Benutzer:Stechlin/1988

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Die Bischofsweihen für die Priesterbruderschaft St. Pius X. im Jahr 1988 begründeten die endgültige kirchenrechtliche Trennung der bereits 1976 kirchenrechtlich aufgehobenen, ihr Wirken aber fortsetzenden Priesterbruderschaft St. Pius X. von der Römisch-Katholischen Kirche Durch die Weihe von vier Bischöfen gegen den ausdrücklichen Willen des Papstes zogen sich die Weihespender ebenso wie die Weihekandidaten die Exkommunikation latae sententiae zu, die der Vatikan erst 2009 für die zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Akteure aufheben sollte. Auch nach dieser Aufhebung blieb der kirchenrechtliche Status der Priesterbruderschaft indes irregulär; die Piusbruderschaft wird von Rom nicht als Teil der katholischen Kirche anerkannt. Gespräche über eine Verständigung sind bislang nicht erfolgreich.

Emblem der Priesterbruderschaft St. Pius X.: die vereinten Herzen Jesu und Mariens unter einer Kreuzeskrone
Pater Franz Schmidberger, hier Lourdes (Frankreich), 2008, war zum Zeitpunkt der Bischofsweihen Generaloberer der Piusbruderschaft

Erzbischof Marcel Lefebvre (1905 - 1991) gründete 1970 die Priesterbruderschaft St. Pius X. in Reaktion auf von ihm abgelehnte vermeintliche modernistische Tendenzen in der Römisch-Katholischen Kirche, vor allem durch das Zweite Vatikanische Konzil (1958-1963) und die Liturgiereform Papst Pauls VI.. Da er sich weigerte, die Heilige Messe (auch) im neuen Ritus zu zelebrieren und ohne die Erlaubnis des Vatikans Priesterweihen spendete, wurde er am 22. Juli 1076 von Paul VI., der ihm Ungehorsam vorwarf, suspendiert. Durch diese Sanktion war es dem Erzbischof verboten, von seiner Weihegewalt Gebrauch zu machen, insbesondere die Eucharistie zu feiern oder die Beichte oder irgendein anderes Sakrament zu spenden.[1] Als Gründe für die Maßnahme wurden die Ablehnung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Missachtung des Leitungsamts des Papstes und der Verstoß gegen die Einheit der Kirche angegeben.[2] Bei der Suspendierung handelte es sich um eine Beugestrafe, die den Betroffenen zu einer Aufgabe des Verhaltens veranlassen soll, welches die Suspendierung erforderlich machte. Eine solche Verhaltensänderung war bei Lefebvre jedoch nicht zu beobachten, weswegen die Suspendierung nicht aufgehoben wurde, sondern bis zu den Bischofsweihen im Jahr 1988 bestehen blieb.

Die Priesterbruderschaft selbst wurde durch den Ortsbischof, Pierre Mamie, am 6. Mai 1975 aufgehoben. Lefebvre schöpfte die gegen diese Maßnahme zulässigen Rechtsmittel aus, es blieb aber bei der Entscheidung, die, wie Lefebvre mitgeteilt wurde, mit der "vollen Billigung" des Papstes ergangen sei. Der damalige Kardinalstaatssekretär, Kardinal Villot teilte in einem Schreiben an die Bischofskonferenzen mit: "Eines ist sicher, die 'Priesterbruderschaft Heiliger Pius X.' existiert nicht mehr."[3]Trotz der juristischen Niederlagen hielt Lefebvre indes auch hier an seiner Haltung fest und die Priesterbruderschaft St. Pius X. setzte ohne kirchenrechtlichen Status ihre Arbeit fort.

Spätestens ab dem Frühjahr 1987 ist belegt, dass Lefebvre, der sich Sorgen um den Fortbestand der Bruderschaft nach seinem Tode machte, weil er nicht annahm, dass sich ein Bischof fände, der bereit wäre, neue Priester für die Bruderschaft zu weihen, daran dachte selbst Bischofsweihen vorzunehmen. Eine entsprechende Ankündigung machte Lefebvre etwa am 29. Juni 1987 anlässlich einer von ihm durchgeführten Priesterweihe in Econe.[4]

Diese Bestrebungen wurden in Rom mit Sorge beobachtet; denn nach katholischem Verständnis darf ein Bischof zwar keine Bischöfe ohne päpstlichen Auftrag weihen, wenn er es jedoch gleichwohl tut, ist die Weihe in der Regel gültig. Der unerlaubt geweihte Bischof ist zwar ein Schismatiker, steht aber dennoch in der Apostolischen Sukzession und kann, wenn auch weiterhin unerlaubt, die Weihegewalt selbst ausüben. Die unerlaubte Weihe eines Bischofs kann somit der Grundstein für den Aufbau einer Gegenkirche sein.[5]

Vermittlungsbemühungen

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Nach dem Tod von Papst Paul VI. und dem Amtsantritt seines Nachfolgers Johannes Paul II. versuchte auch dieser, die Möglichkeiten einer Verständigung auszuloten, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre. Die Situation verschlechterte sich nochmals wegen der deutlichen Ablehnung der Piusbruderschaft gegenüber dem von Johannes Paul II. initiierten Weltgebetstreffen in Assisi im Jahr 1986. Nachdem die Gespräche ursprünglich vor allem von dem späteren Kardinal Henri Schwery geführt worden waren, vertraute Johannes Paul II. das Problem der Piusbruderschaft nunmehr dem Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger an. In einem Schreiben des Papstes vom 8. April 1988 an Kardinal Ratzinger wurde die Vermeidung eines Schismas ausdrücklich zur Maxime der Handlungen des Apostolischen Stuhls erklärt.[6]

Nach der erwähnten Ankündigung Lefebvres kam es im Simmer 1987 zu Gesprächen zwischen dem Erzbischof und Kardinal Ratzinger]], infolge derer eine Apostolische Visitation der Bruderschaft angeordnet, worum diese selbst in den Jahren zuvor mehrfach gebeten hatte. Am 17. Oktober 1987 wurde der Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie, Édouard Kardinal Gagnon zum Visitator bestimmt.[7] Lefebvre, der bereits den 27. Dezember 1987 als Termin für die Bischofsweihen in Aussicht genommen hatte, wollte sich dieser Einigungsoption nicht entziehen. Am 3. Oktober 1987 anlässlich einer Messe zur Feier seines 40. Bischofsjubiläums erklärte er vor den Gläubigen: "Das ist ein Hoffnungsschimmer ... Wenn Rom uns eine wahrhafte Unabhängigkeit geben will, diejenige, die jetzt haben, aber mit der Unterwerfung - wir wollen sie, wir haben es immer gewünscht, dem Heiligen Vater unterworfen zu sein - ... wenn Rom damit einverstanden ist, dass wir das Experiment der Tradition machen, dann sind die Schwierigkeiten beseitigt.[8]

In der Predigt zur Weihe der von ihm ernannten Bischöfe sollte Lefebvre erneut darauf hinweisen, dass es ein Erfolg der Bruderschaft sei, nach ihrer Aufhebung durch die Römische Kirche und vierzehn Jahre nach der letzten Visitation erneut Gelegenheit zu haben, Rom die tatsächlichen Verhältnisse vor Augen zu führen.

