Duden

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Der Duden ist ein Wörterbuch der deutschen Sprache, das erstmals am 7. Juli 1880 von Konrad Duden veröffentlicht wurde.

Heute erscheint das Werk in zwölf Bänden, mit denen verschiedene Spezialgebiete abdeckt werden:

  1. Die deutsche Rechtschreibung
  2. Das Stilwörterbuch
  3. Das Bildwörterbuch
  4. Die Grammatik
  5. Das Fremdwörterbuch
  6. Das Aussprachewörterbuch
  7. Das Herkunftswörterbuch
  8. Das Synonymwörterbuch
  9. Richtiges und gutes Deutsch
  10. Das Bedeutungswörterbuch
  11. Redewendungen
  12. Zitate und Aussprüche

Besonders wichtig ist der Rechtschreibduden, denn bis zur Rechtschreibreform von 1996 galt der Duden als maßgeblich für die amtliche deutsche Rechtschreibung. Der Duden wird regelmäßig bearbeitet und an die Entwicklung der deutschen Sprache angepasst. Er erscheint neben anderen Wörterbüchern im Dudenverlag Mannheim, der unter dieser Bezeichnung verschiedene Spezial- und Fachwörterbücher herausgibt.

Im Durchschnitt erscheint alle vier bis fünf Jahre ein neuer Duden.

Der Duden als Wörterbuch

Der Duden war bis 1996 maßgeblich für die deutsche Rechtschreibung verantwortlich, nicht aber für die Grammatik und den sonstigen Sprachgebrauch. Beides bleibt den Sprechern und Schreibern der Sprache überlassen; für die deutsche Sprache gibt es keine offizielle Stelle, die für die Sprachnormierung über die Orthographie hinaus zuständig wäre.

Die Dudenredaktion beobachtet die Sprachentwicklung und nimmt Wörter, die mit einer gewissen Häufigkeit in den Medien auftauchen, in das Wörterbuch auf. Der Duden ist dadurch sehr aktuell und hat den modernen Wortschatz erfasst. Dabei wurden mitunter auch Neologismen aufgenommen, was nicht unumstritten blieb. Insbesondere in der 24. Auflage von 2006 versucht der Duden außerdem durch Angabe von Empfehlungen bei Varianten Normen zu setzen, die nicht aus der Sprachentwicklung oder den Beschlüssen des Rechtschreibrats hervorgehen.

Geschichtliche Entwicklung

Schleizer Duden und Urduden

1872 veröffentlichte der zu dieser Zeit als Direktor eines Gymnasiums in Schleiz wirkende Konrad Duden in Leipzig den so genannten „Schleizer Duden“. 1876 wurde Konrad Duden Direktor des Königlichen Gymnasiums zu Hersfeld. Hier veröffentlichte er am 7. Juli 1880 sein wichtigstes Werk, sein beim Verlag Bibliographisches Institut erschienenes Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache, das im gleichen Jahr vom Königreich Preußen zur verbindlichen Grundlage der amtlichen Orthographie erklärt wurde. Die erste Auflage dieses „Duden“ hatte 28.000 Stichwörter. Der Verlag bezeichnet die Ausgabe von 1880, die sich im Folgenden im gesamten Deutschen Kaiserreich als Orthografie-Nachschlagewerk durchsetzte und dessen Schreibweisen ab 1894 in der Schweiz verbindlich wurden, als „Urduden“.

Der Duden 1901 bis 1991

Die vom 17. bis 19. Juni 1901 in Berlin tagende II. Orthographische Konferenz, auf der unter Beteiligung von Konrad Duden Beratungen über die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung stattfinden sollten, bestätigte mit ihren Orthographieregeln im Wesentlichen das amtliche preußische Schulregelwerk und den „Urduden“. Diese Beschlüsse wurden im Laufe des Jahres 1902 vom damaligen Reichsrat wie auch in Österreich-Ungarn und der Schweiz umgesetzt. Im selben Jahr erschien auch die 7. Auflage des an die Beschlüsse angepassten Dudens – an dieser Arbeit war neben Konrad Duden auch erstmals eine Redaktion beteiligt.

