Moos-Dickblatt
Moos-Dickblatt | ||||||||||||
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Moos-Dickblatt (Crassula tillaea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Crassula tillaea | ||||||||||||
Lest.-Garl. |
Das Moos-Dickblatt[1][2] (Crassula tillaea), auch Moosblümchen genannt[3], ist eine Pflanzenart aus der Gattung Dickblatt (Crassula) innerhalb der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae).
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Moos-Dickblatt ist eine einjährige Pflanze mit einem moosartigen Habitus. Die niederliegenden bis aufrechten Stängel sind 1 bis 5, selten bis zu 8 Zentimeter lang und verzweigt[1] und vierkantig.[4] Die Pflanzenteile sind oft rötlich überlaufen. Es werden reichlich Adventivwurzeln gebildet.[4]
Die stängelumfassenden Laubblätter sind gegenständig[1] und oft dicht gedrängt sich mehr oder weniger deckend am Stängel angeordnet.[4] Die einfache, sukkulente Blattspreite ist bei einer Länge von 1 bis zu 2 Millimetern eiförmig mit spitzlichen oberen Ende.[5] Die Blattoberseite ist flach und die -unterseite gerundet.[4]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht in Deutschland von Mai bis September,[6] in der Schweiz von April bis Juli.[1] In den Blattachseln befinden sich zwei bis vier sitzende, winzige Blüten.[1]
Die zwittrige Blüte ist dreizählig mit doppelter Blütenhülle. Die drei fleischigen Kelchblätter sind breit lanzettlich, spitz, etwa 1 Millimeter lang und hellrot mit weißer Spitze.[4] Die Kronblätter sind kürzer als die Kelchblätter. Die drei weißen bis hell-rosafarbenen[1] Kronblätter sind schmal-lanzettlich mit spitzem oberen Ende.[5][4] Es sind drei Staubblätter vorhanden.[1] Sie sind kürzer als die Kronblätter.
Die drei Balgfrüchte sind breit eiförmig mit kurzer Spitze und enthalten meist zwei Samen.[4] Die dunkel-braunen Samen sind etwa 0,4 Millimeter lang mit längsrunzeliger Oberfläche.[4]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.[1][2]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim Moos-Dickblatt handelt es sich um einen sommergrünen Therophyten.[2] Bei den Blüten findet wohl ausschließlich Selbstbestäubung statt.[4]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Crassula tillaea ist ein submediterran-subatlantisches Florenelement. Sie ist in West-, Süd- und Südosteuropa, im Mittelmeerraum, in Nordafrika, der Türkei, Saudi-Arabien sowie auf den Kanarischen Inseln und Madeira verbreitet.[5] In Irland, im pazifischen Nordamerika (British Columbia, Washington, Oregon, Kalifornien) und in Südamerika (zentrales Chile, Uruguay) ist sie ein Neophyt.[7]
In Europa hat das Moos-Dickblatt ursprüngliche Vorkommen in den Ländern Portugal, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, in Deutschland, Italien, Griechenland, Nordmazedonien, Bulgarien und der Türkei. Auf den Azoren und Kanaren ist die Ursprünglichkeit zweifelhaft.[8] In der Schweiz kommt die Art adventiv vor.
Auf dem heutigen Gebiet Deutschlands wurde das Moos-Dickblatt erstmals 1822 gefunden. 2011 wurde das Moos-Dickblatt zum ersten Mal in Niedersachsen nachgewiesen, und zwar auf Baltrum.[5] In Schleswig-Holstein ist es in Einbürgerung begriffen; es wurde dort erstmals in Trittrasen auf Campingplätzen gefunden.[9] Den Erstnachweis für die Ostseeküste gab es 2012 auf Fehmarn.[10] Diese Art gilt als Wärmezeiger; der in Norddeutschland beobachtete Ausbreitungsprozess hatte etwa in den 1980er Jahren in Großbritannien und den Niederlanden begonnen und hat mittlerweile Dänemark erreicht, er wird mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht.[11]
In Mitteleuropa tritt das Moos-Dickblatt in Therophytenfluren feuchter (winternasser) Sandböden, Feuchtheiden, Teichbodengesellschaften und Trittrasen auf. In den Niederlanden und Großbritannien wächst es bevorzugt auf sandigen Böden, häufig an Wegen oder Parkplätzen.[5]
Die Zeigerwerte nach Ellenberg sind: Lichtzahl L: 8 (Lichtpflanze), Temperaturzahl T: 7 (Wärmezeiger), Kontinentalitätszahl K: 2 (ozeanisch), Feuchtezahl F: 7 (Feuchtezeiger), Reaktionszahl R: x (indifferentes Verhalten), Stickstoffzahl N: 3 (auf stickstoffarmen Standorten häufiger), Salzzahl S: 0 (nicht salzertragend).[2]
Das Moos-Dickblatt kommt u. a. im pflanzensoziologischen Verband Nano-Cyperion[2] (auch Zwergbinsen-Gesellschaften[12], Zwergbinsenflur oder Einjährige Schlammflur genannt) vor.