Die Visitation dauerte vom 11. November bis zum 8. Dezember 1987. In dieser Zeit besuchte Gagnon die wichtigsten Einrichtungen der Bruderschaft in Frankreich, der Schweiz und Deutschland, meist begleitet von dem Luxemburger Camille Perl, dessen Wirken später eng mit dem Phänomen des Traditionalismus verbunden sein sollte. Nach dem Eindruck der Priesterbruderschaft war Gagnon mit allem, was er vorfand sehr zufrieden, insbesondere auch im Hinblick auf die Priesterausbildung. In das Goldene Buch des Priesterseminars von Econe trug er ein: "Möge die Unbefleckte Jungfrau unsere innigen Gebete erhören, damit das in diesem Haus wunderbar vollbrachte Werk der Ausbildung seine ganze Strahlkraft für das Leben der Kirche findet."[9]. Zum Ende der Visitation nahm Gagnon öffentlich an dem Pontifikalamt des eigentlich suspendierten Erzbischofs Lefebvre teil.[10]

Das Abkommen vom 5. Mai 1988

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Als die Gerüchte um eine mögliche Bischofskonsekration Rom erreichten, traf sich Papst Johannes Paul II. dort mit Joseph Kardinal Ratzinger, Kardinal Edouard Gagnon und Henri Schwery. Im Ergebnis wurde die Bildung einer Kommission unter Führung Ratzingers beschlossen, die versuchen sollte, einen endgültigen Bruch mit der Piusbruderschaft zu verhindern.[11] In der Folge fanden Gespräche zwischen Ratzinger und Lefebvre in Ratzingers Wohnung in Rom statt.[12] Am 5. Mai 1988 unterzeichneten Lefebvre und Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation ein Abkommen, das der Priesterbruderschaft einen kirchenrechtlichen Status als Gesellschaft des Apostolischen Lebens und nicht mehr nur, wie vor ihrer Aufhebung als Frommer Vereinigung verschaffen sollte und die Weihe von Bischöfen insoweit in Aussicht stellte, als die Übereinkunft die an den Papst gerichtete Bitte um die Weihe eines Bischofs aus der Bruderschaft vorlegte. Im Gegenzug hatte Lefebvre die Gültigkeit der Messe und der Sakramente, wie in den Bestimmungen Pauls VI. niedergelegt, akzeptiert und die allgemeine Disziplin der Kirche, vor allem der Bestimmungen des Corpus Iuris Canonici von 1983 anerkannt.[13]

Tatsächlich sollte das Abkommen keinen Bestand haben, wobei die einzelnen Umstände seiner Erfolglosigkeit in Rom und Econe unterschiedlich gesehen wurden. In seiner Biographie über Benedikt XVI. berichtet Peter Seewald, Bischof Schwery habe gleich, als er von dem Abkommen erfuhr davor gewarnt, dass es keinen Bestand haben könne: Jedes Mal, wenn Lefebvre mir etwas versprochen hatte, war er anderntags nicht mehr derselben Meinung, nachdem er seine engen Mitarbeiter konsultiert hatte, insbesondere Pater Franz Schmidberger.[14]

Am nächsten Tag soll Ratzinger dann Schwery erklärt haben, Lefebvre habe angerufen, um zu sagen, dass er seine Unterschrift zurückziehe.[15]

Umgekehrt berichtet Franz Schmidberger in seinen Erinnerungen, Lefebvre habe nach intensivem Nachdenken erkannt, dass die Rahmenbedingungen des Protokolls keinen hinreichenden Schutz des Fortbestands der Priesterbruderschaft darstelle. Lefebvre solle deswegen in einem Brief vom 6. Mai 1988 auf die Unzulänglichkeit des Protokolls, insbesondere im Hinblick auf das Datum der Bischofsweihe hingewiesen habe. In der Darstellung Schmidbergers sei dies aber kein Widerruf der Unterschrift gewesen: Der Erzbischof hatte genaugenommen das Protokoll nicht aufgekündigt, wohl aber um entsprechende Präzisierungen gebeten. Der Kardinal antwortete noch am gleichen Tag: Der Prozess der Versöhnung könne unter diesen Bedingungen nicht fortgesetzt werden. Auch betrachtete man den an den Papst gerichteten Brief des Erzbischofs vom 5. Mai als nicht ausreichend; man ließ Monseigneur einen Textentwurf zukommen, in dem er sich entschuldigen würde für das Unrecht, das er dem Heiligen Stuhl zugefügt habe.[16]

Trotz weiterer Gespräche zwischen Ratzinger und Lefebvre kam es zu keiner erneuten Einigung. Weder über die Zahl der zu ernennenden Bischöfe, noch über die in Betracht kommenden Personen, noch über den Zeitpunkt der Bischofsernennungen konnte ein Konsens erzielt werden. Der Kardinal erklärte, es werde mehr Zeit benötigt, die Personalakte über die Weihekandidaten zu prüfen; umgekehrt argwöhnte Erzbischof Lefebvre, der zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 84 Jahre alt war, Rom versuche, die Weihe eines Bischofs bis nach seinem Tod hinauszuzögern.

Im Vorfeld der Weihezeremonie

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Nachdem er sein Vertrauen in eine konsensuale Lösung aufgegeben hatte, entschied sich Lefebvre, wissend, dass das den Bruch mit Rom bedeutet, zur Weihe der Bischöfe zu dem von ihm geplanten Termin am 30. Juni 1988 in Econe. Jetzt wurden die Weihekandidaten auch der Presse vorgestellt.

Die Weihekandidaten

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Bernard Fellay (2012)
Alfonso de Galaretta
Bernard Tissier de Mallerais
Richard Williamson (2015)

Die Weihe empfingen schließlich Bernard Fellay, Alfonso de Galarreta, Bernard Tissier de Mallerais und der 2012 wegen Ungehorsams aus der Bruderschaft ausgeschlossene Richard Williamson. Die Auswahl soll auf einer Verständigung zwischen Erzbischof Lefebvre und dem Generaloberen der Bruderschaft, Franz Schmidberger, beruhen. Am 15. Juni 1988 wurden die Kandidaten der Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.

Auffällig war, dass Schmidberger selbst nicht unter den Weihekandidaten war. Die Gründe hierfür schildert Schmidberger in seinen Erinnerungen wie folgt: "Warum war der Generalobere nicht unter den Kandidaten? Dafür gab es gewichtige Gründe. Zunächst einmal hatte Kardinal Gagnon bei seiner Visitation gesagt, der Generalobere der Gemeinschaft solle nicht Bischof sein. Sodann war die Verteidigung der Bischofskonsekrationen für den Generaloberen viel leichter, wenn er selbst nicht direkt betroffen war. Schließlich waren auf die Konsekration hin Strafmaßnahmen, möglicherweise sogar die Exkommunikation von Seiten Roms zu erwarten. Sollten dann neue Gespräche für eine kirchenrechtliche Lösung in Gang kommen, so war es für Rom bei dieser Disposition einfacher zu verhandeln, als mit einem möglicherweise exkommunizierten Generaloberen."[17]

Die Weihespender

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Marcel Lefebvre
Antônio de Castro Mayer

Hauptkonsekrator war Erzbischof Lefebvre selbst. Als Mitkonsekrator fungierte Bischof Antônio de Castro Mayer (1904 - 1991). Mayer hatte in dem von ihm geleiteten Bistum Campos die Einführung der neuen Liturgie verweigert und nach seinem Rücktritt 1981 die dem alten Ritus verpflichtete Vereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney gegründet. Als diese selbst nach dem Tode ihres Gründers im Jahre 1991 keinen Bischof mehr hatte, sicherten die für die Priesterbruderschaft St. Pius X. geweihten Bischöfe das Überleben der Gemeinschaft, indem sie einen von Mayer geweihten Priester, Licínio Rangel, zum Bischof weihten. Weihespender war Tissier des Mallerais und die Mitkonsekratoren Richard Williamson und Alfonso de Galaretta.

Rangel söhnte sich freilich ab 2000 mit Rom aus und 2002 kehrte die Gemeinschaft vom hl. Johannes Maria Vianney als Personaladministration in die volle Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche zurück.

Die Weihefeierlichkeiten fanden am 30. Juni 1988 in Econe statt.

