Benutzer:Elektrofisch/Nationalsozialistische Frankreichpolitik

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Die "neuen" Ziele der nationalsozialistischen Frankreichpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Weimarer Zeit war die deutsche Aussenpolitik gegenüber Frankreich von dem Grundsatz bestimmt gewesen, Frankreichs Vertrauen zu gewinnen und im europäischen Rahmen eine vorsichtige Veränderung des Versailler Vertrages anzustreben. Der Grundstein dafür waren die Verträge von Locarno. Nach der Machtergreifung setzte ein völliger Umschwung in der Frankreich- und der gesamten Außenpolitik ein. Der Hintergrund war die nationalkonservative Sichtweise, daß der Versailler Vertrag und seine Folgen für Deutschland eine große Ungerechtigkeit war. Die Politik Frankreichs wurde als Hauptursache für der Knebelung Deutschlands angesehen. Dabei fühlten sich Deutschen allen anderen Ländern und auch Frankreich überlegen. Deutschland sollte wieder eine Weltmacht werden.
Die geheimen Grundlinien der nationalsozialistischen Außenpolitik gegenüber Frankreich waren in etwa folgende:

  • Jetzt wurde eine offensive Revision des Versailler Vertrag angestrebt.
  • Deutschland sollte militärisch aufgerüstet und alle Rüstungsbeschränkungen aufgehoben werden.
  • Das Rheinland sollte wieder besetzt und die Bindungen durch die Verträge von Locarno beseitigt werden.
  • Nach militärischer Erstarkung sollte die Revision der anderen Grenzen angegangen werden - hier ging es vor allem um die Beseitigung des polnischen Korridors.
  • Da Frankreich dem deutschen Drängen nach Revision in Bezug auf den Polnischen Korridor und die Rückgabe von Elsaß-Lothringen an Deutschland und die geplante Ostexpansion nicht nachgeben werde, sei ein Krieg gegen Frankreich anzustreben. Dabei war es noch unklar, ob Deutschland nach dem als selbstverständlich angesehenen Sieg Frankreich überhaupt als eigenständiges Land weiter existieren lassen wollte.

Nach aussen hin wurde allerdings eine friedliche Annäherung an Frankreich propagiert, die sogenannte Offensive de Charmes[1]. Denn es galt diese neue expansive Politik vor den französischen Augen zu verharmlosen, bis Deutschlands Aufrüstung zu eine so grossen militärischen Größe geführt hätte, daß Deutschland in der Lage sei, mit Drohungen oder Krieg seine Ziele zu erreichen.

Auch in der Deutschlandpolitik Frankreichs gab es 1933 einen Richtungswechsel. Während die französische Linke bis dahin verständigungsbereit war und die französische Rechte jede Konzession an Deutschland ablehnte, befanden sich die französischen linken Parteien nun in Konfrontation zur deutschen Regierung und reagierten auf deren „Friedensappelle“ deutlich zurückhaltend. Einige Gruppen der französischen Rechten schwenkten dagegen aus ideologischen Gründen auf die deutsche Position ein, - vor allem wegen der gemeinsamen Ablehnung des Bolschewismus, des gemeinsamen Antisemitismus - und weil sie den deutschen Friedensbeteuerungen Glauben schenkten[2].

Strategien der Beeinflussung Frankreichs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hauptmittel der Beeinflussung Frankreichs war das Bestreben, innerhalb der französischen Rechten Bündnispartner zu finden und die eher einheitliche Haltung Frankreich gegenüber Deutschland zerstören. Diese Verschärfung der Frankreichpolitik und Infiltration Frankreichs wurde hauptsächlich von der der NSDAP zuzurechnenden Dienststelle Ribbentrop betrieben, einer Konkurrenzorganisation zum Auswärtigem Amt (AA). Die Dienststelle Ribbentrop wurde mit Billigung Hitlers gegründet, der von der Politik des AA nicht viel hielt. Leiter des Frankreichreferates war Otto Abetz. Diesem Nebenaussenministerium arbeitete Grimm schon ab 1934 zu , denn er hatte auf Anforderung Ribbentrops begonnen regelmäßig geheime Lageberichte über die französische Politik zu verfassen, soweit sie die deutschen Bestrebungen zur Beeinflussung der französischen Politik betrafen.

