Berlin-Witzleben

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Als Witzleben wird eine Ortslage im Berliner Ortsteil Charlottenburg (Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf) bezeichnet. Dieses Gebiet umschließt den Lietzensee und wird begrenzt vom Kaiserdamm im Norden, der Windscheid- oder Suarezstraße im Osten, der Stadtbahn im Süden und der Ringbahn im Westen. Im Kiez leben etwa 14.000 Menschen.

Geschichte

Um 1820 erwarb der preußische Staats- und Kriegsminister General Job von Witzleben das Gelände rund um den Lietzensee. Auf der Westseite des Sees ließ er einen Park mit Landhaus anlegen. Seit 1840 ist „Park Witzleben“ der offizielle Name. Der Park wechselte nach dem Tod Witzlebens mehrfach den Besitzer. Die Öffentlichkeit hatte stets Zugang zu dem Park.

1899 begann die Erschließung Witzlebens. Die Terrain-Gesellschaft Park Witzleben erwarb den Park. Sie ließ die Kantstraße nach Westen verlängern. Diese Erschließungsachse, die Neue Kantstraße, führt über einen aufgeschütteten Damm mitten durch den Lietzensee. Dieser gab dem See seine heutige Gestalt einer verbogenen Acht.

In dem Gebiet entstanden bis zum Ersten Weltkrieg vorwiegend Mietwohnhäuser für höhere Ansprüche. Aber auch Geschäfts- und Verwaltungsgebäude sind hier entstanden.

Das hier ansässige Reichsmilitärgericht, seit 1936 Reichskriegsgericht, hat in der Zeit des Dritten Reichs eine wichtige Rolle zur Sicherung der NS-Herrschaft übernommen.

Bauten

Das Gebäudes des Reichsmilitärgerichtes, Fassade mit Haupteingang an der Witzlebenstraße
Der südliche Zugang zum S-Bahnhof

Der Lietzenseepark als „Grüne Lunge“ für den Kiez Witzleben wird unter Lietzensee behandelt. Am Witzlebenplatz steht das ehemalige Reichsmilitärgericht. Der imposante neobarocke Gebäudekomplex wurde 1908 bis 1910 nach Plänen von Heinrich Joseph Kayser und Karl von Großheim errichtet. Im Dritten Reich war in dem Gebäude das Reichskriegsgericht tätig, von dem auch ohne formelle Zuständigkeit viele Zivilisten verfolgt wurden. International bekannt wurde es vor allem durch die Rote Kapelle-Prozesse.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Kammergericht (quasi das OLG Berlin) hier untergebracht, bis es wieder sein eigenes Gebäude am Kleistpark übernehmen konnte. Nach Jahren des Leerstandes wurde das Gebäude 2007/2008 zu Eigentumswohnungen umgebaut.

Das Gebäude des Amtsgerichts Charlottenburg wurde 1895–1897 gebaut. Es steht zentral auf dem Amtsgerichtsplatz, der als Grünanlage ausgestaltet ist. Der Entwurf im „Märkischen Barock“ stammt von den Architekten Poetsch und Clasen.

Am Ende der Neuen Kantstraße befindet sich das denkmalgeschützte Zugangsbauwerk zum S-Bahnhof Messe Nord/ICC (Witzleben). Dieser Bahnhof wurde von 1913 bis 1916 vom Tiefbauamt Charlottenburg nach Plänen des Architekten August Bredtschneider gebaut. Er trug bis 2002 den Namen Witzleben.

Die Eingangsseite des Amtsgerichts Charlottenburg
Die katholische Kirche St. Canisius

Im Verlauf der Neuen Kantstraße überspannt die Lietzenseebrücke die Verbindung zwischen dem Nord- und Südteil des Lietzensees. Das in Buntsandstein ausgeführte Baudenkmal wurde von der Terrain AG Park Witzleben errichtet.

