Benutzer:Doc Taxon/Case

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Bridgeman Art Library, Ltd. v. Corel Corporation (36 F. Supp. 2d 191 (S.D.N.Y. 1999)) ist ein bedeutsamer Fall des Urheberrechts, der vom United States District Court for the Southern District of New York entschieden wurde. Der Fall befasste sich mit der Frage, ob exakte fotografische Reproduktionen von gemeinfreien Kunstwerken urheberrechtlich geschützt werden können. Die Entscheidung hatte weitreichende Auswirkungen auf Museen und andere Institutionen, die auf Einnahmen aus der Lizenzierung von Reproduktionen ihrer Sammlungen angewiesen sind.

Die Bridgeman Art Library ist ein 1972 gegründetes Unternehmen, das sich auf die Lizenzierung von Reproduktionen von Kunstwerken spezialisiert hat. Bridgeman schließt Verträge mit Museen und anderen Organisationen ab, um hochwertige Farbdias oder digitale Fotografien von Kunstwerken aus deren Sammlungen zu erhalten und zu vermarkten.[1]

Die Corel Corporation ist ein kanadisches Softwareunternehmen. In den 1990er-Jahren verkaufte Corel eine CD-ROM-Sammlung namens Professional Photos CD-ROM Masters, die digitalisierte Bilder von Gemälden europäischer Meister enthielt. Corel gab an, diese Bilder des 2015 aufgelösten Unternehmen namens „Off the Wall Images“ erworben zu haben.

Bridgeman besaß eine umfangreiche Sammlung von Fotografien von Gemälden europäischer Meister, sowohl als Dias als auch in digitaler Form.[2][3][4] Obwohl die Urheberrechte an den Originalgemälden abgelaufen waren, beanspruchte Bridgeman das Urheberrecht an den Fotografien dieser Werke.

Rechtliche Argumente

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Bridgemans Argumente

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Bridgeman argumentierte, dass ihre fotografischen Reproduktionen von Kunstwerken die notwendige Originalität aufwiesen, um urheberrechtlich geschützt zu sein. Sie betonten, dass die Erstellung dieser Reproduktionen erhebliche Fähigkeiten, Erfahrung und Aufwand erfordere, um die Kunstwerke mit hoher Genauigkeit und Qualität zu reproduzieren. Bridgeman verwies darauf, dass die Fotografien nicht nur einfache Kopien seien, sondern dass der Prozess der Erstellung dieser Reproduktionen kreative Entscheidungen und technische Fertigkeiten beinhalte, die die Originalität der Werke begründeten.

Ein weiteres zentrales Argument von Bridgeman war, dass das U.S. Copyright Office ein Zertifikat der Urheberrechtsregistrierung für eine ihrer Fotografien ausgestellt hatte. Bridgeman argumentierte, dass dieses Zertifikat ein Beweis prima facie für die Urheberrechtsschutzfähigkeit ihrer Fotografien sei. Sie behaupteten, dass das Gericht die Bedeutung dieses Zertifikats nicht ausreichend berücksichtigt habe und dass es als Beweis für die Originalität und Schutzfähigkeit ihrer Werke dienen sollte.

Bridgeman argumentierte auch, dass das Gericht britisches Urheberrecht falsch angewendet habe. Sie verwiesen auf frühere britische Fälle, wie den Graves’ Case von 1869, in dem entschieden wurde, dass fotografische Reproduktionen von Kunstwerken urheberrechtlich geschützt sein können. Bridgeman behauptete, dass das Gericht diese Präzedenzfälle nicht angemessen berücksichtigt habe und dass ihre Fotografien nach britischem Recht urheberrechtlich geschützt sein sollten.

Bridgeman behauptete, dass Corel ihre Fotografien ohne Genehmigung kopiert habe. Sie argumentierten, dass die digitalen Bilder, die Corel auf ihren CD-ROMs verkaufte, nur von Bridgemans Fotografien stammen konnten, da keine anderen autorisierten Fotografien der betreffenden Kunstwerke existierten. Bridgeman betonte, dass die hohe Qualität und Genauigkeit der von Corel verwendeten Bilder nur durch die Verwendung ihrer eigenen Reproduktionen erreicht werden konnte.[1]

Zusätzlich zu den Urheberrechtsverletzungsansprüchen machte Bridgeman geltend, dass Corel gegen den Lanham Act von 1946 verstoßen habe. Sie argumentierten, dass Corel durch die Verwendung ihrer Bilder ohne Genehmigung eine falsche Herkunftsbezeichnung und irreführende Werbung betrieben habe. Bridgeman behauptete, dass dies zu einer Verwirrung bei den Verbrauchern führen könnte, dass die von Corel verkauften Bilder von Bridgeman autorisiert oder lizenziert seien.