Erzbischof Levebvre hielt die Predigt, in der er zugleich eine Rechtfertigung seiner Entscheidung, die Bischöfe gegen den Willen des Papstes zu weihen, verteidigte. Der Predigtext lautete in einer von der Bruderschaft selbst auf ihrer Internetpräsenz veröffentlichten Übersetzung von Ferdinand Steinhart wie folgt:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Exzellenz, lieber hochwürdigster Herr Bischof de Castro Mayer! Meine geliebten Freunde! Meine geliebten Brüder! wir sind hier zu einer sicher historischen Zeremonie versammelt. Und zu Beginn der Ansprache, die ich bei diesem Anlass an Sie richten will, möchte ich Ihnen einige Informationen geben.
Über deren erste werden Sie sich vielleicht etwas wundern, wie sie auch mich selbst überrascht hat. Gestern Abend um 18 Uhr kam ein Abgesandter der Nuntiatur in Bern mit einem Brief, der einen Appell des Heiligen Vaters enthielt, mit dem er mir ganz einfach einen Wagen zur Verfügung stellte, der mich gestern, noch am selben Abend nach Rom bringen sollte, um zu vermeiden, dass ich heute diese Weihen vornehme - ohne mir zu sagen, warum ich mich nach Rom begeben sollte und wohin in Rom. - Mehr weiß ich nicht - aber jedenfalls wurde mir ein Wagen zur Verfügung gestellt, um gestern um 18 Uhr unverzüglich nach Rom zu fahren. Sie werden selbst urteilen, wie zweckmäßig und sinnvoll diese Aufforderung war.
Ich war im Lauf dieses Jahres viele Tage, ja Wochen in Rom . der Heilige Vater hat mich nicht eingeladen, ihn zu besuchen. Ich wäre zweifellos glücklich gewesen., ihn besuchen zu dürfen, wenn definitive Abmachungen zustande gekommen wären. Das wäre also die erste Information. Ich teile sie Ihnen so mit, wie ich sie selbst gestern durch einen Brief der Nuntiatur erhalten habe.
Und jetzt gebe ich Ihnen einige hinweise bezüglich der Zeremonie und damit die Möglichkeit, die Bedeutung dieser Zeremonie besser zu verstehen.
Die Weihekandidaten, die künftigen Bischöfe, haben schon den Eid in meine Hände abgelegt, der in dem Büchlein enthalten ist, das sich sicherlich viele von Ihnen besorgt haben, um der Zeremonie der Bischofsweihe zu folgen. Der Eid ist also bereits geleistet worden; ebenso der Antimodernisteneid, wie es früher für die Bischofsweihe vorgeschrieben war und das Glaubensbekenntnis nach den kurzen Exerzitien während der letzten Tage in Siders (Kanton Wallis) in meine Hände abgelegt. Seien Sie also nicht überrascht, wenn wir sogleich bei den Befragungen über den Glauben beginnen, den die Kirche von denen verlangt, die konsekriert werden sollen.
Außerdem möchte ich Ihnen noch sagen, dass Sie natürlich nach der Zeremonie die Bischöfe um Ihren Segen bitten und ihren Ring küssen können. Es ist aber in der Kirche nicht Sitte, die Hände der Bischöfe zu küssen, wie man die Hände des neugeweihten Priesters küsst, so wie Sie das gestern getan haben; vielmehr bittet man die Bischöfe um ihren Segen und küsst ihren Ring.
Schließlich stehen Ihnen am Büchertisch der Verwaltung Bücher und Blätter zur Verfügung, die alles enthalten, was Ihnen ermöglicht zu verstehen, warum diese Zeremonie - und, wie es aussieht, gegen den Willen Roms - stattfindet.
Es ist notwendig, dass Sie gut verstehen, warum wir um nichts auf der Welt mit dieser Zeremonie ein Schisma wollen. Wir sind keine Schismatiker. Wenn über die Bischöfe Chinas, die sich von Rom getrennt und die sich der chinesischen Regierung unterworfen haben, die Exkommunikation ausgesprochen wurde, versteht man sehr gut, warum Papst Pius XII. das getan hat. Für uns aber kommt es absolut nicht in Frage, uns von Rom zu trennen und uns irgend einer Rom fremden Macht zu unterwerfen und eine Art Parallelkirche zu gründen, wie es zum Beispiel die Bischöfe von Palmar de Troya in Spanien gemacht haben, die einen Papst ernannt, die ein Kardinalskollegium gegründet haben. Für uns kommen derartige Dinge auf keinen Fall in Frage! Ferne von uns seien so erbärmliche Gedanken, wie die, uns von Rim zu trennen. Ganz im Gegenteil, wir nehmen diese Zeremonie vor, um unsere Verbundenheit mit Rom zu manifestieren, um unsere Verbundenheit mit der Kirche aller Zeiten zu manifestieren, mit dem Papst und mit allen jenen, die die Vorgänger des Papstes waren, die nun seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil leider gemeint haben, Irrtümer annehmen zu müssen, schwere Irrtümer, die im Begriffe sind, die Kirche zu zerstören und das katholische Priestertum zu vernichten.
Sie werden unter diesen Schriften, die wir Ihnen zu Ihrer Verfügung stellen, vor allem eine wirklich vortreffliche Studie des Dr. Rudolf Kaschesky von der deutschen Una Voce - Korrespondenz finden, die ausgezeichnet erklärt, warum wir uns im Fall der Notwendigkeit, Ihren Seelen zu Hilfe zu kommen, Ihnen zur Hilfe zu kommen, in der Situation des Notstandes befinden. Ihr Applaus gerade vorhin war, glaube ich, nicht eine, ich würde sagen: rein weltliche Manifestation, er war vielmehr eine geistliche Manifestation, die ihre Freude darüber ausdrückte, dass Sie endlich katholische Bischöfe und Priester haben, die Ihre Seelen retten, die Ihren Seelen das Leben Unseres Herrn Jesus Christus spenden, durch die Lehre, durch die Sakramente, durch den Glauben, durch das heilige Messopfer, durch das Leben Unseres Herrn, das für Sie notwendig ist, um in den Himmel zu kommen und das im Begriff ist, überall zu entschwinden in dieser konziliaren Kirche, die Wege geht, die keine katholischen Wege sind und die unweigerlich zum Abfall vom Glauben führen. Deshalb also vollziehen wir diese Zeremonie.
Nichts liegt mir ferner, als mich zum Papst zu erheben! Ich bin nur ein Bischof der katholischen Kirche, der fortfährt, die Lehre weiterzugeben. "Accepi quod et tradidi vobis." Ich glaube, ich werde mir wünschen, dass man das auf mein Grab schreibt - es wird zweifellos nicht lange auf sich warten lassen - dass man auf mein Grab schreibt: "Tradidi qud et accepi", diese Worte des hl. Paulus: "Ich habe empfangen, was ich Euch auch überliefert habe". (1. Kor. 11, 23) Ich erfinde nichts, ich bin nur der Briefträger, der einen Brief bringt. Ich habe diesen Brief nicht selbst geschrieben, diese Botschaft, dieses Wort Gottes, sondern Gott selbst, Unser Herr Jesus Christus selbst. Und wir haben es ihnen weitergegeben durch unsere lieben Priester, die hier nwesend sind, und durch alle anderen, die ihrerseits überzeugt waren, dass sie dieser Flut der Apostasie in der Kirche dadurch Widerstand leisten müssen, dass sie den Glauben aller Zeiten bewahren und ihn den Gläubigen weitergeben. Wir sind nur Überbringer dieser Botschaft, dieses Evangeliums, das Unser Herr Jesus Christus uns gegeben hat, und ÜBerbringer der Mittel für unsere Heiligung: der heiligen Messe, der wahren heiligen Messe und der wahren Sakramente, die wahrhaft das geistliche Leben spenden.
Mir scheint, meine lieben Brüder, dass ich die Stimme aller jener Päpste seit Gregor XVI. höre, die Stimme Pius' IX., des hl. Pius X., Benedikt XV., Pius' XI., Pius' XII., die uns zurufen: "Aber um Gottes Willen, um Gottes willen, was macht ihr aus unserer Lehre, aus unserer Predigt, aus dem katholischen Glauben? Wollt ihr ihn aufgeben? Wollt ihr zulassen, dass er in dieser Welt ausstirbt? Um Gottes Willen, ihr müsst doch fortfahren, diesen Schatz zu bewahren, den wir euch übergeben haben! Lasst die Gläubigen nicht im Stich! Lasst die Kirche nicht im Stich! Setzt die Kirche fort! Denn seit dem Konzil wird sogar das, was wir verurteilt haben, von den römischen Bischöfen angenommen und gelehrt. Wie ist das möglich? Wir haben den Liberalismus verurteilt, wir haben den Kommunismus verurteilt, den Sozialismus und den Modernismus, den Sillonismus: Alle diese Irrtümer, die wir verurteilt haben, werden doch jetzt von den Behörden der Kirche gelehrt, angenommen, verfochten! Ist das möglich? Wenn ihr nichts tut, um die Tradition der Kirche, die wir euch anvertraut haben, fortzusetzen, wird alles verloren sein! Die Kirche wird untergehen, die Seelen sind alle verloren!"
Wir befinden uns in einer Situation des Notstandes. Wir haben alles getan, um zu versuchen, Rom begreiflich zu machen, dass man zu jener Haltung des verehrten Pius XII. und aller seiner Vorgänger zurückkehren muss. Wir haben geschrieben, wir sind nach Rom gefahren, wie haben verhandelt, wir haben mehrere Male offene Briefe nach Rom gesandt, Bischof de CAstro Mayer und ich. Wir haben bei diesen Gesprächen mit allen Mitteln versucht, Rom dazu zu bringen zu begreifen, dass jenes Aggiornamento, jener Umbruch der seit dem Konzil in der Kirche vollzogen wurde, nicht katholisch ist, nicht mit der ständigen Lehre der Kirche vereinbar ist. Dieser Ökumenismus und alle diese Irrtümer, dieser Kollegialismus, alles das widerspricht dem glauben der Kirche, ist im Begriff, die Kirche zu zerstören. Deshalb sind wir überzeugt, dass wir mit der heutigen Bischofskonsekration dem Aufruf der angeführten Päpste und daher dem Anruf Gottes gehorchen, denn Sie repräsentieren Unseren Herrn Jesus Christus in der Kirche.
"Und warum, Monseigneur, haben Sie jene Gespräche abgebrochen, die doch einen gewissen Erfolg zu haben schienen?" Deshalb, weil zur selbst Zeit, als ich meine Unterschrift unter das Protokoll setzte, der Abgesandte von Kardinal Ratzinger, der mir dieses Protokoll zur Unterschrift vorgelegt hat, mir einen Brief vorgelegt hat: ich solle für die Irrtümer, die ich begangen hätte, um Verzeihung bitten. Wenn ich im Irrtum bin, wenn ich Irrtümer lehre, ist es klar, dass man mich zur Wahrheit, zum Geist jener zurückführen muss, die mir dieses Blatt übersenden, um zu unterschreiben, dass ich meine Irrtümer einsehe. Das heißt mit anderen Worten: "Wenn Sie Ihre Irrtümer einsehen, werden wir Ihnen helfen, zur Wahrheit zurückzukehren." Was ist aber diese Wahrheit für sie, wenn nicht die Wahrheit des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Wahrheit dieser konziliaren Kirche? DAs ist ganz klar. Folglich ist auch klar, dass für den Vatikan die einzige Wahrheit, die heute existiert, die konziliare Wahrheit ist, die Wahrheit dieses "Geistes des Konzils": Es ist der Geist von Assisi. Das ist heute "die Wahrheit". Aber die wollen wir nicht um alles in der Welt, nicht um alles in der Welt! Angesichts dieses festen Willens der gegenwärtigen römischen Behörden, die Tradition zu vernichten und alle in diesen Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils hineinzuziehen, in diesen Geist von Assisi, haben wir vorgezogen, uns zurückzuziehen. Da konnten wir nicht mehr zustimmen, das war unmöglich.
Es war für uns nicht möglich, uns einer solchen Obrigkeit zu unterwerfen, denn wir wären natürlich der Amtsgewalt von Kardinal Ratzinger unterstanden, des Präsidenten dieser römischen Kommission, die uns hätte leiten sollen. Wir hätten uns daher ihm ausgeliefert und somit den Händen jener, die uns dem Geist des Konzils und dem Geist von Assisi unterwerfen wollen. Das ist unmöglich!
Wir haben daraufhin einen Brief an den Papst gesandt und ihm ganz klar gesagt: Das ist nicht möglich. Das können wir nicht. Trotz des Verlangens, das wir haben, mit ihm in voller Gemeinschaft zu leben, ziehen wir es vor, angesichts des Geistes, der gegenwärtig in Rom herrscht und in den er auch uns einbeziehen will, vor, weiterhin in der Tradition fortzufahren, die Tradition zu bewahren, bis diese Tradition wieder in Rom ihren Platz findet, bis diese Tradition wieder bei den römischen Behörden ihren Platz findet, im Geist der römischen Behörden. Das wird so lange dauern, wie es der liebe Gott vorsieht. Es ist mir nicht gegeben, zu wissen, wann die Tradition in Rom ihre rechte zurückgewinnen wird. Aber ich halte es für meine Pflicht, die Mittel und Wege für ein Unternehmen zu bereiten, das ich als Unternehmen des Überlebens bezeichnen möchte, als "Operation Überleben der Tradition". Dieser Tag heute ist die "Operation Überleben". Wenn ich dieses Unternehmen aber gemeinsam mit Rom durchgeführt und die Absprachen, die wir unterschrieben haben, weitergeführt hätte, würde ich eine "Operation Selbstmord" durchführen.
Das kann ich nicht! Es gibt keine Wahl. Es ist meine Pflicht, alles zu tun, dass wir überleben! Und daher bin ich überzeugt, dass ich heute durch die Konsekration dieser Bischöfe die Tradition fortsetze und ihr helfe, zu überleben, ihr, das heißt der katholischen Kirche!
Sie wissen ja, meine lieben Brüder, sie wissen sehr gut, dass es ohne Bischöfe keine Priester geben kann. Von wem werden also alle diese Seminaristen, die hier anwesend sind, das Sakrament der Priesterweihe empfangen, wenn mich der liebe Gott morgen ruft? Und das wird sicher nicht lange auf sich warten lassen. Vielleicht von konziliaren Bischöfen, deren Sakramente alle zweifelhaft sind, weil man nicht genau weiß, welche ihre Intentionen sind? Das ist nicht annehmbar. Und welche Bischöfe haben wirklich die Tradition bewahrt, haben die Sakramente so bewahrt, wie sie die Kirchen durch zwei Jahrtausende, bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil gespendet hat? Nun, Bischof de Castro Mayer und ich. Ich habe diese Tatsache weder verschuldet, noch kann ich sie ändern. Und so haben sich viele Seminaristen uns anvertraut, haben gesehen, dass hier bei uns die Kontinuität der Kirche gewahrt ist, die Kontinuität dessen, was Tradition ist, und sind also, trotz der Schwierigkeiten, denen sie begegnet sind, in unsere Seminare gekommen, um eine wahre Priesterweihe zu empfangen und das wahre Opfer von Kalvaria darzubringen, das wahre heilige Messopfer, und um Ihnen die wahren Sakramente zu spenden, die wahre Lehre zu verkünden, um den wahren Katechismus zu unterrichten. Das ist das Ziel dieser Seminare.
So konnte ich es also nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, diese Seminaristen als Waisen zurückzulassen, und ich konnte auch Sie nicht als Waisen zurücklassen und hinscheiden, ohne für die Zukunft gesorgt zu haben. Das ist nicht möglich. Das würde meiner Pflicht widersprechen. Deshalb haben wir mit der Gnade Gottes jene jungen Priester, jene Priester unserer Bruderschaft ausgewählt, die uns am geeignetsten schienen und die gleichzeitig auch unter Verhältnissen und in Gebieten leben und Funktionen bekleiden, die ihnen leichter erlauben, ihren bischöflichen Dienst zu versehen, den Kindern die Firmung zu spenden und in unseren verschiedenen Seminaren die Priesterweihe zu erteilen. So werden wir, Bischof de Castro Mayer und ich, wie ich glaube mit der Gnade des lieben Gottes durch diese Konsekration der Tradition die Möglichkeit gegeben haben, fortzubestehen und den Katholiken, die es wünschen, die Möglichkeit geben, sich in der Kirche ihrer Eltern, ihrer Großeltern, ihrer Vorfahren zu behaupten, in den Kirchen zu behaupten, für die Ihre Pfarren gegründet wurden, in allen jenen schönen Kirchen mit einst schönen Altären, die jetzt oft zerstört wurden, um sie durch einen Tisch zu ersetzen und so die radikale Umwandlung vor Augen zu führen, die seit dem Konzil mit dem heiligen Messopfer vollzogen wurde, mit dem heiligen Messopfer, das ja das Herz der Kirche ist und auch der Zweck des Priestertums.
So danken wir Ihnen also, dass Sie so zahlreich gekommen sind, um uns bei dieser Zeremonie zu bestärken, und wenden uns der allerseligsten Jungfrau Maria zu. Sie wissen, meine lieben Brüder, man muss es Ihnen ja gesagt haben, dass Leo XIII. auf Grund einer prophetischen Vision, die er hatte, gesagt hat: Der Stuhl Petri wird eines Tages der Sitz der Gottlosigkeit sein. Er sagte das in einem seiner Exorzismen, im "Exorzismus Leo XIII.". Trifft das schon heute zu, oder wird das erst morgen sein? Ich weiß es nicht. Aber jedenfalls wurde es angekündigt. Gottlosigkeit, dass kann auch ganz einfach die Irrlehre sein. Die Irrlehre ist Gottlosigkeit. Nicht mehr den glauben aller Zeiten bekennen, den katholischen Glauben nicht mehr bekennen, ist ein schwerer Irrtum. Wenn es eine Gottlosigkeit gibt, so ist es diese heutige große Gottlosigkeit! Und ich glaube wirklich sagen zu können, dass es in der Kirche noch nie eine größere Gottlosigkeit gegeben hat, als jenen Tag von Assisi, der gegen das erste Gebot Gottes und ebenso gegen den ersten Artikel des Credo verstoßt. Unglaublich, dass sich etwas Derartiges jemals n der Kirche ereignen konnte, vor den Augen der ganzen erniedrigten Kirche. Niemals haben wir eine derartige Erniedrigung erlitten. Übrigens können Sie das in dem Büchlein von Abbé le Roux finden, das herausgegeben wurde, um Sie über die heutige Situation in Rom anschaulich zu unterrichten.
Aber es war nicht nur der gute Papst Leo XIII., der diese Dinge prophezeit hat, es war auch Unsere Liebe Frau von Quito. Vor kurzem hat mir einer von unseren Priestern, der Prior unseres Priorates in Bogotá in Kolumbien, ein Buch über die Erscheinungen Unserer Lieben Frau "de El Buen Suceso" (vom guten Ereignis) gebracht, die in Quito, der Hauptstadt von Ekuador, eine Kirche hat, eine große Kirche. Bald nach dem Konzil von Trient, also vor mehreren hundert Jahren, hatte eine Nonne eines Klosters in Quito Erscheinungen der allerseligsten Jungfrau Maria, die zu ihr gesprochen hat. Diese Erscheinungen wurden schriftlich festgehalten und von Rom anerkannt. Man hat deshalb der allerseligsten Jungfrau Maria in Quito eine herrliche Kirche erbaut, und die Historiker berichten dazu folgendes: Als die Statue der allerseligsten Jungfrau fast fertig und der Bildhauer im Begriff war, ihr Antlitz zu schaffen, da fand er, dass das Antlitz bereits auf wunderbare Weise vollendet war. Diese wundertätige Statue der allerseligsten Jungfrau Maria wird dort von den Gläubigen von Ekuador mit großer Frömmigkeit verehrt. Und diese allerseligste Jungfrau von Quito hat jener Nonne für das 20. Jahrhundert einiges prophezeit und dabei auch ausdrücklich gesagt: Während des 19. Jahrhunderts und des größten teils des 20. Jahrhunderts werden sich in der heiligen Kirche immer stärker Irrlehren verbreiten und die Kirche in eine katastrophale, in eine absolut katastrophale Situation stürzen. Die Sitten werden verfallen und der Glaube wird erlöschen, ohne dass wir es merken. Und - entschuldigen sie, wenn ich jetzt fortfahre mit dem Bericht über diese Erscheinung, aber sie spricht von einem Prälaten, der sich dieser Flut der Apostasie, dieser Flut der Gottlosigkeit absolut entgegenstellen und das Priestertum erhalten wird, indem er gute Priester heranbildet. Sie können die Anwendung machen, wenn Sie wollen, ich werde es nicht tun. Ich war allerdings überrascht, als ich diese Zeilen gelesen habe, das kann ich nicht leugnen. Aber es ist so, es ist aufgeschrieben und gedruckt und in den Archiven über diese Erscheinung hinterlegt.
Außerdem kennen Sie ja sicher die Erscheinungen von La Salette, wo Unsere Liebe Frau sagt, dass Rom den Glauben verlieren wird und dass dort Finsternis herrschen wird, Finsternis! Bedenken Sie, was das bedeuten kann, wenn die allerseligste Jungfrau so spricht. Und schließlich hatten wir das Geheimnis von Fatima, das uns zeitlich noch näher ist. O=hne Zweifel muss das dritte Geheimnis von Fatima Hinweise auf diese Finsternisse enthalten, die Rom verdunkelt haben, diese Finsternisse, die sich seit dem Konzil über die ganze Welt verbreiten. Papst Johannes XXIII. hat es sicherlich gerade deshalb für gut befunden, das Geheimnis nicht zu veröffentlichen, weil es ja notwendig gewesen wäre, dass er entsprechende Maßnahmen ergreift, zu denen er sich aber vielleicht nicht imstande gefühlt hat, nämlich die Richtung völlig zu ändern, die er im Hinblick auf das Konzil und für das Konzil eingeschlagen hatte. Das sind doch alles Tatsachen, auf die wir uns, glaube ich, stützen können.
Wir vertrauen uns also der Vorsehung an, und wir sind überzeugt, dass der liebe Gott weiß, was er tut, und dass sich in einigen Jahren vieles ändern kann, so etwa wie heute, wo Kardinal Gagnon seine Visitation vorgenommen hat, vierzehn Jahre nach unserer ersten Visitation durch Rom, wo wir dann suspendiert wurden, wo man uns als außerhalb der Gemeinschaft mit Rom erklärt hat, als "gegen den Papst" hingestellt hat, als Rebellen, als Dissidenten, vierzehn Jahre lang. Und jetzt kommt wieder eine Visitation ovn Rom und Kardinal Gagnon selbst erklärt, dass das, was wir tun, ohne Zweifel dasjenige erreichen wird, was für den neuerlichen Wiederaufbau der Kirche notwendig sein wird. Und dann hat er selbst auf pontifikale Weise bei der Messe assistiert, die ich am 8. Dezember 1987 zur Gelöbniserneuerung unserer Seminaristen zelebriert habe, obwohl ich doch von Rom aus gesehen suspendiert war und nicht mehr hätte die Sakramente vollziehen dürfen! Vierzehn Jahre danach also gibt man uns praktisch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung mit den Worten: "Sie haben es gut gemacht." Wir haben also richtig gehandelt, wenn wir Widerstand geleistet haben.
Ich bin daher überzeugt, dass wir uns heute in derselben Lage befinden. Wir vollziehen erneut einen Akt, der nur dem Anschein nach unzulässig ist. Die Massenmedien helfen uns leider nicht in diesem Sinn, denn die Zeitungen werden uns natürlich mit titeln wie "Das Schisma", "Die Exkommunikation" bedenken, so viel sie nur können. Wir aber sind überzeugt, dass alle diese Anklagen gegen uns, alle diese über uns verhängten Strafen absolut null und nichtig sind! Daher lassen wir das alles völlig unbeachtet, wie wir auch die Suspension gänzlich unbeachtet gelassen haben und nun von der Kirche und selbst von der progressistischen Kirche beglückwünscht wurden. Und ebenso werden wir in einigen Jahren - wann, weiß ich nicht, der liebe Gott allein kennt die Zahl der Jahre, die notwendig sind bis zu dem Tag, an dem die Tradition in Rom wieder zu ihrem Recht kommt - von den römischen Autoritäten umarmt werden, die uns danken werden, dass wir den Glauben in den Seminaren, in den Familien, in den Gemeinwesen, in unseren Ländern, in den Klöstern, in den Ordenshäusern aufrecht erhalten haben zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Seelen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Apostolisches Mandat

