Curaçao Grand Prix 1985

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Der Curaçao Grand Prix 1985 war ein Automobilrennen, das am 13. Oktober 1985 auf der Karibikinsel Curaçao veranstaltet wurde. Es war nach dem Reglement der Formel 3000 ausgeschrieben, zählte aber nicht zur Formel-3000-Meisterschaft, die zum Zeitpunkt dieses Rennens bereits abgeschlossen war. Es war das erste von insgesamt sechs meisterschaftsfreien Rennen in der Geschichte der Formel 3000. Die Fahrer hatten erhebliche Probleme mit dem sehr rutschigen Belag des engen Straßenkurses; der Sieger John Nielsen bezeichnete die Idee, auf dieser Strecke ein Autorennen abzuhalten, als verrückt.

Entstehungsgeschichte

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Mit Ablauf des Jahres 1984 war die Formel-2-Europameisterschaft als höchste Motorsportklasse unterhalb der Formel 1 eingestellt worden. Sie wurde ab 1985 durch die Formel 3000 ersetzt. Ziel der Neustrukturierung war es, eine Weiterverwendung der 3,0 Liter großen Saugmotoren zu ermöglichen, die bislang in der Formel 1 eingesetzt, dort aber durch die zunehmende Verbreitung von 1,5 Liter großen Turbomotoren obsolet geworden waren.[1]

Der Rennkalender der ersten europäischen ersten Formel-3000-Saison ähnelte dem der letzten Formel-2-Jahre; diverse britische, italienische, französische und deutsche Rennstrecken, auf denen zuvor Formel-2-Rennen ausgetragen worden waren, fanden sich 1985 auch in der Formel 3000 wieder. Der Rennkalender umfasste 12 Meisterschaftsläufe, von denen tatsächlich nur 11 ausgetragen wurden, denn das Rennen auf dem Nürburgring – der einzige deutsche Lauf des Jahres – musste wegen Schneefalls kurzfristig abgesagt werden. Die Rennen mit Meisterschaftsstatus fanden ausschließlich auf europäischen Strecken statt.[2]

Drei Wochen nach dem letzten Meisterschaftslauf fand auf Curaçao das einzige außereuropäische Formel-3000-Rennen statt. Es war ein Einladungsrennen, das keinen Einfluss auf die Meisterschaft hatte, denn Christian Danner stand bereits als erster Formel-3000-Meister fest. Die Organisatoren verfolgten die Absicht, mittelfristig in den Rennkalender der Formel 1 aufgenommen zu werden. Das für Oktober 1985 vorgesehene Formel-3000-Rennen sollte ein erster Schritt auf dem Weg dorthin sein und zugleich das Potential der Stadt als Austragungsort eines Formel-1-Grand-Prix belegen.[3]

Diese Pläne scheiterten. Es kam in der Folgezeit weder zu einem Formel-1-Lauf auf Curaçao noch ergab sich auch nur eine Neuauflage des Formel-3000-Rennens. Das lag in erster Linie am schlechten Zustand der Strecke: Um als Formel-1-Kurs akzeptiert zu werden, hätte der Kurs umfassend renoviert oder neu gestaltet werden müssen. Dazu fehlte den Organisatoren das Geld.

Das Rennen wurde in Willemstad, der Hauptstadt Curaçaos, auf dem Willemstad Street Circuit gefahren. Es war keine permanente Rennstrecke, sondern ein temporärer Stadtkurs. Die Straßen, die für das Rennen genutzt wurden, standen ansonsten dem öffentlichen Verkehr zur Verfügung. Die Streckenführung erinnerte Beobachter an den Caesars Palace Grand Prix Circuit, einen Parkplatzkurs, auf dem die Formel 1 zu Beginn der 1980er-Jahre einige Male den Großen Preis von Las Vegas abgehalten hatte. John Nielsen, der Sieger des Willemstad-Rennens, beklagte den schlechten Zustand des Asphalts. Die Strecke war eng und bot nur wenige Überholmöglichkeiten. Der Belag war sehr uneben und laut John Nielsen „extrem rutschig von all dem Öl, das aus den amerikanischen Autos auf die Straße getropft ist.“ Um die Haftung zu erhöhen, hätten die Teams zunächst Regenreifen verwendet; im Rennen seien sie dann mit Qualifikationsreifen gefahren. Die Idee, auf dem Willemstad Street Circuit zu fahren, hielt Nielsen für „verrückt“ (mad).[4]

