Düsselburg

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Düsselburg
Luftbild der Ringwallanlage und schematischer Schnitt durch die Wälle

Luftbild der Ringwallanlage und schematischer Schnitt durch die Wälle

Staat Deutschland
Ort Rehburg
Entstehungszeit Frühmittelalter
Burgentyp Wallburg
Erhaltungszustand Befestigung
Geographische Lage 52° 29′ N, 9° 11′ OKoordinaten: 52° 29′ 8,3″ N, 9° 11′ 3″ O
Düsselburg (Niedersachsen)
Düsselburg (Niedersachsen)

Die Düsselburg war eine frühmittelalterliche Ringwallanlage, deren Reste sich nahe Rehburg in Niedersachsen befinden. Die Wallburg in leichter Hanglage diente wahrscheinlich der Bevölkerung als Fliehburg und wird in das 8. bis 10. Jahrhundert datiert.

Die frühere Befestigungsanlage liegt im freien Gelände auf einer plateauähnlichen Erhöhung etwa 3 km nordwestlich von Rehburg. Sie befindet sich am Hang eines Ausläufers des sandigen Hügelzuges Kiebitzberg. Eine Bachschleife des etwa 50 m südwestlich vorbeiführenden Meerbachs bot der Düsselburg natürlichen Schutz. Die Wallanlage ist heute mit Bäumen bestanden und so von weitem erkennbar. Das Innere dient als Weideland für Vieh.

Lageskizze von Carl Schuchhardt um 1900

Von der Befestigungsanlage ist heute noch der Ringwall aus Erde vorhanden. Er bildet ein Oval von 150 × 120 m. Der Wall hat eine Höhe von etwa 1 m und ist bis zu 10 m breit. Davor befand sich früher eine Berme. Der vorgelagerte Spitzgraben war 5 m breit und 1,5 m tief. Davor fand sich eine weitere Befestigung durch einen Wall, der mit Palisaden bestanden war. Der bei der Ausgrabung an der Südseite gefundene Zugang bestand aus einer Torkammer im Wall, die 7 m breit und lang war. Eine Brandschicht deutete darauf hin, dass der Torbau einmal abgebrannt und wieder aufgebaut wurde. Ins Innere setzte sich der Torbereich durch eine Pflasterung im Boden fort. Die Düsselburg wurde 1958 zum Kulturdenkmal erklärt.

Forschungsgeschichte

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Eine archäologische Ausgrabung der Wallanlage erfolgte 1904 durch den Prähistoriker Carl Schuchhardt, der zahlreiche Grabungsschnitte in Wall, Graben und Innenraum vornahm. Die Untersuchungen im Inneren der Wallanlage erbrachten reichlich Siedlungsspuren, wie Gruben mit Keramikresten, Eisenschlacken und Eisenteilen. Auch fanden sich Pfostenlöcher von Gebäuden. Viele Fundstücke wurden in die vorrömische Eisenzeit des 1. bis 4. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Frühmittelalterliche Keramikscherben um die Zeit des 10. Jahrhunderts zeigten das Nutzungsende der Anlage an.

Mehrere Meter hoher und steil abfallender Wall zur Niederung des Meerbaches hin

2018 kam es zu geophysikalischen Prospektionsmaßnahmen durch die Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft und Studierende der Universität Göttingen.[1] Durch die Airborne-Laserscanning-Erfassung in Niedersachsen liegen dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege LiDAR-Bilder der Anlage vor, die die tatsächliche Geländebeschaffenheit ohne den Baumgürtel auf dem Wall zeigen. Im Rahmen ihrer Untersuchungen sichteten Archäologen 2018 erneut das Anfang des 20. Jahrhunderts geborgene Keramikmaterial von 30 kg.[2]

Nutzung und Entstehungsdeutung

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Aufgrund der Bauweise werden die heute sichtbaren Reste der Anlage in das 8. bis 10. Jahrhundert eingeordnet. Wegen des Aufbaus kommt als Funktion der Wallanlage eine Fliehburg für die Bevölkerung in Zeiten der Gefahr infrage. Auf eine frühere Nutzung dieses erhöhten und markanten Geländepunktes weisen Fundstücke aus dem 1. bis 4. Jahrhundert v. Chr. hin. Dabei ist unklar, ob zu diesem frühen Zeitpunkt bereits eine Befestigung bestand.

In der geschichtlichen Überlieferung findet sich eine urkundliche Erwähnung der Düsselburg 1207 im Zusammenhang mit dem Kloster Mariensee. Demnach bestanden hier eine Mühle und drei Häuser. Die Befestigungsanlage dürfte zu dieser Zeit bereits ungenutzt gewesen sein.

Ähnliche Befestigungsanlagen der näheren Umgebung

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Rekonstruierte Düsselburg mit Wall mit Tor

Befestigungswerke dieser Art wurden von der archäologischen Forschung ursprünglich als sächsisch oder als Heinrichsburgen angesehen. Die neuere Forschung ordnet die Bauwerke im Raum der Mittelweser und der Leine dagegen einer Zeitspanne vom 8. bis 12. Jahrhundert zu. Wegen fehlender Besiedlung dürften die Anlagen nur sporadisch genutzt worden sein und als Fliehburgen gedient haben. Bei den im Deisterraum gelegenen Anlagen (Wirkesburg, Bennigser Burg, Heisterschlösschen) ist typisch, dass sie auf abfallenden Bergrücken und in der Nähe eines Bachlaufs errichtet wurden.

  • Hans-Wilhelm Heine: Die Düsselburg bei Rehburg. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 49. Teil II Exkursionen. Mainz 1981, S. 133–136.
  • Hans-Wilhelm Heine: Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover, 2000, Hannover, ISBN 3-7752-5645-8, S. 141–143.
  • Lutz Grunwald: Archäologische Luftbilder aus dem Landkreis Nienburg/Weser. Ein Beitrag zur Forschungsgeschichte der Düsselburg bei Rehburg-Loccum. in: Die Kunde. Band 55, 2004, S. 97–102.
  • Carl Schuchhardt: Ausgrabungen auf der Düsselburg. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 1904, S. 411–435.

Einzelnachweise

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  1. Bete Ney-Jansen: Rehburgs älteste Besiedelung (Memento des Originals vom 27. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dieharke.de in Die Harke vom 4. Dezember 2018
  2. Neue Erkenntnisse über Rehburgs älteste Besiedelung in Blickpunkt vom 6. Dezember 2018