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Eine Schwierigkeit im liturgischen Ablauf war, dass es an einem aus Rom gesandten päpstlichen Mandat fehlte. Levebvre hatte deswegen den Text des Mandats selbst verfasst. Der in der Zeremonie als Presbyter-Assistent auftretende Franz Schmidberger las ihn vor:

"Habt Ihr einen apostolischen Auftrag?"
"Wir haben ihn.
Wir haben ihn von der heiligen römischen Kirche, welche den von den Aposteln empfangenen heiligen Traditionen immer treu ist und uns vorschreibt, dass wir diese Traditionen, das heißt das Glaubensgut, allen Menschen zum Heil ihrer Seelen treu übermitteln.
Da nun seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil bis zum heutigen Tag die Autoritäten der römischen Kirche vom Geist des Modernismus beseelt sind und so, gegen die heilige Traditionen handelnd, "die gesunde Lehre nicht ertragen und das Gehör von der Wahrheit abwenden, den Fabeln dagegen sich zuwenden", wie der heilige Paulus in seinem zweiten Brief an Timotheus sagt (4, 3-4), erachten wir alle von diesen Autoritäten verhängten Strafen und Zensuren für null und nichtig.
Aber auch "ich nehme ab und die Zeit meiner Auflösung steht bevor". Ich höre die Stimmen, die zu mir rufen, dass ihnen das Brot des Lebens, das Christus ist, gegeben werde. Deshalb, da ich mich über die Menge erbarme, ist es mir die ernsteste Aufgabe, meine Bischofsgnade diesen teuersten Priestern weiterzugeben, damit auch sie vielen und heilig lebenden, gemäß den Traditionen der heiligen katholischen Kirche unterrichteten Klerikern die Priestergnade verleihen können.
Gemäß diesem Auftrag der allzeit treuen heiligen römischen Kirche erwählen wir diese hier gegenwärtigen Priester zu Bischöfen der heiligen römischen Kirche als Auxiliarbischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X.
[18]