Teams und Fahrer

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Zum Rennen waren 10 Teams mit 20 Fahrern gemeldet. Mit Ausnahme des französischen Teams AGS erschienen alle Rennställe, die regelmäßig an der Formel-3000-Saison 1985 teilgenommen hatten. Üblicherweise setzte jedes Team zwei Fahrer ein; nur Onyx und Sanremo Racing erschienen mit jeweils drei Fahrern. Genoa Racing, Roger Cowman Racing und Eddie Jordan Racing brachten nur ein Auto an den Start, hinzu kam der US-amerikanische Rennfahrer Eric Lang, der als Privatier ein Auto für sich meldete.

Das Rennen fand am 13. Oktober 1985 statt. Es ging über 58 Runden zu je 3,55 km und hatte eine Gesamtdistanz von 205,9 km. Alle Fahrer waren zur Rennteilnahme qualifiziert. Polesetter Mike Thackwell (Ralt-Werksteam) nahm nicht am Rennen teil, da sein Wagen infolge eines Elektrikdefekts zu Beginn der Aufwärmrunde stehenblieb.

In den ersten vier Runden führte Ivan Capelli das Feld an, der von Position zwei ins Rennen gegangen war; dann wurde er von John Nielsen überholt, der die Führung bis zum Rennende nicht mehr abgab. Im Laufe des Rennens kam es zu zahlreichen Unfällen. Stefano Livio (Corbari Italia) prallte in Runde 37 gegen eine Betonmauer am Pistenrand. Zwölf Runden später fuhr Gabriele Tarquini (Werks-Lola) in das nach wie vor auf der Rennstrecke stehende Wrack des Livio-Autos und beschädigte seinen Wagen so stark, dass auch er ausfiel. Die beiden Sanremo-Piloten Aldo Bertuzzi und Fulvio Ballabio kollidierten in Runde 52 miteinander und fielen in der Folge aus. Aufgrund der zurückgelegten Distanz wurden sie gleichwohl gewertet.[3]

Das Rennen gewann John Nielsen (Ralt), der von Platz drei gestartet war, vor Ivan Capelli (Genoa Racing) und Claudio Langes im March von Jordan Grand Prix. Insgesamt kamen acht Fahrer ins Ziel, zehn wurden gewertet.

Team Nr. Fahrer Chassis Motor
Vereinigtes Konigreich Ralt 01 Neuseeland Mike Thackwell Ralt RT20 Cosworth DFV
02 Danemark John Nielsen
Frankreich Oreca 03 Frankreich Michel Ferté March 85B Cosworth DFV
04 Osterreich Pierre Chauvet
Vereinigtes Konigreich BS Automotive 07 Vereinigtes Konigreich Johnny Dumfries March 85B Cosworth DFV
08 Deutschland Christian Danner
Vereinigtes Konigreich Onyx 09 Italien Emanuele Pirro March 85B Cosworth DFV
10 Frankreich Alain Ferté
30 Kanada John Jones
Italien Sanremo Racing 13 Italien Aldo Bertuzzi March 85B Cosworth DFV
14 Italien Fulvio Ballabio
33 Italien Guido Daccò
Vereinigtes Konigreich Lola Motorsport 15 Italien Alessandro Santin Lola T950 Cosworth DFV
16 Italien Gabriele Tarquini
Italien Corbari Italia 21 Italien Stefano Livio March 85B Cosworth DFV
22 Italien Lamberto Leoni
Vereinigtes Konigreich Eddie Jordan Racing 25 Italien Claudio Langes March 85B Cosworth DFV
Vereinigtes Konigreich Roger Cowman Racing 26 Schweden Slim Borgudd Arrows A6 Cosworth DFV
Italien Genoa Racing 34 Italien Ivan Capelli March 85B Cosworth DFV
Vereinigte Staaten Eric Lang Vereinigte Staaten Eric Lang March 85B Cosworth DFV

Klassifikationen

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Das Ergebnis des Qualifikationstraining entsprach der späteren Startaufstellung.