Die "Deutsch-Französische Gesellschaft" und das Comitè-France-Allemagne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für diese neuen Propaganda- und Infiltrationsaufgaben ließ Hitler 1935 eine „Deutsch-Französische Gesellschaft“ (DFG) gründen. Die in der Weimarer Zeit gegründete Vorläufergesellschaft gleichen Namens war schon 1934 verboten worden. Grimm fungierte unter Achim von Arnim bis 1945 als ihr geschäftsführender Vizepräsident, während Abetz der Geschäftsführer war[3]. Weitere Funktionäre waren Oberlindober


Die DFG war nach aussen eine von Frankreichfreunden gegründet Privatinitiative. Sie wurde unter Anwesenheit des französischen Botschafters André François-Poncet, Ribbentrops und des Aussenministers Konstantin Freiherr von Neurath und natürlich auch Grimms bei einem Festakt in Schloss Mon Bijou in Ludwigsburg gegründet. In Wirklichkeit war die DFG ein Instrument der nationalsozialistischen Aussenpolitik und wurde von dem Deutschen Staat finanziert.

Unter der Ägide von Abetz gab die DFG die "Deutsch-Französischen Monatshefte" (DFM) heraus. Die zweisprachige Zeitschrift wurde vor allem in Frankreich verbreitet. Grimm war einer ihrer Hauptautoren. Im DFM-Märzheft 1936 erklärte Grimm den Einmarsch ins Rheinland und damit die Verletzung der Verträge von Versailles und Locarno als logische Konsequenz des kurz vorher ratifizierten Paktes zwischen Frankreich und Rußland.

Parallel zur DFG liessen die Nazis in Paris Im November 1935 auf Betreiben von Abetz von Mittelsmännern einen Monat später das Comitè-France-Allemagne (CFA) gründen. Dieser Hintergrund war dem französischen Außenministerium offensichtlich nicht bekannt, denn es unterstützte das CFA mit Geldzuwendungen in den ersten Jahren. Die ersten Unterstützer des CFA waren Kriegsveteranen, die für die deutschen Friedensbeteuerungen besonders empfänglich waren. Der erste Präsident war Commandant Renè Michel L`Hopital, ein Ordonnanzoffizier Marschall Fochs, dann nach der Rheinlandbesetzung 1936 Georges Scapini. Generalsekretäre waren die Veteranenvertreter Frontsoldaten des Ersten-Weltkriegs Jean Goy und Henri Pichot Vorsitzender des grössten Frontkämpfer- und Kriegsopferverbandes UF. Vizepräsidenten waren Ernest Fourneau vom Pasteur-Institut, Gustave Bonvoisin und Ferdinand de Brinon. Beisitzer waren Jacques Benoist-Méchin, Bertrand de Jouvenel und Regis de Vibraye. Im Ehrenpräsidium sassen angesehene Literaten, Wissenschaftler und Politiker Schriftsteller wie Jules Romains, der Germanist Henri Lichtenberger, die Acadèmie-Francaise Mitglieder Pierre Benoit und Louis Bertrand und der Komponist Florent Schmitt. Dem Verwaltungsrat gehörten an Eugene_Frot, Pierre Drieu La Rochelle. .[4]

Auf der ersten öffentlichen Versammlung im 29.11.1935 übergab der per Flugzeug mit Grimm, Abetz und anderen angereiste Reichsportführer Hans von Tschammer und Osten die deutsche Einladung zu den Olympischen Spielen an Frankreich. 1937 veranstaltete das CFA eine bilaterale Aussprache die deutschfranzösische Studientagung, bei der auch Grimm redete. Er stellte der Nationalsozialismus als internationalen Friedensfaktor dar, jeglichem Angriffsdenken abhold und dem Prinzip der Nichteinmischung in die Angelegenheiten anderer Länder verpflichtet sei[5].