Ausklang der Feier

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Den Erinnerungen Schmidbergers zufolge soll Lefebvre nach der Zeremonie heiter und gelöst aufgetreten sein, wissend, dass sein Werk, die Priesterbruderschaft, und damit auch die Heilige Messe in ihrer überlieferten Form, weiterbestände.[19]

Die Kurie reagierte einerseits mit der strikten Anwendung der kirchenrechtlichen Bestimmungen andererseits mit dem Versuch, Strukturen zu schaffen, durch die die Auswirkungen des Schismas begrenzt werden konnten.

Exkommunikation

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Entsprechend den kirchenrechtlichen Bestimmungen stellte der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Bernardin Gantin fest, dass die Weihespender sich ebenso wie die Geweihten die Tatstrafe der Exkommunikation zugezogen hatten. Das auf den 1. Juli 1988 datierte, von Kardinal Gantin unterzeichnete Dekret lautet wörtlich:

Msgr. Marcel Lefebvre, emeritierter Erzbischof von Tulle, hat - trotz ausdrücklichem monitums om 17. Juni und der wiederholten Bitten, er möge von seinem Vorhaben absehen - durch die Bischofsweihe von vier Priestern ohne päpstlichen Auftrag und gegen den Willen des Papstes einen Akt schismatischer Natur gesetzt und sich damit die von can. 1364 § 1 und can. 1382 des Codex des kanonischen Rechts vorgesehene Strafe zugezogen.
Ich erkläre mit allen rechtlichen Folgen, dass sowohl der obengenannte Msgr. Marcel Lefebvre als auch Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galarreta "ipso facto" sich die dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Exkommunikation als Tatstrafe zugezogen haben.
Weiter erkläre ich, dass Msgr. Antonio de Castro Mayer, emeritierter Bischof von Campos, in dem er direkt an der Liturgiefeier als Konzelebrant teilnahm und öffentlich dem schismatischen Akt zustimmte, sich die von can. 1364 § 1 vorgesehene Exkommunikation als Tatstrafe zugezogen hat.
Die Priester und Gläubigen werden ermahnt, dem Schisma von Msgr. Lefebvre nicht zuzustimmen, weil sie sich "ipso facto" die schwere Strafe der Exkommunikation zuziehen würden.[20]

Am 2. Juli 1988 erließ Papst Johannes Paul II. das Motu proprio Ecclesia Dei, mit dem die schismatische Natur der Bischofsweihen herausgestellt wurde.[21] Auf diesem Motto proprio beruht zugleich die Einsetzung der Kommission Ecclesia Dei, die für die Behandlung der Bruderschaft zuständig sein sollte. Präfekt der Kommission wurde Kardinal Augustin Mayer, Sekretär Camille Perl, der bereits an der Visitation der Piusbruderschaft durch Kardinal Gagnon mitgewirkt hatte.

Reaktionen innerhalb der Priesterbruderschaft

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Auch intern stellten die Bischofsweihen eine Herausforderung für die Bruderschaft dar. Die Frage, ob gegebenenfalls auch ohne die Zustimmung Roms Bischöfe geweiht werden sollten, war im Vorfeld der Ereignisse natürlich Gegenstand von Erörterungen gewesen, bei denen einige Kritiker sich klar positioniert hatten. Als sich abzeichnete, dass auf eine Verständigung mit Rom nicht mehr zu hoffen war und Erzbischof Lefebvre selbständig handeln wollte, verließen etliche Mitglieder die Bruderschaft.

Gründung der Petrusbruderschaft

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Vor allem der Regens des Priesterseminars in Zaitzkofen, Pater Josef Meinrad Bisig schied zusammen mit mehreren Seminaristen aus der Bruderschaft aus und gründete die Priesterbruderschaft St. Petrus.

Zusammenhalt der Bruderschaft St. Pius X.

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Die Bruderschaft selbst versuchte, den internen Zusammenhalt zu festigen und die Lücken, die durch die Austritte entstanden waren, zu kompensieren. Beginnend am 15. August 1988 wurde täglich eine Messe an die Heilige Jungfrau zum Dank für die Bischofskonsekrationen aufgeopfert und am 25. September weihte der neue Bischof Tissier de Mallerais sieben Priester, davon sechs für die Bruderschaft.[22]

Kirchenrechtliche Rechtfertigung

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Gegen die Argumentation, die Weihen seien unerlaubt und schismatisch gewesen, verwies die Bruderschaft auf can. 1323 und argumentiert bis heute, dass nach dieser Vorschrift straffrei bleibe, wer ein Gesetz in einer schweren Notlage übertrete. Tatsächlich enthält die in Anspruch genommene Vorschrift eine entsprechende Regelung:

„"Keiner Strafe ist unterworfen, wer bei Übertretung eines Gesetzes oder eines Verwaltungsbefehls:
...
4. aus schwerer Furcht, wenngleich nur relativ schwer, gezwungen oder aufgrund einer Notlange oder erheblicher Beschwernis gehandelt hat, sofern jedoch die Tat nicht in sich schlecht ist oder zum Schaden der Seelen gereicht;
...“

CIC, Can. 1323 Nr. 4

Die schwere Notlage soll darin bestanden haben, dass die Weihen angesichts des Alters von Erzbischof Lefebvre und die Ungewissheit über die Fortsetzung seines Werkes zur Rettung der Kirche geboten gewesen wären.[23]

Außerhalb der Bruderschaft ist diese Argumentation nicht übernommen worden. Der Kirchenrechtler Ludger Müller gibt die "offizielle" Auffassung folgendermaßen wieder:

„Hierzu ist zu sagen, dass die Notlage, von der c. 1323 spricht, eine objektiv bestehende Notlage ist. Eine solche Notlage lag nicht vor, und es kann auch nicht behauptet werden, dass Lefebvre irrtümlich - gleich ob schuldhaft oder nicht - geglaubt habe, dass es eine solche Notlage gebe, da ihm in jahrelangen Gesprächen und zuletzt durch das Monitum der Kongregation für die Bischöfe von der dafür zuständigen kirchlichen Autorität deren gegenteilige Beurteilung der Lage mitgeteilt wurde. Lefebvre hat mit vollem Vorsatz gegen das ausdrückliche Verbot des Apostolischen Stuhls gehandelt und somit die Unterordnung unter den Papst verweigert. Die Feststellung der Exkommunikation ist also mit vollem Recht dekretiert worden.“

Ludger Müller: Der Fall Lefebvre, in: Ahlers, Krämer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel, Paderborn 1990, S. 31

Folgerichtig ist auch die Situation Lefebvres und seiner Anhänger für Ludger Müller klar:

