Bergischer Kräher

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bergische Kräher
Bergischer Kräher
Bergischer Kräher
Bergischer-Kräherhahn im Wissenschaftlichen Geflügelhof des BDRG
Herkunft: Deutschland (Herzogtum Berg)
Jahr: Seit Anfang des 19. Jahrhunderts belegt, 1885 als Schaurasse anerkannt
Farbe: Schwarz-goldbraungedobbelt (BDRG)
Schwarz-silbergedobbelt (Zuchtbuch und Zuchtring Bergische Kräher)
Gewicht: Hahn: 2,75–3,5 kg
Henne: 2,0–2,5 kg
Legeleistung im Jahr: 120 Eier
Eierschalenfarbe: Weiß
Eiergewicht: 55 Gramm
Zuchtstandards: BDRG
Liste von Hühnerrassen
Der typische Krähruf
Die Dobbelung, links im Brustgefieder deutlich erkennbar
Kontur mit der typischen, leicht gewölbten Rückenlinie

Die Bergischen Kräher oder Bergkräher,[1] früher auch Kräher über den Berg[2][3] genannt, sind die älteste deutsche Hühnerrasse, die zu den Langkrähern gerechnet wird.

Einer Legende zufolge wurden die Vorfahren der Bergischen Kräher im Mittelalter aus dem Balkanraum eingeführt, wo heute noch ihre nächsten Verwandten, die Bosnischen Kräher und die Kosovo-Kräher, gezüchtet werden. Molekulargenetische Untersuchungen bestätigen die Verwandtschaftsbeziehungen der Bergischen Kräher zu südosteuropäischen Rassen. Nach einer anderen Überlieferung waren es spanische Mönche, die langkrähende Hühner ins Bergische Land einführten.[4]

Es wird davon ausgegangen, dass der Bergische Kräher der Stammvater des Brasilianischen Krähers ist.[5][6]

Äußerliche Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergische Kräher verkörpern eine langgestreckte, aufgerichtete Landhuhnform mit Einfachkamm, weißen Ohrscheiben und blauen Läufen.[7] Charakteristisch ist der leicht nach oben gewölbte Rücken. Die Zeichnung der Bergischen Kräher, die Dobbelung, ist die stärkste Form der Federsäumung. Sie kommt nur bei Bergischen Hühnerrassen, und zwar bei den Krähern, den Schlotterkämmen und den Krüpern vor. Vor der Erstellung des Rassestandards kamen drei Farbschläge vor.[8] Der momentan einzige im Schauwesen anerkannte Farbschlag ist der Schwarzgoldbraungedobbelte; der schwarze Farbschlag ist bei fehlender formeller Anerkennung im 19. Jahrhundert ausgestorben. Der silberschwarzgedobbelte Farbschlag kommt vereinzelt vor, ist allerdings nur in Italien im Rassestandard anerkannt.[9]

Das Hauptrassemerkmal der Bergischen Kräher ist der stark verlängerte Krähruf der Hähne, der bis zu 15 Sekunden andauern kann. Der Ruf eines Bergischen Kräherhahnes besteht aus vier Silben, mit leichter Verlängerung der ersten drei und starker Verlängerung der letzten. Ähnlich wie beim Brasilianischen Singerhuhn läuft der Hahn während des Krähens einige Schritte nach vorn und senkt dabei den Kopf.[10] Typisch für Bergische Kräher ist der „Schnork“, ein schnarchendes Geräusch, welches beim Lufteinziehen nach dem Ruf entsteht.[11]

Im Jahre 1904 beschrieb Vander Snickt, Geflügelexperte und erster Direktor des Düsseldorfer Zoos, die Melodie wie folgt:[12]

« Arrivés à la note finale, ils prolongent le son en une gamme chromatique ascendante: parvenus à la note la plus élevée, ils redescendent par la même gamme le plus bas possible. »

„Wenn sie (die bergischen Kräher, Red.) die letzte Krähsilbe erreichen, erweitern sie die Melodie in aufsteigender chromatischer Abstufung: beim Erreichen der höchsten Note fallen sie über die gleichen Stufen zum tiefstmöglichen Bereich ab.“

Louis Vander Snickt

Bestand und Gefährdung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergische Kräher sind selten und gelten als gefährdete Haustierrasse. Der BDRG sowie die GEH haben die Rasse in der „Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen“ in die Gefährdungsklasse II (stark gefährdet) eingestuft. Danach gab es 2009 in Deutschland nur noch 77 Hähne und 337 Hennen.[13]

Der Bergische Kräher wurde 2001 zusammen mit der Bayerischen Landgans, dem Bergischen Schlotterkamm und dem Krüper von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ erklärt.

