Emil Staub Terlinden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Emil Staub Terlinden, geboren als Emil Staub (* 7. Januar 1867; † 15. Februar 1929) war ein Schweizer Industrieller und Kunstsammler. Er wurde vor allem bekannt durch seine Bildersammlung hervorragender französischer Impressionisten.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emil Staub jun. war Sohn von Bertha Bachmann und dem Seidenfabrikanten Emil Staub (* 26. März 1831; † 24. Dezember 1890). Sein Vater gründete im Jahr 1864 zusammen mit dem Sattler Heinrich Bachmann die Gerberei und Lederfabrik Männedorf. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Emil Staub jun. zusammen mit seinem Bruder Heinrich Staub das Geschäft der Staub & Co AG, Leder- und Kunststoffwerke und stellte 1894 den Betrieb auf die industrielle Ledererzeugung um. Die Abteilung für Treibriemen aus Kronleder (eine der wichtigsten Abnehmer war die Textilmaschinenindustrie in England) war damals eine der führenden in der Branche, nebst der Herstellung von Autoreifen aus Leder.

Emil Staub heiratete 1903 Alma Terlinden (1883–1970), die Tochter von Heinrich Terlinden, Besitzer der Firma Terlinden & Co. in Küsnacht, einer Färberei und Fabrik für chemische Reinigung. Die gemeinsame Tochter Alma «Jo» Révy-Staub (1909–2008) studierte Balletttanz mit Trudi Schoop[1][2] und heiratete am 15. Januar 1934 Richard Revy.[3]

«Villa Alma»[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staub Terlindens «Villa Alma» in Männedorf

Nach der Heirat gab Emil Staub den Auftrag zum Bau einer Villa mit Bootshaus im englischen Landhausstil, direkt am Zürichsee vor der Fabrikanlage in Männedorf. Architekt war Richard Kuder (1852–1912) mit seinem Partner Joseph Müller. Dieses Architekturbüro wies sich durch zahlreiche bedeutende Bauwerke aus, so etwa durch den Sitz der Schweizerischen Lebensversicherungs- und Rentenanstalt von 1897/1898 in Zürich.

Der Bauherr schrieb an die Architekten: «Das Äussere soll gediegen aber nicht grossartig sein, damit nichts herausfordernd gegen die Umgebung wirkt. Das Innere darf ohne Rücksicht auf die Öffentlichkeit ausgebaut werden...». Das Gebäude entstand in den Jahren 1905 bis 1907. Seine Innenausstattung ist weitgehend original erhalten.[4] Die «Villa Alma» ist verzeichnet im kantonalzürcherischen Inventar der schützenswerten Objekte.[5] Sie war 2001 mehrmals Drehort der Schweizer TV-Soap Lüthi und Blanc.

Der «Almapark» auf dem der Villa zugehörigen Areal ist heute öffentlich zugänglich. Er liegt auf der Südseite der Seestrasse in Männedorf direkt am See und besitzt eine Grotte. Die Statue L’offerta von Ernst Heller (1894–1972) wurde vor 1931 im Park aufgestellt.[6]

Sammlertätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staub Terlindens Umzug in die neue Villa markiert gleichzeitig den Beginn seiner leidenschaftlichen Sammeltätigkeit. Frankreich hatte auf Emil und Alma Staub-Terlinden Faszination ausgeübt, die durch zahlreiche Reisen ins Land, aber auch durch die Vorliebe für französische Malerei belegt ist. Ab 1916 begann Emil Staub-Terlinden Werke französischer Impressionisten, Spätimpressionisten, der Nabis und Fauves zu sammeln.[7]

Das Ehepaar besuchte die Galerien der bedeutendsten Kunsthändler der Zeit, wie Ambroise Vollard, Durand-Ruel, Bernheim-Jeune, Georges Wildenstein, Eugène Druet und Paul Rosenberg. Oft begleitete sie der Maler Carl Montag auf ihren Reisen nach Paris und diente als Vermittler zu den Künstlern. Montag erstellte auch ein handschriftliches Verzeichnis mit Reproduktionen aus der Sammlung Staub-Terlinden Männedorf. Dieses findet sich heute im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft.

Der Hauptteil der Sammlung wurde in den Jahren 1916 mit 17 Bildern und 1917 mit weiteren 12 Bildern aufgebaut. Gemeinsam mit seiner Frau trug Staub Terlinden in den kommenden Jahren eine der bedeutendsten Privatsammlungen der französischen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts in der Schweiz zusammen. Bereits 1926 wurde die Sammlung in der Fachzeitschrift L’Amour de L’Art gewürdigt.

Werke in der ehemaligen Kunstsammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende bedeutende Werke waren unter anderem Bestandteil der Sammlung:

Honoré Daumier: Der Kupferstichhändler, 2. Drittel 19. Jahrhundert, Öl auf Leinwand, 33 × 24 cm
Ferdinand Hodler: Der Angler, um 1879, Öl auf Leinwand, 26,5 × 37,5 cm

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl Bindschedler: Geschichte der Gemeinde Männedorf. Stäfa 1939.
  • René Jean: L’art français dans une collection suisse. In: La Renaissance, August 1923, S. 172.
  • Carl Montag: Reproduktionen aus der Sammlung Staub-Terlinden Männedorf. ca. 1918 (Handschrift mit Reproduktionen).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Staub Terlindens Villa Alma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Speak Low (When You Speak Love): The Letters of Kurt Weill and Lotte Lenya. Berkeley Los Angeles 1996, ISBN 0-520-07853-5, S. 521.
  2. http://www.kwf.org/images/newsletter/kwn262p1-24.pdf
  3. www.revystaub.ch
  4. Die Villa Alma in Männedorf bleibt ein Altersheim – Das Geschenk der alten Dame. In: Neue Zürcher Zeitung, 14. April 2004, abgerufen am 13. März 2016.
  5. Schonfrist für Villa Alma. In: Neue Zürcher Zeitung, 20. April 2002, abgerufen am 13. März 2016.
  6. Erwin Poeschel: Ernst Heller. In: Das Werk, 18, 1931, Heft 12, doi:10.5169/seals-82016, S. 364.
  7. W. Georges: The Staub Collection at Mannedorf. In: Formes, No. 25, Mai 1932.
  8. Christie’s London, Verkaufskatalog der Auktion 7702, 5. Februar 2009, Los 329.
  9. Christie’s London, Verkaufskatalog der Auktion 7702, 5. Februar 2009, Los 328.
  10. Christie’s London, Verkaufskatalog der Auktion 7702, 5. Februar 2009, Los 327.
  11. Sotheby’s New York, Verkaufskatalog der Auktion NY7217, 16. November 1998, Los 39.
  12. Piasa, Paris, Verkaufskatalog vom 11. Dezember 2000, Los 1.
  13. Christie’s London, Verkaufskatalog der Auktion 7702, 5. Februar 2009, Los 322.
  14. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. April 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.artgallery.nsw.gov.au
  15. Christie’s Zürich, Verkaufskatalog der Auktion 1364, 1. Dezember 2008, Los 99a.
  16. Sotheby’s New York, Verkaufskatalog der Auktion N03940, 5. Mai 2015, Los 30.
  17. Christie’s London, Verkaufskatalog der Auktion 7702, 5. Februar 2009, Los 323.
  18. Christie’s London, Verkaufskatalog der Auktion 7702, 5. Februar 2009, Los 326
  19. Christie’s Zürich, Verkaufskatalog der Auktion 1364, 1. Dezember 2008, Los 99b.