„Die persönliche Lage Lefebvres, der neu geweihten Bischöfe und des Bischofs Castro Mayer ist eindeutig: Sie sind exkommuniziert. Die von Lefebvre bislang illegitim geweihten Priester sind suspendiert. Alle Gläubigen - gleich ob Priester, Diakone oder Laien - die weiterhin ihre Verbundenheit zu Lefebvre über die Unterordnung unter den Papst und die Gemeinschaft mit den diesen umgebenden Gläubigen stellen, stimmen dem Schisma Lefebvres zu und ziehen sich deshalb ebenfalls die von selbst eintretende Sanktion der Exkommunikation gemäß c. 1364 CIC zu.“

Ludger Müller: Der Fall Lefebvre, in: Ahlers, Krämer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel, Paderborn 1990, S. 31

Spätere Ereignisse

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Versöhnungsbemühungen

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Kurz nach seiner Wahl zum Papst, im August 2005, empfing Benedikt XVI. den damaligen Generaloberen der Piusbruderschaft, Bischof Bernard Fellay, in Audienz. Bereits damals hat Fellay um die Aufhebung der Exkommunikation gebeten. Die Gespräche sollen allerdings an einer Indiskretion durch Bischof Richard Williamson gescheitert sein.[24]

Im Dezember 2008 bat Fellay erneut um die Aufhebung der Exkommunikation und versicherte, die 1988 geweihten Bischöfe würden die katholische Lehre im kindlichen Geist annehmen und glaubten fest an den Primat Petri.

Aufhebung der Exkommunikation

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Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der vier geweihten Bischöfe auf. Die beiden Weihespender waren zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, ohne sich mit der Amtskirche versöhnt zu haben. Das auf den 21. Januar 2009 datierte und vom Präfekten der Kongregation für die Bischöfe, Kardinal Giovanni Battista Re unterzeichnete Dekret über die Aufhebung der Exkommunikation lautete wörtlich:

Mit Schreiben vom 15. Dezember 2008, gerichtet an Kardinal Dario Castrillón Hoyos, Präsident der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, hat Msgr. Bernard Fellay - auch im Namen der drei anderen am 30. Juni 1988 geweihten Bischöfe - erneut zur Aufhebung der Exkommunikation latae sententiae, offiziell erklärt per Dekret des Präfekten der Bischofskongregation am 1. Juli 1988, aufgefordert. In dem angesprochenen Schreiben bekräftigte Msgr. Fellay unter anderem: "Wir sind fest entschlossen in dem Willen, katholisch zu bleiben und alle unsere Kräfte in den Dienst der Kirche unseres Herrn Jesus Christus, der römisch-katholischen Kirche, zu stellen. Wir akzeptieren ihre Lehre mit kindlichem Geist. Wir glauben fest an den Primat Petri und seine Vorrechte, und daher bereitet die aktuelle Situation uns großes Leid."
S. H. Benedikt XVI. hat - mit väterlicher Einfühlsamkeit gegenüber dem spirituellen Unbehagen, zum Ausdruck gebracht durch die von der Strafe der Exkommunikation Betroffenen, und vertrauend auf die im zitierten Schreiben zum Ausdruck gebrachten Bemühungen, keine Anstrengung zu unterlassen, die notwendige Vertiefung der Gespräche mit der Autorität des Heiligen Stuhls in den noch offenen Frage zu erreichen, so dass es in Kürze eine umfassende und zufriedenstellende Lösung des Problems gebe - beschlossen, die durch ihre Bischofsweihen entstandene kirchenrechtliche Situation der Bischöfe Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galarreta zu überdenken.
Mit diesem Dokument wünscht er sich, die gegenseitige Vertrauensbeziehung zu festigen sowie das Verhältnis der Piusbruderschaft zum Apostolischen Stuhl zu intensivieren und zu stabilisieren. Dieses Geschenk des Friedens, am Ende der Weihnachtszeit, wird auch ein Zeichen der Förderung der Einheit in der Liebe der Universalkirche und zur Überwindung des Skandals der Spaltung.
Es ist zu hoffen, dass diesem Schritt die Ermöglichung der vollen Gemeinschaft der gesamten Piusbruderschaft mit der Kirche folgt, womit wahre Treue und wahre Anerkennung des Lehramts und der Autorität des Papstes mit der sichtbaren Einheit bewiesen wäre.
Aufgrund der Berechtigung, die mir ausdrücklich durch den Heiligen Vater Benedikt XVI. gegeben wurde, erlasse ich kraft des vorliegenden Dekretes, die Strafe der Exkommunikation latae sententiae gegen die Bischöfe Bernard Fellay, Bernard Tissier des Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galaretta, erklärt von dieser Kongregation am 1. Juli 1988, und erkläre die rechtlichen Auswirkungen [der Exkommunikation], beginnen mit dem heutigen Tag, an dem das Dekret ausgestellt wurde, für unwirksam.[25]

Die Reaktionen auf die Aufhebung der Exkommunikation waren vielfältig, wenn auch überwiegend nicht kirchenrechtliche Aspekte im Vordergrund standen.

Öffentliche Reaktionen
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Die öffentlichen Reaktionen waren überwiegend von dem Skandal um Bischof Williamson geprägt. Williamson hatte in einem Interview für eine schwedische Fernsehsendung gegenüber dem Journalisten Ali Fegan der Meinung Ausdruck gegeben, dass es keine Gaskammern gegeben habe. Wegen dieser Holocaustleugnung ist Williamson später in Deutschland rechtskräftig verurteilt worden. Mit Blick hierauf sprach der Spiegel von einem Betriebsunfall im Vatikan und einem Desaster für den Heiligen Vater.[26].

Positionen in der Piusbruderschaft
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Vertreter der Piusbruderschaft sahen in den Ereignissen eine Inszenierung im Kampf gegen die Kirche. Franz Schmidberger beklagt zwar die "unklugen Äußerungen" Williamsons, konstatierte aber vor allem: "Den antichristlichen Kreisen in der Welt war der Stock geliefert worden, mit dem sie die Kirche prügelten. Die Hölle war entfesselt, wir alle hatten in diesen Tagen und Wochen viel zu leiden, am meisten der Papst selbst."[27]

Innerkirchliche Stellungnahmen
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Der damalige Regensburger Diözesanbischof und spätere Präfekt der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller nahm in einem am 6. Februar 2009 veröffentlichten Hirtenbrief zu der Entscheidung des Papstes Stellung:

Wenn sie jetzt zur vollen Gemeinschaft der katholischen Kirche zurückkehren wollen, müssen die vier illegal geweihten Bischöfe auf die Ausübung der bischöflichen Weihevollmachten verzichten. Meiner Überzeugung nach können sie allenfalls als einfache Priester eingesetzt werden.[28]

Der Kirchenrechtler Stephan Haering, OSB, analysierte, dass die Erklärung der vier Bischöfe "nicht notwendig einen Sinneswandel" zum Ausdruck brachte.[29]. Auch nach der Aufhebung der Exkommunikation seien Äußerungen aus der Pisbruderschaft zu vernehmen gewesen, die gerade nicht von Reue über in der Vergangenheit begangene Fehler geprägt gewesen seien.[30]. Es habe mithin kein Fall nach can. can. 1358 § 1 CIC vorgelegen, in welchem ein Anspruch auf Aufhebung der Beugestrafe nach Aufgabe der Widersetzlichkeit eingetreten sei, sondern, wie auch der Brief von Papst Benedikt XVI. an das Episkopat vom 10. März 2009 zeige, eine freie Begnadigung durch den Pontifex, der neue Brücken zu einer Gruppierung habe schlagen wollen, die nicht dauerhaft aus der vollen Gemeinschaft der Kirche fallen solle.[31] Daraus soll folgen, dass die Piusbruderschaft durch die Aufhebung der Exkommunikation gerade nicht zu einer Vereinigung innerhalb der katholischen Kirche geworden sei, wie sie es bis 1976 gewesen ist. Die Bischöfe und Priester der Bruderschaft blieben irregulär und suspendiert von ihren unrechtmäßig empfangenen Weihen.[32]

Nach der Aufhebung

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In der Folgezeit wurde mehrfach über eine Einigung der Bruderschaft mit der Kurie spekuliert, ohne dass diese letztlich zustande kam (Stand Juni 2024).

