Benutzer:Zeniatta/Col Du Lautaret

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Skibergsteigen (Wettkampf) oder Wettkampfskibergsteigen, häufig auch Skimo genannt als Abkürzung für „Ski Mountaineering“, dem englischen Begriff für Skibergsteigen, ist die als Wettkampf ausgetragene Form des Skitourengehens. Skimo entwickelte sich aus dem Teamwettbewerb des schweizer militärischen Skibergsteigerrennens, Patrouille des Glaciers (PdG). Skibergsteigen war bereits bei den Olympische Jugend-Winterspiele 2020 in Lausanne vertreten und wird bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo vertreten sein. Die vier Wettkampfdisziplinen sind Sprint (kurz mit Aufsieg, Abfahrt und Tragepassage), Vertical (langer Aufsieg ohne Tragepassage), Individual (Aufstiege, Abfahrten und Tragepassagen) und Relay (Aufstiege, Abfahrten sowie Trage- und technische Passagen).

Wettkampfregeln

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Die 2008 gegründete International Ski Mountaineering Federation (ISMF) bildet den Skibergsteigen-Dachverband. Sie richtet Wettkämpfe auf internationaler Ebene aus und wurde durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) im April 2014 anerkannt.[1] Für nationale Meisterschaften in Österreich bzw. Deutschland sowie Landesmeisterschaften sind zusätzlich die Reglements der nationalen Fachverbände Österreichischer Skiverband (ÖSV) bzw. Deutscher Alpenverein (DAV) einzuhalten.[2]

Wettkämpf im Skibergsteigen werden gemäß der „SKIMO Austria Basisreglement Skibergsteigen 2023/2024“ nach Altersklassen getrennt in sieben Kategorien durchgeführt: U12, die 11 – 12 jährigen, U14 die 13 – 14 jährigen, U16 die 15 – 16 jährigen, U18, die 17 – 18 jährigen, U20 die 19 – 20 jährigen, Senior, die 21 – 45 jährigen und Masters über 46 jährigen. Für Frauen und Männer gelten die gleichen Kategorien.[2]

Beim Wettkampfskibergsteigen gibt es fünf Disziplinen:[3]

Sprint Rennen sind meist Rundkurse und haben einen kurzen, variierenden Kurs mit Aufstieg, Abfahrt und einer Tragepassage. Sprint findet in der Qualifizierungsphase als Einzelrennen mit einer Startfrequenz von 20 Sekunden statt. Im Finalsystem wird in Heats mit sechs Personen gestartet. In allen Kategorien sind 70 bis 100 Höhenmeter bergauf zu überwinden. Entscheidend sind die Wechselphasen zwischen Aufstieg und Abfahrt, hier zählt jede Sekunde.[1][4][3]

Vertical Rennen haben einen durchgehenden Aufstieg auf Ski mit aufgezogenen fellen, wobei das Ziel oben am Berg liegt. Sie sollten keine Tragepassagen enthalten. Die zu überwindende Höhendifferenz vaiiert je nach Kategorie, solte aber 700 Höhenmeter nicht überschreiten. Bei diesem Rennen zählt hauptsächlich die Ausdauerleistung der Atleten und Atletinnen.[1][3][4]

Individual Rennen sind die Königsdisziplin des Skibergsteigens. Es sind Einzelrennen mit mindestens drei Aufstiegen und Abfahrten im freien Gelände mit bis zu 1900 Höhenmeter bergauf. Der längste Aufstieg sollte jedoch nicht 50 Prozent des Gesamtaufstieges überschreiten. Etwa 85 Prozent der Höhenmeter müssen auf Ski bewältigt werden. Die Tragepassage sollte ungefähr fünf Prozent des Rennens ausmachen. Höchstens zehn Prozent sollten technische Abschnitte sein.[1][3][4]

Relay Rennen sind Staffelrennen mit drei bis vier Teilnehmern. Der Parcours ist als Rundkurs ausgelegt und die Teilnehmer starten einer nach dem anderen. Der Kurs hat zwei Aufstiege und Abfahrten sowie eine kurze Tragepassage. Die Höhendifferenz liegt zwischen 150 m und 180 m.[3]