Pos. Fahrer Konstrukteur
01 Neuseeland Mike Thackwell Vereinigtes Konigreich Ralt
02 Italien Ivan Capelli Italien Genoa Racing
03 Danemark John Nielsen Vereinigtes Konigreich Ralt
04 Deutschland Christian Danner Vereinigtes Konigreich BS Automotive
05 Italien Claudio Langes Vereinigtes Konigreich Eddie Jordan Racing
06 Italien Guido Daccò Vereinigtes Konigreich Sanremo Racing
07 Frankreich Alain Ferté Vereinigtes Konigreich Onyx
08 Vereinigtes Konigreich Johnny Dumfries Vereinigtes Konigreich BS Automotive
09 Italien Emanuele Pirro Vereinigtes Konigreich Onyx
10 Italien Alessandro Santin Vereinigtes Konigreich Lola
11 Kanada John Jones Vereinigtes Konigreich Onyx
12 Italien Lamberto Leoni Italien Corbari Italia
13 Italien Stefano Livio Italien Corbari Italia
14 Frankreich Michel Ferté Frankreich Oreca
15 Italien Gabriele Tarquini Vereinigtes Konigreich Lola
16 Italien Aldo Bertuzzi Italien Sanremo Racing
17 Italien Fulvio Ballabio Italien Sanremo Racing
18 Vereinigte Staaten Eric Lang Vereinigte Staaten Eric Lang
19 Schweden Slim Borgudd Vereinigtes Konigreich Roger Cowman Racing
20 Osterreich Pierre Chauvet Frankreich Oreca
Pos. Fahrer Team Chassis Runden Zeit Ausfallgrund
01 Danemark John Nielsen Vereinigtes Konigreich Ralt Ralt RT20 58 1:41,29,5
02 Italien Ivan Capelli Italien Genoa Racing March 85B 58 1:41,50,9
03 Italien Claudio Langes Vereinigtes Konigreich Eddie Jordan Racing March 85B 58
04 Deutschland Christian Danner Vereinigtes Konigreich BS Automotive March 85B 58
05 Frankreich Alain Ferté Vereinigtes Konigreich Onyx March 85B 58
06 Italien Emanuele Pirro Vereinigtes Konigreich Onyx March 85B 57
07 Italien Alessandro Santin Vereinigtes Konigreich Lola Motorsport Lola T950 56
08 Kanada John Jones Vereinigtes Konigreich Onyx March 85B 56
09 Italien Fulvio Ballabio Italien Sanremo Racing March 85B 51
10 Italien Aldo Bertuzzi Italien Sanremo Racing March 85B 51
Italien Gabriele Tarquini Vereinigtes Konigreich Lola Motorsport Lola T950 49 DNF Unfall
Frankreich Michel Ferté Frankreich Oreca March 85B 47 DNF Elektrikdefekt
Italien Lamberto Leoni Italien Corbari Italia March 85B 46 DNF Bremsdefekt
Italien Guido Daccò Italien Sanremo Racing March 85B 40 DNF Getriebeschaden
Vereinigte Staaten Eric Lang Vereinigte Staaten Eric Lang March 85B 38 DNF Motor
Italien Stefano Livio Italien Corbari Italia March 85B 37 DNF Unfall
Schweden Slim Borgudd Vereinigtes Konigreich Roger Cowman Racing Arrows A6 35 NC
Vereinigtes Konigreich Johnny Dumfries Vereinigtes Konigreich BS Automotive March 85B 32 DNF Unfall
Osterreich Pierre Chauvet Frankreich Oreca March 85B 21 DNF Unfall
Neuseeland Mike Thackwell Vereinigtes Konigreich Ralt March 85B DNS Elektrik

Einzelnachweise

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  1. David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7, S. 273.
  2. Überblick über die Meisterschaftsläufe des Jahres 1985 auf der Internetseite www.teamdan.com (Memento vom 6. Juni 2009 im Internet Archive) (abgerufen am 24. März 2015).
  3. a b Bericht zum Curaçao Grand Prix in: Motorsport aktuell, Heft 43/1985, S. 14.
  4. Statistik des Curaçao Grand Prix 1985 (abgerufen am 24. März 2015).