen und kehrten in ihre Dörfer zurück.
Insgesamt war der Sieg von Assaaba, über das militärische hinaus ein wichtiges politisches Ergebnis mit em die neue Regierung demonstrierte, dass sie ihre eigene Autorität zu wahren un dei neue Ordnung zu verteidigen wisse.Das militärische Resultat liess aber auch die grossen Unterschiede evident werden, zwischen der militärischen Autorität und dem Kolonialminister..
... besonders letzterer, obwohl an die technische Ansicht des Kriegsministers gebunden und besonders die S.M V.E., betreffend die Beschäftigung der Truppe, erließ mitunter Direktiven im Gegensatz zu besagten Prinzipien. Es blühten auch schon die ersten gefährlichen Konsequenzen einer schlecht definierten Teilung der Kompetenzen und der Verantwortlichkeit auf. was zu einem spezifisch hinterfragten Gegenstand seitens S.M. V.E. wurde, sobald der Kolonialminister konstituiert worden war (Doc. 1-2). Er wurde zum Motiv für Störungen und Verzögerungen, auch von Irrtümern bei Anlage und Ausführung operativer Probleme der Kolonie (Doc. 11-12)
Am 3. Februar 1914 präsentierte Minister Bertolini vor dem Abgeordnetenhaus seine Bilanz [Bericht des Hon. Min. Bertolini vor der Kammer am 13 Februar 1914- zit. p. 36]§Aufgrund von Berichten über Angriffe auf dem Territorium unserer Untergebenen stimmte die Regierung der Notwendigkeit zu die Truppen unmittelbar zur Grenze bei Garian in Marsch zu setzen.
Unterdem verschärften sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Kolonialregierung und dem Minister, wie man zukünftige Expansions- und Durchdringungsprogramme im Hinblick auf das (Landes-)Innere gestalten solle. Im Mai kam Minister Bertolini nach Tripolis um die libyschen Kolonien zu inspizieren. Bei dieser Gelegenheit konferierte er mehrmals mit Gouverneur Ragni, der stets, vielleicht um sich an erster Stelle für gewisse Berichte und Aufgaben hervorzuheben, mit Willen darauf bestand, in der Linie der Führung, fortzufahren, sie anzunehmen, bis zum Augenblick des Anschlusses [Cfr L.E. Longo "Francesco Saverio Grazioli", heraugegeben vom historischen Büro S.M.E., Rom 1989, S.53-54] Nach seiner Rückkehr nach Italien schlug Bertolini dem Präsidenten des Staatsrates vor, General Ragni abzulösen.
Am 1. Juni 1913 verließ Ragni das Amt des Gouverneurs der Kolonie und wurde durch Gweneral Vincenzo Garioni ersetzt.[V. Garioni, 1854-1929,aus dem Veneto, Unterleutnant der 6. Bersaglieri, Kommandant des italienischen Expeditionskorps während des chinesischen Boxeraufstands1912, Chef der 5. Spezialdivision. Teilnehmer an der Eroberung von Capo Makapez (?Ort oder Mensch unklar) Gouverneur von Tripolitanien 1913/14 und 1918/19. Chef des 8. Armeekorps und interimistisch des 3. während des ersten Weltkriegs]. Garioni berief den Oberstleutnant Francesco Grazioli zur Leitung eines Büro für politisch-militärische Angelegenheiten.
Zu Zeiten der italienischen Besetzung des Fezzan, war das eine geographisch, etnisch und ökonomisch von Tripolitanien zu unterscheidende Region, die sich durch eine grosse Ausdehnung wüstenhafter und beinahe solcher Territorien auszeichnete,zumeist resourcenarm, arm an Wasserstellen und Verbindungswegen. Die Verbindung der Regionen erfolgte entlang der beiden Karawanenwege, die sich wie folgt verbanden - ausgehend von der Küste - (Skizze Nr.8)
der Garianweg mit den Sciati( Gegend oder Stamm? d. Übers.) durch die Oasen von Mizda und Gheriat),
oder der "Syrtenweg" mit dem Dachebel Soda, durch Ziden und Bu Ngeim.
