Benutzer:Kallewirsch/Baustelle/15

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de Havilland D.H.82B Queen Bee
Das einzig noch existierende Exemplar, September 2008
Das einzig noch flugfähige Exemplar, September 2008
Typ Unbemanntes Luftfahrzeug, Doppeldecker
Entwurfsland

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Hersteller de Havilland Aircraft Company, Lizenznehmer
Indienststellung 1935
Stückzahl ca. 400

Die Queen Bee (englisch für Bienenkönigin) ist ein Flugzeugtyp des Herstellers de Havilland Aircraft Company, mit dem hauptsächlich die britische Luftwaffe ab der Mitte der 1930er Jahre erstmal in größerem Rahmen funkgesteuerte unbemannte Flugzeuge zu Übungszwecken einsetzte. Die offizielle Baureihenbezeichnung lautet De Havilland D.H.82B.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang der 1920er Jahre begann das Royal Aircraft Establishment (RAE), die Forschungs- und Entwicklungsinstitution der britischen Streitkräfte für Luftfahrzeuge, sich mit eigenständig fliegenden Flugobjekten zu beschäftigen. Dies umfasste sowohl Systeme, die eine bestimmte Strecke mitttels Autopilot zurücklegten, ehe sie ein vorher bestimmtes Ziel erreichten, wie beispielsweise die Larynx als auch solche, die mittels Funkfernsteuerung gelenkt werden konnten. In den ersten Jahren waren diese Versuche wenig erfolgreich. Ab 1931 wurde dann mit drei auf Fernsteuerung über Funk umgerüstete Fairey III-Maschinen des Flugzeugbauers Fairey Aviation Company experimentiert. Diese sollten für Zielübungen der Flugabwehr eingesetzt werden. Während zwei dieser als Fairey Queen bezeichneten Maschinen, gestartet im Januar und April 1932, unmittelbar nach dem Start im Meer versanken, erwies sich die dritte als erstaunlich langlebig und überstand im Januar 1933 einen zweistündigen Beschuss.[1] Das und damit gute Erfahrungen gemacht hatte, erteilte das britische Luftfahrtministerium dem Flugzeugbauer De Havilland den Auftrag, ein kostengünstig zu produzierendes Flugzeug zu entwickeln, basierend einerseits auf der erfolgreich erprobten Fernsteuertechnik, sowie auf De Havilland-Maschinen, deren Flugeigenschaften man als stabiler und zuverlässiger einstufte als die der Faireys. Insgesamt wurden etwa 400 Maschinen des Typs, der die Baureihenbezeichnung D.H.82B erhielt, produziert, die meisten davon zwischen 1935 und 1937 im Stammwerk in Hatfield. Anfang der 1940er Jahre wurden in Lizenz durch Scottish Aviation weitere gebaut, die Produktion dort endete 1944.

ISBN 978-1478363057 Barnhart ISBN 978-1439835203 ISBN 1439835209

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

De Havilland griff bei der Konstruktion der Maschinen auf Teile aus bereits bestehenden Baureihen zurück. Von der Tiger Moth stammten Fahrwerk, Höhenleitwerk und Flügel, der aus Fichtenholz und Sperrholz aufgebaute Rumpf hingegen von der Moth Major. Neben der leichteren Beschaffbarkeit des Materials spielte eine Rolle, dass die Reste einer im Wasser abgestürzten Maschine aufgrund des Auftriebes nicht so leicht versanken und somit eher geborgen werden konnten. Angetrieben wurde die Maschine durch einen Motor vom Typ Gipsy Major, dessen Vergaser in umgedrehter Richtung montiert wurde, damit er mit der hohen Beschleunigung beim Katapultstart besser zurecht kam.

Der vordere Pilotenssitz war mit den regulären Steuerungsgerätschaften ausgerichtet, somit konnte die Maschine für Test- und Überführungszwecke regulär geflogen werden. Der hintere Piloten war abgedeckt, hier befand sich das Empfangsgerät für die Funksteuerung. Die Weitergabe der eingehenden Funkimpulse erfolgte über pneumatische Servomotoren, den dafür benötigten Luftdruck lieferte ein am Rumpf der Maschine angebrachtes Windrad.

Die Steuerung vom Boden beziehungsweise vom Schiff aus erfolgte über eine Schalttafel mit sechs Druckschaltern für sechs unterschiedliche Befehle. Diese wurden mittels einer Wählscheibe an die Maschine gesendet. Die Queen Bee besaß auch eine automatische Notsteuerung für den Fall, dass der Funkkontakt verloren ging. Dann

Von einem schneller Nachfolgemodell namens Queen Wasp (englich für Wespenkönigin) wurden 1939 fünf Prototypen gebaut und auch getestet. Zur Serienfertigung eines für 1939 vorgesehenen, schnelleren Nachfolgemodells namens Wasp Queen (Wespenkönigin) kam es infolge des Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht mehr.[2]

Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Startvorbereitungen vor den Augen von Premierminister Churchill und Verteidigungsminister Margesson, Juni 1941

