FTI Group

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FTI Touristik GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1983
Sitz München, Deutschland Deutschland
Leitung Karl Markgraf[1]
Mitarbeiterzahl rund 11.000
Umsatz 4,1 Mrd. Euro (Konzern)
Branche Tourismus
Website www.fti.de
Stand: 2019

Die FTI Group ist ein deutscher Reisekonzern. Das Mutterunternehmen FTI Touristik GmbH mit Sitz in München führt weltweit rund 90 Tochtergesellschaften. Insgesamt beschäftigt der Konzern rund 11.000 Mitarbeiter und ist der drittgrößte Reiseveranstalter Europas.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Frosch Touristik GmbH (heute: FTI Touristik GmbH) wurde 1983 als Reiseveranstalter für die Mittelmeerinseln Malta, Gozo und Comino gegründet. FTI übernahm 1987 die Geschäftsanteile der 1981 gegründeten LAL Sprachreisen GmbH und 1989 die CA Ferntouristik GmbH, einen deutschen Fernreiseveranstalter. Die Frosch Software GmbH als Unternehmen für touristische Spezialsoftware sowie die UK Touristik GmbH, ein Spezialreiseveranstalter für Großbritannien und Irland, wurden 1990 gegründet. Der Schweizer Veranstalter CA Fernreisen AG (später: FTI Touristik AG) wurde 1992 von der FTI und vier Einzelgesellschaftern gegründet. In Orlando gründete FTI 1993 die CA Ferntouristik Inc., die später in FTI North America Inc. umbenannt wurde. FTI erwarb 1995 die Air-Maritime Seereisen GmbH, einen Anbieter für Fluss- und Hochseekreuzfahrten und startete in Linz die Veranstalteraktivitäten in Österreich.

Die Dachmarke wurde 1996 eingeführt. FTI gründete die TVG Touristik Vertriebsgesellschaft mbH. Das Unternehmen übernahm den Vertrieb für den italienischen Clubreise-Anbieter Club Valtur in Deutschland und Österreich. FTI erweiterte 1998 das Programm um Städtereisen. Im selben Jahr wurde der Last-Minute-Absatzkanal 5vorFlug gegründet. Der britische Reiseveranstalter Airtours plc stieg im Mai mit rund 30 Prozent bei FTI ein. FTI brachte 1999 den eigenen Mietwagenbroker driveFTI auf den Markt.

Der britische Reisekonzern Airtours/My Travel übernahm die FTI Frosch Touristik im Jahre 2000 und baute das Unternehmen als integriertes Reiseunternehmen mit der FTI Fluggesellschaft und konzerneigenen Hotels um. Die Übernahme rechnete sich aufgrund der Wirtschaftskrise und hohen Anlaufverlusten in den Jahren 2001/2002 nicht. Am 1. Oktober 2003 erwarb die RM2366 Vermögensverwaltungs GmbH, eine Investorengruppe, das Unternehmen und führte eine Neuausrichtung durch. Der Produktbereich 5vorFlug wurde 2004 in die Tochtergesellschaft 5vorFlug GmbH ausgegliedert. Das Online-Portal zur Flug- und Reisesuche fly.de wurde 2005 gegründet. FTI baute 2006 den Multi-Channel-Vertrieb durch die Zusammenarbeit mit der Euvia Travel GmbH (Betreibergesellschaft von sonnenklar.TV) und der BigXtra Touristik GmbH weiter aus. Seit Herbst 2006 wird diese Ausrichtung durch ein Franchisekonzept der TVG unter dem Namen sonnenklar.TV Reisebüro ergänzt. Die IATA-Abteilung und das Consolidator-Geschäft des FTI Ticketshops wurden in eine eigene Gesellschaft, die FTI Ticketshop GmbH, ausgegliedert. FTI verkaufte 2007 die Air-Maritime Seereisen GmbH an deren Geschäftsführer, Alexander Gessl. Die Euvia Travel GmbH, Betreibergesellschaft von sonnenklar.TV, wurde im Dezember Tochterunternehmen von FTI. Anfang April 2010 firmierte die Frosch Touristik GmbH um zur FTI Touristik GmbH und bezog eine neue Konzernzentrale in München. Das Unternehmen stieg 2011 wieder ins Kreuzfahrtgeschäft ein und schloss einen langfristigen Vertrag für die Spirit of Adventure, das ehemalige Traumschiff Berlin. Es wurde ab Mai 2012 als FTI Berlin von FTI Cruises eingesetzt. 2012 stieg FTI mehrheitlich bei der britischen Youtravel Group ein und übernahm den französischen Reiseveranstalter Starter, heute FTI Voyages. Ein Jahr darauf gründet die Mietwagenmarke Meeting Point Rent-A-Car. Seit März 2014 war der ägyptische Hotelinvestor Samih Sawiris anteilig an der FTI Group beteiligt, seit April 2020 mit 75,1 %.[3] 2022 hat Samih Sawiris seine Anteile an FTI seinem Sohn Naguib Sawiris überschrieben.[4]

Im Geschäftsjahr 2018/19 reisten acht Millionen Kunden mit den Reiseveranstaltern der FTI Group. Damit wurde ein Umsatz von rund 4,1 Milliarden Euro erreicht.[5] Nach einem branchentypischen Einbruch während und nach der COVID-19-Pandemie hat der Konzern im Geschäftsjahr 2022/23 den Umsatz von 4,1 Milliarden Euro wieder erreicht.[6]

Zu Beginn 2021 zog sich Gründer Dietmar Gunz aus der operativen Geschäftsführung zurück und übergab an Ralph Schiller.[7] Im Juli 2023 übernahm Karl Markgraf die Position des CEO von Ralph Schiller, der als stellvertretender Vorsitzender in den Aufsichtsrat wechselte[8].

Im Zuge der COVID-19-Pandemie kündigte FTI im Juli 2020 an, die Kreuzfahrt-Sparte FTI Cruises aufzugeben und zum Jahresende abzuwickeln. Ursprünglich sollte der Betrieb der Berlin zum 1. November 2020 eingestellt werden. Nachdem das Schiff im September 2020 mit sofortiger Wirkung an die maltesische Investmentgesellschaft Royalton Investment für deren Dreamliner Cruises verkauft wurde, die den Umbau zu einer Luxusyacht plant, sagte das Unternehmen alle noch bis Oktober 2020 geplanten Kreuzfahrten ab.[9]

Im Zuge einer geplanten Übernahme von FTI durch die REWE Tochter DER Touristik im Januar 2023 kam ans Licht, dass der Vorstandsvorsitzende Ralph Schiller in seiner damaligen Eigenschaft als Mitglied der Geschäftsführung von FTI Touristik neben weiteren (teils ehemaligen) Vorstandsmitgliedern (darunter auch der FTI-Gründer Dietmar Gunz) wegen Betrugs vorbestraft ist. Schiller wurde demnach trotz seiner Vorstrafe in das Amt des CEO befördert.[10]

Im März 2023 wurde bekannt, dass FTI bereits seit 2015 von der Reisebüro-Kooperation RTK (Raiffeisen-Tours-Kooperation, eine Tochter der Raiffeisentouristik Group) mit eigentlich geheimen Informationen der Geschäftszahlen tausender Reisebüros ohne deren Wissen versorgt wurde. FTI hatte dadurch Zugriff auch auf die Zahlen, die Reisebüros mit Konkurrenz-Reiseveranstaltern gemacht hatten.[11]

Im April 2024 übernahm ein Konsortium um den US-Finanzinvestor Certares die FTI-Gruppe. Im Rahmen der Übereinkunft erwirbt das Konsortium, dem auch die Familie Sawiris angehört, für einen symbolischen Euro 100 Prozent der Gesellschafteranteile, übernimmt aber auch Schulden in dreistelliger Millionenhöhe und gibt FTI frisches Kapital in Höhe von 125 Millionen Euro.[12][13]

Kritik an Delfin- und Walvorführungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Verhandlungen mit dem Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) hatte FTI Touristik im Jahr 2013 zugesagt, weltweit keine „Delfin- und Walvorführungen“ mehr zu bewerben.[14] In allen FTI-Katalogen hieß es daraufhin auf den Einleitungsseiten: „FTI Touristik rät vom Besuch von Delfinarien und Orca-Shows aus Tierschutzgründen ab. Vom Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) wurden wir daher als delfinfreundlich ausgezeichnet.“ In FTI-Pressemitteilungen vom 10. Juli 2013 und 22. Dezember 2013 erläuterte Ralph Schiller, Group Managing Director der FTI, dazu: „Darüber hinaus verzichten wir auch in unserer gesamten Außendarstellung wie Anzeigen, Plakatwerbung oder Reisebürodekorationen auf die Bewerbung solcher Shows. Wir wollen mit unserem Einsatz einen Beitrag zum Tierschutz leisten.“[15][16]

Im FTI-Kanaren-Winterkatalog 2015/16 (S. 164/165) bewirbt FTI erneut in einer zweiseitigen Bewerbung mit Foto die Orca-Show im Loro Parque auf Teneriffa [Zitat]: „Erleben sie die einzigartige OrcaOcean Show und lassen Sie sich von der Kraft der 6 Wale beeindrucken. … Bewundern Sie die intelligenten Delfine…“.[17]

Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) entzog FTI Touristik daraufhin die Auszeichnung delfinfreundlich und veröffentlichte in einer Pressemitteilung vom 10. September 2015: "Das WDSF reagierte empört und fühlt sich und die FTI-Gäste getäuscht. WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: „FTI hatte uns im Mai dieses Jahres nach der Kooperationsvereinbarung im Jahr 2013 noch schriftlich zugesagt, dass nach wie vor Meeressäuger nicht in der Bewerbung von Reiseangeboten gezeigt würden und den Gästen weiterhin grundsätzlich vom Besuch von Delfinshows abgeraten würde. Jetzt ist FTI vor der Lobby der Delfinarienbetreiber eingeknickt und möchte offenbar gerne wieder an der Vermittlung der katastrophalen Delfin- und Orcahaltung verdienen.“[18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.fti-group.com/de/management
  2. FTI: 100 Millionen Euro aus Abu Dhabi. Dezember 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019.
  3. Handelsblatt vom 16. April 2020
  4. Was für einen Rewe-FTI-Deal spricht und was dagegen | Inside. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  5. Jetzt definitiv: Samih Sawiris übernimmt FTI Group. April 2020, abgerufen am 20. April 2020.
  6. Klaus Hildebrandt: Exklusiv-Interview mit dem CEO: Wie Karl Markgraf FTI ertragsstärker machen will. In: FVW Travel Talk. 29. Februar 2024 (fvw.de).
  7. FTI-Gründer Dietmar Gunz tritt ab. Dezember 2020, abgerufen am 25. Dezember 2020.
  8. https://www.fti-group.com/de/presse/pressemitteilungen/detail/news/karl-markgraf-zum-neuen-ceo-der-fti-group-ernannt
  9. Franz Neumeier: FTI Crusies’ Berlin an Dreamliner Cruises verkauft. cruisetricks.de, 15. September 2020, abgerufen am 17. September 2020.
  10. FTI-Übernahme: Vorstrafe wegen Betrugs holt FTI-CEO Ralph Schiller ein. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  11. Untersuchung bestätigt Daten-Deal zwischen RTK und FTI | Inside. Abgerufen am 12. Mai 2023.
  12. https://www.fti-group.com/de/presse/pressemitteilungen/detail/news/von-certares-gefuehrtes-konsortium-schliesst-investitionsvereinbarung-mit-fti-group-ab
  13. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/fti-reisekonzern-certares-investor-uebernahme-1.6556887
  14. Reiseveranstalter sagt Shows den Kampf an BUNTE 29. November 2013
  15. FTI-Pressemitteilung vom 10. Juli 2013: FTI verzichtet auf Werbung für Delfin- und Walshows
  16. FTI-Pressemitteilung vom 22. November 2013: FTI verzichtet auf Werbung für Delfin- und Walshows
  17. FTI Virtueller Katalog Winter Kanaren/Kapverden 2015/16: FTI Winter 2015/16 Kanaren/Kapverden
  18. Tierschutzorganisation entzieht FTI Touristik das Prädikat „delfinfreundlich“ (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)