Der letzte in Frakturschrift gedruckte Duden erschien 1941 als 12. Auflage. Auf Erlass der Reichsregierung sollte die Frakturschrift nicht länger verwendet werden. Seit 1942 (ebenfalls 12. Auflage) erscheint der Duden ausschließlich in Antiqua.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die deutsche Rechtschreibung de facto von der Redaktion des „Duden“ in Leipzig weiterentwickelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Tradition in Leipzig und später auch in Mannheim fortgeführt (Ost- und West-Duden). 1947 entstand mit der 13. Auflage in Leipzig der erste Nachkriegsduden, für den auch westdeutsche, österreichische und Schweizer Verlage ein Abdruckrecht erhielten. Auf dessen Grundlage brachte 1954 der westdeutsche Dudenverlag eine eigene überarbeitete (14.) Auflage heraus. Von nun an unterschieden sich beide Dudenvarianten, wenn auch hauptsächlich nur in der Wortauswahl. Sozialistisch geprägte Begriffe fanden sich im Ostduden, im Westduden hingegen wurden neue westdeutsche Alltagsbegriffe hinzugefügt. In Westdeutschland griffen zu Beginn der 1950er Jahre einige Verlage das faktische Dudenmonopol an, indem sie Wörterbücher mit abweichenden Schreibungen herausbrachten. Daraufhin erklärten die Kultusminister der westdeutschen Bundesländer den Duden per Beschluss vom November 1955 in allen orthografischen Zweifelsfällen für verbindlich, was erst 1996 mit dem Beschluss zur Einführung einer neuen Rechtschreibung aufgehoben wurde.

Die sich in historischer Tradition sehende Leipziger Dudenredaktion versuchte noch in den 60er Jahren einen möglichst unpolitischen Duden herauszugeben, um eine Spaltung der Rechtschreibung in Deutschland zu verhindern. So enthielt der Leipziger Duden von 1965, 20 Jahre nach Kriegsende und 16 Jahre nach Gründung beider deutscher Staaten, nur das Wort „Deutschland“. „DDR“ und „BRD“ bzw. „Bundesrepublik“ fehlen. Beim Eintrag „Berlin“ findet sich die neutrale Erklärung „Hauptstadt Deutschlands“. Mit Ende der 60er Jahre jedoch wurde der Leipziger Duden zunehmend von sozialistischen Begriffen geprägt. Generell wurden Neuerungen im Ostduden aber zurückhaltender umgesetzt als im Westduden. Wortneuschöpfungen, insbesondere aus der Jugendsprache, findet man fast ausschließlich im Westduden.

Die Dudenredaktionen gingen bei Überarbeitungen einerseits konservativ vor, indem sie es als ihre primäre Aufgabe betrachteten, im Wörterbuch den vorherrschenden Sprachgebrauch zu dokumentieren. Andererseits entwickelten sie im Regelwerk zur Klärung immer neuer Zweifelsfälle immer feinere Verästelungen. Grundlage blieben aber bis zur Reform im Jahre 1996 dennoch die Rechtschreibregeln von 1901.

20. Auflage: der „Einheitsduden“ (1991)

Eine besondere Bedeutung kam der 20. Auflage des Dudens (nach Leipziger Zählweise: 19. Neubearbeitung) von 1991 zu, der letzten Ausgabe vor der Rechtschreibreform von 1996. Diese Auflage ist auch unter dem Titel „Einheitsduden“ bekannt geworden, da in ihr die beiden deutschen Duden (der DDR und der BRD (vor 1990)) wieder zusammengeführt wurden.

21. Auflage: der „Reformduden“ (1996)

Mit der Rechtschreibreform von 1996 wurde das sogenannte Dudenmonopol gebrochen. Nicht mehr der Duden ist maßgebend, sondern die amtliche Rechtschreibregelung selbst. Damit ist der Duden nicht mehr das einzig ausschlaggebende Regelwerk der Orthografie, und alternative Wörterbücher, die die amtliche Rechtschreibregelung darstellen, wie z. B. das Wahrig-Rechtschreibwörterbuch aus dem Bertelsmann-Verlag, haben prinzipiell denselben Stellenwert.

Der 21. Auflage des Dudens war die Broschüre Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung (1994) vorausgegangen, in der der Dudenverlag die Beschlüsse der „Wiener Orthographiekonferenz“ vom November 1994 einem breiten Publikum vorstellte. Zwei Jahre später, in der 21. Auflage, wurden die Neuschreibungen rot eingefärbt dargestellt. Das amtliche Regelwerk war in einem Anhang abgedruckt. Die amtliche Wörterliste sucht man hingegen vergebens, was damit erklärt wurde, dass alle darin enthaltenen Wörter im Duden aufgenommen wurden.