Der Jungfernflug einer Queen Bee, allerdings noch von einem Piloten geflogen, fand am 5. Januar 1935 statt, der erste ferngesteuerte Flug im Juni 1935 von Bord des Kriegsschiffes HMS Orion (85).[3]

Während ein kleinerer Teil der Flugzeuge der britischen Marine zugeteilt wurde, verblieb der Rest bei der Luftwaffe. Diese stationierte sie an einem zentralen Stützpunkt, wo sie auch in der Winterszeit verblieben. In der übrigen Jahreszeit wanderten kleinere Gruppen zu verschiedenen Flugplätzen in England, beispielweise nach Doniford,[2] Cleave, Henlow, Hawkinge and Weyborne, von wo aus sie zur Abhaltung von Schießübungen für benachbarte Flugabwehreinheiten starteten. Die Einheiten erhielten Buchstabenbezeichnungen, die Stationierungen wurden als "Summer Camps" bezeichnet. Organisatorisch gliederte sich die Truppe von April 1938 bis 1942 als No 1 Anti-Aircraft Co-operation Unit, mit Hauptstandort am Militärflugplatz Farnborough, ab da bis zu ihrer Auflösung im März 1946 als Pilotless Aircraft Unit am Militärflugplatz Manorbier in Pembrokeshire an der Südwestküste von Wales.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Kriegsende war die Mehrzahl der Maschinen, bedingt durch ihren Einsatzzweck als Zielobjekt bei Schießübungen, zerstört. Dies galt insbesondere für die von de Havilland direkt gefertigte Originalserie. Von diesen Maschinen waren zu Jahresbeginn 1945 sechs Maschinen übrig, von denen vier in der Folge noch verkauft werden konnten, die beiden anderen wurden abgewrackt. Besser sah es bei den Lizenbauten aus, die erst wesentlich später zum Einsatz gekommen waren. Hier hatten zum genannten Zeitpunkt erst deren fünf aus den Listen gestrichen werden müssen, von den restlich konnte der weit überwiegende Teil noch verkauft werden.

Drei Exemplare existieren heute zumindest noch in Teilen. Die einzig noch flugfähig vorhandene Maschine des Typs entstammt dem schottischen Lizenzserie. Gebaut wurde sie 1944 bei H. Morris & Co in Glasgow, einem holzverarbeitenden Betrieb, der für das Militär unter anderem Munitionskisten und Gewehrschäfte herstellte. Bei Kriegsende war sie in Manorbier stationiert und kam sie in der Folgezeit in privaten Besitz. Seit 1995 gehört sie einer fünfköpfigen Gruppe von Fliegern, welche unter dem Namen The Beekepers firmieren. Sie ist heute auf dem Flughafen Henlow in Bedfordshire beheimatet. Gebaut unter der Produktionsnummer LF858 trägt sie heute das Luftfahrzeugkennzeichen G-BLUZ.

Im privaten De Havilland Aircraft Museum in London Colney südöstlich von St Albans ist der Rumpf einer zweiten Maschine ausgestellt, ebenfalls in Schottland und unter der Produktionsnummer LF789 gebaut. Dort ist auch ein Exemplar der Schalttafel ausgestellt, mit der vom Boden aus gesendet wurde. Das dritte Exemplar befindet sich im Luftfahrtmuseum von Port Townsend. Es diente nach dem Krieg als fliegende Kameraplattform, unter anderem für Wochenschauaufnahmen von Pathé News sowie für Spielfilme, darunter The Spirit of St. Louis und soll wieder in einen flugfähigen Zustand versetzt werden.[4]

Zwei Abschussrondelle auf dem Weybourne Airfield, Norfolkshire

Auf einer Reihe der Militärflugplätze, von denen aus die Queen Bee gestartet wurde, und die, mangels Bedarf, bald nach Kriegsende aufgelassen wurden sind heute noch die runden Betonplatten, auf denen die Katapulte montiert waren, vorhanden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Robin Braithwaite: The Queen of Bees. Light Aviation, Heft Juni 2012, S. 50–53. Digitalisat auf der Website der Light Aircraft Association, PDF-Datei, 3,5MB

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kenneth P Werrell: The Evolution of the Cruise Missile. Air University, Maxwell Air Force Base, Alabama, 1985, S. 20. ISBN 1478363053; ISBN 978-1478363057; online verfügbar, PDF, 18 MB (englisch)
  2. a b The Military at Doniford auf der Website des Watchet Museums, abgerufen am
  3. Gary Coleman: Drone Development. The British got There First. Friends Journal, Summer 2011, S.18-21. Zeitschrift des Fördervereins des Nationalmuseums der US Air Force. Online verfügbar als Flash-Datei. Der Abschnitt zur Queen Bee findet sich auch als Textbeitrag hier in einem Beitrag in einem Fliegerforum vom 11. Juni 2012, abgerufen am 9. März 2014 (englisch)
  4. Informationen über das Flugzeug auf der Website des Port Townsend Aero Museums

Kategorie:De Havilland Kategorie:Einmotoriges Flugzeug Kategorie:Flugzeugtyp des Zweiten Weltkrieges (Vereinigtes Königreich) Kategorie:Zieldarstellungsdrohne