Burg Liechtenstein

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Liechtenstein
Burg Liechtenstein im Blick vom Kalenderberg

Burg Liechtenstein im Blick vom Kalenderberg

Alternativname(n) Lichtenstein
Staat Österreich
Ort Maria Enzersdorf
Entstehungszeit um 1135
Burgentyp Gipfelburg
Erhaltungszustand Erhalten
Ständische Stellung Fürsten
Geographische Lage 48° 6′ N, 16° 16′ OKoordinaten: 48° 5′ 33″ N, 16° 16′ 12″ O
Höhenlage 300 m ü. A.
Burg Liechtenstein (Niederösterreich)
Burg Liechtenstein (Niederösterreich)

Die Burg Liechtenstein liegt in Maria Enzersdorf in Niederösterreich am Rande des Wienerwaldes im Naturpark Föhrenberge. Sie steht auf einem Felsrücken in einer Seehöhe von ca. 300 m ü. A. 1136 wurde sie das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Fürsten von Liechtenstein, nach denen das Fürstentum Liechtenstein benannt ist, hatten hier ihren Stammsitz.

Geschichte

Die Burg wurde ungefähr um 1135 in Form eines Wehrturms und einer Kapelle von Hugo von Liechtenstein erbaut und war ein Teil des Verteidigungswalles entlang der Thermenlinie gegen Feinde, die damals aus dem Osten zu erwarten waren. Von damals sind noch eine romanische Kapelle und einige (teilweise stark überarbeitete) Mauern der unteren Geschoße erhalten. Der Schutzheilige der Kapelle ist wie bei der Burg Mödling der Heilige Pankratius. Die Burg wurde zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert mehrfach erweitert. Das Material stammt aus dem Römersteinbruch bei Sankt Margarethen im Burgenland aus den für den Steinbruch typischen lichten Steinen, die der Burg vermutlich den Namen gaben.

Die Burg wurde 1480 von den Türken verwüstet und im Rahmen der Ersten Wiener Türkenbelagerung 1529 schwer beschädigt. In der Zeit der danach folgenden Türkenkriege war sie Zufluchtstätte der Maria Enzersdorfer und der Hinterbrühler Bevölkerung. Bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 wurde Burg Liechtenstein zerstört, blieb Ruine und wurde erst ab 1807 von Johann I. von Liechtenstein wieder instandgesetzt. Im Sinne des Historismus wurde die Burg im 19. Jhd. von Johann II. von Liechtenstein in wesentlichen Teilen, z. B. dem Bergfried und dem östlichen Torbau, wieder vollständig aufgebaut. Eine Restaurierung erfolgte 1949 bis 1953.

Von 1960 bis 2007 wurde die Burg von der Marktgemeinde Maria Enzersdorf verwaltet und als Heimstätte der Maria Enzersdorfer Pfadfinder, ab 1983 als Spielstätte der Johann Nestroy-Spiele und ab 1995 als Weinbaumuseum genutzt. Da die Renovierung der Burg für die Gemeinde Maria Enzersdorf nicht finanzierbar war, wurde der Pachtvertrag 2007 gelöst. Verwaltet wird die Burg seither im Rahmen des Guts- und Forstbetriebes Wilfersdorf der „Stiftung Fürst Liechtenstein“. Die Burg ist seit 2007 wegen Baumängeln aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die alljährlich im Burghof unter Leitung von Elfriede Ott veranstalteten Festspiele finden seit 2007 in einer Ausweichbühne an der westlichen Burgmauer statt. In den Jahren 2008 und 2009 wird die Burg renoviert und erhält ein neues Dach, für diese Arbeiten sind 400.000 € veranschlagt, an denen sich Bundesdenkmalamt und Land Niederösterreich beteiligen.[1] Die Burg soll im Frühjahr 2010 wieder öffentlich zugänglich werden.[2]