Team Rennen sind die traditionellste Form diese Sports, da alle historischen Rennen als Mannschaftsrennen ausgetragen wurden. Für die ISMF-Rangliste bestehen die Teams aus zwei oder drei Personen desselben Geschlechts und derselben Altersklasse. Der Parcours verfügt über drei Aufstiege und Abfahrten und verläuft häufig über Berggipfel wobei die Teilnehmer mit Klettergurt, Seil und Steigeisen schwierigste Eisrinnen (Couloirs) durchsteigen. Die Abfahrten erfolgen abseits der Pisten. Ein normales Team Rennen dauert etwa drei Stunden und umfasst einen Gesamthöhenunterschied von ca. 2000 m. Einige Langstreckenwettkämpfe führen aber über viel längere Strecken und können mehr als einen Tag dauern.[3]

Verpflichtende Ausrüstung

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Die Ausrüstung zum Skibergsteigen ist verpflichtend für jeden Läufer mitzuführen. Sie muss handelsüblich sein und darf nicht verändert werden. In Verticalrennen und Sprintrennen können einzelne Gegenstände vom Veranstalter weggelassen werden, sofern die Strecke und die Wetterbedingungen dies erlauben. Es ist dies jedoch ausdrücklich eine KANN Bestimmung und unterliegt der Verantwortung des Veranstalters für eine sichere Durchführung des Wettbewerbs.

Ausrüstungsgegenstand Individual und Team Sprint und Relay Vertical
Ski, Bindung, Stöcke, 1 Paar Steigfelle Pflicht Pflicht Pflicht
Helm Pflicht Pflicht Kann
Handschuhe, Rucksack Pflicht Pflicht Kann
3. Bekleidungsschicht Oberkörper Pflicht Kann Kann
2. Bekleidungsschicht Unterkörper Pflicht Kann Kann
LVS-Gerät Pflicht Kann Kann
Schaufel, Sonde, Rettungsdecke Pflicht Kann Kann
Brille, Signalpfeife Pflicht Kann Kann

Streckenführung

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Teilnehmer einer Mixed Relay im Aufstieg, der erst mit Bändern, später mit Fähnchen markiert ist

Der Parcours eines Skibersteigenwettbewerbs ist eindeutig markiert. Die Wegführung ist hierfür mit Schildern angezeigt. Richtungsangaben müssen befolgt werden, wobei folgende Farbkennzeichnung durch Bänder und/oder Fähnchen gilt: Grün bedeutet Aufstieg, Rot bedeutet Abfahrt, Gelb bedeutet Tragepassage, Gelb mit schwarzem Balken bedeutet Gefahr. Sind in gefährlichen Passagen (z. B. in Couloirs) Fixseile angebracht, muss in diesen Abschnitten immer mindestens ein Karabiner in das Seils eingehängt sein. Ski und Skistöcke sind in diesen Passagen fix am Rucksack zu befestigten.

Jeder Teilnehmer bzw. jede Teilnehmerin ist für die korrekte Routenfindung selbst verantwortlich. Die Rennleitung kann das Rennen jederzeit abbrechen (z. B. aufgrund von Witterungsverhältnissen). Den Streckenposten ist in diesem Falle unbedingt Folge zu leisten.

Skibergsteigen als Wettbewerbe

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Skitourengehen entwickelte sich in prähistorischer Zeit, um sich in den Wintermonaten über verschneites hügeliges und bergiges Gelände zu bewegen. Auf sehr alten Zeichnungen bewegen sich Figuren auf wahrscheinlich hölzernen Skiern über den Schnee und in Gemälden aus dem Mittelalter werden Häute für schneebedeckte Aufstiege verwendet.[3]

Um 1900 begann die Disskussion ob Bergsteigen als Wettkampfsport betrieben werden kann, darf oder soll. Guido Lammer meldete sich 1910 in Einsendungen an die Redaktion der Zeitschrift „Mitteilungen des Alpenvereins“ mit folgenden Zitaten zu Wort: „Die eigentümliche Form des sportlichen Kampfes (Mensch gegen Naturkraft) hat der Bergsport vor den meisten anderen Sportarten voraus. Die andere Form des Kampfes (Wettkampf zwischen verschiedenen Bergsteigern) ist durch die Natur des Bergsteigens völlig unmöglich, sie ist unalpin, nicht bergsportgemäß und daher schroff anzulehnen“. „Jede Form von Wettkampfsport in den Bergen ist unbedingt zu verwerfen: In einem erhabenen Dome kann kein Preisboxen abgehalten werden“. Franz Nieberl sandte im selben Jahr folgenden Kommentar ein: „Das Bergsteigen zum Gegenstand des Wettbewerbs zu machen, wird abgelehnt“. Ausnahmslos stimmten alle Einsendungen darin überein, dass der Alpinismus frei bleiben muss von allem Wettkampf, insbesondere dem Wettklettern und Skibergsteigen im Aufstieg.[5]

