Bettina Niedt

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Bettina Niedt (* 1957 in Berlin) ist eine deutsche Malerin. Ihren künstlerischen Durchbruch hatte sie in den 1980er Jahren im Kreis der „Jungen Wilden“ in West-Berlin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur studierte Bettina Niedt zunächst Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften an der FU Berlin. In dieser Zeit begann sie zusammen mit Michael Klier die Arbeit an verschiedenen Videofilmprojekten. Es entstand u. a. der Film Der Riese (Mitarbeit: Drehbuch, Schnitt, Ton).[1] 1979 begann sie parallel ein Studium der Malerei an der Hochschule der Künste bei Wolfgang Petrick, das sie 1984 als Meisterschülerin abschloss.

Bereits 1981 bezog sie ein Atelier in der Kulmer Straße 20A, wo sie mit weiteren Schülern der „Klasse Petrick“ die Produzentengalerie „Galerie Kulmer Straße“ betrieb.[2] Von 1982 bis 1987 war sie Stipendiatin der „Studienstiftung des Deutschen Volkes“, von 1986 bis 1988 der Karl-Hofer-Stiftung. 1987 zeigte sie anlässlich des Festaktes zur Gründung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin ihr Werk Das Riesengemüse (1985, 190 × 140 cm).[3]

1987 verlegte Niedt ihren Lebensmittelpunkt von Berlin nach Sylt und wandte sich in ihrer Arbeit von der Figur ab. Durch ihre Umgebung beeinflusst entstanden die Bildserien „Das Meer“ und „Denkmal des Meeres“. Parallel aber entstanden figürliche Plastiken und Skulpturen aus unbearbeiteten Treibholz. 1990 unternahm sie mehrere Reisen an die Ostsee, Fischland, Darß und Zingst. In den dort noch vorhandenen unberührten Landschaften in den Sperrgebieten fand sie unzählige „Schwemmholzskulpturen“, die die Grundlage für eine Fotodokumentation und die Bilderserien „Safari“ und „Katze“ bildeten. Ab 1991 führten sie ihre Reisen immer wieder an die Ostsee; es entstand eine umfangreiche Sammlung von Feuersteinen. Diese diente ebenfalls als Grundlage für Werkgruppen in der Malerei.

Nach dem frühen Tod ihrer Eltern und der Geburt ihrer Tochter 1992 wurde Sylt der zentrale Lebensmittelpunkt. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt als Finanzhändlerin. Es entstanden ca. 300 kleine figürliche Tonplastiken. Ab 1996 entstanden wieder kleinere Papierarbeiten.

Ab 2005 rückte die Fotografie in das Zentrum ihrer künstlerischen Tätigkeit. Mit ihrem Yorkshireterrier als Protagonisten entstand eine künstlerische Fotodokumentation der Stadt Berlin, die sie 2009 zur Preisträgerin des Fotowettbewerbs „Berlin – Heimat – Metropole“ beim Metropolenkongress der SPD machte. 2009 begann sie, mit Hilfe von Stoffresten nicht fertige Bilder oder „höchstens mittelprächtige Werke“ aus der Zeit von vor 1992 aufzuarbeiten. Damit begann eine Werkphase des „UP-Cyclen“. Dieses Prinzip übertrug sie später auch auf ihre Papierarbeiten. Ab 2012 widmete sich Bettina Niedt wieder der klassischen Malerei. Es entstand die Folge „Lampen und Leuchten“. 2014 entstanden mehrere Bildserien auf Gobelindekostoff, die wieder an die Abstraktion der früheren Bilder anknüpfen.

Bettina Niedt lebt und arbeitet in Berlin.

Erste Ankäufe fanden 1984 für die Berlinische Galerie statt (Bube Dame, 1981, Acryl, 240 × 180 cm; Die Straße kommt ins Haus, 1984, Mischtechnik, 230 × 280 cm);[4] graphische Selbstbildnisse von ihr befinden sich im Bestand des HAUM Braunschweig.[5]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

