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Diese Seite versucht die Doppelte Bearbeitung des Themenkreises österreichische Heimwehr/Heimatschutz(Stmk.,Knt.)/Heimatwehr(Tirol) durch die Lemmata Heimwehr und Österreichischer Heimatschutz auf einen gemeinsamen Artikel zu kondensieren. Als Basis dient der Artikel Heimwehr, in den Informationen (möglichst belegt) eingebaut werden sollen, die noch fehlen aber im Österreichischen Heimatschutz angeführt sind. Konstruktive Mitarbeit ist erlaubt und erwünscht.


Heimwehr (auch Heimatschutz, Heimatwehr oder Heimatdienst) war eine politische Bewegung im Österreich der Zwischenkriegszeit, die aus militärähnlichen, freiwilligen „Selbstschutzverbänden“ hervorgegangen ist. Ab 1927 beteiligte sich die Heimwehr aktiv am politischen Geschehen und unterstützte schließlich den austrofaschistischen Ständestaat. Das Verbot der Wehrverbände 1936 bedeutete das Ende der Heimwehr.


Unsortierte Snippets aus Wiltschegg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Keine konservative Bewegung, da sie sich als "Erneuerungsbewegung verstand" S.15
  • Katholizismus wurde höchstens äußerlich zur Schau getragen (gab wohl aber streng gläubige Mitglieder) S15
  • Keine Agrarische Bewegung: Viele Mitglieder aus dem Bäuerlichen Bereich, aber wenig Führer S15



Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichtliche Rahmenbedingungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Waffenstillstand von Villa Giusti am 3. November 1918 und dem Regierungsverzicht des letzten Kaisers von Österreich am 11. November strömten hunderttausende Soldaten und entlassene Kriegsgefangene in einem chaotischen Durcheinander, teilweise plündernd durch Österreich. Als Reaktion bildeten sich bereits kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs verschiedene lokale Selbstschutzverbände und Bürgerwehren zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Die Wirtschaft lag am Boden, die Währung verfiel und die Versorgungslage war so schlecht, dass es in manchen Städten zu Hungerunruhen kam. Im Sommer 1919 wurden Rätediktaturen (so in Wiltschegg) im Süddeutschen Raum und in Ungarn gebildet. Politische Attentate, Kapp-Putsch 1920, 1921 versuchte der Kaiser zweimal in Ungarn die Monarchie zu restaurieren, 1923 Hitlerputsch... => Starke Männer, die für Ordnung sorgen waren gefragt: Benito Mussolini in Italien, Primo di Rivera in Spanien, Antonio Salazar in Portugal, Ante Pavelić in Kroatien, König Alexander in Jugoslavien, Nikolaus Horthy in Ungarn, Corneliu Codreanu in Rumänien, Kemal Pascha in der Türkei, Józef Piłsudski in Polen... 1931 gab es in Europa kaum ein Land ohne nationalistische oder faschistische Bewegung.

In die Demokratie wurde nicht zu viel Hoffnung gesetzt, vielfach wurde ihr Parlament mit dem ungeliebten Reichsrat (Österreich) verglichen/assoziiert/gleichgesetzt...(Badeni-Krise)

Wirtschaft war am Boden: Kriegsfolgen, der alte k.u.k. Wirtschaftsraum war dahin, schlechte Versorgungslage, Verfall der Währung, Ausländische Kontrollore im Land nach Aufnahme von Anleihen, Außenhandelsdefizit, eine überdimensionierte Verwaltung im alten k.u.k Zentrum Wien, die auf den neuen 6-Millionen-Staat zusammengeschrumpft gehörte. Schwächung des Mittelstandes bis zu Verelendung, etc. Aus all dem ergab sich ein tiefsitzender Zweifel an der "Lebensfähigkeit" der jungen Republik

Selbstschutzverbände nach dem Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Militärisch fürchtete man Konflikte wegen Gebietsansprüchen der ...(genau listen)..

Bei Bundesländern einbauen

....In den ersten Jahren waren die diversen Wehrverbände noch gewillt, gemeinsam bei der Landesverteidigung zu unterstützen (Steiermark!, Kärnten?)

Bürgerliche sahen sich in den revolutionären Vorgängen im süddeutschen Raum und im erstarken der Sozialdemokraten eine Bedrohung

Durch die wachsenden ideologischen Gegensätze in der Ersten Republik stieg auch die Bedeutung dieser Wehrverbände. Während der Republikanische Schutzbund zentral durch die Sozialdemokratischen Arbeiterpartei organisiert und geführt wurde, entwickelten sich die großteils christlichsozialen, teilweise auch großdeutschen Heimwehrbewegungen aus den sich im zunehmenden Maße bundesländerweise zusammenschließenden Wehrverbänden.(FORMULIERUNG SEHR UNGLÜCKLICH - VERBESSERN)

  • Tirol: In den Tagen nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte ein teilweise chaotischer Truppenrückzug und der Tiroler Nationalrat rief zur Bildung von sogenannten Bürgerwehren auf, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollten. Aus den nichtmarxistischen Mitgliedern dieser Bürgerwehren organisierte der Rechtsanwalt und Landtagsabgeordneten der Tiroler Christlichsozialen, Richard Steidle die Tiroler Heimatwehr mit offiziellem Gründungsdatum 15. Mai 1920.[1] Steidle war zwischen 1920 und 1935/36 Landesführer der Heimatwehr in Tirol, Stellvertreter waren Anhänger oder Mandatare der Großdeutschen Volkspartei. In der Satzung werden vier Programmpunkte erwähnt, der erste war „Schutz der Verfassung und Abwehr jedes Versuchs einer gewaltsamen Verfassungsänderung“, sodann „Schutz von Personen, Arbeit und Eigentum“, „Unterstützung der bestehenden Staatsgewalt bei Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung“ und schließlich „Eingreifen bei Elementarereignissen“. Ebenso wird die „Ausschaltung jeder Parteipolitik“ betont, und als private Vereinigung befasse man sich „nicht mit militärischen Dingen“.[2] Bereits daraus ist zu sehen, dass die Heimatwehr keine Organisation einer Partei, sondern eine eigenständige, politisch rechts stehende Einheit war, die im „Marxismus“, d. h. für Tirol vor allem in der Sozialdemokratie, ihren politischen Feind sah.
  • Steiermark, Kärnten: Zunächst waren die österreichischen Heimwehrgruppen an Grenzstreitigkeiten mit ungarischen und Truppen des SHS-Staates (späteres Jugoslawien) beteiligt.
  • Lage OÖ, NÖ, Szgb,
  • Wien: In der Bundeshauptstadt dominierten die Sozialdemokraten. Daneben gab es noch die kleine aber aktive Gruppe der Kommunisten. Das bürgerliche Lager bildete aber keinen gemeinsamen Wehrverband, sondern war in eine Unzahl kleiner Verbände zersplittert, darunter: "Fontkämpfervereinigung Deutschösterreichs", "Bund für Ordnung und Wirtschaftsschutz", mehrere Freikorps, "Technische Nothilfe", "Detuschmeister-Heimwehr", "Akademische Legion", "Deutscher Wehrbund",... Im Wesentlichen waren diese Gruppen unbewaffnet. Es gab viele Versuche, diese Gruppen unter einer Dachorganisation zusammenzubringen gab es viele, diese waren jedoch alle kurzlebig: Die erste solche Vereinigung war der am 13. September 1920 gegründete Dachverband "Heimwehrverband", der allerdings schon nach einem Jahr wieder zerfiel. Ein weiterer Versuch diese Gruppen zu vereinen fand mit dem "Völkischen Selbstschutzverband" und dann dem "Deutschen Wehrturnverband" statt. Erst nach dem Wiener Justizpalastbrand am 15. Juli 1927 kam es zu länger andauernden Vereinigungen: Am 23. September gründete Emil Fey die "Wiener Heimwehr". Dieser erklärte sich im "Ernstfall" auch der "Vaterländische Schutzbund" (Vorläuferorganisation der SA) zu unterstellen. Im Dezember 1927 wurde der Dachverband "Wiener Wehrverband" gegründet. Seine Mitglieder waren "Wiener Heimwehr", "Heimatschützervereinigung", "Wehrabteilung der Christlichsozialen Turnerschaft", "Reichsbund der katholisch-deutschen Jugend" und der "Freiheitsbund". Nachdem die Wiener Heimwehr nach Streitereien 1928 schon wieder ausgetreten ist, bildete sich am 7. Dezember 1928 ein neuer Dachverband,der "Selbstschutz Wien". Weitere Gruppen, die sich in dieser Zeit organisierten waren die "Straßenbahnerwehr", die "Post- und Telegraphenwehr" und das "Jägerfreikorps Starhemberg", eine von Ernst Rüdiger Starhemberg gegründete Zusammenfassung verschiedener Verbände, die sich 1931 in den "Heimatschutzverband Wien" umwandelten... Kennst sich noch wer aus?
  • Burgenland: Erst 1921 zu Ö gekommen. 1923 vereinbarten die beiden Großparteien (müsste SAPDÖH und CSP gewesen sein, mit Landtagswahlergebnis vergleichen), im Lande kein Wehrverbände zu gründen, um bei allfälligen Unruhen Ungarn keinen Vorwand zum Eingreifen zu liefern. Dennoch entwickelten sich Ortsgruppen der Frontkämpfervereiniung und des Schutzbundes (warum Schutzbund? Das wäre ja Bruch des vorher angesprochenen Vereinbarung?!), was zu den Schattendorfer Zwischenfall von 1927 führte. Nach dem Brand des Justizpalastes wurden viele Weimwehr-Ortsgruppen gegründet, Lnadesführer wurde Franz Binder, Stellvertreter Michael Vas (ursprünglich Landbund-Mitglied, aber nach dem Korneuburger Eid, den er ablegte, ausgeschlossen und wurde daraufhin Mitglied der CSP). Militärischer Landesführer war Wilhelm Stipetić (gestorben 1930). 1930: Landesführer Binder hatte im Nationalrat für das Entwaffnungsgesetz gestimmt, musste (als Landesführer, wenn ich das richtig verstanden hab) zurücktreten. Er gründete (ähnlich später Julius Raab in Niederösterreich) eine "Christliche Heimwehr". Vas wurde Landesführer (der wie Fey mit CS auf einer Liste "CSP und Heimwehr" kandidierte). Pfrimer enhob ihn am 28. Juni 1931, machte sich selbst uzm Landesführer und Otto Gallian zum Landesstabsleiter. Landeswehrführer blieb Oberst Berger (Wien), damin. Leitung übernahm Bundesstabsleiter Major Mayer (dadruch war kein einziger Burgenländer in der burgenländischen Landesführung vertreten). 1932 übernahm Bundesführer Starhemberg die Landesführung, betraute OÖ Major Julian Dzugan als amtsführenden Stabsleiter und Stellvertreter mit Neuorg. Dieser war in Waffenschieberaffäre um 25. Juli 1934 verweickelt (Verweis auf Schlag S. 115, aber keine genaue Erläuterung...) ...(S: 186 ERGÄNZEN)
  • Vorarlberg: Einen Sonderweg beschritt die Heimwehrbewegung in Vorarlberg, wo sie vom Beginn an im Naheverhältnis zur Landesregierung stand. Unter dem Eindruck revolutionärer Vorgänge im süddeutschen Raum um die Bayerische Räterepublik und der Gründung von Arbeiter- und Soldatenräten in verschiedenen Vorarlberger Städten beschloss sie am 17. April 1919 die Gründung von freiwilligen bewaffneten Volksmilizen. Diese waren die Vorgängerorganisationen der hier Heimatwehr genannten Verbände. 1927, nach der Vereinigung mit der Streikbrecherorganisation Notbann standen sie als Heimatdienst unter dem Oberbefehl von Landeshauptmann Otto Ender.[3]


