Benutzer:SchnitteUK/Spielwiese

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Rhodes-House, Oxford. Sitz der Rhodes-Stiftung.

Das Rhodes-Stipendium (englisch: Rhodes Scholarship) ist ein Stipendium für ein Studium an der Universität Oxford in Großbritannien und gilt bis heute nach verbreiteter Einschätzung als eines der prestigeträchtigsten Stipendien der Welt[1][2][3]. Es geht zurück auf den britischen Unternehmer und Politiker Cecil John Rhodes (1853-1902), der in seinem Testament die Grundlagen für eine Stiftung (englisch Rhodes Trust[4]) geschaffen hat. Diese vergibt und finanziert die Stipendien seit 1902.

Nur Bewerber bestimmter Nationalitäten können sich als Stipendiaten (englisch Rhodes Scholars) bewerben (siehe unten). Diese umfassen im Wesentlichen den Commonwealth of Nations (jedoch ohne Großbritannien selbst), die USA und - als einziges nicht-englischsprachiges Land - Deutschland.

Umfang des Stipendiums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dauer des Stipendiums beträgt regulär zwei Jahre, während derer Stipendiaten ein beliebiges postgraduales Studium in Oxford verfolgen können. Auch ein zweiter Bachelor-Abschluss ist möglich - nicht jedoch ein erster, da Rhodes Scholars bereits ein Studium absolviert haben müssen, um sich für das Stipendium bewerben zu können. Da eine Promotion in England fast nie innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen werden kann, wird promovierenden Rhodes Scholars meist eine Verlängerung auf ein drittes Jahr bewilligt.

Die finanziellen Leistungen an die Stipendiaten umfassen neben der vollständigen Übernahme der Studien- und College-Gebühren einen festen Betrag zur Deckung der Lebenshaltungskosten, der derzeit 1020 Pfund monatlich beträgt[5]. Hinzu kommen kleinere Leistungen wie etwa eine private Zusatz-Krankenversicherung sowie kostenlose Teilnahme an gelegentlichen Veranstaltungen wie Vorträgen, Dinners oder Empfängen, die vom Rhodes Trust abgehalten werden. Auch die Nutzung der Einrichtungen in Rhodes House, dem Sitz des Rhodes Trust, steht Stipendiaten frei.

Bewerbungsverfahren und Auswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt dezentral. Hierfür sind die in Frage kommenden Länder in Gebiete (englisch constituencies) unterteilt, für die jeweils ein vom Rhodes Trust ernanntes, jedoch eigenständig arbeitendes nationales Auswahlkomitee besteht. So bildet beispielsweise Deutschland eine eigene constituency mit Auswahlkomitee[6]. Staaten, die sehr viele Rhodes Scholars stellen (allen voran die USA mit derzeit 32 Stipendien), sind oft in mehrere constituencies unterteilt. Zudem bestehen aus historischen Gründen Besonderheiten, die Cecil Rhodes selbst in seinem Testament vorgesehen hat; so bilden in Südafrika teilweise einzelne Schulen eine eigene constituency.

Das Auswahlverfahren wird jeweils durch die nationalen Komitees durchgeführt, die nach Abschluss der Prozedur die erfolgreichen Kandidaten an den Rhodes Trust in Oxford melden. Das deutsche Komitee führt dazu ein zweistufiges Verfahren durch, bei dem zunächst an Hand der eingereichten Unterlagen eine Vorauswahl getroffen wird und diese in die engere Auswahl gezogenen Bewerber dann zu einem persönlichen Auswahlgespräch geladen werden, auf dessen Grundlage dann die Stipendienentscheidung erfolgt.

Die Kriterien, an Hand derer die Stipendiaten ausgewählt werden sollen, wurden von Cecil Rhodes selbst vorgegeben und umfassen neben Formalia wie etwa der Staatsangehörigkeit eines in Frage kommenden Landes sowie einem vorhandenen grundständigen Studienabschluss auch persönliche Eigenschaften der BEwerber. Letzter werden derzeit vom Trust selbst wie folgt formuliert[7]:

  • literary and scholastic attainments (deutsch: "literarische und schulische Errungenschaften")
  • energy to use one's talents to the full (deutsch: "die Energie, die eigenen Talente voll zu nutzen")
  • truth, courage, devotion to duty, sympathy for and protection of the weak, kindliness, unselfishness and fellowship (deutsch: "Wahrheit, Courage, Pflichterfüllung, Mitgefühl für die und Schutz der Schwachen, Freundlichkeit, Selbstlosigkeit und Geselligkeit")
  • moral force of character and instincts to lead, and to take an interest in one's fellow beings (deutsch: "moralische Charakterstärke und Führungsfähigkeiten, und ein Interesse an seinen Mitgeschöpfen")