Im Juni 2013 feierten die drei in der Priesterbruderschaft verbliebenen Bischöfe den 25. Jahrestag ihrer Bischofsweihe.[33]

2018 veröffentlichte die Piusbruderschaft zum dreißigjährigen Weihejubiläum eine umfangreiche Darstellung auf ihrer Internetseite.

Nach dem Ausschluss von Richard Williamson aus der Bruderschaft sind noch drei der Auxiliarbischöfe aktiv; der jüngste unter ihnen ist Bernard Fellay (Jahrgang 1958). Noch ist also die Frage, wann sich aus Sicht der Bruderschaft erneut ein "Notstand" ergibt, der zur Weihe von Bischöfen auch ohne Genehmigung aus Rom zwingen soll, spekulativ, allerdings wird in traditionalistischen Kreisen tatsächlich gemutmaßt, es gäbe Gespräche zwischen Papst Franziskus und dem amtierenden Generaloberen der Pisbruderschaft über neue Bischofsweihen, die Rom "tolerieren", also nicht mit der Exkommunikations von Weihespendern und -empfängern beantworten könnte. So oder so wird sich die Frage, wenn es zu keiner Aussöhnung kommt, mit höherem Lebensalter der 1988 geweihten Bischöfe irgendwann stellen.

  • Reinhild Ahlers und Peter Krämer (Hrsg.): Das bleibende im Wandel. Theologische Beiträge zum Schisma von Marcel Lefebvre, Bonifatius-Verlag, Paderborn 2008
  • Wolfgang Beinert: Vatikan und Pius-Brüder. Anatomie einer Krise, Herder-Verlag, Freiburg i. Br. 2009
  • Yves Congar: Der Fall Levebvre. Schisma in der Kirche?, Herder-Verlag, Freiburg i. Br. 1977
  • Christian Dahlke: Die Pius-Bruderschaft und das Zweite Vatikanische Konzil, Universitätsverlag des Saarlandes, Saarbrücken 2012

Einzelnachweise

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  1. Ludger Müller: Der Fall Lefebvre. Chronik eines Schismas in: Reinhild Ahlers, Peter Krämer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel. Theologische Beiträge zum Schisma von Marcel Lefebvre, Bonifatius-Verlag, Paderborn 1990, S. 24
  2. Ludger Müller: Der Fall Lefebvre. Chronik eines Schismas in: Reinhild Ahlers, Peter Krämer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel. Theologische Beiträge zum Schisma von Marcel Lefebvre, Bonifatius-Verlag, Paderborn 1990, S. 24
  3. Zit. n. Ludger Müller: Der Fall Lefebvre. Chronik eines Schismas in: Reinhild Ahlers, Peter Krämer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel. Theologische Beiträge zum Schisma von Marcel Lefebvre, Bonifatius-Verlag, Paderborn 1990, S. 23
  4. Ludger Müller: Der Fall Lefebvre. Chronik eines Schismas in: Reinhild Ahlers, Peter Krämer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel. Theologische Beiträge zum Schisma von Marcel Lefebvre, Bonifatius-Verlag, Paderborn 1990, S. 25
  5. Lucia Scherzberg: Der Papst und der "Fall Williamson". Chronologie und Analyse des Konflikts, in: theologie.geschichte. Zeitschrift für Theologie und Kulturgeschichte, 4. Jg. 2009
  6. Ludger Müller: Der Fall Lefebvre. Chronik eines Schismas in: Reinhild Ahlers, Peter Krämer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel. Theologische Beiträge zum Schisma von Marcel Lefebvre, Bonifatius-Verlag, Paderborn 1990, S. 26
  7. Ludger Müller: Der Fall Lefebvre. Chronik eines Schismas in: Reinhild Ahlers, Peter Krämer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel. Theologische Beiträge zum Schisma von Marcel Lefebvre, Bonifatius-Verlag, Paderborn 1990, S. 25
  8. Zs. Fideliter Nr. 60, Nov.-Dez. 1987, S. 18 f., zit. n. Bernard Tissier des Mallerais: Marcel Lefebvre. Eine Biographie, Sarto-Verlag, Stuttgart 2009, S. 584
  9. Zit. n. Bernard Tissier de Mallerais: Marcel Lefebvre. Eine Biographie, Sarto-Verlag, Stuttgart 2009, S. 585
  10. Bernard Tissier de Mallerais, Marcel Lefebvre. Eine Biographie, Sarto-Verlag, Stuttgart 2009, S. 584 f.
  11. Peter Seewald: Benedikt XVI. Ein Leben. München 2020, S. 681
  12. Peter Seewald: Benedikt XVI. Ein Leben. München 2020, S. 682
  13. Ludger Müller: Der Fall Lefebvre. Chronik eines Schismas in: Reinhild Ahlers, Peter Krämer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel. Theologische Beiträge zum Schisma von Marcel Lefebvre, Bonifatius-Verlag, Paderborn 1990, S. 28
  14. Peter Seewald: Benedikt XVI. Ein Leben. München 2020, S. 682
  15. Peter Seewald: Benedikt XVI. Ein Leben. München 2020, S. 683
  16. Schmidberger: Erinnerungen. Vom Bauernbub zum Generaloberen, Sarto-Verlag 2021, S. 125
  17. Schmidberger: Erinnerungen. Vom Bauernbub zum Generaloberen. Sarto-Verlag 2021, S. 127
  18. Schmidberger: Erinnerungen. Vom Bauernbub zum Generaloberen, Sarto-Verlag 2021, S. 129-130
  19. Schmidberger: Erinnerungen. Vom Bauernbub zum Generaloberen, Sarto-Verlag 2021, S. 129
  20. Dahlke: Die Pius-Bruderschaft und das Zweite Vatikanische Konzil, Saarbrücken 2012, S. 215
  21. Lucia Scherzberg: Der Papst und der "Fall Williamson". Chronologie und Analyse des Konflikts, in: theologie.geschichte. Zeitschrift für Theologie und Kulturgeschichte, 4. Jg. 2009
  22. Schmidberger: Erinnerungen. Vom Bauernbub zum Generaloberen, Sarto-Verlag 2021, S. 132
  23. Lucia Scherzberg: Der Papst und der "Fall Williamson". Chronologie und Analyse des Konflikts, in: theologie.geschichte. Zeitschrift für Theologie und Kulturgeschichte, 4. Jg. 2009
  24. Seewald: Benedikt XVI. Ein Leben. München 2020, S. 892
  25. Dahlke: Die Pius-Bruderschaft und das Zweite Vatikanische Konzil, Saarbrücken 2012, S. 221 f.
  26. Peter Wensierski in Der Spiegel, Chronink 54/2009
  27. Schmidberger: Erinnerungen. Vom Bauernbub zum Generaloberen, Sarto-Verlag 2021, S. 195
  28. Erklärung von Bischof Gerhard Ludwig Müller zur Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft und zur Kampagne gegen den Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI. (Memento vom 31. Dezember 2011 im Internet Archive)
  29. Stephan Haering: Die Pius-Bruderschaft, ihre Bischöfe und das Kirchenrecht, in: Wolfgang Beinert (Hrsg.): Vatikan und Pius-Brüder. Anatomie einer Krise, Freiburg i. Br. 2009, S. 88
  30. Stephan Haering: Die Pius-Bruderschaft, ihre Bischöfe und das Kirchenrecht, in: Wolfgang Beinert (Hrsg.): Vatikan und Pius-Brüder. Anatomie einer Krise, Freiburg i. Br. 2009, S. 89
  31. Stephan Haering: Die Pius-Bruderschaft, ihre Bischöfe und das Kirchenrecht, in: Wolfgang Beinert (Hrsg.): Vatikan und Pius-Brüder. Anatomie einer Krise, Freiburg i. Br. 2009, S. 89
  32. Stephan Haering: Die Pius-Bruderschaft, ihre Bischöfe und das Kirchenrecht, in: Wolfgang Beinert (Hrsg.): Vatikan und Pius-Brüder. Anatomie einer Krise, Freiburg i. Br. 2009, S. 90
  33. https://www.kath.ch/newsd/unerlaubte-bischofsweihe-traditionalisten-bischoefe-feiern-in-econe/