Kritiker merkten an, dass diese Auflage einige Fehlinterpretationen der reformierten Rechtschreibung enthielt. So schrieb der Duden das Wort „spinnefeind“ groß, die Schreibweise „Xylofon“ fehlte. Zudem verzeichnete die 21. Auflage nicht alle denkbaren Worttrennungen am Zeilenende (z. B. nur „Ma-nu-skript“, möglich wären aber auch „Ma-nus-kript“ sowie „Manusk-ript“ gewesen).

22. Auflage (2000)

In der 22. Auflage wurden reformierte und alte Schreibung gleichzeitig verzeichnet. Die Fehler der 21. Auflage wurden korrigiert. Zudem ergänzten Infokästchen, wie man sie schon 1996 im Bertelsmann-Rechtschreibwörterbuch finden konnte, den Text. Erstmals verzeichnete der Duden die Wörter und Unwörter des Jahres.

23. Auflage (2004)

Am 28. August 2004 lag der Duden in 23. Auflage vor. Darin waren auch alle Änderungen verzeichnet, die von der Kultusministerkonferenz im Juni 2004 beschlossen worden waren. Anders als in der Vorauflage verzichtete die Redaktion auf eine Verzeichnung der alten Schreibweisen. Neu war, dass weibliche Personenbezeichnungen aufgenommen wurden, z. B. neben „Erbsenzähler“ auch „Erbsenzählerin“. Kritiker führten dagegen an, dass die Anhängung von „-in“ an die männliche Bezeichnung keine rechtschreiblichen Probleme aufweise. Befürworter hielten die Neuerung aus Gründen der Gleichberechtigung beider Geschlechter für sinnvoll.

24. Auflage (2006)

Am 3. März 2006, einen Tag nachdem die Kultusminister der Länder die Vorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung für eine Modifizierung des amtlichen Regelwerkes der deutschen Rechtschreibung angenommen hatten, gab der Dudenverlag den 22. Juli 2006 als Erscheinungsdatum für die 24. Auflage des Dudens an. „Mit der Entscheidung der Kultusminister wird aus Sicht der Dudenredaktion die von ihr seit Jahren geforderte Sicherheit in Fragen der Orthografie wiederhergestellt“, heißt es in einem Vorwort des Leiters der Dudenredaktion, Herrn Dr. Matthias Wermke.

Die 24. Auflage umfasst rund 130 000 Stichwörter, davon 3500 neue Wörter wie Brötchentaste, E-Pass, Jobcenter, Plasmafernseher und Weblog. Neu ist, dass bei verschieden Schreibweisen (Eiscreme, Eiskrem und Eiskreme) eine Schreibweise empfohlen wird (sogenannte Dudenempfehlung). Die Dudenredaktion erhofft sich, so eine einheitliche Schreibweise herbeizuführen.

In der F.A.Z. vom 21. Juli 2006 bemängelte dagegen der als Kritiker der Rechtschreibreform bekannt gewordene Erlanger Sprachwissenschaftler Theodor Ickler die seiner Ansicht nach zahlreichen Uneinheitlichkeiten, Eigenmächtigkeiten und Fehler der „DUDEN-Empfehlungen“. [1]

Diese Ausgabe ist mit CD-ROM-Beilage erhältlich. Auf der CD-ROM ist der gesamte Dudeninhalt verzeichnet, zudem enthält sie Auszüge aus der Aussprachedatenbank der ARD. Mit Hilfe dieser Aussprachedatenbank kann man „erhören“, wie man z. B. „Mallorca“ richtig ausspricht.

Elektronische Ausgaben

Der Duden wird inzwischen auch für den Einsatz auf Computern mit der Software Office-Bibliothek unter Linux, Mac OS X und Windows angeboten sowie als Software für Handhelds. Mit den Produkten Duden Korrektor und Duden OpenOffice.org Suite gibt es eine erweiterte Rechtschreib-, Stil- und Grammatikkorrektur für Microsoft Word bzw. OpenOffice.org. Hierbei erfolgt die Prüfung nicht wortweise, sondern im Kontext des ganzen Satzes (bei OpenOffice.org nur in der Textverarbeitung).

Quellen

  1. Noch nicht einmal der Duden hält sich an den Duden Rezension des Reformkritikers Theodor Ickler. In: FAZ, 21. Juli 2006.

Literatur

Sauer, Wolfgang Werner: Der 'Duden'. Geschichte und Aktualität eines 'Volkswörterbuchs'. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1988, ISBN 3-476-00638-7

Weblinks

Wiktionary: Duden – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen