Benutzer:FordPrefect42/Munuza

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Munuza, auch Uthman ibn Naissa (arabisch عثمان بن نيساء) (* [[]] [[]] in [[]]; † [[]] [[]] in [[]]) war ein berberischer Heerführer in Al-Andalus. Seine historische Existenz ist umstritten.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Schlacht am Río Guadalete (711) unterwarfen die Mauren innerhalb weniger Jahre die gesamte Iberische Halbinsel und vernichteten das Westgotenreich. Wie andere gotische Adlige arrangierte sich auch Pelayo zunächst mit ihnen. Erst ein privater Streit mit dem für Asturien zuständigen muslimischen Gouverneur Munuza, der in Gijón residierte, war für ihn der Anlass zur Rebellion.

Asturien wurde inzwischen von einem muslimischen Gouverneur namens Munuza regiert, in dessen Dienste Pelayo trat; wie andere westgotische Adlige jener Zeit arrangierte sich Pelayo demnach wohl zunächst mit den neuen Machthabern.[1] Was im Folgenden geschah, ist unklar, da die Quellen auch in dieser Hinsicht von zweifelhaftem Wert sind. Es heißt in ihnen, Munuza habe die Schwester Pelayos heiraten wollen, wohl um durch eine solche Verbindung mit einem prominenten Geschlecht der Region sein Ansehen bei der Bevölkerung zu erhöhen.[2] Als Pelayo diesem Vorhaben nicht zugestimmt habe, soll ihn Munuza nach Córdoba gesandt und die Heirat in seiner Abwesenheit vollzogen haben. Nach seiner Rückkehr wollte sich Pelayo dies, der Überlieferung zufolge, nicht gefallen lassen und plante einen Aufstand. Als die Muslime das merkten, wollten sie ihn verhaften, doch gelang ihm die Flucht.[3]

Pelayo versammelte seine Anhänger in einer entlegenen Berggegend Asturiens und ließ sich von ihnen im Jahre 718 entweder zum König (rex) oder „Fürsten“ (princeps) wählen. Anscheinend erst vier Jahre später, 722, unternahmen die Muslime einen ernsthaften Versuch, die Rebellion zu unterdrücken; es kam zur Schlacht von Covadonga, die zwar möglicherweise ein eher kleines Gefecht war, aber in der christlichen Überlieferung früh mit enormer symbolischer Bedeutung aufgeladen wurde.[4] Covadonga ist eine Felsenhöhle am Fuß des Berges Auseba südöstlich von Cangas de Onís, wo sich eine spätantik-westgotische Felsenkirche befand.

Munuza wollte die Schwester Pelayos heiraten, wohl um seine Macht in der Region durch eine Verbindung mit diesem prominenten Geschlecht abzusichern.[5] Pelayo verweigerte jedoch seine Zustimmung. Als Munuza sich darüber hinwegsetzte, kam es zum Zerwürfnis, und Pelayo flüchtete in eine entlegene Berggegend, um dort einen Aufstand zu beginnen.[6]

Dadurch wurde nach dieser Darstellung die Lage des Gouverneurs Munuza, der nicht an der Schlacht teilgenommen hatte, unhaltbar; er musste seine Residenz in Gijón aufgeben und wurde auf der Flucht getötet. Danach soll kein einziger Muslim nördlich der Pässe des Kantabrischen Gebirges am Leben geblieben sein.[7]

Über den Verlauf des Kampfes gehen die Berichte der muslimischen und der christlichen Quellen allerdings weit auseinander. Der Chronik Alfons’ III. zufolge kamen in der Schlacht 124.000 und auf der anschließenden Flucht weitere 63.000 muslimische Soldaten ums Leben; bald darauf sei auch der Gouverneur Munuza, der nicht an der Schlacht teilgenommen habe, auf der Flucht getötet worden, und kein einziger Muslim sei nördlich der Pässe des Kantabrischen Gebirges am Leben geblieben.[8] Die muslimischen Quellen hingegen berichten, die christliche Streitmacht habe aus 300 Kämpfern bestanden und sei belagert und fast völlig aufgerieben worden; Pelayo habe sich mit nur 30 Mann halten können. Diese unbedeutende Schar habe man entkommen lassen, da ihre Bekämpfung im Gebirge sich nicht zu lohnen schien.[9] Beide Darstellungen, insbesondere aber die asturische mit ihren völlig unglaubwürdigen Zahlenangaben, sind laut Yves Bonnaz weit von der historischen Realität entfernt.[10] Pelayo machte anschließend Cangas de Onís zu seiner Hauptstadt und dehnte von dort aus in den folgenden Jahren seinen Machtbereich schrittweise aus, ohne dass die Muslime ihn daran hindern konnten oder wollten.