In der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN ist Crassula tillaea als LC = „least concern“ = „nicht gefährdet“ gelistet und im Bestand zunehmend.[13] In der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands nach Metzing et al. 2018 ist Crassula tillaea in Gefährdungskategorie 2 = stark gefährdet. Dies ist eine Verbesserung der Einstufung gegenüber der vorhergehenden Roten Liste nach Korneck et. al. 1998 als Crassula tillaea in allen Bundesländern Deutschlands in Kategorie 0 war = ausgestorben oder verschollen. Allerdings ist bei dieser in Deutschland extrem seltenen Art weiterhin der Trend zu einem starken Rückgang vorhanden.[2]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Tillaea muscosa durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 129.[14] Die Neukombination zu Crassula tillaea Lest.-Garl. wurde 1903 durch Lester Vallis Lester-Garland in A Flora of the Island of Jersey, S. 87 veröffentlicht.[14] Weitere Synonyme für Crassula tillaea Lest.-Garl. sind:[14] Crassula muscosa (L.) Roth, Crassula muscosa L., Mesanchum connatum Dulac, Sedum tillaei E.H.L.Krause.[7]
Das ursprüngliche Artepitheton muscosa sowie die Trivialnamen Moosblümchen, mosbloempje (niederländisch), mousse-fleurie (französisch) und mossy stonecrop (englisch) beziehen sich auf das moosähnliche Aussehen der Pflanzen.[5]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h Crassula tillaea Lest.-Garl. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 21. Februar 2023.
- ↑ a b c d e f Crassula tillaea Lest.-Garl., Moos-Dickblatt. auf FloraWeb.de
- ↑ Michael Koltzenburg: Crassula. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 359.
- ↑ a b c d e f g h i Gustav Hegi, Herbert Huber: Familie Saxifragaceae. S. 123. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 2, Verlag Carl Hanser, München 1961.
- ↑ a b c d e f Detlev Metzing, Heinrich Kuhbier, Bernd Küver: Crassula tillaea (Crassulaceae) auf Baltrum – Erstnachweis für Niedersachsen. In: Drosera. Jahrgang 2010, 2011, S. 71–76 (researchgate.net).
- ↑ Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. 21. Auflage. Springer Spektrum, Berlin und Heidelberg 2017, ISBN 978-3-662-49707-4, S. 339.
- ↑ a b Crassula tillaea Lest.-Garl. In: Plants of the World Online. Royal Botanic Gardens Kew, abgerufen am 5. September 2021.
- ↑ Karol Marhold (2011+): Crassulaceae: Datenblatt Crassula tillaea In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Schleswig-Holsteins: Rote Liste Band 1. Kiel 2021, ISBN 978-3-937937-99-1, S. 15, 106 (landsh.de [PDF]).
- ↑ Pieter A. Slim, Detlev Metzing: Crassula tillaea (Crassulaceae) auf Norderney – Ausbreitung und Habitate einer (noch) seltenen Art an der Nordseeküste. In: Drosera. Jahrgang 2014, 2019, S. 25–31 (researchgate.net).
- ↑ Detlev Metzing: Ausbreitung von Pflanzen infolge des Klimawandels. In: José L. Lozán, Siegmar-W. Breckle, Ruth Müller, Eike Rachor (Hrsg.): Warnsignal Klima: Die Biodiversität. Verlag Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg 2016, S. 152–157 (researchgate.net).
- ↑ Nanocyperion: Zwergbinsen-Gesellschaften In: Die Pflanzenwelt des Burgenlands Online, Naturschutzbund Burgenland (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2023. Suche in Webarchiven)
- ↑ Crassula tillaea in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013. Abgerufen am 31. August 2021.
- ↑ a b c Crassula tillaea bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 21. Februar 2023.