Diskussion:Unziale

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Letzter Kommentar: vor 1 Jahr von Pentzlin in Abschnitt Innenligatur und Schreibgerät
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Namensgebung[Quelltext bearbeiten]

Den Namen Unziale (lat. littera uncialis) soll Jean Mabillon im 17. Jahrhundert eingeführt haben, indem er anscheinend eine Briefstelle bei Hieronymus missverstanden hat (lat. uncia = ein zwölftel). Er soll über die "zollgroßen" Buchstaben geklagt haben (Jean Mabillon: De re diplomatica, 2. Aufl. Paris 1709, Liber i., caput xi., S. 47 online). In der römischen Antike wurde der Fuß nicht durch zwölf geteilt, sondern ausschließlich in digiti, also ein sechzehntel Fuß (ca. 1,8 cm). Erst im Mittelalter wurde der Fuß statt in sechzehn in zwölf Untereinheiten geteilt. In England findet sich der inch (von lateinisch uncia="Zwölftel", hier das Zwölftel eines englischen Fußes) erstmals im frühen 7. Jahrhundert. Dadurch ergab sich erst die Daumenbreite, das sogenannte Zoll.

Codex Vercellensis

Hieronymus (+420, lebte gegen Ende im byzantinisch geprägten, oströmischen Reich), der von uncialibus litteris schreibt (uncialibus soll wohl als Adjektiv gemeint sein, also eher littera uncialis), kann damals mit "uncialibus" nicht ein "Zwölftel vom Fuß" (heute ein "Zoll") gemeint haben, sondern die neuen („vulgären“), bauchig-gebogenen Buchstaben (aus Karthago, von Cyprian).

Die originale Stelle in der Einleitung zu seiner Übersetzung (Vulgata) des Buches Hiob lautete: "Habeant qui volunt veteres libros vel in membranis purpureis auro argentoque descriptos, vel uncialibus (ut vulgo aiunt) litteris, onera magis exarata quam codices, dummodo mihi meisque permutant pauperes habere schedulas et non tam pulchros codices quam emendatos." Übersetzungsversuch dieses "seltsamen"/"vulgo" Lateins: "Wer will, soll die alten Bücher haben, entweder auf purpurrotem Pergament mit Gold und Silber geschrieben, oder (mit) Unzialen (wie sie allgemein sagen) . . ." Der Codex Vercellensis ist die älteste erhaltene Handschrift des Neuen Testaments in „alter“ lateinischer Sprache (Vetus Latina). Er entstand im 4. Jahrhundert und wurde auf purpurgefärbtem Pergament mit silberner und goldener Tinte (in „unzialer“ Schrift) geschrieben.

Die Deutung dieser Stelle ist schon mehrmals ein "Forschungsgebiet für sich" gewesen (Jan-Olof Tjäder: Der Ursprung der Unzialschrift. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Jg. 74 (1974), Heft 1, S. 10). Mehrere "Interpreten" (z. B. William H. P. Hatch: The Origin and Meaning of the Term Unzial waren der Meinung, Hieronymus könnte (besonders) große Buchstaben oder Majuskeln gemeint haben (littera grandis oder littera maxima). Den Begriff Majuskeln hat es bei Hieronymus noch nicht gegeben. Vielleicht war auch die Größe der römischen Münze (Uncia) gemeint.

Alphabete aus Werken von Cyprian (um 250) und Hilarius

Egal, was Hieronymus damals gemeint hat, der heutige Begriff UNZIALE meint die spätantiken "Majuskeln" im beginnenden runden/gewölbten, "byzantinisch-romanischen Stil", deutlich bei D, E und M. Die älteste Form dieser Schriftart findet sich in einem Brief-Fragment von Cyprianus um 250 n. C. (Jan-Olof Tjäder: Der Ursprung der Unzialschrift. Tafel 1

--Pentzlin (Diskussion) 17:11, 15. Aug. 2022 (CEST)Beantworten

Innenligatur und Schreibgerät[Quelltext bearbeiten]

Ältere (oben) und jüngere (unten) römische Kursive im Vergleich
Beispiel für eine „Mutation“
durch eine Innenligatur

Die „kursive“ Unziale war das Ergebnis der Vereinfachung des Schreibvorganges. Die Römer benutzten Griffel, um auf Wachstafeln zu schreiben und den Calamus (Rohrfeder) auf Papyrus. Mit der breiten Rohrfeder sind nur „zusammengesetzte“ Buchstaben möglich – beim rückwärts „schieben“ fließt keine Tinte. Der erste, kraftvolle Grundstrich wird von oben nach unten geführt oder schräg von oben-rechts nach unten-links. Der zweite Strich ist entweder linear von unten links oder waagrecht. Flüssigeres Schreiben der eckigen Buchstabenteile führte zu Rundungen beim A, D, E, H, M und V, oder zu kurzen Ober- und Unterlängen beim D, F, H, L, P und Q. Weil dieser Vorgang (Innenligatur) zu einer Veränderung der klassischen CAPITALIS geschah, entstand eine neue Gestalt, die gegenüber der ursprünglichen Form eine neue „Schriftart“ (eine „morphologische Mutation“) darstellte. Im Alltag wurde daraus die römische Kursive (Capitalis Cursiva) und als Buchschrift die Unziale.