In der Tat bestanden zur Zeit der italienischen Eroberung des Fezzan die größeren Beziehunge zu den großen Oasen der Cyrenaika (im Handel d.Ü), wie (Augila - Gialo und Kufra) und mit den Gegenden im Süden und Westen der Region (Gianet, Gebado,Bilma und weiterführend bis zum Tschad (-See) und keinewegs zum Küstenbereich. Insofern konnte man keinen direkten Einfluss auf die politischh-militärische Sitution in Tripolitanien bewirken, noch von den Vorgängen an der Küste profitieren, wozu mehr Klugheit im Rahmen des Expansionsprogramms nach dem Süden Libyens gehört hätte. Unter diesem Gesichtpunkt scheint die Meinung von Luigi Cadorna über die Besetzung (des Fezzan, d.Ü.) nicht sehr hilfreich[(zit. S. 48.: Mehr zum großen Krieg]"Nie in der Kolonialgeschichte der Länder hat man so eine kühne und unzeitige Operation unternommen". Indessen nach der Besetzung des Dschebel Nefud und der folgenden Befriedung an der Küste und im Altipiano, wozu die wichtigsten Stammesherrscher beigetragen hatten, unter ihnen der mächtige Omar il Muntasser [siehe auch A. del Boca"die Italiener in Libyen" zit. S. 219 nr. 34], konnte das Unternehmen Fezzan im Tausch gegen Privilegien und Subventionen nunmehr seitens der Regierunmg als ausgereift und wie auch immer aus verschiedensten Gründen nicht weiter aufschiebbar gesehen werden. Da galt es, sich den ständigen französischen Absichten auf die Oase Ghat zu entziehen, Bestrebungen Tibesti und Borku wieder zu gewinnen. wo zuvor noch die türkische Verwaltung eigene Garnisonen unterhalten hatte. die Möglichkeit mehr Einfluss auf bedeutendere dissidente Stammeshäupter auszuüben, die sich nach der Niederlage vcon Assaaaba nach Gibla zurückgezogen hatten.
Unter diesen Voraussetzungen wurde ein Projekt von Gouverneur Ragni zur Reife gebracht, das auch der Minister für die Kolonien mit ihm teilte, nämlich eine militärische Operation zu organisieren, ausgehend vom Dschebel Soda als logistische Basis, bestimmt den Fezzan zu besetzen,erst durch Regierungsmaßnahme und dann mit Unterstützung der lokalen Scheichs (doc 28-29), und da auf dem Dschebel Soda die Familie von Sef en Nasser herrschte, erbitterte Feinde von Omar el-Muntasser, entschied die Regierung in Tripolis, die künftige Unternehmung Basen aufzuerlegen, die verschieden zu denen waren, von denen aus die Besetzung und Befriedung der Küstenregion ausgeführt wurde und dies aufgrund der aus Rom von besagtem General Ragni mit Telegramm vom 6. April 1913 [ cfr. M.A. Vitale "L'Italia in Africa, das Werk des Heeres", zit. S.55] übermittelten Hinweise: "Bevor noch die Bevölkerung von Socna, Uaddan, Zella und die abgefallenen Orfella sich wieder von der Niederlage El Barounis erholen und bevor Sef en Nasser andere Unterstützung findet und uns Schwierigkeiten auf dem Gebiet der Orfella macht, muß man unbedingt Socna und den Fezzan besetzen". Gerade die Stelle als neuer Gouverneur der Kolonie eingenommen habend, entschied General Garioni ohne weitere Verzögerung mit den Operationen zur Eroberung zu beginnen. Das Kommando der Expedition wurde dem (seiner Majestät) Generaleutnant Antonio Milani übertragen, der vom Mailänder Armeekorps kam und im Juni 1913 in Sirte landete, wo sich schon die Abteilungen versammelten, und alle zur Lösung der Aufgabe nötigen Mittel und Materialien stapelten. Nach Vollzug der organisatorischen Phase und innerer Vernetzung des kleinen Expeditionskorps endlich am 6. August, dem Morgen des Abmarsches konnte Milani dem zur Inspektion nach Sirte gekommenen Gouverneur Garioni seine bestens ausgestattete und hochmotivierte Streitmacht vorstellen und absolut sicheren Erfolg der Mission versprechen.
Der Plan des Gouverneurs von Tripolis sah folgendes vor. Vorsorglich Besetzung der Oase Kufra (Giofra), als Auftrag einer Kolonne unter Hauptmann Hercolani, den wichtigen Karawanenknotenunkt Socna in Besitz zu nehmen, den Garioni als "Tor zum Fezzan" bezeichnetet. Die Operation war nur mit Hilfe von Sef el Nasser zu führen, dem man ein auskömmliches Gehalt und die Pflicht eines Beraters zusprechen musste.. Die folgende Bewegung von Socna, mit dem Ziel Murzuk übertrug man Oberstleutnant Milani, der dazu mit voller logistischer und taktischer Autorität ausgestatt war, den Fezzan zu besetzen und ein Regionalkommisariat mit abgetrennten Zweigstellen einzurichten. Indessen war es für den Erfolg der Mission nötig, für maximalen Schutz auf den Verbindungslinien zu sorgen, welche die Küste mit dem Fezzan verbanden, sowohl um eventuelle Angriffe auf die vorrückende Kolonne Milani zu unterbinden, als auch deren Nachschub zu sichern. Den Absichten entsprechend wurde am 19. Juni Bu Ngeim auf dem wichtigen Karawanenweg von der Sirte nach Socna durch Hauptmann Negri besetzt und am 5 Juli durch die Brigade Mazzoli (23. und 52 Inf. Rgt) auch Mizda [ s. Karte nr 1], der wichtige Karawanenknoten an der meridionalen Grenzlinie zwischen Altipiano und der letzten Wasserstelle vor Beginn der Wüste. Zitiert wird hierzu Pántano in seinen Memoiren "23 Jahre in Afrika", S.278/79, der Mizda als den vorgeschobenen Wachtposten in Richtuing Süden bezeichnet und dazu sagt: "wer Mizda beherrscht, zwingt den Feind in sieben Tagen Entfernung halt zu machen und höchstens kleine Unternehmen zu wagen, während der Beherrscher von Mizda, sei er etwa feindlich, sich nahe dem wichtigen Zentrum Garian befindet." Nach Abschluss aller Vorbereitungen machte sich die Kolonne Hercolani am 8. Juli mit folgenden Anweisungen von Sirte auf:
  • Socna besetzen und eine politisch-militärische Residenz mit iuridischen Befugnissen dort errichten, auf dem Territorium der Nomadenstämme der Rah und der Uelad Suliman.
  • Kräfte zur Verfügung: Eine Kompanie erithreischer Askari, desgleichem eine aus Libyern, eine Sektion Kamelartillerie, ein Trupp Einheimischer, eine Sektion R.T. und Lebensmittel für zwei Monate.
  • Marschrichtung: Sirte-Kef Atela- Bugerada - Temet- Bu Ngeim - Socna.)

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Da der Berberfürst Süleyman El Biruni (1872–1940) bei al-Asabaa im Frühjahr 1913 geschlagen wurde, konnte die Belagerung des Djebel da Tarhuna (Tarhunaberg) in Nalut beendet und die entfernt liegende Oase von Ghadames wieder eingegliedert werden. General Ragni, Gouverneur von Tripolitanien, wies den Kolonialminister Pietro Bertolini (1859–1920) darauf hin, dass es jetzt günstig sei, die Oase el Giufra il Fezzan zu besetzen, begründet damit, die Anarchie nach dem Abzug der Türken aus dem Fessan zu beenden, die örtlichen Regenten an der Grenze zu Südalgerien zu vertreiben und um die Sanusiya und überlebende tripolitanische Rebellen daran zu hindern, sich wieder eine Operationsbasis für Angriffe auf die bereits von Italien besetzten Gebiete zu verschaffen. Diese Motive waren von bemerkenswertem strategischem Charakter. In der Tat konnte der Fessan, ein Gebiet von der Grösse Italiens, vorherrschend wüstenähnlich und spärlich bevölkert, unter ökonomischen Gesichtspunkten nicht sehr attraktiv sein. Überdies verloren auch die Handelswege nach Innerafrika zu dieser Zeit stark an Bedeutung. Andererseits drängten Prestigegründe auf die unmittelbare Besetzung des Fessan. Da die Türkei imstande gewesen war, mit einem einzigen Bataillon für Jahrhunderte im Besitz des Fessan zu bleiben, sagte man sich in Rom, könne Italien ebenfalls so handeln. Die Diskussionen darüber zogen sich hin, nur vergaß man darüber eines sehr wichtigen und keineswegs irrelevanten Umstandes: Türken und Libyer gehörten derselben Religion, dem Islam, an.