Der Sicherung vor weiteren arabischen Angriffen soll ein Bündnis mit dem von den Arabern abgefallenen Berber-Fürsten Uthman ibn Naissa („Munuza“) Munnuz gedient haben, der die Tochter Eudos von Aquitanien heiratete. Dieser historisch nicht belegte Fürst soll 731 von Abd ar-Rahman, dem Statthalter von Al-Andalus besiegt worden sein.

Quelleneditionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Yves Bonnaz (Hrsg.): Chroniques asturiennes. Editions du Centre national de la recherche scientifique, Paris 1987, ISBN 2-222-03516-3 (lateinische Texte mit französischer Übersetzung und ausführlichem französischem Kommentar).
  • Juan Gil Fernández (Hrsg.): Crónicas asturianas. Universidad de Oviedo, Oviedo 1985, ISBN 84-600-4405-X (Universidad de Oviedo. Publicaciones del Departamento de Historia Medieval 11), (lateinische Texte mit spanischer Übersetzung).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Collins, Roger. The Arab Conquest of Spain, 710–97. Oxford: Blackwell Publishing, 1989. ISBN 0-631-15923-1.
  • Klaus Herbers: Geschichte Spaniens im Mittelalter. Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 3-17-018871-2.
  • David Nicolle, Graham Turner: Poitiers AD 732: Charles Martel Turns the Islamic Tide. Osprey Publishing 2008, ISBN 978-1-84603-230-1, pp. 23 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  • José M. Alonso Núñez: Pelayo. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1863.
  • Jan Prelog: Die Chronik Alfons’ III. Untersuchungen und kritische Edition der vier Redaktionen, Frankfurt 1980 (Nachweis der Fälschung).
  • Claudio Sánchez-Albornoz: Orígenes de la Nación Española. Estudios críticos sobre la historia del reino de Asturias. 3 Bände. Instituto de Estudios Asturianos, Oviedo 1972–1975, ISBN 84-00-04031-7 (grundlegende, maßgebliche und sehr ausführliche Darstellung; in manchen Einzelheiten veraltet).
  • Paulino García Toraño: Historia de el Reino de Asturias. Gráficas Summa, Oviedo 1986, ISBN 84-398-6586-4.
  • Ludwig Vones: Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711–1480. Thorbecke, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-7113-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Meadows, Ian. "The Arabs in Occitania", Saudi Aramco World: Arab and Islamic Culture and Connections. Archiviert vom Original am 29. Dezember 2006; abgerufen am 20. Juli 2014.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Collins S. 149, Bonnaz S. 142f.
  2. Vones S. 35f.
  3. Chronik Alfons’ III. (Redaktion B) 6.1, hrsg. von Yves Bonnaz, Chroniques asturiennes, Paris 1987, S. 38f.; zur Glaubwürdigkeit Claudio Sánchez-Albornoz: Orígenes de la nación española, Bd. 2, Oviedo 1974, S. 86–89, 105–111.
  4. Diese von Claudio Sánchez-Albornoz stammende Datierung ist heute vorherrschend. Einige Forscher treten aber für Frühdatierung (718/719) ein. In diesem Sinne äußerten sich u. a. Collins S. 82f. und 150 und Bonnaz S. 152f.; siehe dazu auch Alexander Pierre Bronisch: Reconquista und Heiliger Krieg, Münster 1998, S. 95. Eine extreme Spätdatierung (um 737) vertritt Luis A. García Moreno: Covadonga, realidad y leyenda, in: Boletín de la Real Academia de la Historia 194 (1997) S. 353–380.
  5. Ludwig Vones: Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter (711–1480), Sigmaringen 1993, S. 35f.
  6. Chronik Alfons’ III. (Redaktion B) 6.1, hrsg. von Yves Bonnaz, Chroniques asturiennes, Paris 1987, S. 38f.; zur Glaubwürdigkeit siehe Claudio Sánchez-Albornoz: Orígenes de la nación española, Bd. 2, Oviedo 1974, S. 86–89, 105–111.
  7. Chronik Alfons’ III. (Redaktionen A und B) 6.1, hrsg. von Yves Bonnaz, Chroniques asturiennes, Paris 1987, S. 40–44, 148.
  8. Chronik Alfons’ III. (Redaktionen A und B) 6.1, hrsg. von Yves Bonnaz, Chroniques asturiennes, Paris 1987, S. 40–44; siehe dazu auch ebd. S. 148.
  9. Vones S. 35.
  10. Bonnaz S. 154.


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