Degenhart Neuchinger

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Degenhart Neuchinger zu Oberneuching († 22. Januar 1624)[1] hatte als Stiftsdekan[2] den Vorsitz über die Augustiner-Chorherren der Fürstpropstei Berchtesgaden und konnte qua Amt auch als Stellvertreter des Fürstpropstes fungieren.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Stiftsdekan in Berchtesgaden berufen wurde Neuchinger unter Kurfürst und Erzbischof Ferdinand von Bayern, der seinerzeit auch das Amt des Fürstpropsts bzw. Kurkölnischen Administrators von Berchtesgaden innehatte.[3] Im Gegensatz zu einigen anderen Stiftsdekanen wurde Neuchinger nicht zum Nachfolger eines Fürstpropstes gewählt – nicht zuletzt auch deshalb, weil Ferdinand von Bayern ihn um viele Jahre überlebte.

Von Neuchinger ist ansonsten bekannt, dass er in Berchtesgaden noch als Pfarrer 1591 die Berufung des erst 13-jährigen Ferdinand von Bayern zum Koadjutor bezeugte[4] und die Bestätigungsurkunde von 1593[5] als Kapitular mitunterzeichnete. Als Stiftsdekan hat er sich 1597[6] nach einem Blitzeinschlag von 1596[7] in den südlichen Turm der Stiftskirche um den Wiederaufbau zerstörter Gebäudeteile bemüht und ließ zu Anfang des 17. Jahrhunderts die Pfister-Mühle mit angeschlossener Pfisterbäckerei[8] sowie 1614 „auf sain aignen Lasten“[9] das Schloss Adelsheim[3] erbauen.

Grabmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Epitaph Degenhart Neuchinger

Das Grabmal von Degenhart Neuchinger ist an einer Seitenwand der Franziskanerkirche Berchtesgaden angebracht. Weder in der Franziskanerkirche noch in der Berchtesgadener Stiftskirche sind weitere derart aufwendig ausgestaltete Grabmale für Stiftsdekane bekannt. Es zeigt über der Inschrift links unterhalb der Kreuzesdarstellung den Verstorbenen und rechts davon zwei Wappenschilde, eins davon mit mittelalterlicher Gugel-Kopfbedeckung analog zum Wappen von Neuching und dessen Ortsteil Oberneuching (allerdings gebessert um ein schwarzes Gesicht, das aus der Gugel schaut) sowie eines mit bislang nicht zuordenbarem Galgenbrunnen, die direkt darüber noch einmal als Helmzier gedoppelt sind. Insbesondere das Wappen mit der Gugel und dem schwarzen Gesicht lässt vermuten, dass Degenhart Neuchinger dem seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nachgewiesenen Grundherrengeschlecht der Neuchinger angehörte, das 1685 im „Mannesstamm erloschen“ ist.[10] Da ein „Ehewappen“ bei einem im Zölibat lebenden Kleriker nicht infragekommt, könnte sich das nicht zuordenbare daneben stehende Allianzwappen womöglich auf den Stifter der Grabplatte beziehen oder auch einen ganz anderen Bezug haben.

Nachfolgend der buchstabengetreue Wortlaut der Grabinschrift (in Klammern mutmaßliche Auflösung von Abkürzungen):

„Hi ligt Begraben der Hochwürdig Edl
Herr Degenhart Neuchinger zu obern Neuching
Chur Fr. (Fürst) Dt. (Durchlaucht) Zu Cölln Herzog Ferdinandi
In Bayrn rath und Dechant des fr. (fürstlichen) Stiffts
Berchtesgaden der den 22. Januar 1624 In
Cristo Selig verschiden dessen und Allen Crist
Gläubigen Seelen der Allmechtig Gott eine frelliche
Auferstehung Zum ewigen Leben verleihen wölle
Amen“

Siehe Abb. des Grabmals von Degenhart Neuchinger

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zu vollständigen Namen siehe Inschrift auf Abb. des Epitaphs bzw. des Grabmals
  2. Zu Nachweis des Sterbedatums und des Stiftsdekanats von Degenhart Neuchinger – in Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, Berchtesgaden 1991, S. 63, 73, 111.
  3. a b A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973; S. 85
  4. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, S. 139 (3. Abs.) (Volltext in der Google-Buchsuche).
  5. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, S. 142 (3. Abs.) (Volltext in der Google-Buchsuche).
  6. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 3, S. 4 (unten) (Volltext in der Google-Buchsuche; Koch-Sternfeld datiert an dieser Stelle den Blitzeinschlag fälschlicherweise auf 1567).
  7. Denkmalliste für Berchtesgaden (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalnummer DD-1-72-116-135 ganz unten, online unter geodaten.bayern.de
  8. A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. 1973; S. 242
  9. Die Geschichte des Schlösschens Adelsheim (Memento des Originals vom 1. Dezember 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museum-schloss-adelsheim.de, online unter museum-schloss-adelsheim.de
  10. Oberneuching (ehemalige Gemeinde) – In Gold ein blaue Gugel, Erläuterungen zum Wappen der ehemals eigenständigen Gemeinde Oberneuching, online unter ed-wappen.de