Um die Besetzung des Fessan zu verwirklichen, gab es im Jahr 1913 zwei Projekte. Das von Gouverneur Ragni stützte sich gänzlich auf die angenommene Zusammenarbeit mit einigen arabischen Stammesführern und einigen Großkaufleuten in Tripolis, denen daran lag, den Handel mit Innerafrika wieder aufzunehmen. Das Projekt, nicht teuer und zur Gänze an Ort und Stelle ausführbar, wurde von Kolonialminister Bertolini abgelehnt, der sein eigenes Projekt herausstellte, das darin bestand, eine starke Kolonne aufzustellen, die von der Küste aus und durch die el Giufra-Oase auf den Fessan vorstoßen und ihn zur Gänze besetzen sollte. Indessen, auch wenn es zuträfe, dass man bei diesem Projekt auf die Vermittlung seitens der Araberscheichs verzichten müsse, eine Vermittlung, die, wie Bertolini unterstrich, mit der Würde des Landes unvereinbar sei, war es ebenso wahr, dass die von Bertolini vorgesehene Kolonne nur wenig über 1000 Mann stark und somit kaum imstande sein würde, den ganzen Fessan zu beherrschen. General Luigi Cadorna hatte nicht unrecht, wie er in seinen Memoiren schrieb, die Operation gegen den Fessan sei die tollkühnste und ungelegenste in der Kolonialgeschichte aller Länder gewesen.[13]

Auszeichnungen und Titel[1][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Chi è? Annuario briografico italiano. Rom 1908, S. 213.
  2. a b Nicola Labanca: Oltremare. Storia dell'espansione coloniale italiana. il Mulino, Bologna 2002, ISBN 88-15-08959-4, S. 119.
  3. Andrea Saccoman: Il Generale Paolo Spingardi. Ministro della Guerra. 1909–1914. Rom 1995, S. 150.
  4. Andrea Saccoman: Il Generale Paolo Spingardi. Ministro della Guerra. 1909–1914. Rom 1995.
  5. a b c Andrea Saccoman: Il Generale Paolo Spingardi. Ministro della Guerra. 1909–1914. Rom 1995, S. 183–185.
  6. Augusto Elia: Ricordi di un Garibaldino. Vol. 2 dal 1859 al 1900. Zanica 2015, ISBN 978-88-99158-53-8.
  7. Sergio Romano: La quarta sponda. La guerra di Libia 1911–1912. Bompiani, Mailand 1977, S. 248 f.
  8. Archivio Ufficio Storico Stato Maggiore Esercito. L8 b. 179/8.
  9. Corriere Meridionale. Nr. 43, 14. November 1912.
  10. Archivio Ufficio Storico Stato Maggiore Esercito. L8 b. 125/5.
  11. Archivio Storico Ministero Africa Italiana. Pos. 126/1. Politica Indigena.
  12. Archivio Storico Ministero Africa Italiana. Pos. 148/2.
  13. Angelo del Boca: La disfatta di Gasr Bu Hàdi. 1915: il colonnello Miani e il più grande disastro dell'Italia coloniale. Mondadori, Mailand 2004, ISBN 88-04-52899-0, S. 43.