Sonderverein, Stammbuch und Wettkrähen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Züchterisch betreut wurden die Bergischen Kräher seit 1884 vom Sonderverein, welcher „Kräherzüchtervereinigung“ hieß. Parallel dazu entstand in 1916 die „Vereinigung der Züchter Bergischer Hühnerrassen“. Erst 2007 wurden die beiden Vereine zusammengeführt.[14] Der heutige Verein betreut ebenfalls die Bergischen Zwergkräher, die Bergischen Schlotterkämme, die Kosovo-Kräher und die Bosnische Kräher. 2016 gab es ca. 28 registrierte Zuchten.[15] Innerhalb der Initiative zur Erhaltung alter Geflügelrassen wurde 2015 ein Zuchtbuch eingerichtet im Sinne eines Zuchtringes.[16] Zur Erhaltung des Krährufes veranstaltet der Sonderverein seit 1923 jährlich Krähwettbewerbe zu Christi Himmelfahrt, wobei die Krähruflänge und -qualität im sportlichen Wettbewerb bewertet werden.[14]

Bergischer Zwergkräher

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bergische Zwergkräher

Aus den Bergischen Krähern wurde ab 1925 eine Zwergrasse gezüchtet. Der Ruf des Hahnes entspricht dem der Großklasse. Allerdings rufen Bergische Zwergkräher nicht so lang und der Ruf wird in einer höheren Tonlage vorgetragen.

Denkmal für Robert Oettel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Denkmal für Robert Oettel mit krähendem Bergischen Kräherhahn
Denkmal für Robert Oettel mit krähendem Bergischen Kräherhahn

Die besondere Bedeutung der Bergischen Kräher für die deutschen Rassegeflügelzucht ist zum Ausdruck gekommen im 1901 errichteten Denkmal für Robert Oettel, dem Gründer des ersten deutschen Rassegeflügelzuchtvereins.[17] Das Denkmal in Görlitz wurde geschmückt mit einem lebensgroßen, krähenden Bergischen Kräher aus Bronze. Nachdem dieser im Zweiten Weltkrieg durch die Reichsstelle für Metalle requiriert und anschließend nicht mehr wiedergefunden wurde, wurde er auf Veranlassung des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter erneut modelliert und 1992 auf dem Granitblock platziert.

Die Stadt Haan führt seit 1936 in ihrem Stadtwappen einen schwarzen, schreitenden bergischen Kräher. Das Wappentier symbolisiert hier in kämpfender Stellung den kampfesfrohen Geist der Bürger für die Interessen der niederbergischen Heimat.[18]

Weiterführende Literatur und Nachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Horst Schmidt und Rudi Proll: Taschenatlas Hühner und Zwerghühner. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4617-7.
  • Hans-Joachim Schille: Lexikon der Hühner. Komet-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89836-447-X.
  • Walter Schwarz und Armin Six: Der Große Geflügelstandard in Farbe. 7. Auflage. Oertel + Spörer, Reutlingen 2004, ISBN 978-3-88627-511-3.
  • Armin Six: Bergische Hühnerrassen. Oertel + Spörer, Reutlingen 2003, ISBN 978-3-88627-515-1.
Commons: Bergischer Kräher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. "Bergkräher" ist die offizielle Bezeichnung in der Schweiz, siehe Rassenauflistung der Entente Européenne auf www.entente-ee.com (Memento des Originals vom 27. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.entente-ee.com
  2. August Carl Eduard Baldamus,: Die Federviehzucht vom wirtschaftlichen Standpunkte: Hühner, Enten, Gänse, Salzwasser-Verlag, 2013 (Nachdruck des Originals von 1881), S. 81.
  3. Louis Vander Snickt schrieb "Kroaier ueber den Berg", Hinweis auf das altbergische Wort für Kräher
  4. Schmidt und Proll, S. 24.
  5. Bruno Dürigen: Tratado de avicultura, I. Especias y razas. Gustavo Gil, Barcelona 1931, S. 738.
  6. Armin Six: Langkräherrassen. Hint-Horoz.de (Memento vom 6. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  7. Beschreibung des Standards auf www.europastandard.com (Memento vom 14. Mai 2016 im Internet Archive), abgerufen am 14. Mai 2016.
  8. Victor La Perre de Roo, Monographie des races de poules, Paris 1882, auf gallica.bnf.fr, abgerufen am 15. September 2019.
  9. Liste der in Italien anerkannten Hühnerrassen auf fiav.info (Memento vom 27. Juni 2013 im Internet Archive), abgerufen am 15. März 2019.
  10. Webseite der Initiative zur Erhaltung alter Geflügelrassen (Memento des Originals vom 23. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.erhaltungszucht-gefluegel.de
  11. Der Bergische Kräher und sein Schnork (Memento vom 25. Oktober 2015 im Webarchiv archive.today)
  12. Louis vander Snickt: Le chant du coq, in: Bulletin de la Société nationale d'acclimatation de France, 1904.
  13. Rote Liste der einheimischen Nutztierrassen in Deutschland 2013 (Memento vom 1. Februar 2014 im Internet Archive)
  14. a b Armin Six: Bergische Kräher – Hühnerrasse mit Vergangenheit (Memento vom 2. Oktober 2015 im Internet Archive) (über Waybackmachine von [www.archive.org])
  15. Informationen der Zentralen Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen des Bundesanstaltes für Landwirtschaft und Ernährung (Memento des Originals vom 14. Mai 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tgrdeu.genres.de, aufgerufen am 14. Mai 2019.
  16. Zuchtbuch und Zuchtring innerhalb der Initiative zur Erhaltung alter Geflügelrassen (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/erhaltungszucht-gefluegel.de
  17. Denkmal Görlitz – Kunstdenkmäler. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  18. Reinhard Koll, Haan vom Kaiserreich zum Nationalsozialismus: die Gartenstadt zwischen Rot und Braun, Stadtarchiv Hilden, Hilden 1994, S. 22–24.