Emma Herwegh
Emma Charlotte Herwegh, geborene Siegmund (* 10. Mai 1817 in Magdeburg, nach anderen Quellen in Berlin; † 24. März 1904 in Paris), war eine deutsche Kaufmannstochter, Revolutionärin während der Erhebungen von 1848/49 in Frankreich und dem deutschsprachigen Raum und eine frühe Vorkämpferin der Frauenrechtsbewegung. Bekannt wurde sie durch ihre eheliche Verbindung mit dem Dichter Georg Herwegh.
Leben
Emma Herwegh-Siegmund, Tochter des durch Seidenhandel reich gewordenen Berliner Kaufmanns und Hoflieferanten Johann Gottfried Siegmund (1789–1865) und seiner Frau Henriette Wilhelmine Siegmund, geb. Cramer, verwitwete Schiff (1784–1860) wuchs in wohlhabenden Verhältnissen in Berlin auf. Gebildet und musisch begabt vertrat die junge Frau in politischer Hinsicht radikaldemokratische und republikanische Standpunkte.
Sie lernte Georg Herwegh während seines Besuches in Berlin Anfang November 1842 kennen. Am 13. November verlobte sich das Paar und führte, da Herwegh auf einer Rundreise durch Deutschland war, einen intensiven Briefwechsel. Nachdem Herwegh aus Deutschland ausgewiesen worden war, reiste Emma Siegmund im Februar 1843 mit ihrem Vater und ihrer Schwester nach Zürich und heiratete ihn am 8. März 1843 in Baden. Anwesend waren Adolf Ludwig Follen, Friedrich Wilhelm Schulz, Jakob Henle, Karl von Pfeufer und Michail Bakunin. Die Hochzeitsreise führte beide nach Italien, ab September 1843 lebten sie in Paris, wo ihr erstes Kind Horace geboren wurde. Ihre Nachbarn dort in Paris waren Karl und Jenny Marx.
Als im März 1848 in Deutschland die Revolution ausbrach, beteiligte sich die Ehefrau auch an Herweghs Pariser Deutschen Legion. Als Kundschafterin und Abgesandte reiste sie mehrfach aus dem Elsass nach Baden, um mit Friedrich Hecker über den Einsatz der Legion zu verhandeln. Damit wollte Herwegh in Baden die Badische Revolution militärisch unterstützen. Nach dem unglücklichen Ausgang des Aufstandes konnten Georg und Emma Herwegh nur knapp ihr Leben retten und flohen in die Schweiz, wo sie sich von 1851 bis 1866 in Zürich niederließen. Die Ehe verlief nicht ohne Krisen; zeitweilig lebte das Paar getrennt.
1855 verhalf sie dem Revolutionär Felice Orsini zur Flucht aus dem Gefängnis Castello San Giorgio im Palazzo Ducale von Mantua, indem sie ihm Bücher schickte, in denen dünne Feilen versteckt waren.[1] Die Amnestie, die nach dem Krieg 1866 allen politisch Verbannten gewährt wurde, veranlasste die Herweghs, 1866 nach Baden-Baden umzuziehen, wo Georg Herwegh 1875 starb.
Emma und Georg Herwegh hatten drei Söhne: Horace (1843–1901), Camille (1847–1848) und Marcel (1858 bis um 1937). Ihren Lebensabend verbrachte Emma Herwegh in Paris, wo sie noch wenige Jahre vor ihrem Tod mit Frank Wedekind enge Beziehungen unterhielt. Sie starb im Jahre 1904 und wurde an der Seite ihres Gatten im schweizerischen Liestal beigesetzt.
Zur Erinnerung an Emma Herwegh wurden in Liestal ein Platz, in Berlin-Moabit und Freiburg-Betzenhausen Straßen nach ihr benannt. In Baden-Baden erinnert eine Gedenktafel an sie.
Werke
- Zur Geschichte der deutschen demokratischen Legion aus Paris. Von einer Hochverrätherin. Levy, Grünberg 1849.
Briefe
- Georg Herwegh’s Briefwechsel mit seiner Braut. Hrsg. von Marcel Herwegh. Lutz, Stuttgart 1906.
Literatur
- Regula Ludi: Herwegh(-Siegmund), Emma. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Dorothea Keuler: Emma Herwegh. Amazone und „Femme politique“. In: Provokante Weibsbilder. Historische Skandale aus Baden und Württemberg. Silberburg-Verlag, Tübingen 2011, ISBN 978-3-8425-1134-7, S. 149–165.
- Walter Schmidt (Hrsg.): Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49. Band 3. Fides, Berlin 2010.
- Barbara Rettenmund, Jeannette Voirol: Emma Herwegh: die größte und beste Heldin der Liebe. Limmat-Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-85791-346-0.
- Michail Krausnick: Emma Herwegh – Nicht Magd mit den Knechten! Eine biographische Skizze. Marbach 1998. (= Marbacher Magazin. 83) ISBN 3-929146-74-6.
- Michail Krausnick: Revolution von 1848. Amazone der Freiheit. In: Die Zeit, Nr. 13/2004.
- Margit Gerste: Wege der Freiheit. Emma Herwegh. In: Die Zeit, Nr. 47/2009
- Literarische Verarbeitung
- Dirk Kurbjuweit: Die Freiheit der Emma Herwegh. Roman. Hanser, München 2017, ISBN 978-3-446-25464-0.
Weblinks
- Literatur von und über Emma Herwegh im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kaspar Birkhäuser: Emma Charlotte Herwegh-Siegmund. In: Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft (= Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Baselland, 63). Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 1997, ISBN 978-3-85673-251-6.
- Rika Wettstein: Emma Herwegh (1817–1904). Baden-Baden Stadtführer der Medienagentur WAEPART, 30. Mai 2011
Einzelnachweise
- ↑ Rettenmund, Voirol: Emma Herwegh.
Personendaten | |
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NAME | Herwegh, Emma |
ALTERNATIVNAMEN | Herwegh-Siegmund, Emma Charlotte |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Revolutionärin und Vorkämpferin der Frauenrechtsbewegung |
GEBURTSDATUM | 10. Mai 1817 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 24. März 1904 |
STERBEORT | Paris |