Benutzerin:Sandra Folie/WikiGap und was er mit 50 Prozent der Bevölkerung zu tun hat

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Der WikiGap bezeichnet das Geschlechterungleichgewicht in der Wikipedia.

Ereignis: Der erste #WikiGap edit-a-thon in Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Freitag, 24. Mai 2019, fand in Zusammenarbeit mit der Schwedischen Botschaft Wien und SAGE (Students Advocating Gender Equality der Diplomatischen Akademie) der erste #WikiGap edit-a-thon in Wien statt. Bei diesen Editier-Marathons geht es darum, den Gender Gap in der Wikipedia zu reduzieren, indem Einträge zu bekannten Frauen* und/oder Persönlichkeiten mit LSBTTIQ-Hintergrund verfassst und veröffentlicht werden. Diese sind in der Wikipedia unterrepräsentiert: Nur ca. 15 % der biographischen Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia sind über Frauen.[1] Dieses Ungleichgewicht spiegelt sich auch im Geschlechterverhältnis der Autor*innen wider. Eine Umfrage der Wikimedia Foundation aus dem Jahr 2018 gibt den Prozentsatz von Wikipedia-Autorinnen mit 9% und von Personen mit nicht-binärer Geschlechtsidentität mit 1% an.[2] CAV-Mitglied Sandra Folie, Doktorandin der Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Wien, hat sich im Rahmen des ersten WikiGap edit-a-thon in Wien selbst als Wikipedia-Autorin betätigt.

Datum Freitag, 24. Mai 2019
Uhrzeit 11.30–18.00 Uhr
Ort Schwedische Botschaft, Wien
CAV-Teilnehmer*innen eine (Sandra Folie)

Die erste Frage, die sich stellt: Über wen schreiben?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt doch schon zu allem und jeder einen Wikipedia-Eintrag, oder? So die Argumentation der meisten Teilnehmer*innen am edit-a-thon. Ein Vorschlag der Organisator*innen lautete: Im eigenen beruflichen Umfeld oder Forschungsbereich umhören. Sandras erster Gedanke fiel auf zwei Literaturwissenschaftlerinnen an der Universität Wien: Christine Ivanovic, die von 2015–2018 eine Berta-Karlik-Professur an der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft inne hatte[3], und Anna Babka, assoz. Professorin am Institut für Germanistik.[4] Beide erfüllen jedoch laut Wikimedia die Relevanzkriterien der Wikipedia nicht. Erfahrungsgemäß halten nur ordentliche Professuren, die überwiegend mit Männern besetzt sind (im Dezember 2018 waren 1959 von 2610 Professor*innen an österreichischen Universitäten Männer)[5], dieser Prüfung stand. Schwarmintelligenz war gefragt und hier kam auch der CAV ins Spiel. Sandra postete in die CAV-interne Facebook-Gruppe einen Aufruf, Namen bekannter Vorarlbergerinnen, die noch keinen Wikipedia-Eintrag haben, aber unbedingt einen verdienen, aufzulisten. Die Rückmeldungen waren im Vergleich zu studienbezogenen Facebook-Gruppen sehr ergiebig. Neben ermutigenden Kommentaren wie "Sehr Cooles Projekt!" (Teresa Egle) kamen auch einige konkrete Vorschläge:

  1. Marie-Helene Ametsreiter (Speedinvest) | Relevanzprüfung nicht bestanden
  2. Heidi Senger-Weiss (Logistikunternehmerin) | Relevanzprüfung bestanden
  3. Paula Preradović (Autorin) | hat bereits einen Wikipedia-Eintrag
  4. Barbara Coudenhove-Kalergi (Journalistin und Herausgeberin) | hat bereits einen Wikipedia-Eintrag
  5. Eva Grabherr (Geschäftsführerin okay und Toni-Russ-Preisträgerin 2013) | Relevanzprüfung nicht bestanden
  6. Eva Häfele (freischaffende Sozialwissenschafterin) | Relevanzprüfung nicht bestanden
  7. Hildegard Breiner (Umweltaktivistin) | hat bereits einen (sehr knappen und noch ausbaufähigen) Wikipedia-Eintrag

Einzig Heidi-Senger Weiss hat die strenge (und manchmal nicht ganz nachvollziehbare) Relevanzprüfung der Wikimedia bestanden. Damit stand die Wahl fest: Sandras Ziel für den edit-a-thon war es, einen Eintrag zu Heidi Senger-Weiss, der „Grande Dame der Österreichischen Transportlogistik“[6] zu verfassen. Damit auch das eigene Studiengebiet – Sandra forscht u.a. zu indonesischen Gegenwartsautorinnen – abgedeckt ist, entschied sie sich für einen zweiten Beitrag über die indonesische Autorin und Journalistin Linda Christanty.

Der nächste Schritt: Recherche und Schreiben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. Mai versammelten sich ca. zwanzig künftige Wikipedia-Autor*innen (nur zwei davon waren Männer) in der Schwedischen Botschaft in Wien, um sich einen Nachmittag lang dem Verfassen von Wikipedia-Einträgen zu widmen. Die Recherchen fanden individuell oder in Gruppen statt, wobei die Expert*innen von Wikimedia Österreich den angehenden Autor*innen beratend zur Seite standen. Es bildete sich, je nach Sprachkenntnissen und -präferenzen, eine Gruppe, die sich auf englischsprachige Beiträge konzentrierte und eine Gruppe, die Artikel auf Deutsch verfasste. Da in der englischsprachigen Wikipedia die Beitrittshürde für angehende Autor*innen etwas größer ist und erst nach einer gewissen Anzahl an "edits" eigene Beiträge veröffentlicht werden können, hat sich diese Gruppe auf das Editieren von bereits bestehenden Einträgen bekannter Frauen konzentriert. Da ein Großteil dieser Gruppe sich aus Studierenden der Diplomatischen Akademie zusammensetzte, widmeten sie sich Botschafterinnen unterschiedlicher Länder. Die deutschsprachigen Wikipedia-Artikel wurden komplett neu angelegt. Es entstanden u.a. Artikel zur Sprachwissenschaftlerin Brigitta Busch, der Chemikerin Margarete Janke-Garzuly (Chemikerin), die als erste Frau an der TU Wien promovierte, und Sandras Einträge zu Heidi Senger-Weiss und Linda Christanty.

Ausblick: Wie geht es weiter?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem sehr intensiven Nachmittag, den man sich von der Atmosphäre her ähnlich wie einen Hackathon vorstellen kann – viele Menschen in einem Raum, die konzentriert in ihre Laptops starren, schreiben, googeln, verlinken und, bis auf einzelne technische Fragen, wenig miteinander kommunizieren – gingen wir erschöpft, aber glücklich nach Hause, denn wir hatten unseren kleinen Beitrag geleistet, um den Gender Gap in der Wikipedia zu verkleinern. Zu Hause angekommen, wurde gleich geprüft, ob der Eintrag auch wirklich online gegangen ist bzw. noch nicht wieder gelöscht wurde. Und siehe da: Es hatten bereits die ersten Wikipedia-Autor*innen daran gearbeitet, die Beiträge mit anderen Inhalten verlinkt und "Dankes" (so ähnlich wie die Anstupsen-Funktion auf Facebook) für die Erstellung der Artikel zu Linda Christanty und Heidi Senger-Weiss verschickt. Sandra hat seither das Wikipedia-Fieber gepackt. Da sie ihre Erfahrungen auch gerne an künftige digitale Aktivist*innen weitergeben möchte, wird sie im Sommersemester 2020 an der Universität Wien ein interdisziplinäres Proseminar zum Thema „'Frauen* in Rot' – Anwendungsorientierte Wikipedia Studies mit Fokus auf den Gender Bias in der Wikipedia" unterrichten. Die Bezeichnung "Frauen* in Rot" bezieht sich dabei auf jene roten Links in der Wikipedia – hier: Marie-Helene Ametsreiter, Eva Grabherr und Eva Häfele – die auf fehlende Frauenbiografien verweisen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jan Böhmermann: "Die Telelupe: Wikipedia." In: ZDFneo – Neo Magazin Royale (18.4.2019).

Franz Zeller: "Männliche Wikipedia." In: Ö1 – Digital.Leben (4.6.2019).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz Zeller: Männliche Wikipedia. In: Ö1 – Digital.Leben. 4. Juni 2019, abgerufen am 6. Juni 2019.
  2. Gendes bias on Wikipedia. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Abgerufen am 2. Juni 2019.
  3. Redaktion (uni:view): Verleihung der Berta-Karlik-Professuren. In: uni:view Magazin. 25. Februar 2015, abgerufen am 2. Juni 2019.
  4. Assoz. Prof. Mag. Dr. Anna Babka. In: Universität Wien. Abgerufen am 2. Juni 2019.
  5. Personal Universitäten. In: uni:data Datawarehouse Hochschulbereich des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. 31. Dezember 2018, abgerufen am 2. Juni 2019.
  6. Heidi Senger-Weiss. In: Logistics Hall of Fame. Abgerufen am 2. Juni 2019.