Benutzer:Hajo-Muc/xhc

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Hunnisch
Zeitraum ? bis 6. Jahrhundert n. Chr.

Ehemals gesprochen in

Osteuropa, eurasischer Steppengürtel
Linguistische
Klassifikation

fraglich

  • Hunnisch
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

ISO 639-3

xhc [1]

Die Sprache der Hunnen wird als hunnisch bezeichnet. Sie hat den Sprachencode xhc nach der Norm ISO 639-3.

Problematik des Begriffs „Hunnische Sprache“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl die hunnische Sprache über einen Sprachencode nach ISO 639-3 verfügt, ist der Begriff der hunnischen Sprache problematisch. Das nur durch anderssprachige Autoren ihrer Nachbarvölker überlieferte Sprachmaterial ist äußerst dürftig und ist überdies zum größten Teil onomastischer Natur, das heißt es besteht aus Eigennamen und Titelbezeichnungen. Von diesem Sprachmaterial wird ein nicht unbeträchtlicher Teil etymologisch Sprachen zugeordnet, die von Völkern gesprochen wurden, die den Hunnen unterworfen waren oder mit ihnen in Kontakt standen, so slawischen, germanischen oder iranischen Sprachen. So sind aus der Sprache der europäischen Hunnen lediglich 3 Vokabeln überliefert, von denen zweien eine slawische Etymologie zugeordnet ist.

Dieser minimale Umfang des überlieferten Sprachmaterials bedingt, dass die gar nicht so kleine Literatur über die Sprache der Hunnen sich weniger, nämlich so gut wie gar nicht, mit der Sprache selbst befasst, sondern mit der auf etymologischem Weg gefundenen Einordnung in eine Sprachfamilie und daraus gewonnenen Hypothesen über die Ethnizität der hunnischen Gruppen.

Nicht zur Vereinfachung trägt bei, dass mit dem Namen „Hunnen“ neben den europäischen oder attilanischen Hunnen geographisch so entfernte Gruppen wie die Xiongnu in Ostasien[2] und die sogenannten iranischen Hunnen belegt werden.

Die als Hunnen bezeichneten Völkerschaften waren zudem über die gesamten Steppen- und Wüstengebiete Osteuropas, Zentralasiens und Ostasiens verbreitet und tauchen in so unterschiedlichen kulturellen Kontexten auf, dass nicht notwendigerweise davon ausgegangen werden kann, dass sie eine gemeinsame Sprache gesprochen haben. Bei derartigen nomadischen Stammeskonföderationen kam es nicht nur vor, dass die Sprache eines anderen (unterworfenen) Volkes übernommen wurde, sondern auch, dass der Name und die Traditionen eines bei seinen Nachbarn gefürchteten Volksstamm übernommen wurden, wie dies bei den Awaren der Fall gewesen sein soll. Es kam aber auch vor, dass der Name eines verhassten Volksstamms übernommen wurden mit der magischen Vorstellung, dass die Verfluchungen der Feinde nicht das eigene, sondern das fremde Volk treffen sollten, unter dessen Namen man aufgetreten war. So waren beispielsweise ursprünglich die Mongolen vor der Zeit Dschingis Khans nur einer von mehreren mongolischsprachigen Volksstämmen und die sprachverwandten Tataren deren Todfeinde, bis sie von Dschingis Khan nahezu ausgerottet wurden. Alle mongolischen Volksstämme übernahme den Namen „Mongolen“, in Osteuropa traten sie aber unter dem Namen der Tataren auf, übernahmen die mitteltürkische Literatursprache Mittelasiens und verschmolzen mit der örtlichen gleichfalls turkstämmigen Bevölkerung zu einem neuen Volk. Namensgleichheit und ethnischer Zusammenhang gehen daher nicht unbedingt mit einer gleichen Sprache einher.


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otto Maenchen-Helfen: Die Welt der Hunnen Herkunft, Geschichte, Religion, Gesellschaft, Kriegführung, Kunst, Sprache, Deutschsprachige Ausgabe besorgt von Robert Göbl, VMA-Verl., Wiesbaden 1997, ISBN 3-928127-43-8, S. 255-313
  • Gerhard Doerfer: Zur Sprache der Hunnen. In: Central Asiatic Journal. Bd. 17, Nr. 1, 1973, ISSN 0008-9192, S. 1–50, online, (vertritt die Ansicht, dass die Hunnen des 4. und 5. Jahrhunderts kein altaisches Idiom, sondern eine inzwischen ausgestorbene Sprache gesprochen hatten).
  • Katalin Czeglédi: The Linguistic Background of the Scythian-Hunnish-Avar-Hungarian Continuity. In: Journal of Eurasian Studies. Volume I, Nr. Issue 4 (October — December 2009) 2009, S. 80–91 ([1]).
  • Omeljan Pritsak: Ein hunnisches Wort. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Band 104, 1954, S. 124–135 ([2]).
  • Omeljan Pritsak: The Hunnic Language of the Attila Clan. In: Harvard Ukranian Studies. Band VI, Nr. 4 1982, S. 428–476 ([3]).
  • Edwin G. Pulleyblank: The Hsiung-nu language. [Appendix zu: The Consonantal System of Old Chinese Part II]. In: Asia Major (New Series). Band 9, 1962, S. 239–265 ([4]).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www-01.sil.org/iso639-3/documentation.asp?id=xhc
  2. Walter B. Henning: The Date of the Sogdian Ancient Letters. In: Bulletin of the School of Oriental Studies and African Studies. Bd. 12, Nr. 3/4, 1948, S. 601–615, hier S. 615, doi:10.1017/S0041977X00083178.

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