Wettkampfskibergsteigen

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Die Ursprünge des Wettkampfskibergsteigens geht auf die „Patrouille des Glaciers“ zurück. Im Jahr 1943 sollte die Schweizer Truppe ihre Leistungsfähigkeit bei einem Patrouillenlauf unter Beweis stellen. Die Strecke zwischen Zermatt und Verbier, die damals als „Haute Route“ bekannt war, sollte an einem Stück bewältigt werden, eine Skihochtour, die normalerweise vier Tage in Anspruch nimmt. Initiatoren waren die zwei Hauptleute Roger Bonvin, späterer Bundesrat, und Rodolphe Tissières, Nationalrat und späterer Gründer der Téléverbier SA. Im April 1943 wurde das rennen erstmals ausgetragen. Bei der dritte Auflage des PdG im Frühjahr 1949 stürzte Militärpatrouille in eine Gletscherspalte auf dem Mont-Miné-Gletscher zwischen Zermatt und Arolla und wurde erst acht Tage später gefunden. Das Rennen wurde daraufhin verboten und über 30 Jahre lang aufrechterhalten.[6] Nach großen Anstrengungen, um jeden Teil des Hochgebirgsrennens zu sichern, wurde in der Nacht vom 5. zum 6. April 1984 die PdG wieder aufgenommen und 187 Patrouillen zu je drei Personen machten sich von Zermatt sowie Arolla aus auf den Weg nach Verbier. Ab 1986 war das Rennen auch für Frauenpatrouillen offen. Die PdG ist seither stetig gewachsen und hat im Jahr 2022 ihre maximale Grösse erreicht.[6]

Die ersten Weltmeisterschaften im Skimountaineering wurden 2002 in Frankreich ausgetragen.[7]

Gründung der ISMF

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Bereits 1991 wurde in Barcelona Vorgängerorganisation des heutigen IMSF gegründet, das Comité International pour le Ski Alpinisme de Compétition (CISAC). Um den Wettkampfsport im Skibergsteigen zu regeln und zu verwalten, wurde dann 1999 das International Council for Ski Mountaineering Competitions (ISMC), als internes Gremium der Union Internationale des Associations d'Alpinisme (UIAA) ins Leben gerufen. Es ersetzt das CISAC. Am 6. Oktober 2007 genehmigte die Generalversammlung der UIAA ihre neuen Statuten, in denen die Person des „Einheitsmitglieds“ eingeführt wurde. Diese Änderung hatte zur Folge, dass ein unabhängiger internationaler Wettkampfverband mit eigener Rechtspersönlichkeit gegründet werden musste, nämlich die International Ski Mountaineering Federation, ISMF. Die konstitutionelle Versammlung der ISMF-Mitglieder fand am 27. Februar 2008 in Champéry, Portes du Soleil, Schweiz, statt. Dort wurde auch beschlossen, die Skibergsteigerwettbewerbe weiterhin als internationaler Verband zu verwalten.[8] Derzeit gibt es 38 Mitgliedsverbände der ISMF.[7]

Olympische Geschichte

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Im Juli 2017 gab das IOC bekannt, dass Skimountaineering in das Programm der Olympischen Jugendspiele für die Olympischen Jugend-Winterspiele Lausanne 2020 aufgenommen würde. Beim Debüt der Disziplin traten 44 Athleten in fünf Rennen an: Einzelwettkämpfe der Damen und Herren, Sprint der Damen und Herren und eine Mixed-Staffel. Die Einzelwettbewerbe begannen mit einem Massenstart und stellten die Ausdauer der Athleten durch drei zermürbende Anstiege und drei Abfahrten unter Beweis. Im drei- bis vierminütigen Sprintwettbewerb fuhren die Skifahrer etwa 80 Meter auf und ab. Die Mixed-Staffel kombinierte Nationalitäten und Geschlechter und bestand aus 11 Teams mit je vier Athleten (zwei Frauen und zwei Männer). Die Schweizer Zwillinge Thomas und Robin Bussard gewannen Gold und Silber im Einzelwettbewerb der Herren, und die Spanierin Maria Costa Diez stürmte zum Sieg im Sprint der Damen.[7]



Verantwortliche Verbände

In Deutschland ist der Deutsche Alpenverein der zuständige Spitzensportfachverband für die Sportart Skimo beim Deutschen Olympischen Sportbund und somit der verantwortliche Verband auf nationaler Ebene.


