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Noblella

Noblella peruviana ist die Typusart der Gattung Noblella

Systematik
Klasse: Lurche (Amphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Überfamilie: Brachycephaloidea
Familie: Craugastoridae
Unterfamilie: Holoadeninae
Gattung: Noblella
Wissenschaftlicher Name
Noblella
Barbour, 1930
Noblella pygmaea ist eine der kleinsten Wirbeltierarten der Welt

Noblella ist eine Gattung der Froschlurche aus der Familie Craugastoridae. Die Vertreter der Gattung sind in Südamerika hauptsächlich in den Wäldern der Andenregion und im westlichen Amazonasbecken verbreitet.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arten der Gattung Noblella sind außergewöhnlich klein. Sie zählen zu den „minute leptodactylid frogs from the Andes“,[1] die erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Blickpunkt der Forschung rückten. Bei Noblella pygmaea werden die Männchen höchstens 11,1 Millimeter lang, die Weibchen haben eine Kopf-Rumpf-Länge von maximal 12,4 Millimetern. Damit ist Noblella pygmaea die kleinste Art unter den Fröschen der Anden.[2] Für Noblella peruviana wurde eine Länge von 16 Millimetern angegeben. Die Frösche der Gattung Noblella werden maximal 22 Millimeter lang.[3]

Der Kopf ist meist schmäler oder höchstens so breit wie der Rumpf. Die Schnauze ist stumpf. Der Canthus rostralis ist scharf abgesetzt und konkav. Das Tympanum ist ausgebildet. Auf dem Oberkiefer sitzen Zähnchen.[4] Die Haut ist größtenteils glatt, auf dem Rücken manchmal grobkörnig. Die Färbung des Rückens zeigt verschiedene braune bis rötliche Töne, auf der Unterseite sind die Arten oft blass bis cremefarben.

Die Endglieder der Finger und Zehen sind leicht T-förmig verbreitert. Der erste Finger ist kürzer als der zweite, der dritte Zeh kürzer als der fünfte. Die Enden mindestens der dritten und vierten Zehen sind zugespitzt.[3]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arten der Gattung Noblella sind auf den Hängen der Anden von Ecuador bis Bolivien und im angrenzenden westlichen Amazonastiefland verbreitet. Nur das Verbreitungsgebiet von Noblella myrmecoides erstreckt sich über mehrere Staaten mit Anteil am Amazonastiefland, nämlich Ecuador, Bolivien, Brasilien, Kolumbien und Peru. Alle anderen Arten der Gattung Noblella leben in den feuchten Wäldern der Gebirgsstufe oder auf den Grasfluren bis in 3450 Metern Höhe. N. lochites und N. heyeri sind sowohl in Peru als auch in Ecuador anzutreffen, während die neun verbleibenden Arten je in einem einzigen Land endemisch sind: N. coloma und N. personina kommen nur in Ecuador vor, hingegen sind N. duellmani, N. lynchi, N. madreselva, N. peruviana und N. pygmaea in Peru beheimatet. N. carrascoicola und N. ritarasquinae findet man nur in Bolivien.

Typuslokalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte H. H. Keays bei der Aufsammlung verschiedener kleiner Säugetiere westlich des Titicacasees in Peru eine sehr kleine Froschart, die 1921 von Gladwyn Kingsley Noble als Sminthillus peruvianus beschrieben wurde.[5] 1930 errichtete Thomas Barbour für diese Art die Gattung Noblella und Sminthillus peruvianus wurde die Typusart der Gattung.[6] Als Fundort des Typusexemplars, das an das American Museum of Natural History gesandt worden war, wurde Juliaca angegeben, eine Ortschaft in 3824 Metern Seehöhe. Juliaca liegt auf dem Altiplano einer trockenen Hochebene der Anden. Später stellte sich heraus, dass viele Tiere, die H. H. Keays in Peru für das Museum gesammelt hatte, aus der Umgebung von Santo Domingo in der Provinz Carabaya in der Region Puno stammen mussten. In einer Seehöhe von rund 1700 Metern liegen hier feuchte Nebelwälder an den östlichen Abhängen der Anden. Die ungenaue Angabe der Typuslokalität führt bis heute zu Schwierigkeiten bei der ökologischen und biogeographischen Zuordnung der Gattung.

Systematik und Nomenklatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte der Einordnung der Gattung Noblella in die Systematik der Froschlurche ist eng mit der Erforschung der phylogenetischen Verwandtschaftsverhältnisse der Südfrösche (Leptodactylidae im weiteren Sinn)verbunden. Dieses ehemalige Sammeltaxon umfasste eine immer größer werdende Anzahl von Arten hauptsächlich aus Süd- und Mittelamerika.

Als Noble 1921 bei seiner Erstbeschreibung Sminthillus peruvianus in die von ihm und Barbour für den aus Kuba stammenden Frosch Sminthillus limbatus errichtete Gattung Sminthillus stellte, tat er das wegen der großen geographischen Distanz der beiden Arten nur provisorisch. Später transferierte Barbour die aus Peru stammende Art in die neue Gattung Noblella. Für John D. Lynch war die Aufspaltung der beiden Sminthillus-Arten in verschiedene Gattungen ungenügend begründet. Wie die Arten der Gattung Eleutherodactylus hatte Noblella peruviana Zähnchen auf dem Oberkiefer, andererseits sprach die teilweise Verschmelzung der beiden Epicoracoide im Schultergürtel gegen eine Einordnung in die Gattung Eleutherodactylus. Dieser Unterschied rechtfertigte für Lynch aber nicht die Errichtung einer eigenen Gattung. Mangels weiterer Unterscheidungsmerkmale synonymisierte Lynch die Gattung Noblella mit Eleutherodactylus.[7]

In den darauf folgenden Jahren setzte sich Lynch weiterhin mit den immer zahlreicher werdenden Entdeckungen winziger Arten von Südfröschen in den Anden auseinander. Schließlich stellte er 1975 die Typusarten der Gattungen Noblella, (Noblella peruviana Noble, 1921), Niceforonia (Niceforonia nana Goin & Cochran, 1963) und Phrynopus (Phrynopus peruanus Peters, 1874) sowie einige ihrer Verwandten in der Gattung Phrynopus zusammen.[4] Diese Zusammenstellung umfasste 14 Arten.