Der markante Tonnenbau der katholischen Kirche St. Canisius, entworfen von Reinhold Hofbauer und zwischen 1954 und 1957 erbaut, brannte 1995 völlig aus. Die Architekten Büttner, Neumann & Braun planten einen kubischen Neubau, der am 28. Juni 2002 eingeweiht wurde. Diese Anlage erhielt den Architekturpreis Berlin 2003.

In der Nähe von St. Canisius befindet sich das Ignatiushaus der Jesuiten. Das 1955/1956 nach Plänen von Johannes Jackel errichtete Haus ist ein typischer Vertreter seiner Zeit und zum Baudenkmal erhoben.

Nach einem Entwurf von Paul G. R. Baumgarten entstand von 1957 bis 1959 die evangelische Kirche am Lietzensee. Einfache geometrische Bauformen zeichnen den Bau mit einem fünfeckigen Grundriss aus. Das aus Dreiecken gebildete Faltdach ist teilweise bis zum Boden herabgezogen.

Zwischen der Herbartstraße und der Dernburgstraße erstreckt sich der Gebäudekomplex der ehemaligen Landespostdirektion. Das funktionale Verwaltungsgebäude mit repräsentativen Portalen wurde 1925 bis 1928 nach dem Entwurf von Willy Hoffmann gebaut. Es wird derzeit von der Deutschen Telekom genutzt.

Denkmäler

Mahnmal Treblinka

Seit 1979 steht im Park gegenüber dem Hauptportal des Amtsgerichts die Bronzeskulptur Treblinka. Sie zeigt abstrahierte menschliche Körper, die aufeinander getürmt sind. So soll sie ein Mahnmal für die 900.000 Menschen sein, die im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurden. Die Skulptur wurde 1966 von dem russischen Bildhauer Vadim Sidur geschaffen.

Verkehr

Straßen

Die Neue Kantstraße erschließt Witzleben und verbindet es mit der City-West. Im Norden begrenzt der breite Kaiserdamm – als Teil der Ende der 1930er-Jahre begonnenen Ost-West-Achse im Rahmen des nationalsozialistischen Umbauprogramms für Berlin zur „Welthauptstadt Germania“ – das Wohngebiet und bietet schnelle Verbindungen in die Berliner City und nach Westen über die AVUS und die Heerstraße.

Am Westrand, parallel zur Ringbahntrasse, findet sich in Tieflage die Berliner Stadtautobahn. Die Anschlussstellen im Bereich des Messegeländes bieten eine gute Anbindung.

Bahnen

Die Ringbahn begrenzt den Kiez im Westen. Der S-Bahnhof Messe Nord/ICC (ehemals Bahnhof Witzleben) bietet Anschluss an die Ringlinien der Berliner S-Bahn.

Am Südrand liegt die Trasse der Stadtbahn. Hier bietet der Kreuzungsbahnhof Westkreuz Anschluss an die S-Bahnlinien auf dem Ring und der Stadtbahn. Dieser Bahnhof ist allerdings von Witzleben aus nicht sehr gut erreichbar. Dafür bietet der nahe gelegene Bahnhof Charlottenburg zusätzlich zur S-Bahn auch noch einige Regionalverkehrsverbindungen (Regionalbahnen RB 10 und RB 14 und Regionalexpress RE 7) und den Zugang zur U-Bahnlinie 7 an der Station U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße.

Im Norden verläuft unter dem Kaiserdamm die U-Bahnlinie 2. In Witzleben bieten die Stationen Kaiserdamm und Sophie-Charlotte-Platz den Zugang zu dieser Verbindung in Richtung City-West und der Berliner Stadtmitte. Am Bahnhof Kaiserdamm besteht zudem ein Übergang zum Bahnhof Messe Nord/ICC.

Busse

Einige Buslinien bieten Ost-West und Nord-Süd-Verbindungen. Unmittelbar an Witzleben grenzt der Berliner Zentrale Busbahnhof (ZOB). Von dort bestehen viele Linienbusverbindungen zu deutschen und europäischen Städten.

Weblinks

Koordinaten: 52° 30′ 24″ N, 13° 17′ 23″ O