Eigentümer

Die Burg gilt als der Stammsitz der heutigen Fürsten von Liechtenstein. Auf jeden Fall waren die Fürsten von und zu Liechtenstein die Besitzer bis ca. 1300. Anschließend wechselten die Besitzer sehr oft. Bekannte Eigentümer waren die Freiherrn von Khevenhüller, denen heute noch die Burg Hochosterwitz in Kärnten gehört. Sie gehörte auch den Habsburgern oder dem ungarischen König Matthias Corvinus. 1807 wurde sie vom damaligen Fürsten Johann I. von Liechtenstein wieder in den Familienbesitz gebracht, in dem sie bis heute ist. Am Ende des 2. Weltkrieges und in der Zeit der russischen Besatzung wurde die Burg abermals sehr stark beschädigt, Inneneinrichtung und Archiv wurden geplündert.[3]

Fürst Johann I. von Liechtenstein ließ auch die im 19. Jahrhundert weitgehend abgeholzten Wälder zumindest teilweise mit den für die Gegend typischen Schwarzföhren aufforsten.

Schloss Liechtenstein

Unter Johann I. wurde 1820 auch das südlich gegenüber der Burg liegende Schloss Liechtenstein als Sommerresidenz gebaut. Bereits 1596 befand sich an dessen Stelle ein Gutshof, der 1683 zerstört und ab 1686 wieder aufgebaut wurde. Im 19. Jahrhundert entstand aus der Anlage ein mehrflügeliges Schloss. Seinen Bau leiteten der Architekt Joseph Kornhäusel und Joseph Engel. Die Front wurde dem Schloss Weilburg in Baden nachempfunden.

Das Schloss wurde in der Zeit der Besatzung durch die Sowjets nach dem Zweiten Weltkrieg und durch die darauffolgende Verwendung als Auffanglager für Ungarn-Flüchtlinge 1956 stark in Mitleidenschaft gezogen. Es wurde danach vom Liechtensteinschen Fürstenhaus verkauft. 1961 wurden der östliche Seitenflügel und Nebengebäude abgetragen, 1977/89 der Rest des Schlosses bis auf den Mittelbau. Heute dient das Schloss, dem neue Bauteile angeschlossen wurden, als Seniorenresidenz.[4] Im Keller wird im Sommer Theater gespielt.

Burg und Schloss Liechtenstein, andere künstliche Ruinen und historisierende Bauten bei Maria Enzersdorf und Mödling um 1872 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)

Sonstige Bauten der Liechtensteiner

In den Jahren um 1810 wurden für die damalige Zeit übliche künstliche Ruinen („Staffagebauten“) und Burgnachbauten errichtet.[5]

  • die Ruine Johannesstein im Naturpark Sparbach
  • der Schwarze Turm in Mödling, 1810/11 an Stelle eines ehemaligen Wachturmes (urkundlich 1596) der Burg Mödling erbaut
  • das Pfefferbüchsel, eine künstliche Ruine einer Kapelle, ca. 1818/19
  • die Augengläser, eine Wand mit zwei Spitzbogenfensteröffnungen, erbaut um 1807
  • das Amphitheater (Kolosseum) südöstlich der Burg Liechtenstein in Maria Enzersdorf, 1810/11 als römische Ruine mit 16 Bögen mit massiven Pfeilern, kombiniert mit dorischen Säulen erbaut
  • die Ruine Rauchkogel in Maria Enzersdorf, ein Rundturm aus Bruchsteinmauerwerk
  • die Römerwand in der Hinterbrühl auf dem Halterkogel, um 1826 erbaut (Mauerfragment mit Bogenöffnungen)
  • der Husarentempel auf dem kleinen Anninger
aber auch in der weiteren Umgebung

Siehe auch: Liste der Burgen und Schlösser in Österreich, Geschichte Liechtensteins

Vorlage:Nömuseum o

Einzelnachweise

  1. Gut Wilfersdorf.
  2. Ankündigungstafeln der Stiftung Fürst Liechtenstein im Areal der Burg.
  3. Bundesdenkmalamt (Hg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Topographisches Denkmälerinventar. Niederösterreich südlich der Donau, Teil 2, M bis Z. Verlag Berger, Horn/Wien 2003. ISBN 3-85028-365-8. Seiten 1308–1311.
  4. Bundesdenkmalamt (Hg.): Dehio-Handbuch. Seite 1307.
  5. Bundesdenkmalamt (Hg.): Dehio-Handbuch. Seite 1494–1495.