1976 beschrieb Lynch zwei kleine Froscharten in der Gattung Euparkerella, die ursprünglich von Griffiths 1956 für eine dritte Sminthillus-Art, Sminthillus brasiliensis, eingerichtet worden war.[8] Diese beiden Arten, Euparkerella lochites und Euparkerella myrmecoides, wurden im Jahr darauf von Heyer in eine eigene Gattung Phyllonastes transferiert.[9] Schon 1998 äußerten Ignacio De la Riva und Jörn Köhler den Verdacht, Phrynopus peruviana könnte näher mit den Arten der Gattung Phyllonastes verwandt sein als mit denen der Gattung Phrynopus.[10] 2008 stellten Ignacio de la Riva, Juan C. Chaparro und José M. Padial das ehemalige Typusexemplar von Noblella in Heyers Gattung Phyllonastes. Phyllonastes bekam dadurch eine neue Typusart und der Gattungsname Noblella wurde für die gesamte Gruppe wieder errichtet.[3]

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung umfasst 12 Arten:[11] Stand: 15. Januar 2016

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. John D. Lynch: New species of minute leptodactylid frogs from the Andes of Ecuador and Peru. Journal of Herpetology, 20, S. 423–431, 1986
  2. Edgar Lehr und Alessandro Catenazzi: A new species of minute Noblella (Anura: Strabomantidae) from southern Peru: the smallest frog of the Andes. Copeia, S. 148-156, 2009 doi:10.1643/CH-07-270 (Abstracts, englisch und spanisch)
  3. a b c Ignacio De la Riva, Juan C. Chaparro & José M. Padial: The taxonomic status of Phyllonastes Heyer and Phrynopus peruvianus (Noble) (Lissamphibia, Anura): resurrection of Noblella Barbour. Zootaxa, 1685, S. 67–68, 2008
  4. a b John D. Lynch: A review of the Andean leptodactylid frog genus Phrynopus. Occasional Papers of the Museum ofNatural History, University of Kansas, 35, S. 1–51, 1975
  5. Gladwyn Kingsley Noble: Five new species of Salientia from South America. American Museum Novitates, 29, S. 1–7, 1921
  6. Thomas Barbour: A list of Antillean reptiles and amphibians. Zoologica, 11, S. 61–116, New York 1930
  7. John D. Lynch: Evolutionary relationships, osteology, and zoogeography of leptodactyloid frogs. University of Kansas Museum of Natural History Miscellaneous Publications, 53, S. 1–238, 1971
  8. John D. Lynch: Two new species of frogs of the genus Euparkerella (Amphibia: Leptodactylidae) from Ecuador and Peru. Herpetologica, 32, S. 48–53, 1976
  9. W. R. Heyer: Taxonomic notes on frogs from the Madeira and Purus rivers, Brazil. Papéis Avulsos de Zoologia, São Paulo, 8, S. 141–162, 1977
  10. Ignacio De la Riva und Jörn Köhler: A New Minute Leptodactylid Frog, Genus Phyllonastes, from Humid Montane Forests of Bolivia. Journal of Herpetology, 32, 3, S. 325-329, September 1998 doi:10.2307/1565445
  11. Darrel R. Frost: Noblella, Amphibian Species of the World, Version 6.0, American Museum of Natural History, 1998–2014, abgerufen am 16. Januar 2015
  12. Alessandro Catenazzi, Vanessa Uscapi, Rudolf von May: A new species of Noblella (Amphibia, Anura, Craugastoridae) from the humid montane forests of Cusco, Peru. ZooKeys 516, S. 71-84, August 2015 doi:10.3897/zookeys.516.9776

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Barbour: A list of Antillean reptiles and amphibians. Zoologica, 11, S. 61–116, New York 1930 (Erstbeschreibung)
  • Ignacio de la Riva, Juan C. Chaparro & José M. Padial: The taxonomic status of Phyllonastes Heyer and Phrynopus peruvianus (Noble) (Lissamphibia, Anura): resurrection of Noblella Barbour. Zootaxa, 1685, S. 67–68, 2008 (Wiedererrichtung der Gattung)
  • Edgar Lehr, Anke Müller & Guido Fritzsch: Analysis of Andes frogs (Phrynopus, Leptodactylidae, Anura) phylogeny based on 12S and 16S mitochondrial rDNA sequences. Zoologica Scripta, 34, 6, S. 593–603, November 2005 doi:10.1111/j.1463-6409.2005.00212.x

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Phrynopus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Darrel R. Frost: Noblella, Amphibian Species of the World, Version 6.0, American Museum of Natural History, 1998–2015, abgerufen am 15. Januar 2016

[[Kategorie:Craugastoridae]] [[Kategorie:Craugastoridae (Familie)]]