[4]

<> Hier allgemeine politische Tendenz einfügen: Christlichsozial, teilweise auch großdeutsch/deutschnationalistisch, zum guten Teil antiparlamentaristisch (Mussolinis Marsch auf Rom als große Inspiration und wiederkehrendes Motiv) <>

Nachdem Österreichs Staatsgrenzen endgültig geregelt waren, blieb hier als Gegner nur mehr der Austromarxismus, vor dem es das Bürgertum zu schützen galt. Das führte auch dazu, dass in Österreich von Seite des sozialdemokratischen Lagers 1923 der Republikanische Schutzbund als nach eigener Ansicht „defensives Gegengewicht“ zu den Heimwehren gebildet wurde.

Die Heimwehrbewegungen und Teile des Bürgertums empfanden das Linzer Programm der Sozialdemokraten vom Oktober 1926 als Bedrohung und so wurden die Einigungsbestrebungen der Heimwehren forciert.[5]

Einigungsbestrebung und gemeinsame Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1927

Als 1927 im Zusammenhang mit den Protesten gegen das Schattendorfer Urteil der Wiener Justizpalast in Flammen aufging und bei den nachfolgenden Zusammenstößen mit der Exekutive über 80 Demonstranten starben – die sozialdemokratische Seite sprach vom so genannten „Julimassaker“ an den Arbeitern –, trat die Heimwehrbewegung vor allem in den Bundesländern bei der Brechung sozialdemokratischer Verkehrsstreiks in Erscheinung und ließ sich vom über den „marxistischen Terror“ geschockten Bürgertum als „Retter in der Not“ feiern. Die Heimwehrbewegung erlebte in den Jahren bis 1930 nun einen gewaltigen Aufschwung in Österreich und war maßgeblich daran beteiligt, dass sich die innenpolitischen Verhältnisse zunehmend radikalisierten.

Aufmarsch der Heimwehr in Wiener Neustadt am 7. Oktober 1928

In den Jahren nach 1927 trachtete die Heimwehr, mehr zu sein als der – wie Steidle es ausdrückte – „Kettenhund“, der von den bürgerlichen Parteien je nach Bedarf von der Leine gelassen wird. Viele Heimwehrführer begannen zunehmend politisches Profil zu entwickeln und forderten immer vehementer eine grundlegende Änderung des politischen Systems Österreichs in einem ständischen und autoritären Sinn. Zu diesem Zweck schlossen sich 1927 die verschiedenen Landesverbände der österreichischen Heimwehren zu einer Dachorganisation, dem Bund der österreichischen Selbstschutzverbände, zusammen. Die geforderte Systemänderung versuchten die Heimwehrführer sowohl durch andauernde Agitation auf den Straßen – vorwiegend in Form gewaltiger sonntäglicher Aufmärsche in Märkten und Städten – als auch quasi „hinter den Kulissen“ durch politischen Druck auf die Bundesregierung durchzusetzen. Auf diese Weise erreichten die Heimwehren auch, dass 1929 Johannes Schober Bundeskanzler wurde. Schober, der 1927 Wiener Polizeipräsident gewesen war und auf die Demonstranten hatte schießen lassen, wurde von den Heimwehren als „starker Mann“ angesehen und galt ihrerseits als Hoffnungsträger.


1928

Aufmarsch der Heimwehr und des Schutzbundes in Wiener Neustadt

1929 Verfassungsreform, Wünsche der Heimwehr ans Christkind: Hammer und Sichel raus aus dem Wappen Österreichs (Symbole des Austromarxismus), Stärkung der Pos. des Bundespräsidenten (einzige Forderung die wirklich umgesetzt wurde), Notverortnungsrecht, Wien und NÖ als ein gemeinsames Bundesland (um den "roten" Einfluss von Wien zu schmälern), Bundesrat als Länder- und Ständerat (kommt tatsächlich 1933), Verfassungsgerichtshof sol ldruch Bundespräsidenten statt Nationalrat geschehen, Sonderrechte für die Polizei, Einschränkung der Bürgerrechte durch von Regierung erklärten Ausnahmezustand, Verbot der Verbreitung von Druckwerken, Abschaffung des Regierungsproporzes auf Länderebene (aber in Tirol und Vorarlberg durch bürgerliche Landesregierungen in Landesverfassungen so beschlossen), Abschafufung Geschworenengerichte bei Schwerverbrechen,und politischen Przessen, Wiederzulassung von Adelstiteln und kaiserlichen Orden. [6], ergänzen Wilschegg S. 305–307 !!

Er erwies sich jedoch als eine herbe Enttäuschung, nicht nur, weil er im Streit um die Änderung der österreichischen Verfassung, die 1929 zustande kam und die Stellung des Bundespräsidenten stärkte, einen aus Sicht der Heimwehrfunktionäre völlig inakzeptablen Kompromiss mit den Sozialdemokraten ausgearbeitet hatte, sondern auch, weil er nicht gewillt war, ihren sonstigen Forderungen nachzugeben.