--Pentzlin (Diskussion) 17:17, 16. Apr. 2023 (CEST)Beantworten

Halbunziale[Quelltext bearbeiten]

Kann man nicht der Halbunziale eine eigene Seite geben? (nicht signierter Beitrag von 188.100.187.226 (Diskussion) )

hielte ich für eine gute idee. mach einfach. -- 21:08, 5. Okt. 2009 (CEST)Beantworten
technischer Hinweis: Weiterleitung Halbunziale durch den Artikel ersetzen. -- Enzian44 04:14, 6. Okt. 2009 (CEST)Beantworten

Jetzt gibt es einen Artikel zur Halbunziale. -- Enzian44 17:59, 21. Feb. 2010 (CET)Beantworten

griechische Unziale[Quelltext bearbeiten]

Eigentlich sollte Griechische Unziale ein eigener Artikel werden. -- Enzian44 17:06, 21. Feb. 2010 (CET)Beantworten

300 Handschriften[Quelltext bearbeiten]

Diese Angabe ist fragwürdig. Es gibt allein ca. 300 Unziale Bibelhandschriften und das bezieht sich nur auf die griechischen Unzialen. Die ca. 120 Papyrustexte sind selbstredend alle Unzialen (vielleicht mit wenigen ausnahmen), auch bei den Lektionaren sind teilweise Unziale dabei, sie werden aber bei Nestle-Aland nicht bei den Unzialen mitgezählt. Reine Septuaginta Texte sind hier noch nicht dabei. Bei den lateinischen Manuskripten ist man in der Forschung seit über 100 Jahren dran, aber die komplette Erfassung und Textkritische Auswertung ist noch nicht abgeschlossen. Ich vermute mal dass wir ungefähr ebensoviele Lateinische Unziale der Vulgata und Vetus Latina haben, nicht mitgerechnet sonstige Handschriften über Kirchenväter und sonstige Dokumente. Ich weiß auch nicht wieviele von den 400.000 Oxyrhynchus Papyri Unziale sind, aber es dürften zumindestens tausende sein. Also ist diese Zahl auf jeden Fall falsch und zu niedrig.--Giftzwerg 88 (Diskussion) 00:27, 12. Mär. 2012 (CET)Beantworten

Anwendung der Unziale heute.[Quelltext bearbeiten]

An deutschen Steinmetzschulen, ( Wunsiedel, Düsseldorf, und Königslutter) wird die Unziale auch heute noch standardmäßig gelehrt und gelernt. Die Unziale ist eine gut lesbare Kursivschrift. Besonders an verwitterten Grabsteinen, ist diese Schrift noch viele Jahre lesbar! Heute wird zwar hauptsächlich die Antiqua verwendet, weil die Unziale als veraltet gilt, aber es ist Geschmacksache. Und wenn an älteren Familiengräbern Unziale verwendet wurde, wäre es unpassend und ein Stilbruch ,Nachschriften, wie spätere Hinzufügungen genannt werden, plötzlich in Antiqua auszuführen! Die deutschen Steinmetzen haben sich [ wann genau, entzieht sich meiner Kenntnis] auf diese beiden Schriftarten geeignet! Roy Schäfer (Diskussion) 16:38, 15. Feb. 2019 (CET)Beantworten

Sehr guter Punkt, das mit der Verwendung in Inschriften auf Grabsteinen. Bestimmt ist dieser heutige Gebrauch der Unziale auch nicht auf Deutschland beschränkt, sondern in vielen europäischen und europäisch-geprägten Ländern zu finden. Hast du eventuell ein oder mehrere geeignete Fotos, die du hochladen und von denen wir das Beste als Beispiel in den Artikel einbinden könnten? Sonst müssten wir das bestehende Bildmaterial auf Commons:Gravestones in Germany durchstöbern... --Neitram  08:40, 18. Feb. 2019 (CET)Beantworten
Mich wundert übrigens, dass du die Unciale als Kursivschrift bezeichnest. Ich sehe zwar die ganzen Innenligaturen. Aber gegenüber ihrer Vorgängerin, der älteren römischen Kursive, ist sie ja deutlich weniger kursiv, und sie wurde auch vor allem als Buchschrift verwendet. Ist sie vielleicht eine Halbkursive? --Neitram  10:50, 22. Nov. 2021 (CET)Beantworten

Griechische, lateinische und gotische Unziale[Quelltext bearbeiten]

In der Einleitung steht, die Unziale sei wahrscheinlich aus der älteren römischen Kursive entstanden. Später steht dann auf einmal "Es sind über 300 Handschriften des Neuen Testaments in griechischer Unzialschrift erhalten." Griechisch? Gab es die ältere römische Kursive auch in Griechisch? Oder ist diese griechische Unziale nicht aus der älteren römischen Kursive entstanden, sondern aus einer ganz anderen, nämlich der älteren griechischen Schrift? Wenn dieser Artikel wirklich zusammenfassend die griechische, lateinische und gotische Unziale behandeln will, dann muss er das m.E. bereits ab dem ersten Satz der Einleitung tun. Und die drei Gruppen sollten jeweils charakterisiert und mit mindestens jeweils einem Bildbeispiel gezeigt werden. Oder aber wir teilen den Artikel in drei Artikel auf, in Griechische Unziale, Lateinische Unziale und Gotische Unziale. --Neitram  10:41, 22. Nov. 2021 (CET)Beantworten