Grimm hatte schon 1934 auf Anforderung Ribbentrops begonnen, regelmäßig geheime Lageberichte - seine sogenannten Frankreichberichte - über die französische Politik zu verfassen. Dabei ging es um immer um Themen, die Ansatzpunkte für die infiltrierende Politik Deutschlands liefern konnten. Denn Grimm hielt sich häufig im Auftrag des CFA in Frankreich auf, nahm an Kongressen teil und hielt Vorträge [6]. Kontaktpflege zur französischen Rechten war Teil seines Auftrages, er traf sich aber auch mit anderen Politikern wie 1938 mit dem Ministerpräsidenten Camille Chautemps und vielen Journalisten. Ribbentrop leitete Grimms Berichte auch an andere Behörden weiter[7]. Grimm galt so sehr als Frankreichspezialist, daß er während des "Sitzkrieges" im Dezember 1939 Hitler persönlich über die Lage in Frankreich berichtete. Hier konnte er als ein besonders interessantes Detail von der geringen Kriegsbegeisterung der Franzosen berichten..

Grimm wurde am 14. Juni 1940 noch vor der Kapitulation Frankreichs mit dem Stab des künftigen Botschafters Otto Abetz von Berlin aus mit dem Flugzeug zum Feldquartier des Außenministers in Belgien in Marsch gesetzt. Neben Abetz und Grimm gehörten der Botschafterstellvertreter Generalkonsul Rudolf Schleier, vorher NSDAP Landesleiter Frankreich der NSDAP-Auslandsorganisation und auch ebenfalls im Vorstand der DFG , Friedrich Sieburg Journalist , Dr. Karl Epting (Leiter der DAAD Außenstelle Paris bis 1939) und Ernst Achenbach zu der Mannschaft, die in Fahrzeugen der Wehrmacht am 15. Juni 1940 Paris erreichte. Achenbach bekleidete den Rang eines Legationssekretärs und war der einzige gelernte Diplomat in der Runde[8].
Am 22. Juni fand die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags im Wald von Compiegne statt. Auf französischer Seite nahm der General Charles Huntziger begleitet von mehren Offizieren teil, auf deutscher Seite war fast die gesamte Führung angetreten. Anwesend waren Hitler, Göring, Ribbentrop, Heß, Keitel , Brauchitsch und Raeder[9] sowie der neue Botschafter Abetz und Friedrich Grimm[10]. Auch Grimm, der nach eigner Aussage weiter ein privater Rechtsanwalt war und nur freier Mitarbeiter an der Pariser Botschaft, hatte den Rang eines Generalkonsuls in Frankreich. Laut Grimm hatte er jedenfalls einen Paß, in den diese Dienstbezeichnung eingetragen war [11].

Grimm ließ das Buch des Mitbegründers der Action Francaise, Jacques Bainville, Conséquences politiques de la paix, Paris 1920, übersetzen, versah es mit einem Vorwort und veröffentlichte es unter dem Titel Frankreichs Kriegsziel 1939. Bainville vertrat darin sehr deutschfeindliche Positionen. Diese Positionen wurden von der deutschen Propaganda als Vorwand für die Revision des Versailler Vertrages verwendet. Daraus – und aus der Unterstützung Polens – wurde Frankreichs Schuld am Zweiten Weltkrieg konstruiert. Dieses Buch erreichte eine Auflage von 120.000 Stück. Die propagandistische Absicht Grimms wird auch in folgendem Werk deutlich.[12]