Der Bundesführer der österreichischen Heimwehr Richard Steidle (Mitte), der stellvertretende steirische Führer Reinhart Bachofen von Echt (links) und der steirische Kreisführer Hans von Pranckh (rechts hinten), Foto auf der Heimwehr-Tribüne auf der Neuklosterwiese beim Aufmarsch der Heimwehr und des Schutzbundes in Wiener Neustadt am 7. Oktober 1928

Portisch 374 f.: Allgemeine Bodencreditanstalt war kräftiger Untstützer der Heimwehr! Ging mit der Wirtschaftkrise 1929 unter, damit Finanzproblem für Heimwehr. Mussolini unterstützt zwar (noch), lässt aber wissen, dass er langsam Erfolge/Ergebnisse erwartet.

S. 375: Starhemberg zahlt seinen (oberösterreichischen) Heimwehrleuten Sold! (Mitgrund für seine folgende Verschulung) (schon 1930 das?)

1930


Der Fehlschlag im Verfassungsstreit und die Weltwirtschaftskrise leiteten schließlich eine Phase der Stagnation und des zunehmenden Auseinanderdriftens der Heimwehrbewegung ein, der Bundesführer Steidle im Mai 1930 mit dem so genannten Korneuburger Eid beizukommen hoffte, dessen antidemokratische Stoßrichtung bereits auf den Austrofaschismus verweist. Auch dieser Versuch, der von Anfang an heterogenen Heimwehrbewegung quasi im Nachhinein eine Ideologie überzustülpen und solcherart für mehr Geschlossenheit zu sorgen, führte nicht zu ihrem Wiedererstarken. Um die Initiative nun endgültig zurückzugewinnen und die geforderte Systemänderung in Richtung eines autoritären Ständestaates doch noch durchzusetzen, rang sich der im September 1930 neu gewählte Bundesführer der Heimwehren, Ernst Rüdiger Starhemberg, zu einer Regierungsbeteiligung durch und setzte durch, dass sich die Heimwehren, die stets ein erklärter Gegner des Parlamentarismus gewesen waren, unter der Bezeichnung Heimatblock an den Nationalratswahlen des Jahres 1930 beteiligten. Einige Heimwehrführer befürchten aber, dadurch die (traditionellen Unterstützer) Christlichsoziale Partei zu verärgern und lehnen es daher ab, auf der Heimwehrliste zu kandidieren. Der Wiener Heimwehrführer Emil Fey und der NÖ Heimwehrführer Julius Raab unterstützen die Christlichsoziale Partei.[7] Der Vorarlberger Heimatdienst hatte sich in den Statuten parteipolitisches Handeln untersagt, somit war Vorarlberg das einzige Bundesland, in dem der Heimatblock nicht kandidierte. [3]

Das Wahlergebnis des Heimatblockes blieb allerdings weit hinter den Erwartungen zurück und schwächte den inneren Zusammenhalt der Heimwehrbewegung weiter. Starhemberg machte schließlich Walter Pfrimer, der Vertreter eines radikalen Kurses innerhalb der Heimwehrbewegung war und in der Steiermark bereits mehrmals Gewalt zur Durchsetzung politischer Forderungen angewandt hatte, als neuem Bundesführer Platz. Angesichts der Tatsache, dass alle bisher eingeschlagenen Wege, die gewünschte Systemänderung durchzusetzen, gescheitert waren, der Zerfall der Heimwehren weiter voranschritt und sie auch zunehmendem Druck seitens der stärker werdenden österreichischen Nationalsozialisten ausgesetzt waren, setzte Pfrimer nun alles auf eine Karte: Durch einen Staatsstreich sollten die Forderungen der Heimwehren endlich umgesetzt und damit alle Probleme auf einen Schlag gelöst werden. Der Pfrimer-Putsch im September 1931 scheiterte kläglich und sorgte letztlich dafür, dass die Heimwehrbewegung nun vollends in einen „regierungstreuen“ Flügel um Richard Steidle und Ernst Rüdiger Starhemberg und einen „regierungsfeindlichen“ Flügel um Konstantin Kammerhofer, den Führer des Steirischen Heimatschutzes, der das größte Segment innerhalb der Heimwehrbewegung ausmachte, zerfiel.

Die Heimwehr im Ständestaat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch als der Ständestaat unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ab 1933 Wirklichkeit zu werden begann, blieben die Heimwehren ein Unruhefaktor. Beginnend in Tirol, wo es am 30. Jänner 1934 in zahlreichen Orten zu bewaffneten Großaufmärschen der Heimatwehr und zur Forderung nach Einsetzung eines autoritären Landesausschusses unter Beteiligung von Heimatwehrmitgliedern kam, ging in der Folgezeit eine Art „rollende[r Heimwehr-]Putsch“ durch die österreichischen Bundesländer, der für eine bis dahin kaum jemals da gewesene innenpolitische „Hochspannung“ sorgte, die sich schließlich in den Februarkämpfen gegen die Sozialdemokraten entlud.[8]

Abzeichen der Heimwehr zur Erinnerung an die Februarkämpfe 1934

othes.univie.ac.at/453/1/02-07-2008_9255201.pdf#page=111

Im austrofaschistischen Ständestaat (1933–1938) hatten die Heimwehren im Rahmen des 1933 geschaffenen Freiwilligen Schutzkorps polizeiliche und sicherheitstechnische Aufgaben (Mitglieder: Öst. Heimatschutz, Christilich-Deutsche Turnerscahft, Ostmärkische Sturmscharen, Burgenländischen Landesschützen und dem Freiheitsbund).

Nach der Auflösung der Sozialdemokratischen Partei am 12. Februar 1934 wurde die NSDAP zum neuen Feindbild jener Heimwehrverbände, die den politischen Kurs der Bundesregierung mittrugen, während sich die Verbände Steiermarks und Kärntens immer mehr in Richtung NSDAP bewegten und schließlich organisatorisch mit dieser verschmolzen.

Während der Februarkämpfe und des nationalsozialistischen Juliputsches übernahmen sie nicht nur Aufklärungs-, Wach- und Sicherungsaufgaben, sondern führten selbstständig auch kleinere Kampfaufträge aus, wodurch sie die übrigen auf Regierungsseite kämpfenden Formationen (Gendarmerie und Bundesheer) wesentlich entlasteten.

2. Dezember 1935 wurden alls Freiwilligenverbände in einen gemeinsamen Wehrverband vereint, die "Freiwillige Miliz - Österr. Heimatschutz". Am 11. Okotber 1936 aber schon druch Ministerratsbeschluss alle Wehrverbände aufgelöst.

Als 1936 sämtliche Wehrverbände aufgelöst wurden, gingen die Heimwehren großteils in der Vaterländischen Front und in der Frontmiliz auf.

Politische Zuordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwar standen die Heimwehren der Christlichsozialen Partei und auch dem Deutschnationalen Lager nahe, und sie wurden von Ignaz Seipel und anderen christlichsozialen Politikern unterstützt. Die Heimwehren waren aber schon bald darauf bedacht, eine eigenständige politische Rolle zu spielen. Das Korneuburger Programm nahm eine Gegenposition zum Linzer Programm der Sozialdemokraten ein, das auf demokratische Machtübernahme ausgerichtet war, in welchem aber Formulierungen enthalten waren, die als Streben nach einer Diktatur des Proletariats interpretiert werden konnten.

Versuche, die Heimwehren bundesweit unter einheitlicher Führung zusammenzuschließen, wurden zwar mehrmals unternommen, scheiterten langfristig allerdings an den differierenden Zielsetzungen der einzelnen Heimwehrverbände und -gruppen und den Rivalitäten ihrer maßgeblichen Führer (Walter Pfrimer, Ernst Rüdiger Starhemberg, Richard Steidle). Besonders der Steirische Heimatschutz und die Kärntner Heimwehr lehnten den christlich-ständestaatlichen Kurs der Bundesführung ab und näherten sich zusehends der NSDAP an. Die Heimwehr wurde daher nie die starke, geeinte und überparteilich agierende „Volksbewegung“, als die sie sich gerne ausgab.

Offen antisemitisch traten vor allem der Kärntner und der steirische Teil der Heimwehren auf, so forderten sie u. a. einen Boykott jüdischer Geschäfte, auch waren Juden ab 1933 nicht als Mitglieder zugelassen. Die Einstellung der restlichen Heimwehren war weniger eindeutig. Zwar wurde auch bei ihnen durchaus Antisemitismus als politische Waffe benutzt, beispielsweise gegen Flüchtlinge aus dem Osten oder gegen die angeblich „jüdische“ Sozialdemokratie, insgesamt waren diese Vorbehalte jedoch stärker opportunistisch als ideologisch geprägt und spielten als integratives Element der Bewegung zumindest keine dominierende Rolle.

Die Heimwehrgruppen wurden von Industriekreisen (z. B. Österreichisch-Alpine Montangesellschaft) und Großgrundbesitzern, vor allem aus der Steiermark, sowie durch die italienischen Faschisten, das ungarische Regime und Gruppierungen der bayerischen Rechten (z. B. Organisation Kanzler) finanziell, logistisch und mit Waffenlieferungen unterstützt.[9] Als militärische „Berater“ und Funktionäre fungierten zahlreiche Frontoffiziere des Ersten Weltkriegs (unter anderem Ellison, Gallian, Hülgerth, Lustig-Prean, Polten und Pranckh). Da Mussolini der Ansicht war, die Heimwehren würden ihr Ziel, Österreich faschistisch zu machen, nicht erreichen, stoppte er im Oktober 1933 seine finanziellen Zuwendungen an die Organisation. Starhemberg trat auch an rechtsgerichtete Kreise in Großbritannien heran – unter anderem an Sir Oswald Mosley –, von denen jedoch keine finanzielle Unterstützung erfolgte.[10] Der Steirische Heimatschutz Kammerhofers erhielt bis Mitte 1932 Geld von der deutschen Reichsregierung.

Uniformierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Angehörige der Heimwehr in Wiener Neustadt am 7. Oktober 1928

Aufgrund ihrer Kopfbedeckung, einem Hut oder einer Kappe mit einem „Spielhahnstoß“ (waidmännischer Ausdruck für die Schwanzfedern des Birkhahns), welcher von den Tiroler Landesschützen übernommen wurde, nannte man sie auch „Hahnenschwanzler“. Unter ihren Gegnern kursierte der Spottvers:

„Hahnenschwänzler, Hahnenschwänzler bist ein armer Tropf.
Was der Hahn am Hintern hat, trägst du stolz am Kopf.“[11]

Grundsätzlich war eine einheitliche Uniformierung der Heimwehrmitglieder beabsichtigt, zu beobachten war eine solche jedoch nur selten, da die Mitglieder im Allgemeinen selbst für ihre Bekleidung aufkommen mussten. Daher waren die Heimwehrmänner sowohl mit militärischen als auch zivilen Kleidungsstücken aller Art versehen. Lediglich die als Jägerbataillone bezeichneten mobilen Heimwehr-Formationen, die als eine Art schnelle Eingreiftruppe fungieren sollten, waren komplett und relativ einheitlich uniformiert, was nicht zuletzt dadurch ermöglicht wurde, dass Starhemberg ihre Ausrüstung auch mit eigenen Mitteln finanzierte.

Museale Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum befinden sich Uniformen, u. a. auch von weiblichen Angehörigen der Heimwehr und der Ostmärkischen Sturmscharen. Als besonderes Stück ist auch die Tatwaffe von Schattendorf, ein aus einer österreichischen Infanteriewaffe umgearbeitetes Jagdgewehr, ausgestellt.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Chraska: Die Heimwehr und die Erste Republik Österreich. Überlegungen zur österreichischen Staatswerdung nach dem Zusammenbruch der Monarchie 1918. Kiel 1981.
  • Earl C. Edmondson: The Heimwehr and Austrian Politics 1918–1936. University of Georgia Press, Athens, 1978, ISBN 0-8203-0437-9 S.
  • Lajos Kerekes: Abenddämmerung einer Demokratie. Mussolini, Gömbös und die Heimwehr. Europa Verlag, Wien-Frankfurt-Zürich 1966.
  • Walter Wiltschegg: Die Heimwehr: eine unwiderstehliche Volksbewegung? Hrsg.: Rudolf Neck, Adam Wandruszka (= Studien und Quellen zur österreichischen Zeitgeschichte. Nr. 7). Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1985, ISBN 978-3-7028-0221-9.

Beiträge in Zeitschriften und Sammelwerken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Earl C. Edmondson: Heimwehren und andere Wehrverbände. In: Dachs Herbert, Hanisch Ernst, Staudinger Anton und Tálos Emmerich (Hrsg.): Handbuch des politischen Systems Österreichs. Erste Republik 1918–1933, Manz Verlag, Wien 1995, ISBN 3-214-05963-7.
  • Martin Prieschl: Die Heimwehr. In: TRUPPENDIENST – Zeitschrift für Ausbildung, Führung und Einsatz, Heft 313, S. 43–50, Wien 2010.
  • Martin Prieschl: Heimatschutz in Oberösterreich, in: Oberösterreich 1918–1938 III (herausgegeben vom Oberösterreichischen Landesarchiv). Linz 2015 S. 187–229. ISBN 978-3-902801-23-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz G. Melichar: Das Spiel mit der Diktatur –Retardierende Demokratieentwicklung in Tirol. In: Beimrohr Wilfried, Schober Richard (Hrsg.): Zeitgeschichtliche Streiflichter. Tirol in der Ersten Republik, unter dem Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit : Ein Unterrichtsbehelf für Lehrerinnen und Lehrer. Innsbruck 2010, S. 8 (Online auf erinnern.at (PDF; 1,45 MB)).
  2. Statuten der Tiroler Heimatwehr, In: Franz-Heinz Hye & Josefine Justic, Innsbruck im Spannungsfeld der Politik 1918–1938. Berichte – Bilder – Dokumente. Innsbruck: Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Neue Folge, Band 16/17, 1991, S. 401.
  3. a b Bernd Vogel: Deutschnationalismus in Vorarlberg: die "Grünen" der Zwischenkriegszeit. In: Institut für sozialwissenschaftliche Regionalforschung (Hrsg.): Veröffentlichungen. Band 13. Roderer, Regensburg 2015, ISBN 978-3-89783-817-8, S. 87 ff. (Online auf der Website der Vorarlberger Landesregierung (PDF; 1,1 MB)).
  4. Gernot Stimmer: Eliten in Österreich, 1848-1970. In: Studien zu Politik und Verwaltung. Band 57, Nr. 1. Böhlau, Wien 1997, ISBN 978-3-205-98587-7, S. 721 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Franz G. Melichar: Das Spiel mit der Diktatur –Retardierende Demokratieentwicklung in Tirol. In: Beimrohr Wilfried, Schober Richard (Hrsg.): Zeitgeschichtliche Streiflichter. Tirol in der Ersten Republik, unter dem Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit : Ein Unterrichtsbehelf für Lehrerinnen und Lehrer. Innsbruck 2010, S. 50 (Online auf erinnern.at (PDF; 1,45 MB)).
  6. Portisch S 372 f.
  7. Hugo Portisch: Österreich I: Die unterschätzte Republik. Kremayr & Scheriau, Wien 1989, ISBN 978-3-218-00485-5, S. 381.
  8. Earl C. Edmondson: Heimwehren und andere Wehrverbände. In: Dachs Herbert, Hanisch Ernst, Staudinger Anton und Tálos Emmerich (Hrsg.): Handbuch des politischen Systems Österreichs. Erste Republik 1918–1933, Manz Verlag, Wien 1995, ISBN 3-214-05963-7, S. 274.
  9. Die Aufdeckung einer solchen Unterstützungsaktion, die über die Hirtenberger Patronenfabrik abgewickelt wurde, führte Anfang 1933 zur Hirtenberger Waffenaffäre.
  10. C. Earl Edmondson: The Heimwehr and Austrian Politics 1918–1936. University of Georgia Press, Athens, 1978, ISBN 0-8203-0437-9 S. 308f. Anm. 66
  11. Zitat aus: Gertrud Rama: Die Unvollendete. Books on Demand GmbH, 2000, S. 9. Online hier.
  12. Heeresgeschichtliches Museum / Militärhistorisches Institut (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum im Wiener Arsenal. Verlag Militaria, Wien 2016, ISBN 978-3-902551-69-6, S. 135