Bolanden (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Bolanden

Die Herren von Bolanden waren Reichsministeriale, die vorwiegend im heutigen Donnersbergkreis begütert waren.

Geschichte

Bereits vor 1129 stiftete Werner I. von Bolanden das Kloster Hane in der Nähe ihrer Stammburg Altbolanden. Die Bolander waren anfangs als Dienstmannen (Kirchenministeriale) der Erzbischöfe von Mainz tätig. Als solche waren Bolander beim Aufstand Mainzer Ministerialen, Kleriker und Bürger gegen Erzbischof Arnold von Selenhofen 1160 beteiligt. Schwerpunkte ihres Wirkungsfeldes lagen im 12. Jahrhundert im Nahe- und Wormsgau. Vor allem im Bereich des Donnersberges scheinen sie im Auftrag des Reiches den Landesausbau in Form von Rodungen vorangetrieben zu haben.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erscheint Werner II. von Bolanden in Urkunden als Gefolge des deutschen Königs, offensichtlich in der Funktion als Reichsministerialer. Im Dienste des Reiches gelangen ihm und der Familie ein schneller Aufstieg innerhalb kurzer Zeit. Werner II. von Bolanden erscheint als Reichsvogt des Ingelheimer Reiches und damit als Verwalter des Reichsgutes am Mittelrhein. Um 1190 wurde er vom Kloster Lorsch mit dem ehemaligen Königshof Chamba (“curia in Chamben”) belehnt.

In der Folgezeit benutzten die Bolander ihre Lehen zum Ausbau eines eigenen Territoriums. Um 1220 teilte sich die Familie in die Linien Bolanden, Falkenstein und Hohenfels.

Die Hauptlinie von Bolanden erhielt für ihre Verdienste das erbliche Hofamt des kaiserlichen Truchsessen. Sie starb 1386 mit dem Geistlichen Konrad von Bolanden im Mannesstamm aus.[1] Bereits um 1277 hatte sich durch Heirat der Kunigunde von Bolanden mit Graf Heinrich I. von Sponheim-Kreuznach, einem Sohn des Grafen Simon I. von Sponheim-Kreuznach, die Seitenlinie Sponheim-Bolanden gebildet. Ihr letzter Vertreter war Heinrich II. von Sponheim-Bolanden († 1393); sein Besitz gelangte über seine Enkelin an das Haus Nassau.[2]

1246 war Philipp IV. aus der Linie Falkenstein Verwalter der Reichsburg Trifels und Hüter der Reichskleinodien. Philipps Frau war Isengard von Münzenberg, Erbtochter eines Teiles der Herrschaft Münzenberg. Durch finanzielle Probleme im 14. Jahrhundert ging viel Besitz verloren, 1418 starb die Linie Falkenstein aus (Haupterben wurden die Herren von Eppstein und die Grafen von Solms).

1602 erlosch zuletzt die Linie Hohenfels, ihr Erbe fiel u.a. an die Grafen von Sponheim und an das Haus Nassau-Saarbrücken. Große Teile des Besitzes wurden an Kurpfalz verkauft.

Besitz

In einem Lehnbuch aus dem 13. Jahrhundert wurden alle Besitzungen und Lehen von Werner II. von Bolanden (aus dem Ende des 12. Jahrhunderts) verzeichnet. Schwerpunkt des Besitzes liegt im Wormsgau, vor allem um den Donnersberg. Neben Burgen sind Rechte in ca. 150 Orten als Lehen von 44 Herren überliefert.[3]

Burgen

alte Wappen derer von Bolanden in Siebmachers Wappenbüchern, 1882 und 1916

Wappen

Wappenfenster von Bolanden, in der Katharinenkirche (Oppenheim), um 1450

Die Wappensymbolik der Herren von Bolanden bestand wie die der Erzbischöfe von Mainz aus einem Rad. Sehr wahrscheinlich stehen diese Wappen in irgendeinem gegenseitigen Bezug. Beide Räder unterschieden sich aber in der Folge sowohl durch Farbe als die Zahl der Speichen. Mainz führte im roten Feld ein silbernes sechsspeichiges Rad, die Dynasten von Bolanden im goldenen Feld ein rotes Rad mit acht Speichen.[4] Diese Ausführungen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts hatten lange Bestand. Die These etablierte sich, dass das Bolander Rad von dem Mainzer Rad abzuleiten ist. Mittlerweile ist belegbar, dass das Bolander Rad älter ist als das Mainzer Rad, denn das achtspeichige Bolander Rad ist erstmals 1214[5] nachweisbar, das Mainzer Rad dagegen erstmals 1238.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Kurt Andermann: Die Bolanden - Ministerialen der Staufer. In: Vor-Zeiten. Geschichte in Rheinland-Pfalz von Dieter Lau und Franz-Josef Heyen (Hrsg.), Band IV, Mainz 1988, S. 69−86
  • Christine Kleinjung: Die Herren von Bolanden als Klostergründer, Alzeyer Geschichtsblätter, Heft 33, 2001, Altertumsverein für Alzey und Umgebung; Artikel als PDF-Dokument
  • Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Band 6, „Die Herrschaften des unteren Nahegebietes: der Nahegau und seine Umgebung“, Bonn: Behrendt, 1914, S. 402 ff (dilibri.de)

Einzelnachweise

  1. Hans Döhn: Kirchheimbolanden: Die Geschichte der Stadt, Stadtverwaltung Kirchheimbolanden, 1968 und 1993, S. 84
  2. Hans Döhn: Kirchheimbolanden: Die Geschichte der Stadt, Stadtverwaltung Kirchheimbolanden, 1968 und 1993, S. 81 – 93
  3. Übersicht bei Heinrich Leo: Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Volkes und Reiches, Bd. IV. Eduard Anton, Halle/S. 1865, S. 599–607 (Google-Books), ausführlich W. Fabricius: Erläuterungen (a. a. O.).
  4. Adolph Köllner: Geschichte der Herrschaft Kirchheim-Boland und Stauf, Wiesbaden, 1854, S. 14 (Google Books)
  5. Historie Reipoltskirchen - Home. In: www.historie-reipoltskirchen.de. Abgerufen am 19. Januar 2017.