Grimms „Das Testament Richelieus“, das auch auf französisch erschien, erreichte 1943 150.000 gedruckte Exemplare. Die hohen Auflagen auch der französischen Übersetzungen waren auch der Tatsache geschuldet, dass die die Besatzungsbehörden den französischen Verlegern 175 Tonnen Papier bevorzugt für die Produktion von Werken deutscher Schriftsteller zuteilten, die ins Französische übersetzt waren. Dagegen wurde für französische Autoren weniger Papier bereitgestellt.[13] Anlässlich der Eröffnung des Deutschen Institutes in Dijon forderte Grimm 1941 die Franzosen unter andrem auf, Richelieu, Raymond Poincaré nicht mehr als große Franzosen zu sehen, da sie stets eine deutschfeindliche Politik betrieben hätten, sie sollten sich eher Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm II. als Vorbild nehmen.[14] Am 28. Juli 1944 hielt Grimm in Nizza seinen letzten Vortrag in Frankreich.[15]

Nach der Niederlage stilisierte sich Grimm zum Vertreter einer Verständigungspolitik mit Frankreich.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Roland Ray, Annäherung an Frankreich im Dienste Hitlers?- Otto Abetz und die deutsche Frankreichpolitik, 1930–1942, München 2000, ISBN 3-486-56495-1
  1. s. Roland Ray, Annäherung an Frankreich im Dienste Hitlers?- Otto Abetz und die deutsche Frankreichpolitik, 1930–1942, München 2000
  2. Helmut-Dieter Giro: Frankreich und die Remilitarisierung des Rheinlandes. Dissertation Düsseldorf 2005, S. 147 [1] S. 149
  3. Daniel; Krumeich; Anklam,; Lindner-Wirschingt; Mehrkens; Schröder, Frankreich und Deutschland im Krieg (18.-20. Jahrhundert): Zur Kulturgeschichte der europäischen „Erbfeindschaft“, Institut für Historisches Seminar, 2004; Digitale Bibliothek Braunschweig 2006, S.60 siehe auch: [2]
  4. Roland Ray, Annäherung an Frankreich im Dienste Hitlers?- Otto Abetz und die deutsche Frankreichpolitik, 1930–1942, München 2000, S. 177ff.
  5. Roland Ray, Annäherung an Frankreich im Dienste Hitlers?- Otto Abetz und die deutsche Frankreichpolitik, 1930–1942, München 2000, S. 183f
  6. s. Friedrich Grimm, Mit offenem Visier, Druffel Verlag, Leoni am Starnberger See 1961, S. 175
  7. Roland Ray, Annäherung an Frankreich im Dienste Hitlers?- Otto Abetz und die deutsche Frankreichpolitik, 1930–1942, München 2000, S. 176, eine apologetische Version erschien nach dem Krieg als Grimm, Friedrich: Frankreich-Berichte 1934 bis 1944, hrsg. vom Kreis seiner Freunde, Bodman/ Bodensee 1972.
  8. Roland Ray, Annäherung an Frankreich im Dienste Hitlers?- Otto Abetz und die deutsche Frankreichpolitik, 1930–1942, München, S. 284ff
  9. S. Eberhard Jäckel: Frankreich in Hitlers Europa: die deutsche Frankreichpolitik im 2. Weltkrieg, Stuttgart 1966, S. 38
  10. Grimm: mit offenen Visier S. 205
  11. Frankreichberichte-1934 bis 1944, hrsg. vom Kreis seiner Freunde, Bodman 1972, S. 141
  12. Grimm, Friedrich: Frankreich und der Korridor / Hamburg: Hanseat. Verl. Anst., 1939
  13. Eckard Michels, Das deutsche Institut in Paris 1940–1944: Ein Beitrag zu den Deutsch-französischen Kulturbeziehungen und zur auswärtigen Kulturpolitik des Dritten Reiches, Franz Steiner Verlag 1993, S. 233
  14. Eckard Michels, Das deutsche Institut in Paris 1940–1944: Ein Beitrag zu den Deutsch-französischen Kulturbeziehungen und zur auswärtigen Kulturpolitik des Dritten Reiches, Franz Steiner Verlag 1993, S. 204
  15. Grimm: Mit offenen Visier, S.238
  16. Eckard Michels, Das deutsche Institut in Paris 1940–1944: Ein Beitrag zu den Deutsch-französischen Kulturbeziehungen und zur auswärtigen Kulturpolitik des Dritten Reiches, Franz Steiner Verlag 1993, S. 9