Calciouranoit

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Calciouranoit
Calciouranoit aus Oktyabr'skoe, Krasnokamensk, Region Transbaikalien, Russland
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1973-004[1]

IMA-Symbol

Cun[2]

Chemische Formel (Ca,Ba,Pb)[(UO2)2|O3]·5H2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide (Uranylhydroxide und -hydrate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/H.06
IV/H.06-010

4.GB.20
05.04.02.01
Ähnliche Minerale Metacalciouranoit, Bauranoit, Wölsendorfit
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin[3], metamikt amorph
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4
Dichte (g/cm3) 4,62
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe rotorange, gelbbraun, orangebraun, braun
Strichfarbe unbekannt
Transparenz durchscheinend
Glanz Fettglanz bis matt
Radioaktivität stark radioaktiv
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,760[4]
nβ = 1,840[4]
nγ = 1,870[4]
Doppelbrechung δ = 0,110[4]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale giftig

Calciouranoit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Ca,Ba,Pb)[(UO2)2|O3]·5H2O[5] und entwickelt prismatische bis nadelige Kristalle, aber auch radialstrahlig-faserige bis kugelige Mineral-Aggregate von rot-oranger, gelb-brauner, orange-brauner oder brauner Farbe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Calciouranoit 1974 in der Molybdän-Uran-Lagerstätte von Oktyabr'skoe bei Krasnokamensk in Russland und beschrieben durch V.P. Rogova, L.N. Belova, G.N. Kiziyarov und N.N. Koznetsova, die das Mineral in Anlehnung an dessen wichtigste Verbindungs-Komponenten Calcium und Uran benannten.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Calciouranoit noch zur gemeinsamen Abteilung der „Uranyl-Hydroxide und -Hydrate“, wo er zusammen mit Bauranoit, Metacalciouranoit und Wölsendorfit eine eigene Gruppe bildet.

Mit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage wurde diese Abteilung aufgeteilt und zusätzlich präziser nach der Art der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur unterteilt. Das Mineral steht somit jetzt in der Abteilung der „Uranyl Hydroxide“ und dort in der Unterabteilung „Mit zusätzlichen Kationen (K, Ca, Ba, Pb usw.) und vorwiegend UO2(O,OH)5 pentagonalen Polyedern“, wo er nur noch zusammen mit Bauranoit und Metacalciouranoit die unbenannte Gruppe 4.GB.2 bildet.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Calciouranoit ebenfalls in die Klasse der Oxide, dort allerdings in die Abteilung der „Uran- und thoriumhaltige Oxide, die Erdalkalimetall-Elemente enthalten (Hydratisiert)“, wo er zusammen mit Bauranoit die unbenannte Gruppe 05.04.02 bildet.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calciouranoit kristallisiert zunächst triklin[3] mit allerdings bisher nicht bekannter Raumgruppe bzw. nicht bekannten Gitterparametern.[5] Aufgrund der ionisierenden Strahlung des in der chemischen Verbindung enthaltenen Urans wird allerdings mit der Zeit der kristalline Aufbau zerstört und der Calciouranoit metamikt amorph.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral ist aufgrund der Barium-, Blei- und Urananteile sehr giftig und durch letzteres Element auch stark radioaktiv mit einer spezifischen Aktivität von etwa 108 kBq/g[3] (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calciouranoit bildet sich tief in der Oxidationszone von Molybdän-Uran-Lagerstätten, in wasserüberfluteten, erzführenden Störungszonen.

Bisher konnte das Mineral neben seiner Typlokalität Oktyabr'skoe bei Krasnokamensk nur an zwei weiteren Fundorten nachgewiesen werden (Stand: 2010): Bei Zadní Chodov in Tschechien und bei Kyzyltyube-Sai in Tadschikistan.[4]

Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der Toxizität und der starken Radioaktivität des Minerals sollte eine Aufnahme in den Körper (oral) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Webmineral – Calciouranoite (englisch).
  4. a b c d e Mindat - Calciouranoite.
  5. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 251.