Corels Argumente

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Corel argumentierte, dass Bridgemans fotografische Reproduktionen von gemeinfreien Kunstwerken nicht die erforderliche Originalität aufwiesen, um urheberrechtlich geschützt zu sein. Corel vertrat die Ansicht, dass es sich bei den Fotografien lediglich um „sklavische Kopien“ („slavish copies“) der Originalwerke handele, denen der für den Urheberrechtsschutz notwendige „Funke der Originalität“ („spark of originality“) fehle.

Corel plädierte dafür, dass US-amerikanisches Recht auf die Frage der Schutzfähigkeit der Fotografien anzuwenden sei, nicht britisches Recht, wie von Bridgeman gefordert. Dies war insofern relevant, als das US-Recht tendenziell höhere Anforderungen an die Originalität stellt.

Corel bestritt, dass Bridgeman tatsächlich der Urheber der streitgegenständlichen Fotografien sei. Corel gab an, die Bilder von einem Unternehmen namens „Off the Wall Images“ erworben zu haben. Damit stellte Corel Bridgemans Aktivlegitimation in Frage.

Corel argumentierte, dass selbst wenn die Fotografien urheberrechtlich geschützt wären, keine Verletzungshandlung in den USA stattgefunden habe. Corel verwies darauf, dass die angebliche Kopie und erste Veröffentlichung im Vereinigten Königreich erfolgt sei.

Für den Fall, dass das Gericht einen Urheberrechtsschutz und eine Verletzungshandlung bejahen sollte, berief sich Corel hilfsweise auf die Fair-Use-Doktrin des US-Rechts.[1] Demnach könne die Nutzung der Bilder als zulässige Fair Use gerechtfertigt sein.

Corel vertrat den Standpunkt, dass die Gewährung von Urheberrechtsschutz für fotografische Reproduktionen gemeinfreier Kunstwerke dem Zweck des Urheberrechts zuwiderlaufe, da dies den freien Zugang zu gemeinfreien Werken einschränken würde.[5]

Unter Verweis auf die Entscheidung des Supreme Court im Fall Feist Publications, Inc., v. Rural Telephone Service Co. argumentierte Corel, dass die bloße Aufwendung von Arbeit und Mühe („sweat of the brow“) nicht ausreiche, um Urheberrechtsschutz zu begründen.[5] Vielmehr sei ein Mindestmaß an Kreativität erforderlich.

Corel wies auf die negativen wirtschaftlichen Folgen hin, die eine Bejahung des Urheberrechtsschutzes für solche Fotografien hätte. Dies würde Museen und Bildagenturen ein faktisches Monopol an gemeinfreien Kunstwerken einräumen.[1]

Gerichtliche Entscheidungen

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Erste Entscheidung (1998)

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Zweite Entscheidung (1999)

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Reaktionen und Kritik

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Caitlin A. Buxton: Bridgemen Art Library, Ltd. v. Corel Corporation Revisited: Authors Guild v. Hathitrust and the New Frontier of Fair Use. In: Oklahoma Journal of Law and Technology. Jg. 11, Nr. 1. HeinOnline, Getzville 2015, Art. 4 (ou.edu).
  2. Bridgeman Images: Unsere Geschichte. Abgerufen am 21. Juni 2024.
  3. Bridgeman Images: Lizenzierung und Kunsturheberrecht. Abgerufen am 21. Juni 2024.
  4. Bridgeman Images: Was sind Bridgeman Artists und Nachlässe? Abgerufen am 21. Juni 2024.
  5. a b Bridgeman Art Library, Ltd. v. Corel Corp.: 2 Analyses of this case by attorneys. Casetext, abgerufen am 21. Juni 2024.