Die praktische Auslegung und Anwendung der heute mitunter etwas angestaubt wirkenden Kriterien variiert jedoch. So wurde das zweite Kriterium in der Vergangenheit, und wird teilweise bis heute - vor allem in den USA - in Richtung sportlich-athletischer Erfolge, die neben akademische Verdienste in Form herausragender Noten treten sollen, verstanden. Vor allem in jüngster Zeit wird von vielen Komitees diese Komponente jedoch weniger stark betont.

Verteilung der Stipendien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ursprüngliche Verteilung der Stipendien auf die in Frage kommenden Länder basiert auf Cecil Rhodes' Testament, das auf Grund seiner Prominenz zur damaligen Zeit bei seiner Veröffentlichung für Aufsehen sorgte und in dem er detailierte Vorschriften über die Stipendien hinterließ. Ursprünglich sag er insgesamt 52 Stipendien vor, die sich auf die USA (bereits damals mit 32 Stipendien jährlich die größte constituency) sowie die folgenden Dominions und Kolonien des British Empire verteilten: Kanada; Australien; Südafrika; Rhodesien; Neuseeland; Neufundland; Bermuda; Jamaica. In einem Kodizill modifizierte Rhodes sein Testament dahingehend, dass auch Stipendien für Deutschland eingerichtet wurden.

Im Lauf der Zeit wurde die Verteilung an die geänderten politischen Verhältnisse, insbesondere den Prozess der Entkolonialisierung im ehemaligen British Empire nach dem Zweiten Weltkrieg, angepasst. Derzeit sind die folgenden Gebiete mit Rhodes-Stipendien ausgestattet[8]:

Australien; Bermuda; Kanada; Deutschland; Hong Kong; Jamaica mit den Commonwealth-Gebieten der Karibik[9]; Kenia; Pakistan; Neuseeland; Südliches Afrika[10]; USA; Sambia; Simbabwe.

Eine bedeutende Änderung erfolgte auch 1977, wodurch die Stipendien für Studentinnen zugänglich wurden.

Die deutschen Stipendien, obgleich im Testament selbst verankert, wurden 1914, als sich Deutschland und Großbritannien als Feinde im Ersten Weltkrieg gegenüberstanden, suspendiert; diese Suspension dauerte bis 1929. 1939 erfolgte eine erneute Suspension, die bis 1969 andauerte. Seit 1970[11] werden wieder jährlich Rhodes Scholars aus Deutschland nach Oxford entsandt, zur Zeit zwei pro Jahr[12].

Die Motivation, gerade diese Länder mit Stipendien auszustatten, lag für den Fall der damaligen britischen Kolonien sowie der USA darin begründet, dass Rhodes einen stärkeren Zusammenhalt des British Empire beziehungsweise der englischsprachigen Länder insgesamt anstrebte. Deutschland wurde in einem Kodizill aufgenommen, als Rhodes erfuhr, dass an deutschen Schulen Sprachunterricht in Englisch als Pflichtfach eingeführt worden war[13]. Da Cecil Rhodes diese von ihm sehr begrüßte Reform dem damaligen deutschen Kaiser Wilhelm II. zuschrieb, ergab sich daraus das Kuriosum, dass er an Stelle eines nationalen Auswahlkomitees den Kaiser persönlich mit der Auswahl der deutschen Stipendiaten betraute - eine Aufgabe, die dieser dankend annahm[14]. Mit der Suspendierung der deutschen Vorkriegsstipendien im Jahr 1914 erübrigte sich diese Besonderheit frei.

Das Stipendium genießt in vielen Ländern einen ausgezeichneten Ruf und ein hohes Ansehen, was nicht zuletzt an der hohen Zahl an prominenten Amerikanern, die Rhodes Scholars waren, liegt (siehe unten). Dies gilt insbesondere für die USA, die derzeit 32 Stipendiaten jährlich stellen. Auch die oben geschilderten eher ungewöhnlichen Auswahlkriterien, die zwar auch, aber nicht ausschließlich akademische Fähigkeiten im Auge haben und auf Cecil Rhodes' Ablehnung gegenüber reinen "Bücherwürmern" zurückgehen, haben zu diesem Prestige beigetragen. Das Time Magazine formulierte diesen Gedanken wie folgt:

The annual award amounting to $15,000 is generous, but what has brought fame to the scholarship and endowed its holders with distinctive luster are its unusual criteria for selection. Rhodes disdained candidates who were "merely bookworms"; he demanded that the winners have the character to fight "the world's fight." Despite numerous modifications of his imperious vision, the basic criterion remains the same today. Says David Alexander, secretary of the Rhodes program in the U.S.: "The Rhodes competition is a talent hunt for an elite that will lead."[15]

Finanzierung und Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Grundlagen für die vom Rhodes Trust verwalteten Gelder stammen aus dem Privatvermögen von Cecil Rhodes, der als Unternehmer vor allem im südafrikanischen Diamantenhandel (Gründung des De Beers-Konglomerats) zu Reichtum gekommen war. Die Stipendien werden bis heute im Wesentlichen aus den Zinserträgen dieses Kapitalstocks (englisch endowment) finanziert. Im Jahr 2010 betrug das Nettovermögen des Rhodes Trust 112 Milionen Pfund Sterling[16]. Zunehmend werden auch Spenden von Alumni zur Ergänzung der Finanzierung herangezogen.

Juristisch ist Rhodes' Stiftung als Trust nach englischem Recht organisiert. Die Verwaltung obliegt einem hauptberuflichen Warden of Rhodes House mit Mitarbeiterstab unter Aufsicht eines mehrköpfigen Kuratoriums (Board of Trustees). Es fungierten wiederholt prominente Persönlichkeiten als Trustees, so beispielsweise Rudyard Kipling, Alfred Milner oder Leander Starr Jameson, mit denen Rhodes auch persönlich befreundet war.

Bekannte Rhodes-Stipendiaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traditionell werden Rhodes Scholars, soweit es um die Stipendien geht, dadurch identifiziert, dass im Anschluss an ihren Namen in Klammer erst die constituency genannt wird, sodann das Oxforder College, an dem sie studierten, und schließlich das Jahr, für das sie als Stipendiaten ausgewählt wurden. Dieser sogenannte Rhodes Scholar identifier wird auch in der folgenden Liste beibehalten:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Register of Rhodes scholars 1903 - 1995. Rhodes Trust, Oxford 1996. ISBN 0952769506

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Time Magazine: http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,949697,00.html (Abgerufen am 16. September 2011)
  2. Philip Ziegler, Legacy: Cecil Rhodes, The Rhodes Trust and Rhodes Scholarships. Yale University Press 2006 http://yalepress.yale.edu/yupbooks/book.asp?isbn=9780300118353
  3. McGill Reporter http://www.mcgill.ca/reporter/34/07/rhodes/
  4. Website des Rhodes Trust: http://www.rhodeshouse.ox.ac.uk/ (aufgerufen am 11. September 2011)
  5. http://www.rhodeshouse.ox.ac.uk/section/faqs
  6. http://www.rhodeshouse.ox.ac.uk/page/germany
  7. http://www.rhodeshouse.ox.ac.uk/page/applying-for-the-rhodes-scholarship
  8. http://www.rhodeshouse.ox.ac.uk/section/rhodes-countries (Abgerufen am 15. September 2011)
  9. Antigua, Bahamas, Barbados, Belize, Trinidad & Tobago, Dominica, Grenada, Guyana, St. Lucia, St. Vincent, St. Kitts-Nevis, Montserrat, Anguilla, Cayman Islands, British Virgin Islands: http://www.rhodes-caribbean.com/memorandum1.html (Abgerufen am 15. September 2011)
  10. Umfasst neben Südafrika auch Botswana, Lesotho, Malawi, Namibia und Swasiland.
  11. http://www.rhodeshouse.ox.ac.uk/page/german-scholarships-and-national-secretary-celebrated (Abgerufen am 16. September 2011)
  12. http://www.rhodeshouse.ox.ac.uk/page/rhodesscholarshipsgermany (aufgerufen am 12. September 2011)
  13. http://ia600308.us.archive.org/23/items/lastwilltestamen00rhodiala/lastwilltestamen00rhodiala.pdf (Testament von Cecil Rhodes, aufgerufen am 12. September 2011)
  14. http://ia600308.us.archive.org/23/items/lastwilltestamen00rhodiala/lastwilltestamen00rhodiala.pdf (Testament von Cecil Rhodes, aufgerufen am 16. September 2011; dort S. 36)
  15. http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,949697,00.html (Abgerufen am 16. September 2011)
  16. http://www.rhodeshouse.ox.ac.uk/files/2010_Annual_Report_-_The_Rhodes_Trust.pdf

Kategorie:Stipendium Kategorie:Universität Oxford