E = Einzelausstellung, G = Gemeinschaftsausstellung, M = Messe

  • 1982: Paintings, Belziger Straße, Berlin
  • 1982: Selbstportraits, Anderes Ufer, Berlin
  • 1983: Galerie Kulmer Straße, Berlin, Text: Heinz Ohff[6] (E)
  • 1984: Große Kunstausstellung Düsseldorf, Düsseldorf (G)
  • 1984: Berlin/Brüssel, Atelier Rue Sainte Anne, Brüssel (zusammen mit Heike Ruschmeyer)
  • 1985: Chicago Art Fair, Chicago (M)
  • 1985: Bericht 85. 3 Jahre Ankäufe des Senats, Staatliche Kunsthalle, Berlin (G)
  • 1985/86: Drawings from Berlin, Bette Stoler Gallery, New York (G)
  • 1986: Gegenlicht, Staatliche Kunsthalle, Berlin (G)
  • 1986: Große Kunstausstellung Düsseldorf, Düsseldorf (G)
  • 1987: Ausstellung anlässlich der Gründung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Reichstag, Berlin (G)
  • 1987: Die alltäglichen Feste, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin (G)
  • 1988: Stipendiaten der Karl Hofer Gesellschaft, Galerie Haus am Lützowplatz (G)
  • 1989: Eberhard Roters zu Ehren, Berlinische Galerie, Berlin, (G)
  • 1989: Arbeiten junger Künstler, Berlinische Galerie Berlin, Berlin (G)
  • 1989: Art Basel, Basel mit Galerie Jörg Stummer[7] (M)
  • 1989: Bilder und Zeichnungen, Galerie Jörg Stummer, Zürich (E)
  • 2015: Wilder Kiez West Berlin, Westphal-Berlin, Berlin (G), zusammen mit Arbeiten von Martin Heinig, Barbara Quandt, Walter Stöhrer (aus Privatsammlung)

Kataloge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bericht 85. 3 Jahre Ankäufe des Senats. Staatliche Kunsthalle Berlin, Berlin 1985, S. 141, 185 (mit Abbildung S. 141: Die Straße kommt ins Haus, 1984) (Ausstellungskatalog).
  • Die alltäglichen Feste. Susanne Ahner, Walter vom Hove, Bettina Niedt, Eva Paul, Jan-Michael Sobottka, Stipendiaten der Karl-Hofer-Gesellschaft. Aus Anlass der Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein, 24. Oktober – 5. Dezember 1987. (Berliner Künstler der Gegenwart. 77). NBK, Berlin 1987. Vorwort: Lucie Schauer. (Ausstellungskatalog).
  • Bettina Niedt. Berlin [ohne Jahr]. [20] ungezählte Seiten, illustriert

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz Ohff: Bettina Niedt. Galerie Kulmer Straße (Mai 1983). In: Das Kunstwerk. 36.1983, 3/4, S. 152.
  • Peter Gorsen: Künstler-Gruppe Kulmer Straße 20a, Berlin (Teil 2). In: Deutsches Ärzteblatt, Rubrik Kulturmagazin, Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 48 vom 27. November 1985 (67), S. 3629–3630. Mit Abbildung Die Infantin I (1985, 190 × 140 cm). (PDF; 800 kB).
  • Bettina Niedt, Künstlichkeit / Transformation / Fragmentierung. In: Inge Huber, Karoline Müller (Hrsg.): Zur Physiologie der bildenden Kunst, Künstlerinnen, Multiplikatorinnen, Kunsthistorikerinnen Berlin 1985–1987. Porträts, Materialien, Register. Berlin 1987, ISBN 3-926460-00-8, S. 356–359, 856. (Porträtfotografie: Christiane Hartmann-Ohff).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Riese. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 10. Januar 2015.
  2. Peter Gorsen: Künstler-Gruppe Kulmer Straße 20a, Berlin (Teil 2). In: Deutsches Ärzteblatt, Rubrik Kulturmagazin, Ausgabe A 82(1985) 48, S. 3629–3630.
  3. Akademie der Wissenschaften zu Berlin: Jahrbuch 1987. de Gruyter, Berlin 1988, S. 169 und Abbildung Tafel I. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Bericht 85. 3 Jahre Ankäufe des Senats. Staatliche Kunsthalle Berlin, Berlin 1985, S. 141, 185.
  5. Künstler sehen sich selbst - graphische Selbstbildnisse des 20. Jahrhunderts. Bestandsverzeichnis der Sammlung im Miteigentum des Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds. Herzog-Anton-Ulrich-Museum, 2000 (S. 396)
  6. 6408: Bettina Niedt: Ausstellungskatalog. Berlin 1983. 12 S., Ill. In: Berlin-Bibliographie (1978 bis 1984) in der Senatsbibliothek Berlin, Band 1. Walter de Gruyter, 1987. ISBN 978-3-11-011348-8 (S. 370)
  7. Nummer 212.131 im Katalog, Seite V