„Deutscher Dualismus“ – Versionsunterschied
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Der '''Deutsche [[Dualismus]]''' beschreibt den Konflikt zwischen [[Kaisertum Österreich|Österreich]] und [[Preußen]] um die Dominanz im damaligen deutschen Staatengebiet welcher im [[Dritter Schlesischer Krieg|dritten schlesischen Krieg]] seinen vorläufigen Höhepunkt fand. |
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Einen weiteren Höhepunkt erreichte der Deutsche Dualismus während der [[Einigungskriege]] in den 1860er Jahren. Nachdem Preußen und Österreich gemeinsam die dänischen Bestrebungen, sich die Herzogtümer [[Herzogtum Schleswig|Schleswig]], [[Holstein]] und [[Herzogtum Lauenburg|Lauenburg]] einzuverleiben, im [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] zunichte gemacht hatten, führten Unstimmigkeiten über die Führung im Deutschen Bund zu einer [[Bundesexekution]] gegen Preußen und schließlich zum [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]]. Der [[Casus belli]] war ein Streit um die Verwaltung Schleswigs und Holsteins nach dem Ende des Deutsch-Dänischen Krieges. |
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== Grunddifferenzen zwischen Preußen und Österreich == |
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=== Der Staat === |
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Version vom 11. März 2009, 17:12 Uhr
Der Deutsche Dualismus beschreibt den Konflikt zwischen Österreich und Preußen um die Dominanz im damaligen deutschen Staatengebiet welcher im dritten schlesischen Krieg seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Einen w
Der Staat
Während das Königreich Preußen eher ein künstliches Staatsgebilde war, das aus der Fusion des Kurfürstentums Brandenburg und des Herzogtums Preußen entstand, war Österreich eine traditionelle Hausmacht des Alten Reichs, von den Habsburgern beherrscht seit dem 13. Jahrhundert. In den 1860ern, als die Industrialisierung zunehmend auf den Kontinent übergriff, schaffte es Österreich als Großmacht nicht, mit Großbritannien und Frankreich wirtschaftlich mitzuhalten und wurde sogar von den Deutschen Nachbarstaaten (relativ am Anteil der Weltindustrieproduktion gesehen) überholt. Das Industrialisierungsniveau stieg in Österreich weniger stark als bei den anderen europäischen Großmächten (ausgenommen Russland). Gründe hierfür sind zum einen die konservative Politik Österreichs (Restauration) seit dem Wiener Kongress, zum anderen ein geringer nationaler Zusammenhalt sowie die Geographie Österreichs.
Militär
Militärisch gesehen war der preußische Staat dem österreichischen voraus. In Preußen gab es nach der Preußischen Heeresreform ein modernes Wehrpflichtigenheer, dessen Offiziere nach persönlichen Leistungen befördert wurden und auch bürgerlicher Herkunft sein konnten; umgangssprachlich sagte man sogar, dass „andere Staaten ein Militär hätten, in Preußen jedoch das Militär einen Staat“. In Österreich dagegen waren die habsburgerischen Streitkräfte vom Adel geprägt, der die Offiziersposten nicht nach persönlicher Leistung, sondern häufig nach dem Dienstalter besetze. Da in Preußen die Industrialisierung eher und rascher Einzug hielt als in Österreich, hatte dies auch Einfluss auf das Militär, insbesondere auf dessen Ausrüstung bzw. Bewaffnung. Auch die Struktur der preußischen Armee war ein Vorteil: Die Wehrpflicht lag bei drei Jahren, während man anschließend vier Jahre der Reserve angehörte. So konnte Preußen sieben Jahrgänge einziehen und den Nachteil einer dünneren Bevölkerung wettmachen, auch, weil man mehr auf Qualität statt Quantität setzte und ein preußischer Gefreiter grundsätzlich gut ausgebildet und ausgerüstet war. Zudem arbeitete der preußische Generalstab Fehler der Vergangenheit auf und sorgte für Verbesserungen für die Zukunft.
Staatsphilosophie
Auch der Glaube spaltete die beiden Nationen. Das protestantische, aufgeklärte Preußen stand zu dem katholischen, feudalen Österreich in Opposition. Der Gehorsam und die Disziplin waren in der Armee Preußens wichtiger als der Glaube, welcher wiederum in Österreich an erster Stelle stand. In Österreich herrschte Joseph II. nach dem Prinzip des aufgeklärten Absolutismus: „Alles für das Volk; nichts durch das Volk“. Im Gegensatz zu dieser feudalen Ordnung Österreichs war Preußen ein Verfassungsstaat, in welchem die Rechtslage, die Regierungs- und die Verwaltungssform eindeutig festgeschrieben wurde. Ein letzter Unterschied war, dass Preußen sich mehr auf innerdeutsche Angelegenheiten konzentrierte, während Österreich mit dem zunehmenden Verfall des Osmanischen Reiches Richtung Südosten expandierte und schließlich nach dem verlorenen Bruderkrieg gegen Preußen im Jahre 1867 einen Ausgleich mit Ungarn eingehen musste. In diesem neuentstandenen Vielvölkerstaat waren Konflikte und Krisen vorprogrammiert, denn zwischen den Deutschen, Slawen, Ungarn und vielen anderen Nationalitäten herrschte oftmals Uneinigkeit.
Schlussfolgerung
Der Deutsche Dualismus war geprägt von grundlegenden, in den jeweiligen Staaten konsolidierten Gegensätzen, welche zu jener Zeit kaum miteinander vereinbar waren. Letztendlich konnte Preußen sich nach dem Sieg über Österreich 1866 mit der Umsetzung der Kleindeutschen Lösung durchsetzen, welche die Vereinigung der deutschen Staaten ohne Österreich bedeutete. Der seit 1815 existierende Deutsche Bund wurde nach dem Frieden von Prag aufgelöst. Die von Österreich bevorzugte Großdeutsche Lösung war für viele Politiker Europas zu gefährlich, da das Mächtegleichgewicht und der Status quo damit in Gefahr gebracht worden wären. Im Zuge der Neuordnung des europäischen Bündnissystems auf dem Berliner Kongress im Jahre 1878 wurde die Deutsch-Deutsche Rivalität mit dem Zweibund endgültig beigelegt.