[9] Für nationale Meisterschaften in Österreich bzw. Deutschland sowie Landesmeisterschaften sind zusätzlich die Reglements der nationalen Fachverbände ÖSV bzw. DAV einzuhalten. Für internationale Meisterschaften ist das Reglement des internationalen Fachverbandes ISMF einzuhalten.

  • ÖSV – ÖWO Skibergsteigen inkl. jährlich aktualisierte Zusatzbestimmungen: http://www.oesv.at/info-und-service/vereinsservice/downloads/
  • DAV – Sportliches Regelwerk Skibergsteigen: https://www.alpenverein.de/wettkampf/skimo/wettkaempfe/dav-regelwerke-fuer-skimo-wettkaempfe_aid_37773.html
  • ISMF – Reglement für internationale Wettkämpfe (Weltcup, WM, EM) http://www.ismf-ski.org/webpages/official-texts/sport-regulations/


[4]

Eine Übersicht der Wettkampfdisziplinen im Skibergsteigen:

Ein kurzer, variierender Kurs mit Aufstieg, Abfahrt und einer Tragepassage. Sprint findet im Finalsystem mit Heats mit sechs Personen statt.

In allen Kategorien 70 Höhenmetern.

Ein durchgehender Aufstieg auf Ski. Es sollte keine Tragepassagen enthalten.

Kategorien SM / MM | SW / MW / JM | JW / CM / CW | Schüler

Höhenmeter je nach Kategorie.

Mit mindestens 3 Aufstiegen und Abfahrten. Der längste Aufstieg sollte nicht 50 Prozent des Gesamtaufstieges überschreiten. Ca. 85 Prozent der Höhenmeter müssen auf Ski bewältigt werden. Die Tragepassage sollte ca. fünf Prozent des Rennens ausmachen. Höchstens zehn Prozent sollten technische Abschnitte sein.

Kategorien SM / MM | SW / MW / JM | JW / CM / CW | Schüler

Höhenmeter je nach Kategorie 1100 – 1900m | 1100 – 1600m | 800 – 1200m

Wird bei Weltmeisterschaften (WM) und Europameisterschaften (EM) ausgetragen. WM und EM finden in Wechsel alle zwei Jahre statt.

Zu den reinen Aufstiegs- und Abfahrtsleistungen kommen bei den Rennen auch technische Elemente wie Wechsel, Trage- oder Klettersteigpassagen hinzu. Bei einigen hochalpinen Rennen wird im Team angeseilt gefahren. Das Skimo Team Germany übt den Wechsel wie eine eigene Disziplin, damit sich die Handgriffe automatisieren und keine Zeit verloren geht


Commons: Zeniatta/Col Du Lautaret – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Skibergsteigen ABC. Abgerufen am 28. Juni 2024.
  2. a b Reglement. In: Skibergsteigen. Abgerufen am 28. Juni 2024 (deutsch).
  3. a b c d e f g Ski Mountaineering. ISMF, abgerufen am 28. Juni 2024 (englisch).
  4. a b c d Die SKIMO Wettkampfdisziplinen. Abgerufen am 28. Juni 2024.
  5. Walter Welsch: Geschichte der Sektion Bayerland des Deutschen Alpenvereins e.V. Von der Gründung der Sektion bis zum Ersten Weltkrieg. DAV Bayerland, Dezember 2018, S. 206, abgerufen am 29. Juni 2024.
  6. a b Ein wenig Geschichte... In: Patrouille des Glaciers. Abgerufen am 28. Juni 2024.
  7. a b c Geschichte von: Ski Mountaineering. Abgerufen am 28. Juni 2024.
  8. Status. ISMF, abgerufen am 28. Juni 2024 (englisch).
  9. Reglement. In: Skibergsteigen. Abgerufen am 28. Juni 2024 (deutsch).