Blauzungen-Lauch
Blauzungen-Lauch | ||||||||||||
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Blauzungen-Lauch (Allium karataviense) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Allium karataviense | ||||||||||||
Regel |
Der Blauzungen-Lauch (Allium karataviense) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lauch (Allium) in der Unterfamilie der Lauchgewächse (Allioideae) innerhalb der Pflanzenfamilie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Er ist in Zentralasien verbreitet und wird häufig als Zierpflanze verwendet.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Blauzungen-Lauch ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 25 Zentimeter erreicht. Die 2 bis 6 Zentimeter breite, rundlich abgeflachte Zwiebel ist von einer schwärzlichen oder grauen, membranartigen Hülle umgeben.[1] Die zwei bis drei grundständigen, mattgrünen bis blaugrünen oder graupurpurnen Laubblätter sind breit zungenförmig, bis 6 Zentimeter breit und mit einer Länge von 15 bis 23 Zentimeter länger als der oberirdische Teil des Stängels, dessen untere Hälfte oft im Boden bleibt.[2][1]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von April bis Mai.[1] Der aufrechte, 10 bis 25 Zentimeter hohe Stängel trägt einen großen, bis 15 Zentimeter breiten, dichten, fast kugelförmigen, doldigen Blütenstand mit 2 bis 3 purpur-braunen Doldenhüllblättern und 50 oder mehr, sternförmigen, silbrig-rosa, weißlich-grauen oder rötlich bis purpurroten Einzelblüten mit dunklen Mitteladern.[2][1]
Die grünen Blütenstiele sind steif, kräftig und etwa 2,5 Zentimeter lang. Die weißen Staubblätter mit gelben, länglichen Staubbeuteln sind länger als die Blütenhüllblätter, die sich bald zurückbiegen, verdrehen und absterben.[1][3] Die drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, anfangs grünen, später fleischfarbenen Fruchtknoten verwachsen und bilden eine dreiteilige Kapselfrucht.[4][1] Der auffällige Fruchtstand bleibt bis zum Sommer erhalten.[5][6]
Chromosomensatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 9; es tritt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 18 auf.[7]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Blauzungen-Lauch ist in den Bergregionen der zentralasiatischen Länder Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Afghanistan verbreitet.[8] Er besiedelt lockere Kalkgeröllhänge.[1][3]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung von Allium karataviense erfolgte 1875 durch Eduard August von Regel in Trudy Imperatorskago S.-Peterburgskago botanicheskago sada, Band 3, Teil 2, S. 243.[9][8] Das Artepithetum karataviense bedeutet „aus dem Qaratau stammend“,[9] einem Gebirge in Kasachstan. Die Art gehört zur Sektion Miniprason R.M.Fritsch innerhalb der Untergattung Melanocrommyum (Webb & Berth.) Rouy in der Gattung Allium L.[10] Synonyme von Allium karataviense sind Allium cabulicum Baker und Allium singulifolium Rech.f.[8]
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Blauzungen-Lauch wird spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze kultiviert[3] und eignet sich gut für alpine Gärten, Steingärten, Kiesgärten und niedrige Steppenpflanzungen. Attraktiv ist die Kombination mit niedrigen bis mittelhohen Ziergräsern und graulaubigen Stauden oder die Verwendung in offenen, vegetationsarmen Schotterbeeten.[6][5] Die breiten, blaugrünen Blätter mit feinem rötlichen Rand gelten schon im Austrieb als attraktiv; die Blüten- und Fruchtstände können in Trockensträußen verwendet werden.[5][1]
Der Blauzungen-Lauch gilt als sehr winterhart bis −34 °C (Zone 4),[1] reagiert etwas empfindlich auf Winternässe, gilt aber dennoch als gut kultivierbar[5] und bevorzugt einen warmen, sonnigen Standort auf humusarmen, gut durchlässigen Böden. Aufgrund seiner Winterhärte eignet sich der Blauzungen-Lauch besonders für den ganzjährigen Freilandanbau in Töpfen und Steintrögen.[6][2]
Neben der Art sind einige Sorten im Handel. Die Sorte ‘Ivory Queen’ hat graugrüne Blätter und weiße Blüten, ‘Red Globe’ hat dunkelrote Blüten. ‘Globus’ ist eine hell-rosa blühende, bis 50 Zentimeter hohe Hybride mit Allium stipitatum Regel.[3][4] Ähnlich, aber mit intensiver rosa-roten Blütenbällen ist die Art Allium nevskianum Vved. ex Wendelbo, die manchmal als Allium karataviense ‘Red Giant’ angeboten wird.[6]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dilys Davies: Allium (Zierlauch). Aus dem Engl. von Marion Zerbst, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Hohenheim 1992, ISBN 3-8001-6439-6, S. 106.
- Leo Jelitto, Wilhelm Schacht, Hans Simon: Die Freiland-Schmuckstauden, Handbuch und Lexikon der Gartenstauden. Band 1: A bis H. 5., völlig neu bearbeitete Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Hohenheim 2002, ISBN 3-8001-3265-6, S. 46.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos von Thomas Meyer auf Flora von Deutschland (blumeninschwaben.de)
- Allium karataviense / Blauzungen-Lauch bei Galasearch (galasearch.de)
- Allium karataviense bei Pacific Bulb Society (pacificbulbsociety.org)
- Allium karataviense bei National Garden Association (garden.org)
- Allium karataviense bei Missouri Botanical Garden (missouribotanicalgarden.org)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h i Dilys Davies: Allium (Zierlauch). Aus dem Engl. von Marion Zerbst, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Hohenheim 1992, ISBN 3-8001-6439-6, S. 106.
- ↑ a b c Frank M. von Berger: Taschenatlas Zwiebel- und Knollenplanzen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Hohenheim 2014, ISBN 978-3-8001-8065-3, S. 19.
- ↑ a b c d Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 773.
- ↑ a b Thomas Meyer: Flora von Deutschland. Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos. [1].
- ↑ a b c d Leo Jelitto, Wilhelm Schacht, Hans Simon: Die Freiland-Schmuckstauden, Handbuch und Lexikon der Gartenstauden. Band 1: A bis H. 5., völlig neu bearbeitete Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Hohenheim 2002, ISBN 3-8001-3265-6, S. 46.
- ↑ a b c d Allium karataviense / Blauzungen-Lauch bei Galasearch.
- ↑ Allium karataviense bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- ↑ a b c Datenblatt Allium karataviense bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ a b Eduard August von Regel: Trudy Imperatorskago S.-Peterburgskago botanicheskago sada. Acta Horti Petropolitani. Band 3, Teil 2, 1875, S. 243. eingescannt.
- ↑ Qin-Qin Li, Song-Dong Zhou, Xing-Jin He, Yan Yu, Yu-Cheng Zhang, Xian-Qin Wei: Phylogeny and biogeography of Allium (Amaryllidaceae: Allieae) based on nuclear ribosomal internal transcribed spacer and chloroplast rps16 sequences, focusing on the inclusion of species endemic to China. In: Annals of Botany. Volume 106, Issue 5, 2010, S. 709–733, doi:10.1093/aob/mcq177.